Titel: | Neuerungen an Lehren und ähnlichen Messinstrumenten. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 330 |
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Neuerungen an Lehren und ähnlichen
Meſsinstrumenten.
Mit Abbildungen auf Tafel 27.
Küstermann's Schraublehre.
Der gewöhnlichen, in Form einer Schraubzwinge ausgeführten sogen. Schraublehre, die
eine feste und eine durch eine Schraube beweglich gemachte Anlegefläche besitzt,
zwischen welche der zu messende Körper gebracht wird, haftet der Uebelstand an, daſs
man die bewegliche Anlegefläche oft sehr weit verschieben muſs, was nicht nur
zeitraubend ist, sondern auch das Gewinde früher abnutzt und dadurch das Instrument
ungenau macht. Deshalb sucht F. H. Küstermann in
Berlin (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 14483 vom 22. December
1880) diesen Uebelstand zu beseitigen, indem er den sonst festen Anschlagkopf auch
verschiebbar, jedoch in Abständen, entsprechend einem am Instrument angebrachten
Maſsstab, feststellbar anordnet. Indem so durch Verschieben des sonst festen
Anschlagkopfes auf ganze Theile eingestellt werden kann und dann erst mit der
Schraube auf Bruchtheile abgelesen wird, ist ein schnelleres Messen möglich gemacht,
sowie einer vorzeitigen Abnutzung des Gewindes der Schraublehre vorgebeugt.
Küstermann hat dieses Princip auch für Kalibermaſsstäbe
und andere ähnliche Instrumente in Anwendung gebracht. Fig. 15 bis
19 Taf. 27 veranschaulichen eine Lehre, welche speciell zum Messen von
Typen bestimmt ist. Der eine verschiebbare Anschlagkopf a sitzt an der cylindrisch geführten Stange b, welche durch eine Stellschraube d entsprechend
einem Maſsstabtheilstrich festgestellt wird, während der zweite Kopf f an der im anderen Ende der Zwinge geführten
Schraubenspindel g sitzt; diese ist mit einer Trommel
h versehen, deren Rand auf einem gewissen Theil des
Umfanges eine Scale zeigt, die sich an einem auf der festen Scheibe l angebrachten Zeiger oder Nonius vorbei bewegt. Ein
Anschlag gestattet der Trommel h, nur die durch die
Scale bestimmte Drehung zu machen, weil der Umfang der Trommel einer Theilung des
auf dem Winkel m befindlichen Maſsstabes entspricht.
Die Feststellung der Stange b kann auch dadurch
erfolgen, daſs man dieselbe, wie dies in Fig. 18
dargestellt ist, mit der Maſseinheit gleich groſsen Einschnitten versieht, in welche
ein federnder Stift o sich legt. Fig. 19
zeigt die Anwendung für einen Kaliber maſsstab; der untere Backen a desselben ist wie gewöhnlich auf dem Stab b verschiebbar aufgesteckt und kann durch die
Stellschraube d festgeklemmt werden, während der Backen
f ebenfalls verstellbar auf das cylindrische,
verjüngte und mit Schraubengewinde versehene Ende der Stange b aufgesetzt ist. Die Verschiebung derselben bewirkt die Mutter g, gegen deren untere Fläche der Backen f durch eine Spiralfeder o
beständig angedrückt wird. Die Bruchtheile der Maſseinheit werden angegeben durch die
Verdrehung des die Theilung tragenden Ansatzes p gegen
eine an der oberen Backenfläche angebrachte Marke oder einen Nonius. Um nicht eine
gröſsere Drehung bezieh. Verstellung des Backens zuzulassen, als einer Maſseinheit
entspricht, welche mit dem Backen a gegeben werden
soll, ist ein Anschlag i am Ansätze p angebracht, der an einen im Backen eingeschraubten
Stift m stöſst.
Leider geht bei diesen Constructionen der Gewinn, welcher durch die Möglichkeit
schnelleren Messens und geringerer Abnutzung erzielt wird, auf Kosten der
Genauigkeit, indem es nur bis zu gewissem Grade möglich ist, den für gewöhnlich
festen Anschlagkopf genau einzustellen, und es scheint die Anordnung eines Nonius,
wie es die Patentschrift besagt, deshalb nicht gerechtfertigt. Ist aber diese
zulässig, so wäre auch eine Vorrichtung, eine eingeschaltete Blattfeder o. dgl., am
Platze, welche die Backen zur Ablesung der Bruchtheile mit stets constanter Kraft an
den zu messenden Körper einzustellen gestatten würde.