Titel: | Neuerungen an Speiserufern für Dampfkessel. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 9 |
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Neuerungen an Speiserufern für
Dampfkessel.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 1.
Neuerungen an Speiserufen für Dampfkessel.
Die gewöhnlichen Dampfkessel-Speiserufer bestehen bekanntlich aus einem Schwimmer,
welcher, im Kessel selbst oder in einem besonderen Gehäuse untergebracht, durch
Zugstangen und Hebel o. dgl. mit einem Hahn oder Ventil in Verbindung steht. Bei zu
tiefem, häufig auch bei zu hohem Wasserstande wird von dem Schwimmer der Hahn oder
das Ventil geöffnet und dadurch dem Dampfe der Zutritt zu einer Alarmpfeife
gestattet. Trotz der Gefahr, daſs die in der Regel benutzten Hohlschwimmer leck
werden und dann den Dienst versagen können, scheinen diese Anordnungen doch vielfach
in Gebrauch zu sein. Es sind für dieselben die folgenden Neuerungen zu
verzeichnen.
Karl Charisius in Duisburg (* D. R. P. Nr. 14443 vom
11. December 1880) benutzt einen kegelförmigen Hahn v
(Fig. 1 bis 4 Taf. 1),
welcher in einem nach
auſsen offenen Gehäuse ruht. Der von innen auf den Hahn wirkende Dampfdruck wird
durch eine zugespitzte Stellschraube o aufgenommen, so
daſs bei genauer Einstellung die Reibung sehr gering ausfällt. Um die Stellung der
Schraube controliren zu können, ist an derselben ein Zeiger w angebracht (vgl. Fig. 2). Der
Hahnkegel ist mit einer Längsbohrung und zwei Querbohrungen m und n (Fig. 4)
versehen. Erstere ist auſsen durch die Schraube q
verschlossen; von letzteren trifft die eine bei tiefstem, die andere bei höchstem
Wasserstande mit der zur Dampfpfeife P führenden
Bohrung im Gehäuse zusammen. Eine Bewegung über die äuſsersten Stellungen hinaus
wird durch die Stifte i verhindert. Der auf der
Hahnachse angebrachte Zeiger z läſst den Wasserstand
erkennen und der mit z verbundene Handgriff h ermöglicht, jederzeit den Hahn in die Grenzstellungen
zu bringen, um den Zustand der Vorrichtung zu untersuchen. Sollten die Bohrungen
verstopft sein, so kann man nach Fortnahme der Schrauben o und q durch den Hahnkegel hindurchstoſsen
und die Querbohrungen von der Pfeife aus reinigen. Das rohrartige, oben erweiterte
Gehäuse, in welchem der Schwimmer S untergebracht ist,
steht durch die Stutzen A und B mit dem Kessel in Verbindung; die Stutzen M
und N können zur Anbringung eines Wasserstandsglases
benutzt werden.
Florent Ladry in Brüssel (* D. R. P. Nr. 12125 vom 17.
Juni 1880) verwendet einen Scheibenhahn (vgl. 5 bis 7 Taf. 1). Auf der Achse des
Hebels E, an welchem der Schwimmer hängt, ist eine mit
zwei Bohrungen M und N
(Fig. 7) versehene Scheibe C angebracht.
Dieselbe wird durch den Dampfdruck und auſserdem durch eine Feder K gegen die in das Gehäuse eingesetzte Büchse B gepreſst, welche die Dampfpfeife aufnimmt und mit dem
entsprechenden Kanal versehen ist. Die Bohrungen können hier erst nach Fortnahme der
Büchse B gereinigt werden. Die beiden Stifte P und P1 (Fig. 5),
gegen welche der auch hier vorhandene Zeiger in den Grenzlagen schlägt, stehen durch
Drähte mit einem elektrischen Läutewerk in Verbindung, wodurch der tiefste und
höchste Wasserstand an jedem beliebigen Orte angezeigt werden kann.
Eine besondere Einrichtung, welche den Zweck hat, den Schwimmer von dem äuſseren
Drucke zu entlasten, zeigt Fig. 8.
Auſser der durch den Schwimmer G hindurchgehenden,
abgedichteten und zur Aufnahme der Stange bestimmten Röhre Q ist noch eine fast bis zum tiefsten Punkte in den Schwimmer hinabgehende
und auſsen umgebogene Röhre R angebracht, welche dem
Dampfe den Zutritt in das Innere des Schwimmers gestattet. Das bei der Abkühlung
sich niederschlagende Wasser soll durch den bei späterer Erwärmung sich bildenden
Dampf wieder aus dem Schwimmer hinausgetrieben werden. Da indessen die Temperaturen
auſserhalb und innerhalb des Schwimmers sich nicht so schnell und vollkommen
ausgleichen wie die Spannungen, so wird das Austreiben des Wassers wohl nicht immer
in wünschenswerthem Maſse stattfinden.
Um das bei Wassermangel ertönende Signal von dem bei
Wasserüberfluſs erschallenden unterscheiden zu können, hat J. V. y Jové in Barcelona (Erl. * D. R. P. Nr. 7208 vom 16. April 1879)
dem in gewöhnlicher Weise angeordneten Hahn zwei Bohrungen m und p (Fig. 9 Taf.
1) von verschiedenem Durchmesser gegeben. Bei eintretendem Wassermangel führt die
weitere Bohrung m den Dampf zur Pfeife, es ertönt dann
ein kräftiges Signal; bei Wasserüberfluſs strömt der Dampf durch die enge Bohrung
und gibt einen schwächeren Ton. Eine ähnliche Einrichtung lieſse sich auch bei den
vorgenannten Apparaten treffen.
Bei dem Speiserufer von J. Reimann
in Paris (* D. R. P. Nr. 10190 vom 25. Januar 1880 nebst Zusatz * Nr. 13543 vom 24.
October 1880) befindet sich der Schwimmer in einem trommelartigen Gehäuse und ist
direct an einem Hebelarm befestigt. Fig. 10
Taf. 1 zeigt die zuerst patentirte Anordnung (Nr. 10190). Der den Schwimmer tragende
Arm F hebt, sobald er aus der gezeichneten mittleren in
eine geneigte Lage übergeht, das Ende m des um N drehbaren Armes M,
welcher in bestimmten Grenzlagen mittels der Stange L
ein Pfeifenventil öffnet. Auf der Achse von F ist
auſserhalb des Gehäuses wie bei Fig. 2 und
5 ein Zeiger angebracht.
Die neuere, in Fig. 11 bis
13 Taf. 1 dargestellte Anordnung zeigt der ersten gegenüber wesentliche
Verbesserungen. Um die Zeigerwelle, welche in bekannter Weise durch einen conischen
Ansatz abgedichtet ist, möglichst dünn ausführen zu können, ist der den Schwimmer
tragende Arm h mit einer Hülse auf einen in die
Gehäusewand geschraubten Stift gehängt und mit der Zeigerwelle durch eine kleine
Kurbel gekuppelt (vgl. Fig. 12).
Es sind ferner die zum Oeffnen des Pfeifenventiles dienenden Theile auſserhalb des
Gehäuses angebracht, und zwar bestehen dieselben hier aus einer Stange tu, welche, bei z mit
einem Gelenk versehen, sich nach einer Seite (in der Zeichnung nach rechts)
durchdrücken läſst, und dem Hebel r, der sich mit dem
kürzeren Arm auf die Ventilspindel q stützt. Durch die
Feder s wird das Ventil in der gezeichneten labilen
Lage der Stange tu auf seinen Sitz gepreſst. Das
Durchdrücken dieser Stange erfolgt mittels einer auf der Zeigerwelle befindlichen
rechteckigen Knagge d (Fig. 13),
welcher eine Knagge e auf der Stange u gegenüber steht. Sobald dasselbe stattgefunden hat,
werden die Theile durch die Feder s in die punktirt
angedeutete Stellung geschnellt. Der Hebel r wird dabei
von dem Federdruck entlastet, so daſs der Dampf das Pfeifenventil öffnen kann. Die Theile müssen
darauf von Hand wieder in die labile Gleichgewichtslage zurückgeführt werden, um das
Ventil zu schlieſsen und den Apparat wieder wirkungsfähig zu machen. Der Dampf wird
der Pfeife durch das Rohr p direct vom Kessel, nicht
wie früher aus dem Schwimmergehäuse, zugeführt, weil durch das Entweichen des
Dampfes eine Störung in der Bewegung des Schwimmers und Zeigers entstand. Die
Verlängerung des Zeigers m nach rückwärts kommt in den
äuſsersten Stellungen mit Stiften o und o1 in Berührung, stellt
hierdurch einen Stromschluſs her und setzt ein an geeignetem Orte aufgestelltes
Läutewerk in Gang. Die Zeigerverlängerung kann ferner auch dazu benutzt werden, die
stetige Veränderung der Wasserstandshöhe auf einen langsam gedrehten Papiercylinder
aufzeichnen zu lassen.
Eine zweckmäſsige Neuerung ist die Anordnung der Wand a1 in dem Schwimmergehäuse, welche, den
höchsten Wasserstand überragend, die Zeigerwelle vor dem schädlichen Einflüsse des
vielleicht schlammigen Kesselwassers bewahrt, da sich in der durch a1 abgetrennten Kammer
nur Condensationswasser ansammeln kann. Zu bemerken ist noch, daſs das Pfeifenventil
zugleich als Sicherheitsventil wirken kann, ohne daſs das
Oeffnen desselben bei Wassermangel oder Wasserüberfluſs durch den Dampfdruck
beeinfluſst wird.Die Vertretung dieses Speiserufers hat die Maschinenfabrik J. C. Eckardt und Comp. in Stuttgart
übernommen, woselbst derselbe auf der Württembergischen
Landesgewerbeausstellung 1881 zu sehen war.
Fig.
14 und 15 Taf. 1
zeigen eine sehr einfache, aber kaum brauchbare Vorrichtung von H. Haedicke in Kiel (Erlosch. * D. R. P. Nr. 8859 vom
23. August 1879), welche nur zum Anzeigen des Wassermangels bestimmt ist. Ein
kleiner, aus schmiedbarem Guſs gefertigter Kasten ist von auſsen gegen die mit einer
Oeffnung versehene Stirnwand des Kessels geschraubt. In der oberen Kastenwand ist
ein Ventil angebracht, welches durch den Auftrieb des Schwimmers s für gewöhnlich geschlossen gehalten wird. Dasselbe
wird geöffnet, sobald beim Sinken des Wasserstandes der Auftrieb sich so weit
vermindert hat, daſs der von unten auf das Ventil wirkende Dampfdruck den Druck des
Schwimmerhebels zu überwinden im Stande ist. Der Eintritt des Oeffnens hängt also
hier auſser von dem Wasserstande auch von der Dampfspannung ab. Ist dieselbe gering,
so wird der Wasserstand viel tiefer sinken als bei hoher Spannung, ehe das Ventil
sich öffnet.
Wesentlich abweichend von den vorbeschriebenen sind die folgenden beiden
Speiserufer.
F. G. Voſs in Chemnitz, Sachsen (* D. R. P. Nr. 10811
vom 24. März 1880) benutzt zwar auch einen an einem Hebel g befestigten Schwimmer. Derselbe wirkt jedoch nicht auf einen Hahn oder
ein Ventil ein, sondern
auf eine dreischneidig zugespitzte Stahlnadel d (Fig.
16 Taf. 1), welche bei niedrigstem Wasserstande eine dünne Metallplatte
b durchsticht und dadurch dem Dampfe einen Weg zur
Alarmpfeife herstellt. Soll statt der Pfeife eine elektrische Signalvorrichtung
angewendet werden, wie in der Zeichnung angenommen ist, so wird oberhalb der Scheibe
b ein Stiftchen n
angebracht, welches, nach dem Durchstechen der Scheibe von der Nadel d gehoben, in die Oeffnung der beiden durch die
Hartgummischeibe p isolirten Metallplatten o eintritt und so den Stromschluſs herbeiführt. Die
Scheibe b ist mittels der Kapselmutter c auf das zweitheilige Gehäuse a, welches der Nadel zur Führung dient, aufgeschraubt. Die Mutter k, die nebst Schraube h
das Gehäuse a am Kessel festhält, trägt zugleich die
Achse des Schwimmerhebels.
Um die zerstörte Metallplatte durch eine neue ersetzen zu können, muſs der Kessel so
weit gespeist werden, daſs das mit der Nadel verbundene Ventil e von dem Schwimmer geschlossen gehalten wird. – Die
Stärke der Metallplatte b soll so gewählt werden, daſs
sie bei dem angenommenen Durchmesser einen Dampfdruck gleich dem doppelten des
normalen aushält, und die Länge des Schwimmerhebels soll so groſs sein, daſs der
frei hängende Schwimmer, auf halber Hebellänge angebracht, das Durchstechen der
Platte bewirkt. Die Ringschrauben r, welche durch eine
Plombe oder ein Schloſs zu verbinden sind, sollen den Apparat vor absichtlicher
Beschädigung schützen.
Bei der Vorrichtung von Dreyer,
Rosenkranz und Droop in Hannover (Erl. * D. R. P. Nr. 3057 vom 17. Mai
1878) ist wie bei den Apparaten von Guibert und Langensiepen (1881 241 * 421) statt des Schwimmers ein
bis zum tiefsten Wasserstande reichendes Standrohr R
(Fig. 17 Taf. 1) in Anwendung gebracht, welches für gewöhnlich mit Wasser
gefüllt ist und bei eintretendem Wassermangel sich entleert. Während jedoch bei
jenen Apparaten das Gewicht der Wassersäule in dem Standrohre benutzt wurde, um
durch den Druck auf eine biegsame Platte das zur Alarmpfeife führende Ventil
geschlossen zu halten, soll hier die Erwärmung und infolge dessen eintretende
Ausdehnung des Standrohres durch den Dampf dazu dienen, das Ventil zu öffnen. Das
Standrohr R ist aus Kupfer oder Messing hergestellt,
das Rohr D, welches den Dampf zur Pfeife führt, aus
Eisen. Das letztere trägt auf einem Säulchen T, welches
mittels der Muttern m genau eingestellt werden kann,
den ungleicharmigen Hebel H. Dieser überträgt die
Bewegung des oberen Endpunktes von R auf das sich nach
unten öffnende Dampfventil v. Zur Sicherung gegen
unbefugte Verstellung der Muttern m wird über das
Säulchen T eine Glocke G
geschoben und bei g ein Schlöſschen eingehängt. Die
Schraube L am oberen Ende des Rohres R ermöglicht, das letztere wieder schnell mit Wasser zu füllen, wenn der
Apparat in Wirksamkeit gewesen und der Wasserspiegel darauf genügend gehoben ist.
Die Vorrichtung ist sehr empfindlich gegen äuſsere Einflüsse. Ein geringes Verbiegen
des Rohres R kann den Apparat schon wirkungslos
machen.
Whg.