Titel: | Ueber Conversionsfarben. |
Autor: | Lauber |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 224 |
Download: | XML |
Ueber Conversionsfarben.
Balanche, über Conversionsfarben.
Im Bulletin de Rouen, 1881 S. 80 bringt Balanche einige Notizen über Conversionsfarben; obwohl
letztere gegenwärtig im Kattundruck eine weniger bedeutende Rolle spielen und
verschiedene Arten ihrer Herstellung schon in Persoz zu
finden sind, sollen die von Balanche beschriebenen hier
mitgetheilt werden, da sie wirklich in ihrer Art neu und interessant sind.
Das Princip der ersten vom Verfasser behandelten Klasse, der
Albumin-Conversionsfarben, ist folgendes: Eine Mischung zweier Farben, wovon nur die
eine durch Säuren zerstörbar ist, wird aufgedruckt und nach der durch Dämpfen
erfolgten Fixation durch Ueberdrucken einer sauren Substanz die erstere Farbe an den
auffallenden Stellen zerstört. Als Beispiel ist folgende Mischung angegeben: 70g dunkles Ultramarin, 5g trockener Ruſs, 100g Wasser, 50g Traganthwasser zu 120g, 150g
Eialbuminwasser zu 500g im Liter. Nach dem Druck
wird gedämpft, dann folgende Beize überdruckt: 50g
saures schwefelsaures Kali, 130g kochendes Wasser,
90g Leiogomme. Nun wird in einem feuchten
Locale 48 Stunden lang verhängt, durch ein Kreidebad bei 50° passirt und gewaschen;
überall, wo das saure Kalisalz auf die erste Druckfarbe fällt, ist natürlich das
Ultramarin zerstört worden, während das angewendete Ruſsgrau unverändert blieb. Es
lassen sich auf diese Weise sehr hübsche zweifarbige Muster herstellen.
Das blaue Ultramarin kann in obiger Druckfarbe durch grünes oder rothes ersetzt
werden, das Ruſsgrau durch jede andere von Säuren nicht angreifbare Körperfarbe, so
daſs man also eine sehr groſse Zahl von Combinationen auf diese Weise herzustellen
vermag.
In ähnlicher Weise verfährt Balanche, indem er auf
geölte Waare eine Mischung von Ultramarin, Nitroalizarin und Albumin aufdruckt und
ganz wie oben verfährt, worauf nach der Zerstörung des Ultramarins Orange
hervortritt, das sich allerdings wahrscheinlich wegen der Modification der
fixirenden Thonerde durch besondere Lebhaftigkeit nicht gerade auszeichnet, während
die nicht überdruckten Partien einen Modeton haben; die betreffende Vorschrift
lautet: 40g dunkles Ultramarin, 60g Wasser, 40g
Traganthwasser zu 120g, 220g Eialbuminwasser zu 500g im Liter, 24g
Nitroalizarin.
Durch Vermischen von Ultramarin mit Alizarin erhält Balanche ein Violet, das durch Zerstörung des Ultramarins in Rosa
übergeht, nach der Vorschrift: 40g Ultramarin
dunkel, 60g Wasser, 40g Traganthwasser zu 120g, 220g Eialbuminwasser zu 500g im Liter, 20g
Alizarin für Roth von 16½ Proc. Durch Ersetzen des Nitroalizarins oder Alizarins
durch andere Farbstoffe lassen sich so eine groſse Zahl von Combinationen
herstellen.
Eine zweite Reihe von Conversionsfarben erzeugt Balanche
durch Ersetzen eines Mordant durch einen anderen. Bekanntlich ist das arseniksaure
Eisen unlöslich, während die arseniksaure Thonerde nur in concentrirten Lösungen
gefällt wird; in Folge davon substituirt das Eisen die Thonerde, wenn man
arseniksaure Thonerde mit einem Eisensalze in genügender Verdünnung zusammenbringt.
Aus diesem Grunde wurde, ehe F. Storch das
Rhodanaluminium an die Stelle des Aluminiumacetates im Dampfalizarinroth setzte,
diesem u.a. auch arseniksaure Thonerde zugefügt, um die Verunreinigung der
Druckfarbe durch Eisen zu verhindern. Druckt man also über Alizarinviolet passend
verdickte arseniksaure Thonerde und dämpft, so tritt überall da, wo die letztere auf
den Eisenmordant des Dampfviolet trifft, die Thonerde an die Stelle des Eisens und
man erhält neben dem unveränderten Violet ein Rosa. Dasselbe ist der Fall, wenn man
an Stelle des Eisens Uran verwendet, wobei neben Grau Rosa entsteht; man druckt
102g Verdickung (aus Stärke und Traganth),
5g Essigsäure, 8g Alizarin für Rosa 22 Proc., 100g
Wasser, 4g krystallisirtes salpetersaures Uran,
2g,5 essigsauren Kalk von 12° B. Man überwalzt
mit 60g arseniksaurer Thonerde en pâte, 117g
Traganthschleim zu 120g im Liter und 180g Wasser. Den Tag nach dem Druck dämpft man, läſst
24 Stunden liegen, wäscht und seift hierauf. Der einzige Uebelstand an letzterer
Farbe wäre etwa der hohe Preis der Uransalze; aber der Verfasser bemerkt mit Recht,
daſs, wenn sich erst die Kattunindustrie dieser Salze in gröſserem Maſse bedienen
werde, der Preis gewiſs falle, wobei er als Beispiel das Vanadium anführt. Wird in
der zuletzt angegebenen Vorschrift das Alizarin durch Nitroalizarin ersetzt, so
erhält man neben Puce Orange.
Balanche's dritte und letzte Reihe von Conversionsfarben
ist nur in ihrer Anwendung auf Dampffarben neu; er druckt Alizarin mit einer zu
seiner Fixation ungenügenden Menge von Thonerdeacetat auf und überwalzt mit
Thonerdeacetat, wodurch natürlich an den Stellen, wo ein Ueberschuſs des Mordant
hervorgebracht wird, eine dunklere Nuance erscheint. Die angeführte Vorschrift
lautet: 10g Alizarin für Rosa 22 Proc., 5g Essigsäure, 125g Wasser, 100g Gummiwasser, 2g,5 essigsaure Thonerde von 11°, 2g essigsaurer Kalk von 12°. Es wird überwalzt mit 80g Traganthschleim, 120g Wasser und 8g essigsaurer Thonerde von
11°. Nach dem Dämpfen wird gewaschen und geseift.
Zum Schluſs berührt Balanche noch eine Art von
Conversionsfarben, denen man in elsässischen Fabrikaten begegnet; dieselbe besteht
in einer Ueberoxydation des Farbstoffes an gewissen Stellen: es wird z.B.
Blauholzgrau vorgedruckt, dann chlorsaures Kali übergedruckt, was einen dunkleren
Ton hervorbringt; mit einem, Naphtylamiograu kann man dasselbe erreichen entweder
durch Aufdrucken von chlorsaurem Kali, oder von Kupfersalz.
Dr. Lauber.
Zawiercie, October 1881.