Titel: | Ueber Verarbeitung der Stassfurter Kalisalze. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 47 |
Download: | XML |
Ueber Verarbeitung der Staſsfurter
Kalisalze.
Patentklasse 75. Mit Abbildungen auf Taf. 6.
Ueber Verarbeitung der Staſsfurter Kalisalze.
H. Böckel in Staſsfurt (D. R. P. Nr. 14938 vom 5.
Februar 1881) will Kainit und andere schwefelsaure
Doppelsalze des Kaliums und Magnesiums unter Verwendung von Chlorcalcium
verarbeiten. Werden hier noch Kainit, Schönit und dergleichen Verbindungen
mit Chlorcalcium haltigen Laugen behandelt, so entsteht Gyps, Chlorkalium und
Chlormagnesium. Die
Flüssigkeit wird dann von dem ausgeschiedenen Gyps getrennt und wie gewöhnlich
weiter verarbeitet.
Der Apparat zur Herstellung von
Kaliumsulfat aus Kaliummagnesiumsulfat und Chlorkalium von H. Precht in Neustaſsfurt (* D. R. P. Nr. 14534 vom 15.
December 1880) besteht aus einem halbrunden, liegenden, durch senkrechte
Scheidewände in mehrere Räume getheilten Kessel, welcher als Rührvorrichtung eine
durch Riemenscheibe a (Fig. 1 Taf.
6) und Vorgelege b in Bewegung versetzte Welle c hat, mit Armen d und
Löffeln o. Aus dem Behälter R wird Kaliummagnesiumsulfat mittels Schnecke f dem Apparat ununterbrochen zugeführt und während der Zersetzung durch
die Löffel o in die folgende Abtheilung geschafft, bis
es schlieſslich am anderen Ende des Apparates in den Trichter t geworfen wird. Gleichzeitig erleidet das Doppelsalz
durch eine von der entgegengesetzten Richtung zuflieſsende gesättigte
Chlorkaliumlösung eine Umsetzung in Kaliumsulfat und Kaliummagnesiumchlorid; die
Chlorkaliumlösung kommt zunächst mit dem nahezu fertig gebildeten und durch wenig
Magnesiasalze verunreinigten Kaliumsulfat in Berührung, flieſst durch Löcher g (Fig. 2) in
alle Abtheilungen und wird zuletzt mit unzersetztem Doppelsalz gerührt, um eine
vollständig ausgenutzte und an Chlormagnesium reiche Lauge zu erhalten, aus welcher
die Kalisalze durch Eindampfen gewonnen werden.
Apparate zur Trennung des Chlornatriums und Chlormagnesiums
vom Kaliummagnesiumsulfat im Kainit. Nach H.
Precht (* D. R. P. Zusatz Nr. 13421 vom 25. Mai 1880) kann die unter
Dampfdruck bewirkte Trennung des Chlornatriums vom Kaliummagnesiumsulfat (vgl. 1881
241 456) während oder nach der Zersetzung vorgenommen werden. Im ersteren Falle wird
der Kainit in einem Siebe, welches in einem geschlossenen Kessel drehbar ist, mit
einer für Chlornatrium gesättigten Lösung von Kaliummagnesiumsulfat unter Dampfdruck
behandelt. Das Sieb befindet sich im oberen Theile des Kessels, so daſs im unteren
Theile Raum für das abgesiebte Kaliummagnesiumsulfat vorhanden ist. Der Unterkessel
u (Fig. 3 bis
5 Taf. 6) des Zersetzungsapparates, in welchem sich das abgesiebte
Kaliummagnesiumsulfat ansammelt, ist in wagerechter Lage (Fig. 3 und
5) oder in senkrechter (Fig. 4) mit
dem Oberkessel verbunden. In dem Oberkessel ist das Sieb r aus Kupferblech mit 0mm,75 weiten
Oeffnungen angebracht, welches durch das Mannloch m mit
Kainitstücken von 5 bis 50mm Durchmesser gefüllt
wird; die Entleerung des Apparates erfolgt mit Hilfe einer Schnecke durch die
Oeffnung o.Der Apparat Fig.
3 und 5
ist in Neustaſsfurt seit 1½ Jahren im Betriebe. Die jedesmalige Füllung des
Apparates beträgt 3t, die selbstthätige
Entleerung bewährt sich gut.
Wird die Trennung des Kaliummagnesiumsulfates von dem Chlornatrium erst nach der
Zersetzung des Kainits vorgenommen, so kann der Zersetzungsapparat für Kainit aus einem geschlossenen
Kessel mit Rührwerk oder aus einem rotirenden Kessel bestehen. Durch Bewegung der
Salzmasse wird die Zersetzung des Kainits wesentlich befördert, weshalb in dem
Apparat vier Schaufeln angebracht sind, welche bei der Drehung des Kessels eine
Hebung der Salzmasse bewirken.
Zur Trennung des Kaliummagnesiumsulfates von den gröſseren Steinsalzstücken nach der
Zersetzung des Kainits benutzt Precht ein Trommelsieb
p (Fig. 6 und
7 Taf. 6), welches sich in einem mit für Chlornatrium gesättigter
Salzlösung gefüllten Kasten dreht. Der Salzbrei wird durch den Trichter t in das conische Trommelsieb eingefüllt und die groben
Stücke, welche im Siebe zurückbleiben, werden mittels Schaufeln v aus dem Apparate entfernt. Das Kaliummagnesiumsulfat
setzt sich in der Salzlösung ab und kann auf diese Weise fast frei von Chlornatrium
gewonnen werden.
Zum Verdampfen der Mutterlaugen in der Kalifabrikation
will L. Wüstenhagen in Hecklingen bei Staſsfurt (* D.
R. P. KL 62 Nr. 14015 vom 1. Mai 1880) die Laugen zunächst in Vorwärmpfannen A (Fig. 8 bis
11 Taf. 6) bringen, welche von Röhrensystemen a durchzogen und unter sich verbunden sind, so daſs der von den
Vacuumapparaten durch die Rohrleitung R herkommende
Dampf seine Wärme gröſstentheils an die frische Lauge abgibt, wodurch gleichzeitig
eine Entlastung des Condensators E stattfinden soll,
obgleich wegen der Anordnung der Pfannen über den Ueberhitzern D erstere gleichzeitig von den abgehenden Heizgasen der
Kesselfeuerungen berührt werden und in Folge dessen eine Erhitzung der frischen
Lauge in den Pfannen A bis auf 70° stattfindet. Von
hier läſst man die Lauge durch die Speiserohre b in die
Vorverdampfkessel B ablaufen, wo sie mittels directer
Feuerung so weit eingedickt werden, daſs sich die schwer löslichen Salze noch nicht
in Massen abscheiden.
Die in den Kesseln B andauernd entwickelten Brüden
dienen dazu, unter Zuhilfenahme des Vacuums die durch die Uebersteigrohre r in die Vacuumapparate C
gelangte Lauge fertig zu verdampfen. Wegen des in den Kesseln B herrschenden niedrigen Druckes von 0,1 bis 0at,2 sind diese Dämpfe sehr wässerig und werden,
um sie zum Heizen der Apparate C geeigneter zu machen,
bei geschlossenen Ventilen v vorher durch die
Ueberhitzungsapparate D geführt, in welchen durch die
abgehenden Heizgase der Kesselfeuerungen die Rohrsysteme d umspült werden. Die hier überhitzten Brüden gelangen bei geöffneten
Ventilen x und geschlossenem Ventil z in den Dampfraum e der
Vacuumapparate C, wo sie die Eindickung der in
dieselben aus den Kesseln B übergestiegenen Lauge
vollenden; die abgekühlten Brüden und die entstandenen Condensationsproducte werden
bei f durch eine Luftpumpe abgesaugt. Ist die Lauge
derart in den Vacuumapparaten auf die gewünschte Concentration gebracht und die
Ausscheidung der schwer löslichen Salze bewirkt, so läſst man diese Salze und übrig
gebliebene Lauge durch den Stutzen h ab und spült das
an dem Röhrensystem i etwa haftende Salzgemisch mit
etwas Lauge oder Wasser nach. Damit hierbei ein Besteigen der Kessel vermieden
werde, ist die Brause n angebracht, welche ihre
Speisung durch die Rohrleitung m erhält.
Als Ergänzung seiner früheren werthvollen Berichte über die
Staſsfurter Kali-Industrie (vgl. 1872 203 194. 1875 217 388. 496. 218 62. 411. 1876
219 254) bespricht H. Grüneberg in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881
S. 1179 die Darstellung von schwefelsaurem Kalium aus den
Staſsfurter Kalirohsalzen. Bekanntlich enthalten die Staſsfurter
Kalirohsalze auſser etwa 16 Proc. Chlorkalium in Form von Carnallit (KMgCl3.6H2O) und anderen
Salzen auch etwa 17,5 Proc. schwefelsaures Magnesium in Form des Kieserits (MgSO4.H2O). Bald nach
Beginn der Verarbeitung dieser Staſsfurter Rohsalze (im J. 1861),Vgl. Wagner's Jahresbericht, 1861 S. 216. 1862
S. 220. war man bestrebt, aus denselben nicht allein das für die
Salpeterfabrikation erforderliche Chlorkalium darzustellen, sondern auch das für
andere hochwichtige Zweige der chemischen Industrie erforderliche schwefelsaure
Kalium. Die Gegenwart eines die Schwefelsäure nur leicht gebunden haltenden Salzes,
des schwefelsauren Magnesiums, schien hierzu aufzufordern.
Verfasser, interessirt in der Fabrikation des Kalisalpeters wie der Potasche, machte
sich deshalb bereits im J. 1862 an diese Aufgabe und stellte, zunächst mit reinen
Materialien arbeitend, das bereits bekannte Doppelsalz aus schwefelsaurem Kalium und
schwefelsaurem Magnesium dar, indem er 1 Aeq. Chlorkalium und 2 Aeq. schwefelsaures
Magnesium heiſs löste und das gebildete Doppelsalz (K2SO4.MgSO4.6H2O) durch Krystallisation gewann. Aus
diesem Doppelsalz das schwefelsaure Magnesium zu entfernen, war die nächste Aufgabe.
Durch eine wiederholte Umkrystallisation desselben gelang es zwar, Salze zu
gewinnen, welche immer reicher an schwefelsaurem Kalium und immer ärmer an
schwefelsaurem Magnesium waren; doch war dies eine umständliche und deshalb recht
kostspielige Fabrikation. Ein anderer Weg, dieses Doppelsalz mit einem Aequivalent
Chlorkalium zu mischen und durch das hierin enthaltene Kalium das Magnesium des
Doppelsalzes zu ersetzen, nach der Formel 2K2SO4 + MgSO4 + 3KCl =
3K2SO4 +
KMgCl3, lieſs das erwünschte Ziel erreichen.
Verfasser glaubte Anfangs gefunden zu haben, daſs diese Zerlegung nur bei einer
hohen Temperatur bezieh. in Gefäſsen, welche mit einer Dampfspannung von 2at arbeiteten, ausführbar sei, ein Verfahren,
welches Clemm später in sein Patent einschloſs (vgl.
Wagner's Jahresbericht, 1864 S. 256). Weitere Versuche aber
zeigten, daſs die erwünschte Zerlegung auch unter einfacheren Verhältnissen zu
erreichen war. In den Fabriken von C. Zimmer und Douglas wurden mit Erfolg Versuche angestellt, die mit
starker Spannung arbeitenden Apparate zu vermeiden, und heute denkt Niemand mehr
daran, sich derselben zu bedienen. Immerhin war der Weg gezeigt, wie aus dem
Doppelsalz das schwefelsaure Kalium zu isoliren sei, und es wurde auf dieser
Grundlage weiter gearbeitet.
Zunächst muſste man bestrebt sein, für die Darstellung des Doppelsalzes K2SO4.MgSO4.6H2O (Schönit)
sich möglichst reine Rohstoffe zu schaffen. War für das Chlorkalium dieser Weg durch
die inzwischen entwickelte Chlorkalium-Industrie geschaffen, so fehlte es doch noch
an einem Mittel, das schwefelsaure Magnesium in möglichst reiner Form zu gewinnen;
denn der aus den Rohsalzschächten geförderte sogen. Kieserit war ein ziemlich
unreines Gemenge von schwefelsaurem Magnesium und Steinsalz mit wenig Carnallit.
Verfasser gelangte zu reinem Kieserit durch das von ihm s. Z. eingeführte
Aufbereitungsverfahren in den mit Chlormagnesiumlauge arbeitenden Setzmaschinen,
welches den mit Steinsalz gemengten Kieserit als den specifisch schwersten Körper am
Grunde der Setzkasten erscheinen lieſs. Dieser Kieserit wurde auf feinem Drahtsiebe
in Wasser oder dünne Lauge getaucht; hier löste sich das Steinsalz auf, der
eingesprengte Kieserit fiel als stärkemehlartige Substanz durch die Maschen des
Siebes, um sich am Boden der Lösegefäſse abzulagern. Später wurden zu demselben
Zwecke die Kieserit haltigen Löserückstände der Chlorkaliumfabriken verwendet und
auch die Apparate zur Trennung von Kieserit und Steinsalz vereinfacht, sogenannte
Waschtrichter eingeführt.
Mittels des so gewonnenen Kieserits und hochgradigen Chlorkaliums wurde nun das
Doppelsalz „Schönit“ gebildet. Anfangs löste man beide Körper heiſs und lieſs
dann den Schönit krystallisiren, später (i. J. 1864 nach Vorschlag von Schmidtborn in der Fabrik von Vorster und Grüneberg in Staſsfurt) wurde nur
der Kieserit heiſs gelöst und die Lauge auf trockenes, gesiebtes Chlorkalium
gelassen, welches sich dann während des Erkaltens der Lauge in Schönit umsetzte.
Neben diesen Arbeiten liefen Versuche mit einem im Leopoldshaller Schachte gefundenen
sogenannten „harten Salz“, welches aus Sylvin, Kieserit und Kochsalz bestand
und beim Lösen und Krystallisiren auf einfache Weise den Schönit ergab. Bald darauf
wurde der Kainit gefunden, welcher den Schönit schon fertig gebildet enthielt und
nunmehr das geeignetste Material zu bilden schien. Aber der Kainit wurde hoch im
Preise gehalten, ergab, weil er ganz gelöst wurde, viel Mutterlauge, mit der man
nicht gut umzugehen wuſste, weil dieselbe in der Siedehitze, durch gegenseitige
Zersetzung von Chlormagnesium und schwefelsaurem Kalium, schwefelsaures Magnesium und Chlorkalium
ergab. Zwar wurden später (bei Vorster und Grüneberg), um die Mutterlauge unterhalb der Siedehitze
abzudampfen, sehr groſse flache Pfannen angelegt, welche mit Schmauchfeuer betrieben
wurden; auch wurden mechanische Verdampfapparate angeschafft, die durch Oberflächen
Verdunstung rotirender hohler Kupferlinsen, welche von gebrauchtem Dampf durchströmt
wurden, die Lauge bei niedriger Temperatur verdampfen; aber diese langsame
Verdunstung der Lauge erwies sich doch verhältniſsmäſsig als so kostspielig, daſs
sie der Rentabilität des Verfahrens Eintrag that. Trotz des scheinbar am meisten
geeigneten Materials Kainit blieb die Fabrikation von Schönit aus Kieserit und
Chlorkalium lange Zeit hindurch obenan; sie wurde auſser von der Fabrik des
Verfassers von den Firmen Wünsche und Göring in
Leopoldshall und Andrae und Grüneberg in Stettin
ausgeführt.
Der auf die eine oder andere Weise dargestellte Schönit muſste nun in schwefelsaures
Kalium umgewandelt werden und hierzu diente ausschlieſslich das vom Verfasser
bereits i. J. 1862 aufgestellte Princip: die Zerlegung mit Chlorkalium (vgl. 1872
203 194). Schmidtborn führte in der Fabrik des
Verfassers zuerst heiſses concentrirtes Lösen des Schönits und Einwirkung der
erhaltenen Lauge auf äquivalente Mengen trockenen Chlorkaliums ein, welches sich
während des Erkaltens der Lauge in schwefelsaures Kalium umsetzte, F. Michels die Maceration des Schönits in
Auslaugegefäſsen mit einer kalt gesättigten Chlorkaliumlösung, bis der ganze Schönit
in schwefelsaures Kalium verwandelt war (vgl. Wagner's
Jahresbericht, 1869 S. 242).
Die Behandlung der Mutterlauge war in beiden Fällen dieselbe, stets aber schwierig,
weil der starke Gehalt der Lauge an Chlormagnesium, einem Zersetzungsproduct des
Schönits, in der Siedehitze auf das in der Lauge befindliche schwefelsaure Kalium
einwirkte und dasselbe in Chlorkalium verwandelte, welches mit dem gebildeten
schwefelsauren Magnesium dann Salzniederschläge ergab, die leicht anbrannten und
schwierig zu behandeln waren, trotzdem sie eigentlich, falls die angewendeten
Rohstoffe rein waren, leicht hätten wieder in Schönit verwandelt werden können, wenn
man dieselben richtig gattirt und in der Kälte hätte auf einander wirken lassen.
Genug, die Verarbeitung der Mutterlauge war stets das Hinderniſs einer rentablen
Fabrikation, wenn auch sonst der Proceſs glatt und elegant verlief und das erzielte
Fabrikat (K2SO4) von
vorzüglicher Reinheit war.
H. Grüneberg (Chemische Industrie, 1881 S. 110) theilt
ferner die seit d. J. 1877 über diesen Gegenstand erschienenen 20 Patente ein: 1) in
solche, welche die Darstellung von Schönit aus Kieserit und Chlorkalium bezieh.
Carnallit zum Gegenstande haben; 2) in solche, nach welchen Schönit aus Kainit dargestellt wird; 3) in
Patente, welche die Verarbeitung der Mutterlauge und Nebenproducte behandeln; 4) in
solche, welche schwefelsaures Kalium aus Schönit auf anderem Wege als dem der
Zerlegung durch Chlorkalium darzustellen bezwecken.
1) Das Verfahren von F. Brünjes (D. R. P. Nr. 11, vgl.
1879 231 154) ist wegen des kostspieligen Alkoholverlustes wohl niemals zu
fabrikatorischer Durchführung gelangt. Das von C.
Ferber (D. R. P. Nr. 5068, vgl. 1879 233 352) wird augenscheinlich zu
kostspielig, weil dasselbe die Erzeugung zu groſser Mengen Lauge im Gefolge hat,
welche, wie aus Obigem hervorgeht, stets der schwache Punkt der Fabrikation von
schwefelsaurem Kalium aus dem Staſsfurter Salze ist. – Hierher gehört noch des
Verfahren von G. Borsche (D. R. P. Nr. 2173, vgl. 1877
226 440) und das von H. Grüneberg (D. R. P. Nr. 5607,
vgl. 1879 233 175). Bei letzterem zeigt die Ausbeute, daſs etwa 85 Procent des
angewendeten Chlorkaliums als Schönit erhalten werden.
2) G. Borsche (D. R. P. Nr. 10642, vgl. 1881 240 82)
laugt den Kainit, um seine Zersetzung zu verhüten, bei der niedrigen Temperatur von
30 bis 35° aus; ein Zusatz von krystallisirtem Bittersalz zu der Lösung soll reinen
Schönit fällen. Die Mutterlauge wird eingedampft und mit Chlormagnesium versetzt,
wodurch Kochsalz gefällt wird; die hiernach weiter einzudampfende Lauge läſst
schwefelsaures Magnesium fallen. Vielleicht ist die unter unangenehmen Verhältnissen
sich bildende Abscheidung des letzteren Ursache gewesen, dieses Verfahren
aufzugeben, und wir finden in einem ferneren Patent von Borsche und F. Brünjes (D. R. P. Nr. 10701, vgl. 1881 239 88) die
Behandlung des Kainits bei einer Temperatur der Löselauge von 80°, bei welcher die
Zerlegung des Schönits noch nicht stattfindet, aber erheblich mehr dieses Salzes
aufgenommen wird, während von dem Kochsalz der Kainit wahrscheinlich nicht mehr
gelöst wird, als bei der Behandlung des Kainits be einer Temperatur von 30 bis 35°.
Der Fortschritt ist unverkennbar. – Nach einem weiteren Vorschlage (D. R. P. Zusatz
Nr. 12875 vom 17. April 1880) wenden die Genannten zum Auslaugen des Kainits einen
aufsteigenden Strom von heiſsem Wasser an.
Nach einem ferneren Vorschlag (D. R. P. Nr. 11028, vgl. 1881 239 245) fällt Borsche den Schönit anstatt mit krystallisirtem
Bittersalz auch mit schwefelsaurem Natrium.
Dupré und C. N. Hake (D. R.
P. Nr. 6053, vgl. 1879 233 492) behandeln fein gemahlenen Kainit mit einer mehr oder
weniger concentrirten Bittersalzlösung, laugen durch dieselbe Chlormagnesium und
Chlornatrium aus und lassen Schönit zurück. – R.
Grüneberg (D. R. P. Nr. 10754, vgl. 1881 240 82) verfährt ähnlich, indem er
den gemahlenen Kainit mit einer kalt gesättigten Schönitlösung, welche Chlornatrium
und Chlormagnesium
löst, behandelt und Schönit zurückbehält. Die hierbei erzielten Laugen werden zum
Lösen von Rohsalz benutzt (vgl. D. R. P. Nr. 10753 vom 13. September 1879).
Die Vorschläge von H. Precht wurden S. 48 d. Bd.
besprochen. – M. Nahnsen (D. R. P. Nr. 10772, vgl. 1880
238 359) scheidet den Schönit aus dem Kainit durch Glühen desselben.
3) R. Grüneberg (Erl. D. R.
P. Nr. 4933) führt diejenigen Salze, welche bei Eindampfung der nach Zerlegung des
Schönits mit Chlorkalium erhaltenen Lauge entfallen, je nach ihrer Zusammensetzung,
durch Behandeln mit Bittersalzlauge oder Chlorkalium haltiger Macerationslauge
wieder in Schönit über. Später umgeht R. Grüneberg (D.
R. P. Nr. 10753, vgl. 1881 239 88) die Verdampfung der bei der Zerlegung von Schönit
gewonnenen Lauge, indem er dieselbe zum Lösen von Rohsalz, künstlichem Carnallit
oder Kainit verwendet. Dies ist als ein günstiges Vermeiden der Klippen, welche die
Sulfatfabrikation aus Kainit darbietet, zu bezeichnen.
Bernhardi (D. R. P. Nr. 10821, vgl. 1881 239 87) fällt
die kalihaltige Mutterlauge des Schönits oder schwefelsauren Kaliums als
schwefelsaure Doppelsalze, anstatt dieselben zu verdampfen. Die zurückbleibende
Lauge benutzt Derselbe zur Behandlung von Kainit bezieh. Carnallit. Später verwendet
Bernhardi (Erl. D. R. P. Nr. 12498, vgl. 1881 240
162) die Mutterlauge des Schönits oder schwefelsauren Kaliums zum Verdünnen der
concentrirten heiſsen Carnallitlauge, um ein Ausscheiden des Kochsalzes beim
Erkalten desselben zu verhüten.
4) Dupré und Hake (D. R. P.
Nr. 8021, vgl. 1880 235 328) mischen Schönit mit Kalkhydrat oder Pulver von
ungelöschtem Kalk. Der entstehende Brei wird entweder calcinirt, oder einige Tage
der Ruhe überlassen, bis er erhärtet, und sodann ausgelaugt. Nach Ansicht des
Verfassers werden bei diesem Verfahren sehr dünne Laugen einzudampfen sein.
C. Hake (Erl. D. R. P. Nr. 9108, vgl. 1880 237 83) sucht
aus dem Kalirohsalze durch Mischung einer Lösung desselben mit Kieserit und Gyps ein
Kalium-Calciumsulfat herzustellen. Dieses Salz wird calcinirt und durch Auslaugen
dann schwefelsaures Kalium gewonnen. Dieses Verfahren ist augenscheinlich, wie das
vorstehende von Dupré und Hafte, mit Erzeugung sehr
dünner Laugen verknüpft.
Aus dem Uebermaſs von zu Tage getretenen Ideen hebt schlieſslich der Verfasser
einzelne hervor, welche seiner Ansicht nach Beachtung verdienen. Vor Allem scheint
es geboten zu sein, die Fabrikation des Schönits bezieh. schwefelsauren Kaliums mit
Aufwand von einer möglichst geringen Menge Wasser zu betreiben und die abfallende
Lauge so arm an Kalium oder, was damit gleichbedeutend, so reich an Chlormagnesium
zu gewinnen, wie dies möglich ist. Beginnt man mit der ersten Gruppe der Patente, so
möchte das Verfahren des Verfassers (1879 233 175) vielleicht das abgerundetste zu nennen sein. Bei
Verwendung des Kainits als Rohmaterial dürfte, um einen reinen Schönit zu erzielen, das Verfahren von Borsche und Brünjes (1881 239 88) ein sehr beachtenswertes sein. Ein
gleiches dürfte von dem Verfahren von Dupré und Hake (1879 233 492) zu sagen sein. Handelt es sich
darum, einen weniger reinen, aber billigen Schönit aus
dem Kainit darzustellen, so ist gewiſs das Verfahren von Dupré und Hake (1879 233 492) als solches
anzuerkennen. Für Verarbeitung der Mutterlauge scheinen sich die Verfahren von R. Grüneberg (1881 239 88) und Bernhardi (1881 240 162) zu empfehlen, weil sie ein Verdampfen derselben
im Sulfatbetriebe überflüssig machen. Die Verfahren, schwefelsaures Kalium aus dem
Schönit durch Kalk zu fällen (Dupré und Hake, 1880 235 328 sowie C.
Hake, 1880 237 83), ein Kaliumcalciumsulfat herzustellen, möchte vielleicht
der dabei erzielten dünnen Lauge wegen, wie oben schon bemerkt, eine Aussicht auf
Rentabilität nicht haben. Es soll aber der etwaigen praktischen Ausführung dieses
Verfahrens nicht vorgegriffen werden.
Nach Ansicht des Verfassers würde eine Combination verschiedener Verfahren, wie z.B.
desjenigen von Borsche und Brünjes (1881 239 88) oder
desjenigen von Dupré und Hake (1879 233 492) mit demjenigen von R.
Grüneberg (1881 240 82) oder Bernhardi (1881
240 162) vielleicht die meiste Aussicht auf Erfolg haben. Ein Erfolg würde aber nur
ein solches Verfahren zu nennen sein, welches schwefelsaures Kalium aus Staſsfurter
Salzen um ein wesentliches billiger herstellen läſst, als dies durch Zerlegen des
Chlorkaliums mittels Schwefelsäure in Sulfatöfen unter Mitberechnung der hierbei
gewonnenen Salzsäure zu erreichen ist. Es ist möglich, daſs die Staſsfurter
Industriellen zu diesem Ziel gelangen, wenn denselben stets, wie es augenblicklich
bereits der Fall ist, das Kalium in der schwefelsauren Verbindung des Kainits
billiger geliefert wird als in der Chlorverbindung des Carnallits. Die Mittel, eine
Sulfatindustrie in Staſsfurt entstehen zu lassen, werden demnach heute lediglich in
den Händen der vereinigten Rohsalzschächte liegen; es wäre zu wünschen, daſs die
betreffenden Unternehmer dasjenige durchführen, was, allgemein aufgefaſst, der
deutschen chemischen Industrie am meisten frommt.