Titel: | Mittheilungen über Wasserwerke. |
Autor: | C. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 249 |
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Mittheilungen über Wasserwerke.
Fortsetzung des Berichtes S. 162 d.
Bd.
Mit Abbildungen.
Wasserwerk der Stadt Krefeld.
Die Maschinenanlage des Wasserwerkes der Stadt Krefeld. (Taf. 20.)
Die Maschinen dieses vom J. 1876 bis 1877 von B. Salbach
erbauten Wasserwerkes haben die Aufgabe, 800cbm
Wasser in 24 Stunden auf
eine Gesammthöhe von 44m zu fördern. Mit
Einschluſs des Leitungswiderstandes in der Rohrleitung (1200m lang) nach dem Wasserthurme und des
Reibungswiderstand es beim Durchgang durch die Pumpen erfordert diese Arbeit etwa
67e effectiv. Es sind nun zwei Maschinen
vorhanden, deren jede allein im Stande ist, diese Leistung zu verrichten, so daſs
immer eine Maschine als Reserve verbleibt. Wie aus Taf. 19 zu ersehen ist, wurden
die Maschinen mit Rücksicht auf die nothwendige Tiefstellung der Pumpen, bedingt
durch die 9m unter dem Terrain liegende Absenkung
des Wasserspiegels im Brunnen, als Balanciermaschinen (Woolf'schen Systemes) gebaut.
Auf diese Weise wurde die Anordnung von besonderen Hubpumpen umgangen, die man bei
ganz ähnlichen Verhältnissen für das Wasserwerk Elberfeld (vgl. S. 162 d. Bd.)
ausführen lieſs. Unter dem einen Ende des kastenförmig aus Schmiedeisen construirten
Balancier stehen die beiden Dampfcylinder, während von der anderen Hälfte die
Druckpumpe, deren Kolbenstange im Bodenniveau geführt ist, in Bewegung gesetzt und
die Schwungradbewegung (Kurbelradius 450mm)
vermittelt wird. Die Geradführungen der Kolbenstangenköpfe bestehen in ausgebohrten,
an den Seiten offenen Hohlcylindern, welche gegenseitig sowie mit der
Balanciersäule, die ihrerseits wieder durch guſseiserne Längsbalken mit den
Giebelwänden des Gebäudes verankert wurde, verbunden sind. Die Durchmesser des
Dampfcylinders sind 700 bezieh. 404mm, die
Kolbenhübe 1200 bezieh. 900mm. Beide Cylinder
besitzen Dampfmäntel und sind nach Möglichkeit gegen Wärmeausstrahlung geschützt.
Die Steuerung geschieht durch Doppelsitzventile mit während des Ganges verstellbarer
Expansion im kleinen Cylinder. Neben dem letzteren (unter dem Boden) stehen
Condensator, Luftpumpe, sowie die damit verbundene Kesselspeisepumpe. Die
Warmwasserpumpe ist einfach wirkend und hat 500mm
Durchmesser bei 500mm Hub.
Mit der Kurbel ist eine Schleppkurbel verbunden, deren Welle mittels Kegelräder die
Steuerwelle und durch eine Kurbelscheibe die tiefstehende Kaltwasserpumpe treibt.
Durchmesser des Schwungrades 5560mm, Gewicht
desselben 9800k. Umgangszahl 22 in der Minute.
Sämmtliche Rohrleitungen liegen unter dem Fuſsboden des Maschinenraumes.
Die doppelt wirkende Druckpumpe einer jeden Maschine besitzt 375mm Durchmesser bei 1200mm Hub. Die Ventile sind Etagenventile mit
guſseisernen Sitzkörpern und je 5 bronzenen Ringventilen, deren Hub 10mm beträgt und welche einen Durchgangsquerschnitt
gleich der Kolbenfläche bieten. Jede Pumpe hat ihr getrenntes, 550mm weites Saugrohr mit Absperrschieber,
Stopfbüchsencompensator und guſseisernem Saugwindkessel von 525mm Durchmesser und etwa 3m Höhe. Das Druckwasser tritt von jeder Pumpe
durch ein 400mm weites Rohr, mit
Stopfbüchsenausgleichung und Absperrschieber versehen, in den gemeinschaftlichen
Druckwindkessel aus Eisenblech von 1200mm
Durchmesser und 4m Höhe.
Die Dampferzeugung besorgen zwei Kessel nach Galloway's System von je 91qm,4 Heizfläche und 16300k Gewicht. Hiernach ist jeder derselben im Stande,
den zum Betriebe nöthigen Dampf zu erzeugen, ohne daſs eine Ueberanstrengung
eintritt. Der Durchmesser des äuſseren Kesselmantels beträgt 2200mm bei 8m Länge.
Die beiden Flammröhren zeigen da, wo die Roste liegen, 880mm Lichtweite und vereinigen sich hinter den
Feuerbrücken in ein einziges ovales Rohr (vgl. Fig. 3 Taf.
20), welches 10 Reihen von je 2 bezieh. 3, in Summe 25 conische Querröhren von
320mm bezieh. 200mm Durchmesser enthält. Maximaldampfspannung 5at,5. Hinter jedem Kessel befinden sich zwei Reihen von zusammen 24
Speiseröhren von 80mm Lichtweite, bei 2650mm Länge, die durch die abziehenden Heizgase
bestrichen werden. Die Kesselspeisepumpen entnehmen ihr Wasser den aus den
Luftpumpen kommenden Abflüssen und drücken dasselbe durch die eben erwähnten
Rohrsysteme (Vorwärmer) in die Kessel.
Die Kosten des Maschinen- und Kesselhauses
beliefen sich auf
144513,56 M.
„ „ der Maschinen und Kessel
beliefen sich auf
82188,08 M.
––––––––––––––––––
Zusammen:
226701,64 M.
Die Lieferung und Aufstellung der Maschinen und Kessel geschah von
der Friedrich Wilhelmshütte in Mühlheim a. d. Ruhr.
Ueber die Betriebsresultate geben die Tabellen I und II (S. 251 und 252)
Auskunft.
Der vertragsmäſsig einzuhaltende Kohlenverbrauch betrug 28k,5 Kohle für 100cbm gefördertes Wasser. Nach den Resultaten der in Tabelle I
niedergelegten Versuche ist diese Forderung reichlich erfüllt worden. Es ist hierbei
im Auge zu behalten, daſs die verwendete Kohle magere Ruhrkohle war, welche zwar
sehr hohen Rückstand lieſs, von der aber andererseits angegeben ist, daſs 1k Kohle 9k,74
Dampf erzeugt (vermuthlich nach Abzug des Rückstandes).
Tabelle I.
Maschinen
Zeit desVersuches1878 bez.
1879
Versuchs-dauerin Minuten
Umgangszahl
GeförderteWassermengein cbm
Lieferungs-coëffcient
Kohlenverbrauchin k
Rückstandvon
AscheundSchlackein Proc.
Summe
in 1 Min.
Summe
Summe
f. 100cbm
I
26/27. Juni 78
124
2750
22,177
695,6
0,97
–
–
–
26/27. „ „
140
3217
22,98
846,7
1,01
–
–
–
6/7. Juli „
180
4329
24,05
1134
1,01
–
–
–
6/7. „ „
310
6821
22,00
1705
0,96
460
26,97
14
16/17. Oct. „
265
5912
22,30
1550
1,01
325
21,00
12
II
30/31. Juli „
219
4812
21,97
1197
0,96
–
–
–
30/31. „ „
480
10546
21,97
2623
0,96
720
27,44
16
8/9. Aug. „
251
5667
22,57
1482
1,01
380
25,64
15
17/18. März 79
267
5974
22,37
1540
0,99
380
24,67
12
Tabelle II.
Monat
Maschine Iarbeitete
Maschine IIarbeitete
Umgangszahlen
Wasser-förderungcbm
Kohlenver-brauchk
Stunden
Minuten
Stunden
Minuten
Masch. I
Masch. II
AprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOctoberNovemberDecemberJanuarFebruarMärz
61 72 35119 96 29 81 8 90 13 92 41
445553545551525 5502045
86 62114 42 63 91 38105 16 87 17 89
4545553515555535–503525
64622 79494 44273153784125914 47407101827 10990116268 38322120523 54702
92700 67623126313 49696 74931121011 50941138695 21279108774 12902114593
41903 38250 44352 52904 52219 43788 39719 38918 35762 36778 35861 43987
17060 16835 19300 22400 21283 17525 16325 16600 16205 17200 15924 15390
Summe
743
39
817
30
958126
979458
504441
212047
Die bei den Versuchen geleistete effective Arbeit ergab sich bei 22 Touren der
Maschine I zu 52e,55, bei Maschine II zu 52e,24 (bei 21,97 Umgängen) bezieh. zu 56e,4 (bei 22,57 Umgängen). Aus den gleichzeitig
genommenen Indicatordiagrammen wurde die indicirte Leistung der Maschine für die
Maschine I zu 73e,55, für die Maschine II zu 76e,15 bestimmt, so daſs also durchschnittlich 28
Procent der geleisteten Dampf arbeit durch Reibung in der Maschine und in der Pumpe
verloren gehen.
Der Kohlenverbrauch für 1e effectiv und Stunde
beträgt im Mittel 1k,61 bezieh. 1k,39, je nachdem man einschlieſslich oder
ausschlieſslich Rückstand rechnet; dies gibt für 1k Kohle 167700 bezieh. 194250k Wasser
1m hoch gehoben.
Die Temperaturmessungen lieferten im Durchschnitt für die in den Vorwärmer tretenden
Gase 201°, für die aus demselben entweichenden 140°, für das in den Vorwärmer
eintretende Speisewasser 35°, für das denselben verlassende Wasser 56°.
Ziffern aus dem eigentlichen Betriebe während eines Jahres gibt die Tabelle II. Nach
dieser kommen auf:
100cbm gefördertes Wasser 212047
: 5044,41 = 42k,4 Kohle,
1e effectiv und Stunde 2k,27 Kohle,
1m Förderhöhe für 1k Kohle rund 119000k Wasser, sofern 50m Gesammtförderhöhe
einschlieſslich des Bewegungswiderstandes, also günstig für die Maschinenleistung
gerechnet wird. Ein Vergleich dieser Betriebsergebnisse
mit den Resultaten der nur wenige Stunden währenden Versuche zeigt wieder die alte
Thatsache, daſs man für den Betrieb brauchbare Zahlen
mit seltenen Ausnahmen nur aus Versuchen gewinnen kann, welche sich auf längere Zeit
erstreckt haben. Bei dem wenig continuirlichen Betrieb (vgl. die Stundenrubriken der
Tabelle II) war ein solches Ergebniſs vorauszusehen.
Von Interesse ist noch die Art der Zusammensetzung der
Betriebskosten des Krefelder Wasserwerkes für das Jahr 1878/79
Gehalte
11992,72
Für 100cbm
=
2,377 M.
Löhne
2469,80
„ „
0,489
Heizungsmaterial der Kessel
2379,50
„ „
0,472
Unterhaltung des Hauptrohrnetzes
533,30
„ „
0,105
Unterhaltung der Anschluſsleitungen
154,15
„ „
0,031
Unterhaltung der Maschinen
894,93
„ „
0,177
„ „ Gebäude
120,18
„ „
0,024
„ „ Hochreservoirs
72,55
„ „
0,014
„ „ Probirstation
44,60
„ „
0,009
„ „ Telegraphen
101,05
„ „
0,020
Allgemeine Unkosten
636,03
„ „
0,126
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe der Betriebskosten für
100cbm Wasser
=
3,844 M.
Hierzu Zinsen 4 ½ Proc. 61969,12 M. Für 100cbm
=
12,284 M.
Amortisation 1½ Proc. 23167 M.
„ „
=
4,592
––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
20,720 M.
(Nach Salbach in Glaser's Annalen
für Gewerbe und Bauwesen, 1881 Heft 1 und 3).
C.