Titel: Neuerungen an Gehrungsschneidmaschinen.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, S. 26
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Neuerungen an Gehrungsschneidmaschinen. Patentklasse 38. Mit Abbildungen auf Tafel 3. Neuerungen an Gehrungsschneidmaschinen. Die älteren Constructionen von Gehrungsschneidmaschinen begnügten sich mit der Erzeugung des gebräuchlichsten Gehrungswinkels von 45°, wie er ganz gut auf der allgemein bekannten Gehrungsstoſslade hergestellt wird. Während hier ein Schneiden der Gehrung durch eine Säge geschieht, wird bei der vielfach nachgebauten Maschine von Shute in London (1871 200 * 181) der Winkel durch ein Messer abgespalten; dieses gleitet in einem Rahmen, unter welchem das anzuschneidende Holz horizontal vorgeschoben wird, während die Führung des Messers unter 45° gegen den Horizont geneigt ist. Das Messer wird durch einen Kniehebel zur Wirkung gebracht. Im Allgemeinen wird jedoch aus praktischen Rücksichten immer die Säge dem Messer vorgezogen, trotzdem letzteres den sogen. Grat vermeidet, und so zeigen auch die neueren Gehrungsschneidapparate im Allgemeinen nur die Einrichtung für das Schneiden mit der Säge und Verbesserungen in der sicheren Führung derselben. Die Gehrungslade von Friling und Camp, in Köln (Erloschenes * D. R. P. Nr. 5350 vom 14. Juli 1878) schlieſst sich der bekannten Stoſslade an, ohne indeſs eine Verbesserung derselben zu zeigen. (Vgl. Kassow 1880 236 * 19). Das Bestreben der neueren Constructionen geht darauf hinaus, auf derselben Gehrungslade nicht nur einen bestimmten Winkel, sondern möglichst sämmtliche bei der Einrahmerei zur Erzeugung vieleckiger Bilderrahmen u. dgl. gebrauchten Winkel anschneiden zu können. Es wird dies im Allgemeinen durch Verstellung der Anschlagleisten auf der Lade gegen die in festen verticalen Führungen horizontal bewegbare Säge ermöglicht, oder umgekehrt durch Einstellung der um einen festen Punkt drehbaren verticalen Säge gegen die festen Anschlagbacken. Zur ersten Art gehört die Gehrungssäge von J. Bräutigam in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 13538 vom 17. September 1880). Dieselbe hat die beiden um den Zapfen z (Fig. 10 und 11 Taf. 3) schwingbaren und in den Löchern k, o, f, h feststellbaren Anschlagleisten l, l1, so daſs in der gezeichneten Stellung derselben ein Winkel von 45°, in der dem Loch o entsprechenden Stellung ein solcher von 60° für sechseckige Rahmen, bei Benutzung der Löcher f ein solcher von 67½° für achteckige u.s.w. hergestellt werden kann. Die Säge ist genau über der Halbirungslinie der Anschlagwinkel mit ihren Führungen an der Säule s angebracht. Die sichere und leichte Führung der Säge i wird durch deren Steg x in dem an s befestigten Gehäuse y bewirkt, dessen Deckel v durch 4 Schrauben a und um die Schrauben liegende Spiralfedern nachstellbar gerichtet ist. Dabei ist das Führungsgehäuse in einer Höhe angeordnet, daſs das Sägeblatt i, welches durch Flügelmutter c und Stange p gespannt wird, gerade noch die zu bearbeitende Leiste durchschneidet, ohne deren Unterlage zu beschädigen, oder selbst dadurch verletzt zu werden. Zur zweiten Art gehört der Gehrungschneidapparat von G. Ott in Ulm (* D. R. P. Nr. 12517 vom 16. Juli 1880); er ist dem vielfach gebrauchten Langdon'schen Apparat scheinbar nachgebaut, zeichnet sich aber durch seine günstige Anordnung vortheilhaft vor seinen Vorgängern aus. Die älteren Constructionen dieser Art bestanden im Allgemeinen in einer Fuchsschwanzsäge, welche mit ihrem Ende gelenkig an einer senkrechten Achse befestigt war und deren Führung auf einer Kreistheilung beliebig festgestellt werden konnte. Der in Fig. 12 bis 14 Taf. 3 skizzirte Apparat besteht hier aus einem Auflagebrett a bis d mit Anschlag c bis f, der zur sicheren Haltung des zu schneidenden Stabes mit Schmirgel versehen ist; an diesem ist ein Halbkreis rps befestigt, auf welchem die Gehrungslinien des regelmäſsigen 4- bis 12Eckes angegeben sind, und zwar die in der Tischlerei am meisten vorkommenden mit Theilstrichen und Löchern und die übrigen nur mit ersteren. Senkrecht unter dem Centrum des Theilkreises rps dreht sich um einen eisernen Bolzen h die Regulirschiene AB, welche in zwei Führungen q an dem Kreis gleitet; zwischen diesen befindet sich eine Arretirungsfeder n, welche mit einem Bolzen p in die Löcher z des Theilkreises einschnappt, wenn die betreffenden Gehrungslinien bestimmt werden sollen. Für auſsergewöhnliche Gehrungslinien ist an der Arretirungsfeder ein Strich eingelassen, der dann mit den Theilstrichen der verschiedenen Gehrungen zusammengestellt wird; ein Knopf O dient zum Auslösen dieser Feder. Vor und hinter dem Auflagebrett sind die Führungscylinder i und k befestigt, in welchen die Führungsbolzen l und m sich befinden; diese Cylinder und Bolzen haben Schlitze o, welche die directe Führung der Handsäge y bestimmen; zur besseren Haltbarkeit haben die Cylinder i und k Abschluſsdeckel t, die innen mit einem Gewinde versehen sind, welches die beiden Theile des Cylinders zusammenhält. Um das Zusammendrücken des Schlitzes o zu vermeiden, sind an dem Abschluſsdeckel t weiter innen Ringe E angebracht, an die sich der innere Theil der Cylinder anlegt. Die Bolzen l und m haben oben metallene Zwingen, welche ihnen eine gröſsere Festigkeit und mehr Gewicht verleihen, weil dieselben sich in gleichem Verhältniſs wie das Sägeblatt y senken sollen. Der Steg v der Säge muſs so eingestellt werden, daſs die Entfernung zwischen den Zahnspitzen und der unteren Kante des Steges v gleich dem Höhenunterschied des Auflagebrettes ad und der Abschluſsdeckel t ist, damit, wenn die Zahnspitzen auf dem Auflagebrett angekommen sind, der Steg sich auf den Abschluſsdeckeln befindet, mithin die Säge nicht mehr als erforderlich nach unten schneiden kann. Der Apparat wird während des Gebrauches in die Hobelbank gespannt. Die folgende Einrichtung zum Bestoſsen von Gehrungen von J. Bräutigam in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 13276 vom 25. September 1880) hat nicht den Vortheil des beliebigen Gehrungswinkels, sondern erlaubt nur das Bestoſsen von drei verschiedenen Gehrungen; ferner wird hier keine Säge verwendet, sondern die Gehrung mit einem Hobel abgestoſsen. Zu diesem Zweck besteht die Vorrichtung aus einem Parallelschraubstock (Fig. 15 Taf. 3), der von einem dreiseitigen Prisma a und einer Hülse b gebildet wird, in welcher sich das Prisma mit Hilfe der Schraubenspindel c verschieben läſst. An den einander zugekehrten Endflächen f und g haben Prisma und Hülse an drei Seiten Ansätze I, II und III, zwischen welchen die zu bearbeitenden Leisten oder Rahmentheile, an deren Ende die Gehrung angehobelt werden soll, eingespannt werden können. Wird nun die Leiste L in eine der Backen eingespannt, wie es in Fig. 16 durch punktirte Linien angedeutet ist, so bilden die Flächen mn bezieh. op und qr nach einem gewissen Winkel die Schablone für die abzuhobelnde Gehrung. Mit dem Lappen s, welcher sich um einen Ansatz t drehen läſst und an drei passend gewählten Punkten durch eine Schraube festgestellt werden kann, wird die ganze Vorrichtung beim Gebrauch in eine Hobelbank eingespannt und zwar so, daſs jederzeit die zu benutzende Gehrungsfläche wie mn u.s.w. horizontal steht. Eine interessante Maschine zum Fügen und Bestoſsen von Hölzern, wie sie in der Parketfabrikation gebraucht werden, ist von H. Wieland in Leipzig (* D. R. P. Nr. 14692 vom 28. Januar 1881) ausgeführt. Dieselbe ist nicht, wie die vorher besprochenen Maschinen, für Zwecke des Kleintischlers, sondern für die massenhafte Zurichtung recht- und schiefwinkliger Figuren aus massivem wie furnürtem Holz für Parkettirungen bestimmt. Bei den bisher üblichen Füge- und Bestoſsmaschinen werden lange, ebene, meist mit der dieselben tragenden Welle parallel liegende Messer, sogen. Fräsköpfe mit eingesetzten Messern, verwendet; hier kommt ein rundes Fräsblatt o (Fig. 17, 18 und 21 Taf. 3) zur Verwendung; dasselbe trägt an seinem Umfange die schneidenden Zähne und bildet die Schneidekante derselben mit der radialen Richtung einen Winkel von etwa 30°. Das Blatt selbst ist an seiner vorderen arbeitenden Seite flach conisch ausgedreht, so daſs nur immer der äuſserste Umfang des Fräsblattes zur Wirkung gelangt. Zum Zweck der Bearbeitung werden mehrere Schichten Hölzer über einander auf dem Tisch b (Fig. 17 bis 20) eingespannt und an dem Fräsblatt o durch Zahnstangen und Räder vorbeigeführt. Um beliebig breite und beliebig starke Hölzer zugleich mit einander auf dieser Maschine bei gröſstmöglichster Holzersparniſs zu bearbeiten, wird die Winkelvorlage l (Fig. 19), welche auf dem mit dem Bett b fest verbundenen Winkel m aufgeschraubt wird., zum Anlegen der Hölzer benutzt. Will man Hölzer auf gleichmäſsige Breiten bestoſsen bezieh. fügen, so nimmt man nur eine Rückenvorlage p (Fig. 17 und 18). Je nachdem man nun diese Vorlagen zur Ebene des um seine fest gelagerte Achse h rotirenden Fräsers parallel oder entsprechend schräg stellt, kann man die Hölzer mit parallelen oder beliebig zu einander geneigten Seiten bestoſsen und fügen. Für das Gehrigschneiden von Hölzern, welche auf den Seiten fertig bestoſsen sind, werden zwei Vorlagen s und t (Fig. 20) benutzt, wovon s rechtwinklig zur Ebene des Fräsblattes, t nach dem geforderten Gehrungswinkel gegen dasselbe verstellt ist. Man legt nun das Holz, wie Fig. 20 bei A zeigt, an die Vorlagen an, bestöſst die vorstehende Kante u, wendet hierauf das Holz, so daſs die oben Bestoſsene Kante u an die Vorlage s zu liegen kommt (vgl. Fig. 20 bei B). Ehe jedoch das Anlegen nach dem ersten Bestoſsen geschieht, schiebt man die bewegliche Schiene v aus der Lage A in diejenige B, da anderenfalls die Gehrung wohl rechtwinklig, aber nicht gleichseitig ausfällt. Theoretisch müſste der Abstand w der beiden Vorlagen genau so groſs sein, als das zu Bestoſsende Holz breit ist, um eine rechtwinklige, gleichschenklige Gehrung zu erhalten. Da jedoch die durch die Kreis- oder Bandsäge vorgeschnittenen Hölzer nicht genau ausfallen können, wird es nöthig, dem Fräsblatt mehr Holz zum Bestoſsen zu bieten, bezieh. das Holz dem Fräsblatt mehr zu nähern, was dadurch erreicht wird, daſs man den Abstand w der Vorlagen vergröſsert und zwar um so viel, als die Stärke x der beweglichen Schiene v beträgt. Die eigenartige Form des Fräsblattes macht die Versicherung glaubhaft, daſs ein völlig glatter, tadelloser Schnitt sowohl auf Hirn-, wie Langholz vom Beginn der Arbeit an auf dieser Maschine erzielt wird.

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Tafel Tafel 3
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