Titel: | Neuerungen an Trapezschieber-Steuerungen. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 393 |
Download: | XML |
Neuerungen an
Trapezschieber-Steuerungen.
Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 31.
Neuerungen an Trapezschieber-Steuerungen.
Die von Kirk Rider in New-York eingeführten
Trapezschiebersteuerungen (vgl. 1870 195 * 486 und 1874
212 * 183) können als eine Abänderung der Meyer'schen
Steuerung angesehen werden, in so fern bei denselben die Veränderung des
Füllungsgrades ebenfalls durch Veränderung der Schieberlänge erreicht wird. Man hat
für diese Auffassung sich nur den trapezförmigen Expansionsschieber in beliebig
viele Längsstreifen getheilt zu denken, welche dann bei der Querverschiebung gegen
den Grundschieber so verrückt werden, daſs an die Stelle jedes Streifens ein
längerer oder ein kürzerer tritt. Die von Rider zuerst
benutzte, später auch von Gebrüder Sulzer in Winterthur
angewendete halbcylindrische Schieberform findet sich bei den im deutschen Reiche
patentirten Constructionen nicht, eben so wenig die von G.
Sigl in Wien ausgeführte ganzcylindrische Anordnung. Mit Rücksicht auf
bequeme Herstellung und Erhaltung eines möglichst dichten Abschlusses scheint auch
die ebene Form vortheilhafter zu sein. Dagegen ist bei allen Constructionen die auch
von Rider erstrebte Verstellbarkeit des
Expansionsschiebers durch den Regulator als Hauptziel ins Auge gefaſst.
Die Verstellung des Trapezschiebers kann am einfachsten durch
Drehung der Schieberstange bewirkt werden und diese Einrichtung ist auch bei den
meisten älteren wie neueren Constructionen in Anwendung gebracht. Sie findet sich
u.a. bei der Steuerung von Fr. Becker in
M.-Gladbach (* D. R. P. Nr. 3837 vom
16. Juli 1877 und Zusatz * Nr. 14861 vom 30. Januar 1881). Während jedoch
Rider u.a. eine directe Einwirkung des Regulators
zu erreichen suchten, hat Fr. Becker die indirecte
Wirkung zu Hilfe genommen. Wie in Fig. 1 bis
3 Taf. 31 dargestellt, ist auf dem drehbaren Theil a der Schieberstange ein Muff d aufgekeilt, welcher einen sehr steilen Schraubengang s trägt. Derselbe liegt im Bereiche zweier Knaggen l, welche an dem um die Stange a drehbaren, aber durch die festen Lager h an
der Verschiebung verhinderten Bügel f befestigt sind.
Die Entfernung der Knaggen von einander ist gleich dem Schieberhube vermehrt um die
Dicke des Schraubenganges, so daſs eine Drehung des Bügels mittels der an dem Arm
k angreifenden Regulatorzugstange ein Anstoſsen des
Schraubenganges und dadurch eine Drehung der Schieberstange zur Folge hat. Da aber
die Anstoſsknaggen in derselben Richtung beweglich sind, in welcher die
Verstellungsbewegung erfolgt (senkrecht zur Schieberstange), so muſs eine starke
Rückwirkung auf den Regulator stattfinden, entsprechend dem groſsen
Reibungswiderstande, welcher bei der Querverschiebung des Trapezschiebers im
Allgemeinen auftreten wird.
Um diese Rückwirkung zu vermeiden, hat Fr. Becker die in
Fig. 4 bis 6
dargestellte Einrichtung (Zusatzpatent Nr. 14861) getroffen. Die beiden Knaggen l und l1 sind in Schlitzen des Bügels f um etwa 1mm
verschiebbar angeordnet und mit Stiften n bezieh. n1 versehen, welche
durch den Bügel hindurchreichen. Beim Anstoſsen des Schraubenganges s an einen der Knaggen wird der auf seiner Stirnfläche
verzahnte und gehärtete Stift n oder n1 gegen die
gleichfalls verzahnte und gehärtete Seitenfläche des Lagers p oder p1
gedrückt und hierdurch der Bügel festgehalten. Sobald der Gewindegang s die Knagge wieder verlassen hat, bringt eine
Schraubenfeder o bezieh. o1 die letztere in die gezeichnete Lage
zurück.
Fr. Becker hat sich ferner eine besondere Form des
Trapezschiebers patentiren lassen (* D. R. P. Nr. 9310 vom 5. October 1879), durch
welche die zur Verstellung nöthige Arbeit sehr vermindert wird. Die zu einer
bestimmten Aenderung der Füllung nöthige Querverschiebung des Trapezschiebers wird
um so kleiner sein, je gröſser der von den Kanälen bezieh. von den schrägen Seiten
des Trapezschiebers eingeschlossene Winkel ist. Um nun diesen Winkel, also die
Neigung der Kanäle möglichst groſs nehmen zu können, ohne doch zu lange Schieber zu
erhalten, hat Fr. Becker den Trapezschieber als
Gitterschieber ausgeführt (vgl. Fig. 7 bis
9 Taf. 31). Die Querverschiebung desselben wird wie gewöhnlich mittels
Zahnbogen und Zahnstange bewirkt. Ein mit dem Zahnbogen zusammengegossenes Stück h (Fig. 8) hält
dem Schieber das Gleichgewicht.
In ähnlicher Weise wie die Becker'sche Steuerung wirkt die in Fig. 10 und
11 Taf. 31 skizzirte Anordnung von A.
Hellmann in Aachen (Erl. * D. R. P. Nr. 2859 vom 17. März 1878). Auch hier
ist auf der drehbaren Schieberstange ein mit steilen Gewindegängen versehener Muff
angebracht. Während bei der Becker'schen Einrichtung
ein Gewindegang sich zwischen zwei Knaggen befand, ragt hier eine Knagge zwischen zwei Gewindegänge
hinein. Ein wesentlicher Unterschied liegt jedoch darin, daſs die Verschiebung der
Knaggen durch den Regulator hier in der Richtung der Schieberstange, also senkrecht
zur Verstellungsbewegung erfolgt. Ist daher das Gewinde nur steil genug
(entsprechend dem Reibungswinkel), so ist bei dieser Anordnung eine Rückwirkung auf
den Regulator nicht möglich.
E.
Weyers in Hilden (* D. R. P. Nr. 10814 vom 2. April 1880) hat allerdings nicht
einen Trapezschieber, sondern einen aus zwei Theilen bestehenden
parallelogrammförmigen Expansionsschieber angewendet (Fig. 12 bis
14 Taf. 31); doch ist die Wirkungsweise seiner Steuerung der von
Trapezschiebersteuerungen so ähnlich, daſs es passend ist, dieselbe hier mit
aufzuführen. Die Kanäle auf der Rückenfläche des Grundschiebers sind parallel wie
bei der Meyer'schen Steuerung und wie bei dieser sind auch zwei Expansionsschieberplatten vorhanden, welche aber, von dreieckiger
Form, in der Querrichtung verstellt werden wie die
Trapezschieber. Diese Verstellung erfolgt auch hier durch Drehung der
Schieberstange, mit welcher die Platten durch Gelenkstangen so verbunden sind, daſs
jene Drehung eine Verschiebung der beiden Platten im entgegengesetzten Sinne zur
Folge hat. Die Drehung der Schieberstange wird in folgender Weise durch den
Regulator veranlaſst: Auf die in einen Schlitten drehbar eingehängte Schieberstange
a ist ein Arm b
aufgekeilt, welcher in den rhombischen Ausschnitt einer Platte d hineinragt. Letztere wird zwischen festen, keilförmig
gezahnten Leisten e vertical geführt und ist direct an
die Regulatorhülse angehängt. Bei normalem Gange der Maschine kann der mit einer
Rolle c versehene Arm b
den ganzen Schieberhub mitmachen, ohne anzustoſsen. Wird aber die Platte d durch den Regulator gehoben oder gesenkt, so stöſst
die Rolle c gegen die unteren bezieh. oberen schrägen
Flächen des Ausschnittes, drückt zunächst die Platte d
gegen die betreffende Führungsleiste e und bewirkt
dann, an der schrägen Fläche hingleitend, eine Drehung der Schieberstange. Die
Riffelung der Führungsleisten soll also hier in gleicher Weise wie die Stifte n und n1 bei der Becker scheu
Steuerung ein Festhalten des mit dem Regulator verbundenen Anstoſsstückes während
der Verstellung bewirken. Die Keilform der Zähne muſs jedenfalls genügend stumpf
sein, wenn ein Festklemmen der Platte d verhütet werden
soll.
Gleichwie die vorstehend beschriebenen Einrichtungen zur Drehung der Schieberstange
durch den Regulator auch für die Meyer'sche Steuerung zur Verstellung der beiden
Platten gegen einander benutzt Werden können (vgl. 1881 242 * 79), so sind auch umgekehrt, wie leicht einzusehen, die für letztere
bestimmten und durch Drehung der Schieberstange wirkenden Anordnungen auf
Trapezschieber anwendbar. Auſser diesen Constructionen sind noch einige
Einrichtungen anzuführen, bei welchen die Verstellung des Trapezschiebers direct
durch eine senkrecht zur Schieberstange angeordnete Zugstange vermittelt wird.
J.
Ewerhard in Gevelsberg, Westfalen (*
D. R. P. Nr. 9735 vom 21. October 1879) benutzt zu
diesem Zweck die doppelte Prismenführung, welche A.
Robert (1879 232 * 390) zur Verstellung der
Meyer'schen Expansionsplatten in Anwendung gebracht hat. Sowohl die Hauptschieberstange S (Fig. 15 und
16 Taf. 31), wie die zur Verstellung dienende Stange H umfassen mit je einem rechteckigen Rahmen einen am
Trapezschieber befindlichen quadratischen Aufsatz, wobei jeder Rahmen eine Bewegung
des Schiebers in der zu seiner Stange senkrechten Richtung gestattet. Die Stange H soll behufs Veränderung der Expansion „durch den
Regulator, durch Handhebel oder sonstige geeignete Vorrichtungen“, wie es in
der Patentschrift heiſst, verstellt werden. Es scheint hierbei ein Anhängen der
Stange H an die Regulatorhülse bezieh. an einen mit
dieser verbundenen Hebel, also eine directe Einwirkung des Regulators beabsichtigt
zu sein, wenngleich die Benutzung einer indirecten Wirkung nicht ausgeschlossen ist.
Damit die zur Verstellung nöthige Kraft möglichst gering sei, ist auf dem Rücken des
Schiebers die Platte p aufgeschraubt, welche gegen den
Schieberkastendeckel anliegen soll. Diese Entlastungseinrichtung dürfte indessen nur
unter Zuhilfenahme einer dicken elastischen Packung zwischen Schieberkasten und
Deckel und genauer Einstellung unter Dampfdruck eine Zeit lang brauchbar sein.
In Betreff der directen Einwirkung des Regulators sowohl bei dieser, wie auch bei der
Rider'schen und anderen Constructionen ist zu beachten, daſs beim Steigen und Fallen
des Regulators immer zwei zu einander senkrechte Kräfte auf den Trapezschieber
einwirken, nämlich die den Schieber in der Längsrichtung hin- und herziehende, von
der Kurbelwelle abgeleitete Kraft und die in der Querrichtung wirkende Zugkraft des
Regulators. Der Schieber wird sich folglich in der Richtung der Resultanten beider
Kräfte bewegen und es wird die Zugkraft des Regulators, wie klein sie auch sei
(sofern sie nur die Reibung im Stellzeug überwindet) immer zur Wirkung kommen. Da
dieselbe jedoch im Vergleich mit dem Reibungswiderstand des Schiebers gewöhnlich
sehr gering ist, so wird der Schieber während eines Kolbenhubes nur sehr wenig
verstellt werden. Es wird mithin die Aenderung des Füllungsgrades immer sehr langsam
vor sich gehen. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, wäre einerseits ein kräftiger
Regulator, andererseits möglichste Entlastung des Schiebers zu empfehlen, sodann
auch die Fr. Becker'sche Anordnung des Trapezschiebers
als Gitterschieber, um durch kleine Verrückungen groſse Aenderungen im Füllungsgrade
zu erreichen.
Vogel und Comp. in Neusellerhausen bei Leipzig haben
ein von dem Ewerhard'schen abhängiges
VerbesserungspatentDie Bezeichnung: „Verbesserungspatent“
wird von dem Kaiserlichen Patentamte nur in dem Sinne gebraucht, daſs mit
der betreffenden Neuerung eine Verbesserung erstrebt werde. Ein Urtheil über den Werth der Sache ist damit
nicht ausgesprochen. (* D. R. P. Nr. 13740 vom 2. September 1880)
auf eine etwas andere Verbindung des Schiebers mit dem Regulator erhalten, welche durch Fig.
17 und 18 Taf. 31
veranschaulicht ist. Der Schieber hängt mittels der Gelenkstange c an einem Arm d eines
Hebels, dessen (auſserhalb des Schieberkastens befindlicher) anderer Arm h an die Regulatorhülse angreift. Der Arm h soll so dünn ausgeführt werden, daſs er als Feder
wirkt, damit – wie es in der Patentschrift heiſst – „der Regulator während der
Zeit der Belastung des Expansionsschiebers in seinem Spiele bis zu einem
gewissen Grade unbehindert bleibe und dann im Moment der Entlastung (?) die
Einstellung des Schiebers durch die gespannte Feder h sofort erfolgen könne.“ Der Constructeur scheint hierbei
angenommen zu haben, daſs im Augenblicke der Bewegungsumkehrung die Verstellung des
Schiebers bedeutend leichter als während des Schieberhubes zu ermöglichen sei,
während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Ein Vortheil dürfte daher mit der
Elasticität der Stange k nicht zu erreichen sein;
dagegen wirkt sie in so fern nachtheilig, als der Regulator (welcher jedenfalls
statisch sein muſs) einen gröſseren Zug oder Druck ausüben würde, wenn er von einer
nicht biegsamen Stange h bis nach erfolgter Verstellung
in seiner Lage gehalten wird, als wenn diese sich der geänderten Tourenzahl mehr
oder weniger anpaſst. Die Schieberstange geht durch Schlitze der auf dem Schieber
befindlichen Leisten und nimmt mittels aufgeschraubter Muttern den Schieber mit.
Noch eine Steuerung sei hier erwähnt, welche in der in der
betreffenden Patentschrift dargestellten Ausführung allerdings recht mangelhaft
erscheint, ihres eigenartigen Grundgedankens wegen jedoch bemerkenswerth ist. Die
Steuerung, in Fig. 19 bis
21 Taf. 31 skizzirt, ist von E. Hermes in
Berlin (Erloschenes * D. R. P. Nr. 4300 vom 28. Juni 1878) angegeben. Die beiden
Kanäle des Grundschiebers vereinigen sich so, daſs die Rückenfläche nur eine Mündung und zwar von dreieckiger Form abc zeigt (Fig. 21).
Der Expansionsschieber hat einen gleichfalls dreieckigen, aber entgegengesetzt
gerichteten Ausschnitt a1
b1
c1
, und kann als ein negativer oder umgekehrter
Trapezschieber angesehen werden. Auf demselben ruht eine Platte mit daran sitzendem
Hohlkolben k, welcher in einem Aufsatz des
Schieberkastens geführt wird. An diesen Aufsatz schlieſst sich das
Dampfzuleitungsrohr an, so daſs der frische Dampf durch den Kolben und die Schieber
hindurch in den Cylinder gelangt. Der Abdampf tritt in den Schieberkasten und
entweicht aus diesem in den Condensator bezieh. ins Freie. Behufs Veränderung der
Füllung soll der Expansionsschieber gleichwie ein Trapezschieber in der Querrichtung
verschoben werden und zu diesem Zweck soll sowohl die Hauptschieberstange S, wie die nach dem Regulator führende Zugstange z durch Schwalbenschwanzführungen und Gelenke mit dem
Expansionsschieber verbunden werden. Zweckmäſsiger würde hierfür jedenfalls die von Ewerhard benutzte Rahmenführung (vgl. Fig. 15)
verwendet werden können. Die angestrebte Entlastung der Schieber kann durch die
angegebene Construction auch nur theilweise erreicht werden.
Whg.