Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. |
Autor: | Gl. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 415 |
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Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 34.
(Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes S. 348
d. Bd.)
Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
2) Nähmaschinen und Hilfsapparate für elastische Naht.
Für die Herstellung einer französischen Naht oder Saumnaht (Fig.
1 Taf. 34) hat G. Benson in
Belfast (* D. R. P. Nr. 11700 vom 29.
November 1879) der Schiffchen-Nähmaschine folgende Einrichtung gegeben:
Der Stoffdrücker k (Fig. 2),
hier zugleich Transporteur, wird durch eine Feder beständig abwärts gepreſst. Eine
auf- und niedergehende Bewegung erhält k durch den
Hebel k1 dessen Ende
auf der Hubscheibe m aufliegt; dieselbe ist fest mit
dem Zahnrad o verbunden, welches durch ein Getriebe b umgedreht wird. Auf der vorderen Ebene des Zahnrades
o sind Erhöhungen angegossen, welche auf die
Schraube n2 wirken;
letztere befindet sich in einem Arme der Wendewelle n,
welche den unter einen rechten Winkel gebogenen Arm n1 trägt. Der Arm
n1 greift in einen
Schlitz des Stoffdrückers und bewegt denselben daher in Richtung der Naht Die
Nadelstange d (Fig. 3)
gleitet in einer Schwalbenschwanz-Führung e auf und ab.
Der Führung e und somit der Nadelstange d kann aber auch eine seitliche Bewegung längs der
Schiffchenbahn ertheilt werden. Hierzu sind die an e
befestigten Führungswalzen g angebracht, während die
Bewegung durch die Verbindungsstange h, Hebel h1 und eine
Curvenscheibe ausgeführt wird. Das Ende von h kann
mittels einer Schraube in verschiedener Höhe drehbar befestigt werden, um die
seitliche Bewegung der Nadelstange veränderlich zu machen.
Der Arbeitsgang der Maschine ist nun folgender: Nachdem der Stich 1 (Fig. 1)
gebildet worden und die Nadel aus dem Stoff getreten ist, werden Nadelstange und
Stoffrücker k bewegt. Hierauf sticht die Nadel im Punkt
2 ein, während der Stoffrücker gehoben wird und um die Hälfte seines ursprünglichen
Vorschubes – dieser hat die Gröſse von 3 bis 5mm –
zurückgeht, um hierauf wieder in die untere Stellung zu gelangen und auf den Stoff
zu drücken. Die Nadel tritt aus dem Stoff und der Stoffrücker vollendet seine
Rückwärtsbewegung. Die Nadel sticht nun im Punkt 3 ein,
wird wieder gehoben, Stoffrücker und Nadelstange werden zur Seite bewegt, um hierauf
den Stich im Punkt 4 vorzunehmen u.s.w.
3) Hilfsapparate für Ziernähte.
Einen neuen Stickrahmen von E. Bentley in New-York hat
nach dem Scientific American, 1881 Bd. 44 S. 242 die
aus Fig. 4 Taf. 34 ersichtliche Construction. Jede der beiden hölzernen
Walzen A besteht aus zwei Theilen, zwischen welche der
zu bestickende Stoff G gebracht wird. Diese Holzwalzen
liegen an den Enden in den Klemmapparaten B auf und
jeder derselben bildet den Kopf der Gestellstücke F,
welche X-förmig über einander gelegt sind und die Arbeit in Tischhöhe halten. Um den
Stoff anzuspannen, ist mit dem linksseitigen Klemmapparat ein unten eingekerbter
Eisenstab C verbunden, während an dem rechtsseitigen
der Stab D mit der Sperrklinke E angebracht ist. Der Stickrahmen kann zusammen geklappt werden und ist
dann bequem weiter zu schaffen.
4) Vorrichtungen und Apparate, für beliebige Näh- oder
Stickmaschinen verwendbar.
Eine sinnreiche, wenn auch etwas umständliche Stofftransportirung gibt C.
Luessen in Celle bei Hannover (*
D. R. P. Nr. 13364 vom 14. August 1880) an, welche
vermeiden soll, daſs der untere, vom Stoffrücker berührte Stoff mehr fortgerückt
wird, als der von dem Presserfuſs gefaſste obere Stoff, in Folge dessen der untere
Stoff, namentlich bei elastischer Waare, verkürzt an den oberen genäht würde. Die
Stoffdrückerstange b (Fig. 5 und
6 Taf. 34) kann auf die gewöhnliche Weise durch einen kleinen, in der
Figur nicht eingezeichneten Hebel gehoben werden, um den Stoff darunter zu bringen;
an dieselbe ist der senkrechte Schenkel der Kreuzführung a verschiebbar angebracht und in der Stirnplatte gelagert. In die
Stoffdrückerstange selbst ist eine Nuth eingearbeitet, in welche eine Feder b1 eingelegt ist, die
gegen einen fest mit der Kreuzführung verbundenen Bolzen drückt und so die erstere
trägt. An dem horizontalen Theil derselben ist ein prismatisches Stück f verschiebbar angeordnet, das durch die Feder n, welche sich gegen den in a befestigten Bolzen stemmt, nach rechts bewegt wird. An das Prisma f
ist der Theil g geschraubt, dessen oberer Schenkel somit an das
Excenter h angedrückt wird. Der lange Schenkel des
Winkelhebels r, welcher drehbar mit dem Stoffdrücker
verbunden ist, liegt an einem Excenter i und besitzt
eine solche Neigung, daſs er senkrecht zu stehen kommt, wenn der wirkende Arm des
Excenters am gröſsten ist, was allerdings zur Folge hat, daſs selbst beim Nähen
verschieden starker Stoffe die Bewegungsgröſse des Winkelhebels r die gleiche bleibt. An dem unteren Schenkel von g ist der Fuſs k
angeschraubt, welcher Stoffschieber heiſsen mag, zum Unterschied von dem bei dieser
Maschine auch vorhandenen Transporteur, welcher wie gewöhnlich unter der Nähplatte
angeordnet ist.
Geht die Nadelstange, deren Lage durch die Linie zz angedeutet ist, empor, so wird durch Excenter i und Hebel r der Stoffschieber herabgedrückt
und dafür die Presserstange b gehoben. Hierauf wird
durch das Excenter h der Stoffschieber, zugleich aber
auch der untere Transporteur zur Seite bewegt, wonach der Stoffschieber wieder
gehoben, die Presserstange gesenkt wird und die Nadel von Neuem in den Stoff
einsticht.
Um die seitliche Bewegung des Stoffschiebers h verändern
zu können, ist die steile Schraube u mit Scheibe w angebracht, welche nach einer Umdrehung den
Stoffschieber aus dem Bereich des Excenters bringt, so daſs sich dieser nur noch
hebt und senkt. Die Theilung der Scheibe w, welche
durch Zeiger e eingestellt werden kann, entspricht
genau der Theilung für die Bewegung des unteren Transporteur. Die schwächere
Schraube v dient zur Justirung. Mittels der vorher
erwähnten Einrichtung kann man natürlich auch den einen Stoff in Fältchen an den
anderen nähen.
Um den Nähmaschinentisch in eine beliebige Höhe zu bringen, hat
Rud. Ley zu Arnstadt in Th. (* D. R. P. Nr. 11186
vom 14. Februar 1880) die in Fig. 7 Taf.
34 skizzirte Einrichtung getroffen. Unterhalb der Tischplatte sind auf jeder Seite
der Maschine drei Prismen a angebracht, welche sich in
entsprechenden Führungen der Gestellwände auf und nieder bewegen lassen. Diese
Verschiebung erfolgt auf beiden leiten durch die Hebel c, welche unter sich durch eine Stange bei g
verbunden sind und sich um e drehen können. Ein
Vorstecker, in eines der Löcher von i gebracht, sichert
die Höhenlage des Tisches. Damit aber auch der
Riemen immer gleiche Länge behält, sind die Bolzen für das Schwungrad an den
Hängearmen d befestigt, während durch eine Schraube o in der Führung m des
Hängearmes der letztere festgestellt werden kann. Die Pleuelstange besteht aus zwei
durch eine Schraube mit einander verbundenen Theilen.
Die von H. Mendte in
Bremerhaven (* D. R. P. Nr. 11894 vom
13. März 1880) angegebene Anordnung des Fuſstrittes bezweckt, die Entfernung desselben von
der an der Nähmaschine arbeitenden Person beliebig verändern zu können. Hierzu hängt
die ganze Tretvorrichtung zu beiden Seiten an den Bolzen h (Fig. 8 Taf.
34) des Gestelles. Das Ende b1 der Stäbe f wird durch die Stange ba gehalten, welche ihrerseits mittels Bolzen a1 an das Gestell
befestigt sind. Nach Lösung der Klammer m kann der um
die Achse b1
schwingende Fuſstritt beliebig vor- oder zurückgezogen werden.
Fig.
9 und 10 Taf. 34
zeigen einen Betriebsmechanismus von A. Reitze in
Hannover (* D. R. P. Zusatz Nr. 12766
vom 15. September 1880). Derselbe besteht in der Hauptsache aus einem
doppelten Schaltwerk, welches entweder durch Sperrzähne, oder Klemmrollen wirkt, und
ist im letzteren Falle mit der Bourdin'schen Fuſstrittbewegung identisch (vgl. 1876
222 * 415. 1873 210 * 436.
1874 213 * 7). Der Antrieb vom Fuſstritt e erfolgt entweder mittels zweier Zugstangen, oder
mittels zweier zu einem Rahmen verbundenen Zahnstangen (vgl. Fig. 9),
welche in zwei die erwähnte Schaltvorrichtung einschlieſsende Zahnräder z greifen. Durch diesen Bewegungsmechanismus kann der
Tritt beliebig schnell und beliebig weit auf und nieder bewegt werden, ganz wie es
der arbeitenden Person am bequemsten ist.
Eine andere eigenthümliche Antriebsvorrichtung für Näh- und
andere Maschinen hat sich C. Ulbrich in
Chemnitz (* D. R. P. Nr. 12212 vom
11. Mai 1880) in drei verschiedenen Ausführungen, welche alle auf
gleichem Principe beruhen, patentiren lassen. Der Sitz A (Fig. 11
Taf. 34) schwingt um die mittlere Stütze, wenn die arbeitende Person auf die eine
oder die andere Seite sich neigt. Diese Bewegung wird mittels steiler Schrauben b, wovon die eine rechtes, die andere linkes Gewinde
besitzt, auf die Zahnräder f und f1 übertragen. Die
Schrauben sind so in ihren oberen Hülsen gelagert, daſs sie sich nur nach einer
Seite drehen können. Das Rad f1 treibt durch Kegelräder die Schwungradwelle. (Vgl.
1880 235 * 29. 1881 239
82.)
Auf der Schwungradwelle des Nähmaschinengestelles von D. S. van
Wyck in Fishkül Plains, Nordamerika
(* D. R. P. Nr. 11888 vom 6. Juni 1880) sind die
excentrischen Scheiben A, A1 (Fig. 12
Taf. 34) festgekeilt. Diese sind durch Riemen mit der Rolle B bezieh. B1
der Tritte C und C1 verbunden. Die Antriebschnur geht über die
Spannrolle G, die am Hebel H befestigt ist und beständig durch die Feder J angedrückt wird. Soll die Nähmaschine angehalten werden, so drückt man
den Hebel H nieder; dadurch entfernt sich die Rolle von
der Schnur, der Bremsschuh N kann sich durch die Feder
P heben und an seine Bremsscheibe anlegen, wodurch
der Stillstand fast augenblicklich erfolgt. Der Hebel H
wird durch einen Sperrhaken L in dieser Lage gehalten.
Auſserdem kann sich der Sitz M in der Schraube, mit
welcher er höher oder tiefer gestellt werden kann, frei bewegen. Diese Vorrichtung wurde
bereits in D. p. J. 1881 240 441 kurz erwähnt.
Gebrüder
Kaiser in Kaiserslautern (* D. R. P. Nr. 13403 vom 9. October 1880) heben dadurch die
Spannung des Oberfadens nach beendigtem Nähen auf, daſs sie das Hebelende a (Fig. 13
Taf. 34) zwischen die Spannscheiben e treten
lassen.
Gl.