Titel: | Zur Statistik der elektrischen Eisenbahn-Einrichtungen. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 383 |
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Zur Statistik der elektrischen
Eisenbahn-Einrichtungen.
Zur Statistik der elektrischen Eisenbahn-Einrichtungen.
In dem vor Kurzem erschienenen Schluſshefte des von L.
Kohlfürst und E. Zetzsche bearbeiteten 4.
Bandes von Zetzsche's Handbuch der TelegraphieVerlag von Julius Springer in Berlin.
findet sich im Anhang eine Reihe statistischer Tabellen, welche über den Stand, die
Anschaffungs- und Unterhaltungskosten u.s.w. der elektrischen Einrichtungen von. 72
Eisenbahnen Mitteleuropas (1879 bis 1880) ausführliche Daten bringen und aus welchen
die nachfolgenden Mittheilungen mit Tabelle auf S. 384 und 385 entnommen sind.
Im Allgemeinen gibt die ziffermäſsige Darlegung der elektrischen Bahneinrichtungen
ein getreues Bild der Verkehrsdichte und der Verkehrsform, Wenn auch Einzelposten
wesentlich durch locale Eigenthümlichkeiten bedingt und verändert werden können und
dann nicht mehr zur unmittelbaren Vergleichung geeignet sind. Einige solche
Abweichungen werden später besonders hervorgehoben werden.
Von den 72 Bahnen benutzten sämmtliche Morse-Apparate und auſserdem haben nur noch 3
deutsche und 2 schweizerische ZeigertelegraphenDie Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn und die preuſsische Ostbahn Siemens'sche
Magnet-Inductions-Zeigerapparate, die Main-Weser Bahn Kramer'sche, die
Schweizer Nordost-Bahn und die Schweizerische Central-Bahn Hipp'sche
Zeigerapparate. ,eine österreichische, eine belgische und eine
schweizerische NadeltelegraphenDie Kaiser-Ferdinands-Nordbahn Bain'sche (Ekling), die Belgische Staatsmann
Bréguet'sche, die Schweizerische Centralbahn Hipp'sche
Nadeltelegraphen. in Verwendung. In Deutschland finden wir im Maximum
0,74, im Minimum 0,115, im Mittel 0,385 Morseschreiber auf 1km Bahnlänge; in Oesterreich-Ungarn dagegen nur im
Maximum 0,354, im Minimum 0,082, im Mittel 0,153. Die geringeren Quotienten für
Oesterreich-Ungarn flieſsen nicht allein aus der geringeren Verkehrsdichte, sondern
auch aus dem Umstände, daſs hier die Hilferufung von der Strecke mittels
Läutesignalen geschieht, wodurch Strecken- und transportable Telegraphen erspart
werden, ferner daſs man in Oesterreich-Ungarn sehr häufig mehrere Relais auf einen
gemeinschaftlichen Schreibapparat schaltet, was in Deutschland selten geschieht.
Der Aufwand an ambulanten und insbesondere stationären Streckenapparaten, wie ihn
Deutschland aufweist, ist hervorgerufen durch die Bestimmung des
Eisenbahn-Polizeireglements, laut welcher der Hilferuf von der Strecke auf
elektrischem Wege zu geschehen hat, während die Signal Ordnung den Hilferuf durch
durchlaufende Liniensignale (Läutewerksignale) nicht kennt; Anlagen zur
Morsecorrespondenz zwischen den Streckenposten und den Stationen sind sonach
erforderlich.
Textabbildung Bd. 242, S. 384–385
Nummer; Eisenbahn; Betriebslänge
der Bahn; In Betr. stehende Correspondenz-Telegraphenapparate; Läutewerke
(Glockeusignalapp.); Automat.-Vorricht zum Abgeben der; Blocksignalapparate;
Elektrische Apparate zur Controle; Länge des Telegraphen; Telegraphenstationen;
in Summe; Morse-Apparate; Zeigerapparate; Nadelapparate; Morse-Apparate auf
100km Bahn; in Summe; auf 100km Bahn; Glockensignale in den Stationen;
Hulfssignale in den Wächterbuden; Elektrische Distanzsignale; Elektrische
Apparate zur Stellung der Distanzsignale; zur Zugsdeckung; gekuppelt mit
Weichen; Elektrische Weichenverriegelung; Distanzsignalen; Weichen;
Wasserständern; der Zugsgeschwindigkeit; Wecker in den Correspondenzlinien;
Linie (Gestänge Kabel); in Summe; auf 1km Bahnlänge; in Summe vorhanden;
entfällt je eine auf 1km Bahnlänge; der Stellung von; Leitungen (Drähte);
Aachener Industrie; Badische Staats; Bergisch-Märkische; Berlin-Görlitzer;
Berlin-Hamburger; Berlin-Potsdam-Magdeburger; Berlin-Stettiner;
Braunschweigische; Breslau-Schweidnitz-Freiburger; Breslau-Warschauer;
Cottbus-Groſsenhainer; Dortmund-Gronau-Enscheder; Hannoversche Staats;
Köln-Mindener I; II; III; Lübeck-Buchener und Lübeck-Hamburger;
Märkisch-Posener; Magdeburg-Halberstädter; Main-Neckar; Main-Weser;
Marienburg-Mlawkaer; Nassauische; Niederschlesisch-Märkische; Nordhausen-Erfurt
u. Münster; Oberschlesische; Oels-Gnesener; Ostbahn (preuſsische);
Ostprenssische Südbalm; Poseu-Creuzburger; Recht Oder-Ufer; Rheinische; Saal;
Sächsische Staats; Tüsit-Insterburger; West-Eolsteinische; Württembergische
Staats; Arad-Temesvarer; Aussig-Teplitzer; Böhmische Nord; Böhmische West;
Buschtehrader; Carl-Ludwig- (galizische); Erste Siebenbürger; Kaiserin
Elisabeth; Kaiser Ferdinands-Nord; Kaschau-Oderberger; Lemberg-Czernowitz-Jassy;
Mährisch-Schlesische Central; Oesterreichische Nordwest; Oesterr. Staats-
(Gesellschaft); Pilsen-Priesen-Komotau; Raab-Oedenburg-Ebenfurter;
Rakonitz-Protiviner Staats; Süd- (Gesellschaft); Theiſs; Ungarische Nordost;
Ungarische Staats; Ungarische West; Vorarlberger; Lüttich-Mastrichter;
Nordbrabant-Deutsche; Belgische Staats; Kaschau-Wien-Bromberger; Holländische;
Rumänische (Act.-Gesellsch.); Dänische Staats; Schweizer Nordost; Vereinigte
Schweizer; Schweizerische Central; Jura-Bern-Luzern; 1 Hauptbahn,
Oberhausen-Emmericher und Ruhrorter Bahn nebst allen Zweigbahnen; 2
Venlo-Hamburg; 3 Deutz-Gieſsener, Petzdorf-Siegener (Zweig-) und Scheidethai er
(Zweig-) Bahn; 4 Mährisch-Schlesische Nordbahn, Lundenburg-Gruſsbacher und
Ostrau-Friedländer Bahn inbegriffen; 5 Und Süd-Norddeutsche
Verbindungsbahn.
Auſserhalb Deutschland finden sich Streckenapparate äuſserst selten; auch ambulante
Morse-Apparate erscheinen auſser in Deutschland und Dänemark nur vereinzelt.
Farbschreiber überwiegen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und in der
Schweiz, insbesondere bei den jüngeren Bahnen; dagegen Stiftschreiber in
Oesterreich-Ungarn, Dänemark und Rumänien. Während durchwegs die Morse-Apparate mit
Batteriestrom und zwar vorzugsweise mit Ruhestrom betrieben werden, weist nur die
Nordbrabant-Deutsche-Eisenbahn 14 Morseschreiber mit Inductorbetrieb aus. Die
Anwendung von Directschreibern ist im Allgemeinen weit seltener als die Schaltung
mit Relais und beschränkt sich hauptsächlich auf die Streckentelegraphen.
Die auf die Läutewerkseinrichtung sich beziehenden Rubriken geben ein deutliches Bild
der Betriebsweise. In Deutschland und ebenso auf den vom deutschen Verkehr
beeinfluſsten Bahnen der Nachbarländer betreibt man die Läutewerke fast
ausschlieſslich mit Inductionsströmen, während ebenso ausschlieſslich in
Oesterreich-Ungarn der RuhestromNur eine österreichische, in der Tabelle a. a. O. jedoch nicht ausgewiesene
Bahn, die Graz-Köflacher, betreibt ihre Glocken-Signal apparate (Läutewerke)
mit Siemens'schen Magnet-Inductoren. herrscht.
Bis auf wenige Ausnahmen weisen alle deutschen und österreichischungarischen Bahnen
die Mitbenutzung der Läutewerkslinie für die Morsecorrespondenz aus: in Deutschland,
indem für die Schreibapparate ein schwacher Ruhestrom verwendet, die Läutewerke
hingegen mit starken Inductionsströmen ausgelöst werden, während in
Oesterreich-Ungarn die ersteren auf Stromverminderung, die letzteren auf
Stromunterbrechung ansprechen. Besondere Abweichungen hiervon bestehen auf der
österreichischen Südbahnstrecke Stuhlweiſsenburg-Neu-SzönyNach Moritz Kohn in Zetzsche's Handbuch, Bd. 4 S.
306. , wo die Schreibapparate mit positiven, die Läutewerke mit
negativen Arbeitströmen bethätigt werden, und auf der Thüringischen EisenbahnNach J. Rier in Zetzsche's Handbuch, Bd. 4 S. 860. , wo die
Morsefarbschreiber ohne Relais auf Ruhestrom geschaltet sind und die Auslösung der
Läutewerke durch Polwechsel der Sprechbatterie geschieht.
Durchschnittlich kommen in Deutschland auf 1km Bahn
1,09, in Oesterreich-Ungarn 0,93 Glockenapparate; die ersteren sind zumeist auf
eigenen Läutesäulen oder in Läutebuden, die letzteren fast ausschlieſslich in den
Wächterhäusern und Stationsgebäuden untergebracht. Auch ist zu erwähnen, daſs viele
österreichisch-ungarische Bahnen in den Stationsbureaux keine Zimmerläutewerke
(Schlagwerke) eingeschaltet, sondern an deren Stelle Relais aufgestellt haben, die
im Localschluſs einen Wecker bethätigen, welcher sonach nicht nur die Glockensignale
mitspielt, sondern auch zum Rufen (Wecken) der Station für die auf der Glockenlinie
zu führende Morsecorrespondenz (von einer Station zur Nachbarstation oder von der
Strecke in die Station) dient.
Automaten zum Abgeben von Glockensignalen sind in den deutschen Stationen, da hier
nur Gruppenschläger benutzt werden, nicht nöthig und auch nirgends in Anwendung;
dagegen werden solche Apparate in Stationen österreichischer und ungarischer Bahnen
vielfach für die Signalgebung mit den Einzelschlägern benutzt.
Die zum Abgeben der Hilfssignale von der Strecke ausgewiesenen Automaten haben in
Deutschland durchwegs das Hervorbringen von Morsezeichen (durch Unterbrechung des
Sprechstromes), in Oesterreich-Ungarn die Erzeugung von Glockensignalen (durch
Unterbrechung des Läutestromes) zum Zwecke.Die Thüringische Eisenbahn, die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und die
Buschtehrader Bahn haben (letztere zwei nebst den Automaten zum Abgeben der
Glockensignale) die Läuteposten der Wärter auch noch mit einem
Morseschlüssel versehen, mit welchem in die Stationen Morseschrift abgegeben
werden kann. Empfangsapparat (Schreiber) ist keiner vorhanden und geschieht
die Quittirung seitens der Station, an welche die Depesche gerichtet war,
mittels eines Glockenschlages.
In Deutschland sind die Läutewerke häufig mit Fallscheiben versehen; bei einigen
österreichischen Bahnen (z.B. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Aussig-Teplitzer,
Pilsen-Priesener Bahn u.s.w.) mit Registrirvorrichtungen.
Elektrische Distanzsignale finden sich vorzugsweise in der Schweiz und in
Oesterreieh-Ungarn. Unter den „elektrischen Apparaten zur Stellung der
Distanzsignale“ sind durchwegs Wecker oder Glockenschlagwerke mit oder ohne
Abfallscheiben (in Oesterreich-Ungarn Rufklingel werke genannt) gemeint. Die
Blocksignale und Weichensicherungsanlagen geben wohl den deutlichsten und
richtigsten Maſsstab für die Verkehrsdichte der im Verzeichnisse aufgeführten
Bahnen; die ausgewiesenen Apparate stammen fast ausschlieſslichNur die zwei Blocks der Südbahn sind Walker'sche und die sieben der Schweizer
Nordost- und Central-Bahn Hipp'sche. von Siemens und Halske. Controlapparate zu den Distanzsignalen werden in
Deutschland selten, in Oesterreich-Ungarn, da sie hier bahnpolizeilich
vorgeschrieben sind, durchwegs angewendet.
Stabile elektrische Anlagen zur Controle der Zugsgeschwindigkeit haben nur die
Württembergische Staatsbahn und die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn ausgewiesen.Gleichwohl sind solche Anlagen auch anderwärts in Gebrauch bezieh. in
Prüfung. Vgl. Elektrische Zeitschrift, 1881 S.
235 und 366.
Die Ziffern der Rubrik mit der Ueberschrift „Wecker in den
Correspondenzlinien“ scheinen vielfach durch den Umstand unrichtig geworden
zu sein, daſs die Ausweisenden unter „Correspondenzlinien“ die
Läutewerkslinien, welche auch für Morse eingerichtet sind, nicht einbezogen
haben.
Die letzten zwei Zifferngruppen der Tabelle lassen den Stand der Leitungen und die
Dichte der Bahntelegraphenstationen ersehen.
Von den deutschen Bahnen kommen auf 1km Bahnlänge
im Maximum 4km,44, im Minimum 1km,0, im Mittel 2km,567 Leitungen und im Mittel 0,147 Telegraphenstationen, von den
österreichisch-ungarischen Bahnen im Maximum 3km,40, im Minimum 1km,88, im Mittel 2km,498 Leitungen und im Mittel 0,094
Telegraphenstationen. Hierzu ist noch zu bemerken, daſs in Deutschland die nur zu
Telegraphenzwecken dienenden Linien, in Oesterreich-Ungarn dagegen die für
Signalzwecke vorhandenen LeitungenWeil in Oesterreich-Ungarn nebst den durchlaufenden Linien Signalen
(Läutewerken) auch die elektrische Controle der Distanzsignale gesetzlich
verlangt wird. überwiegen.
Der Quotient, welcher in der Tabelle die auf 1km
Bahnlänge entfallenden Telegraphenstationen angibt, bietet keinen absoluten, sondern
nur einen relativen Anhalt für die Dichte der Stationen und die Dichte des
Verkehres, da die Länge vieler Bahnen durch die zahlreichen Abzweigungen und Flügel
zu Schächten, Fabriken u. dgl. wesentlich wächst, ohne dabei die Vermehrung der
Telegraphenstationen zu bedingen.
Schlieſslich möge nur noch erwähnt werden, daſs in den statistischen Ausweisen,
welche die Grundlage der Tabelle bildeten, noch mehrfache, auſser dem Rahmen der
gewöhnlichen Eisenbahnanlagen stehende Anwendungen von elektrischen Einrichtungen
angeführt erscheinen, so z.B. verschiedene Feuersignalanlagen, Apparate zur
Zeitgebung, Tableau-Apparate zur Bestimmung von Zugseinfahrten, elektrische
Schellenzüge und Bureautelegraphen, Alarmapparate zur Meldung entrollter Wagen,
Kassenschutzvorrichtungen, Intercommunicationssignale, Drehbrücken Signale und
vornehmlich noch Telephoneinrichtungen.