Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 432 |
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Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
(Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes S. 206
Bd. 240.)
Mit Abbildungen auf Tafel 36.
Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
Zur Zinkgewinnung aus Legirungen und
zum Schmelzen von Metallen empfiehlt A. Landsberg in
Stolberg bei Aachen (D. R. P. Nr.
14501 vom 2.
November 1880), Behälter aus feuerfestem Thon innen mit einer Mischung
von Graphit, Holzkohle, Kokes oder Steinkohle und Thon auszukleiden (vgl. 1880 235 220).
Zur Gewinnung von Zink aus zänkischen
Abfällen und Galmeischlämmen leitet die Actiengesellschaft Vieille
Montagne in Angleur bei Lüttich
(D. R. P. Er. 14618 vom 17. December 1880) die beim
Rösten der Blende entwickelte Schwefligsäure in Bleikammern, in denen calcinirte
Schlämme, Waschrückstände, zinkische Abgänge u. dgl. auf Horden ausgebreitet sind.
Nach genügender Einwirkung werden die Horden herausgenommen und die darauf liegenden
Stoffe mit der gebildeten Kammersäure und schlieſslich mit Wasser ausgelaugt. Die
erhaltene Lösung von schwefelsaurem Zink wird zur völligen Neutralisation durch
ähnliche Zinkabfälle filtrirt.
Zur Verdichtung der Zinkdämpfe legt
N.
Recha in Lipine, Oberschlesien (*
D. R. P. Nr. 12768 vom 23. Januar 1880), wie aus Fig.
1 Taf. 36 zu entnehmen, an die Vorlage b der
Muffel C einen durch das Rohr c verbundenen Doppelballon AB aus
Eisenblech, in welchem sich der Zinkstaub niederschlägt. Die Gase (vgl. 1880 237 389) entweichen durch das Auslaſsrohr a hinter einen den Kanal e
nach der Arbeitseite verschlieſsenden Blechschirm d und
von da in den Sammel- und Abführungskanal g (vgl. 1880
236 * 249* 486).
Eine neue Befeuerung der schlesischen
Zinkdestilliröfen durch seitliche Zuführung von Gas und Luft hat R.
Lorenz in Lipine, Oberschlesien (*
D. R. P. Nr. 10010 vom 21. October 1879) angegeben;
dieselbe ist in Fig. 2 bis
6 Taf. 36 dargestellt. Das vom Generator durch die Kanäle z und a kommende Gas geht
von hier aus getheilt rechts und links durch die Kanäle b und c auf den Herd A. Bei d und e
trifft das Gas mit der durch die dort mündenden Düsen f
und g eingeblasenen Luft zusammen; die gebildete Flamme
wird nach der Mitte des Herdes getrieben, trifft hier mit dem Strome der gegenüber
liegenden Oeffnung zusammen, wird von diesem zurückgedrängt, um durch die in den
Ecken der Stirnwände liegenden Abzugsöffnungen h bis
l zu entweichen. Zur Vorwärmung steigt die bei m von einem Gebläse eingetriebene Verbrennungsluft in
dem Kanal n auf, gelangt von hier der Reihe nach in die
zwischen Herd und Gaskanal horizontal und parallel neben einander liegenden Kanäle
o, p, g, und verläſst letzteren, rechts und links
sich theilend, durch die senkrecht auf q gestellten
Kanäle r und s, um von
dort in die mit dem Gas gemeinschaftlichen Austrittsöffnungen bei f und g zu gelangen. Zum
Reinigen der Oeffnungen d und e sind Zugänge v und w, für den Gaskanal a ist die vom Gange y aus erreichbare Putzöffnung x angebracht.
Nach Kosmann (Verhandlungen des
Vereines zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1881 S. 184) ist ein solcher
Ofen auf der Silesiahütte ausgeführt und bewährt sich sehr gut. In Folge der in demselben herrschenden
gleichmäſsigen Temperatur halten die Muffeln bis 42 Tage. Die Leistungsfähigkeit des
Ofens ist erhöht, weil wegen des Fortfalles des sonst in der Mitte des Herdes
befindlichen Feuerschlitzes für die hier stehenden 6 Muffelpaare (jederseits 3) je
um 15cm längere Muffeln eingestellt werden
können.
Um bei der Destillation von Zinkerzen, Schwefel haltigen
Mineralien, Carbonaten, Kohle, Torf, Holz u. dgl. zur Herstellung von Zink,
Schwefel, Kohlensäure, Gas, Holzessig, Theer, Paraffin, Kokes u. dgl. einen
ununterbrochenen Betrieb zu ermöglichen, hat F. Lürmann in
Osnabrück (* D. R. P. Kl. 10 Nr.
12432 vom 26. Juni 1880) einen Destillationsapparat mit mechanischer Beschickung und getrennten Destillations-
und Entleerungsräumen hergestellt. Die zu destillirenden Stoffe werden
mittels der Beschickungsvorrichtung B (Fig. 7 bis
9 Taf. 36) allmählich in den Destillationsräumen A vorgeschoben, welche von den durch die Kanäle e ziehenden Heizgasen entsprechend erhitzt werden. Zur Herstellung der
erforderlichen Wärme können die gasförmigen, flüssigen oder festen
Destillationsproducte verwendet werden, je nachdem man die einen oder anderen
gewinnen will.
Die flüchtigen Destillationsproducte, als Leucht- oder Heizgas, Holzessig, Ammoniak,
Theer, Paraffin, Schwefel, Zink u. dgl., treten aus der Retorte A in den Raum E, um bei
a zu den entsprechenden Condensationsvorrichtungen
zu entweichen; die festen Rückstände werden durch die Thür F entfernt. Zu diesem Zweck sperrt man das Rohr a so weit ab, daſs in dem Räume E ein
Gasdruck entsteht, so daſs man die Thür F öffnen kann,
ohne daſs Luft von auſsen eintritt, oder die Destillation unterbrochen zu werden
braucht.
Bei dem Kokesofen (Fig. 10 bis
12 Taf. 36) ist der gemauerte Destillationsraum A von einem Gitterwerk aus feuerfesten Steinen umgeben, welches in den
durch dasselbe gebildeten Zügen die Leitung der Gase und Verbrennungsluft
vermittelt. Die mittels Wagen in die Trichter N
geschafften Kohlen werden durch einen Kolben- oder Schraubenbeschickungsapparat B, durch Hand- oder Maschinenkraft in regelmäſsigen
Zwischenräumen oder ununterbrochen eingeführt. In Folge der zu überwindenden
bedeutenden Widerstände werden die Sohlen bei der Beschickung und der Voranbewegung
sehr stark zusammengepreſst und geht die Verkokung unter einem sehr bedeutenden
Druck vor sich, welcher bei der gezeichneten Einrichtung mindestens 3750k auf die Beschickungsfläche beträgt. Die
Beschickvorrichtung ist jedoch so construirt, daſs die zu deren Betrieb nöthige
Kraft eine sehr geringe ist. Dieser groſse Druck gestattet die Herstellung einer
sehr dichten und festen Koke, selbst aus Mischungen von fetten und viel mageren
Kohlen oder aus schwer kokenden Kohlen. Die Vorwärmung der Kohlen geschieht in dem
ersten Theile des Kokesofens A; indem die Kohlen
allmählich und regelmäſsig weiter vorrücken, beginnt und verläuft die Entgasung,
d.h. Verkokung derselben, continuirlich. Die bei der Entgasung bezieh. Verkokung aus
den regelmäſsig beschickten Kohlen in diesen neuen Kokesöfen fortwährend in
derselben Menge gebildeten Gase treten aus der Oeffnung a direct in die Verbrennungskammer C, oder
werden erst von einer gewissen Zahl Oefen durch Kühlapparate – behufs Gewinnung von
Theer, Ammoniak u. dgl. – und dann ganz oder theilweise in C zurückgeleitet. Die Verbrennungsluft erwärmt sich nicht an den
Begrenzungen der Kokesöfen, sondern nur an den Begrenzungen der Abhitzekanäle c oder in dem Kokesabkühlungsraum n und tritt durch die Oeffnungen b in die Verbrennungskammer C.
– Eine vollkommenere Vorwärmung der Verbrennungsluft durch die Abhitze
zeigen Fig. 13 bis
16 Taf. 36.
Die Verbrennung der Gase mit der gut vorgewärmten Luft findet in der
Verbrennungskammer C ununterbrochen statt und erzeugt
deshalb eine hohe Temperatur. Die sehr heiſsen Verbrennungsgase, welche immer in
derselben Menge vorhanden sind, werden durch die Züge d
niedergeführt, streichen durch die Züge e unter der
Sohle des Kokesofens her und steigen in den Zügen f zu
dem Sammelraum D auf. Da, wo die zu verkokenden kalten
und oft nassen Kohlen regelmäſsig in derselben Menge durch den Beschickapparat B in den Raum A gepreſst
werden, wo also die gröſste Abkühlung stattfindet, heizen die verbrannten Gase,
indem sie aus dem Sammelraum D in ihrer Gesammtmenge
durch den Zug g niederfallen müssen, die Wände und die
Sohle des Kokesofens am vollkommensten. Die Verkokung wird hierbei nicht
unterbrochen und kann daher die für dieselbe günstigste Zug- und
Luftschieberstellung durch den mit Wasser gekühlten Schieber h und durch Schieber l für jede Kohle
festgestellt werden. Nach vollendeter Entgasung rücken die Kokes in den
Abkühlungsraum, um ihre Wärme an die in den Kanälen n
aufsteigende, von c kommende Verbrennungsluft
abzugeben. Die fertigen Kokes werden nach Abschluſs des Schiebers h durch die Thür o in
einen vor dem Ofen stehenden Wagen gezogen, ohne daſs der Verkokungsproceſs dabei
unterbrochen würde. Ein besonderer Abkühlungsräum E
(Fig. 13) ist namentlich dann zu empfehlen, wenn man auch Theer und
Ammoniak gewinnen will. Die Verbrennungsgase gelangen schlieſslich durch den Kanal
i in den einer Gruppe Kokesöfen gemeinschaftlichen,
zu Dampfkesseln oder Schornsteinen führenden Hauptkanal 5. Bei der Anordnung Fig.
13 und 16 sind die
Kanäle s durch Schlitze m
verbunden. Der Ofengang kann durch Schaulöcher k
beobachtet werden.
Fig.
17 und 18 Taf. 36
zeigen einen Kokesofen mit vergröſsertem Abkühlungsraum E, aus welchem die fertigen Kokes von Zeit zu Zeit durch die luftdicht
schlieſsenden Thüren F entleert werden. In einen solchen Abkühlungsraum
kann eine (vgl. Fig. 15 und
18) oder mehrere Entgasungsretorten (vgl. Fig. 7 bis
9) münden.
Dadurch, daſs bei dem neuen Kokesofen die Menge der eingepreſsten Kohlen und deshalb
die Menge der entwickelten Gase, sowie auch die Menge der zur Verbrennung nöthigen
Luft und die Zugstärke jederzeit dieselbe, die Stellung von Zug- und Luftschieber
demnach keine veränderliche, sondern fortwährend ein und dieselbe, für die
vollkommene Verbrennung der Gase günstigste, der Betrieb also ununterbrochen ist,
und dadurch, daſs die zur Verbrennung der Gase zugeführte Luft nur durch die Abhitze
vorgewärmt wird, entsteht in den Räumen C, in den Zügen
d, e, f, sowie in dem Räume D und dem Zuge g eine sehr hohe Temperatur,
welche immer dieselbe ist und die nicht durch den Einfluſs verschiedener
Betriebsperioden oder vollständiger Entleerung, bezieh. Abkühlung des ganzen Ofens,
vermindert wird. In Folge dieser hohen Temperatur und des starken Druckes sollen
noch solche Kohlen und Kohlengemische feste Kokes geben, welche in gewöhnlichen
Kokesöfen nicht mehr brauchbar sind.