Titel: | Neuerungen an Papierkalandern. |
Autor: | A. L. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 331 |
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Neuerungen an Papierkalandern.
Mit Abbildungen auf Tafel 27.
Neuerungen an Papierkalandern.
Eine hervorragende Neuerung an Papierkalandern bilden die von W. R.
Schürmann in Düsseldorf (* D. R. P.
Kl. 47 Nr. 14574 vom 20. Januar 1881) construirten „Antideflections-Walzen“
der durch Fig. 20
Taf. 27 veranschaulichten Gestalt. Der Walzenkörper ist hohl, im mittleren Theil
cylindrisch ausgebohrt und nach den Enden etwas conisch erweitert. Die
schmiedeiserne oder stählerne Welle wird unter starkem Druck eingepreſst. Diese
Construction bezweckt, bei zwei auf einander liegenden, in den Zapfen belasteten und
unterstützten Walzen innige Berührung in der Linie ab und bei jeder beliebigen Belastung möglich gleichmäſsigen Druck auf die
Längeneinheit zu erzielen. Massive cylindrische Walzen biegen sich bei starker
Zapfenbelastung häufig in sehr störender Weise durch. Der Druck ist dann an den
Walzenenden am stärksten und nimmt nach der Mitte hin ab. Eine hindurchgelassene
Papierbahn wird an den Rändern wellig. Diesem Uebelstande suchte man bisher dadurch
abzuhelfen, daſs man die Walzen etwas ballig drehte. Man erkennt sofort, daſs nur
bei einer ganz bestimmten Belastung eine Geradstreckung der Arbeitslinie eintreten
kann. Der Papierfabrikant ist aber gezwungen, mit verschiedenen Belastungen zu
arbeiten. Ballige Walzen werden demnach die eingeführte Papierbahn bei schwacher
Belastung in der Mitte stärker als an den Enden, dagegen bei starker Belastung in
der Mitte schwächer als
an den Enden pressen. Der Uebelstand ist wohl etwas vermindert, aber doch nicht in
wünschenswerthem Grade beseitigt. Dies scheint aber nach den später noch
anzugebenden Versuchen bei der Schürmann'schen
Construction der Fall zu sein.
Ruht die Walze in der Linie ab auf und werden die
Zapfen belastet, so biegt sich zunächst die Welle etwa nach Linie xx durch. Der mittlere cylindrisch ausgebohrte
Theil der Walze wird dieser Durchbiegung zu folgen suchen; derselben widersetzen
sich aber die freien Enden der Walze. Die Arbeitslinie ab wird in die durch a1
b1 angedeutete Gestalt
übergehen. Die wirklichen Durchbiegungen sind nach den angestellten Versuchen zu
urtheilen, verschwindend. Schürmann legte zwischen zwei
lichtdicht auf einander geschliffene Hartguſswalzen seiner Construction von 750mm Länge und 220mm Durchmesser Papierstreifen und gab bei ruhenden Walzen zunächst einen
Druck von 8000k, dann, nachdem der Streifen etwas
weiter geschoben war, von 16000k. Die hierbei im
Papier entstandenen Lichtlinien zeigten, obwohl unter einander verschieden, jede für
sich groſse Gleichmäſsigkeit, was als Beweis dafür anzusehen ist, daſs merkbare
Durchbiegungen und in deren Folge merkbare Pressungsverschiedenheiten nicht
vorhanden sind (vgl. Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure, 1881 * S. 433). Ein Paar massiver Hartguſswalzen dergleichen
Dimensionen soll sich bei denselben Zapfenbelastungen um 0,1 bezieh. 0mm,2 in der Mitte durchbiegen. Da nun das zu
obigen Versuchen benutzte Papier nur 0mm,025 Dicke
besaſs, so ergibt sich, daſs dasselbe zwischen den massiven Walzen in der Mitte gar
nicht, an den Enden dagegen sehr stark gepreſst werden würde. Ueber einen zweiten
mit Schürmann'schen Walzen derselben Gröſse
angestellten Versuch wird in Hofmanns Papierzeitung,
1881 S. 495 berichtet. Die Pressungen betrugen 3750, 7500 und 15000k. Hofmann bestätigt,
daſs die drei Lichtlinien jede für sich die gröſste Gleichmäſsigkeit zeigen.
Hiernach erscheint die Schürmann'sche
Walzenconstruction in der That als eine bedeutende, schätzenswerthe Verbesserung,
welche gewiſs schnell weitere Ausbreitung finden wird. Referent hat sich nur auf die
Walzen mit eingesteckter Achse bezogen. Schürmann will
„Antideflectionswalzen“ auch aus massiven Walzen herstellen durch
entsprechendes Ausbohren von den Enden her; doch erscheint dies nur in besonderen
Fällen für zulässig. Die Länge des mittleren ausgebohrten Theiles der Walze mit
eingepreſster Achse wählt Schürmann in gewöhnlichen
Fällen zu 0,35 bis 0,38 der ganzen Ballenlänge.
Ferner sind zwei Neuerungen in der Lagerung der Kalanderwalzen zu
verzeichnen. Wilh. Ferd. Heim in
Offenbach (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 12588 vom 13. Juli 1880)
sucht bei Kalandern mit Hebeldruck und einseitigem Gestell den Walzen freie
Beweglichkeit in senkrechter Richtung durch die in Fig. 21
Taf. 27 angedeutete Construction zu geben. Die Lagerbüchsen der Walzenzapfen sind in
schmiedeiserne Ringe b eingepreſst. Diese Ringe sind
mit zwei im Durchmesser einander gegenüber stehenden cylindrischen Zapfen versehen,
welche in Gabeln c gelagert sind. Die Ringe b können sich in den Lagern drehen und senkrecht
verschieben. Die Gabeln c sind am Ständer durch
Schrauben d befestigt; sie lassen sich behufs genauer
Parallelstellung der Walzen in wagrechter Richtung durch Anbringung der Stellmutter
e verrücken. Den Uebelständen, welche sich bei der
gewöhnlichen Lagerung der Kalanderwalzen mit im Ständer geführten Gleitstücken durch
Ecken derselben in Folge des auſserhalb des Schwerpunktes liegenden Angriffes der
Kraft ergeben, ist durch die Heimische Construction
vorgebeugt.
Joseph Eck
und Söhne in Düsseldorf (* D. R. P.
Kl. 55 Nr. 13436 vom 31. März 1880) geben den Lagerkörpern der Kalanderwalzen die
aus Fig. 22 Taf. 27 ersichtliche Gestalt. Die Lagerkörper B liegen an den Auſsenseiten der Ständer und werden
durch je zwei Schrauben gehalten. Wohl kann man bei dieser Einrichtung die Lager
behufs Reinigung oder Auswechslung der Lagerschalen seitlich abziehen. Dieser
Vortheil scheint aber den voraussichtlich eintretenden Nachtheil, daſs die
Beweglichkeit der Walzen in senkrechter Richtung aufgehoben wird, kaum aufzuwiegen.
Ueber die Vorrichtung, welche ein Parallelstellen der Walzen ermöglichen soll, ist
bereits Bd. 239 * S. 273 berichtet worden.
Aus Figur 22 ist ersichtlich, daſs jeder Lagerkörper eine nach unten
gerichtete Nase besitzt, welche über dem Oelnapf des darunter befindlichen Lagers
steht. Zweck dieser Einrichtung ist, das auslaufende Oel wieder zu verwenden; ja es
ist sogar ausgesprochen, daſs nach anfänglicher Oelung aller Zapfen nur die oberen
mit Oel versehen zu werden brauchen und die unteren damit versorgen. Daſs dies
genügen sollte, muſs bezweifelt werden. Die oberen Lager müſsten dann sehr reichlich
geschmiert werden, wodurch wahrscheinlich nur gröſsere Unsauberkeit herbeigeführt
würde. Auch muſs es als unzweckmäſsig bezeichnet werden, das Oel nach einander durch
alle Lager zu leiten. Auf seinem Wege von oben nach unten belastet es sich mit
Unreinigkeiten, welche nothwendig einen rascheren Verschleiſs der unteren Lager und
Zapfen zur Folge haben müssen.
Zweckmäſsig ist die durch Fig. 23
dargestellte Hilfsvorrichtung zum Aus- und Einlegen der Walzen. Der Haken K ist an der Windekette S
aufgehängt und so gestaltet, daſs die letztere in allen Lagen auſser Berührung mit
anderen Theilen des Kalanders ist.
A. L.