Titel: | Der internationale Congress der Elektriker in Paris. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 73 |
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Der internationale Congreſs der Elektriker in
Paris.
Der internationale Congreſs der Elektriker in Paris.
Gegen Ende vorigen Jahres wurde für den 15. September 1881
seitens der französischen Regierung die Einladung zu einem in Paris abzuhaltenden
internationalen Congreſs der Elektriker erlassen, dessen Mitglieder von den
einzelnen am Congresse sich betheiligenden Regierungen ernannt werden sollten.
Zugleich wurde von der französischen Regierung eine Commission von Privaten
ermächtigt, in der Zeit vom 1. August bis 15. November 1881 in Paris eine
internationale Ausstellung für Elektricität zu organisiren, und es wurde für diese
wie für die Congreſssitzungen das im J. 1855 für die erste Exposition universelle gebaute Palais in den Champs Élysées unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Trotz des kurz
bemessenen Zeitraumes zur Vorbereitung für die am 11. August 1881 eröffnete und von
1768 Ausstellern (worunter 87 deutsche) beschickte Ausstellung hat dieselbe dennoch
ein erfreuliches Bild von dem Umfange der Elektrotechnik geboten und die groſse
Rührigkeit bekundet, welche besonders in den letzten Jahren auf fast allen
elektrotechnischen Gebieten herrscht und zu groſsen Erfolgen geführt hat. Und auch
der Congreſs hat, obgleich das Programm für seine Berathungen erst im August 1881
ausgegeben wurde, durch seine sich vom 15. September bis zum 5. October
erstreckenden Arbeiten – abgesehen von der befruchtenden Berührung der bedeutendsten
Fachmänner auf elektrischem Gebiete – Ergebnisse erzielt bezieh. angebahnt, welche
hinter den Erwartungen, die man billigerweise nach den gegebenen Verhältnissen hegen
durfte, keineswegs zurückbleiben. Wir geben nachstehend einen kurzen Bericht über
die Arbeiten des Congresses auf Grund der officiellen Sitzungsberichte.Sehr ausführlich berichtete über die Verhandlungen des Congresses und seiner
Sectionen und Commissionen die Elektrotechnische
Zeitschrift, 1881 S. 389 ff.
Der Congreſs war in drei Sectionen getheilt, von denen die erste die Physiker,
Chemiker, Physiologen und im Allgemeinen die theoretischen Elektriker umfaſste, die
zweite die Telegraphen- und Eisenbahn-Ingenieure, die dritte die in anderen Zweigen
der Elektrotechnik thätigen Ingenieure. Daneben waren mehrere Commissionen gebildet,
namentlich eine für die elektrischen Einheiten, eine für die Telegraphenlinien und
eine für Physiologie und Therapie. Die Commissionen erledigten die Vorarbeiten für
die Sectionssitzungen, welche wieder für die Gesammtsitzungen vorbereitend thätig
waren.
Nachdem die erste Gesammtsitzung am 15. September durch die
Begrüſsungsreden und Vorarbeiten zum Congreſs ausgefüllt worden war, brachte die
Gesammtsitzung vom 21. September die Beschlüsse bezüglich der elektrischen Maſseinheiten zur Reife. Dieselben sind in
folgende 7 Sätze formulirt worden:
1) Grundeinheiten für die elektrischen Messungen sind das Centimeter, die Masse des
Gramm und die Secunde (C-G-S).
2) Die praktischen Einheiten „Ohm“ und „Volt“ behalten ihre
gegenwärtige Bedeutung: 1 Ohm = 109
C-G-S-Einheiten, 1 Volt = 108 C-G-S-Einheiten.
3) Als Widerstandseinheit (Ohm) dient eine Quecksilbersäule von 1qmm Querschnitt bei 0° Temperatur.
4) Eine internationale Commission soll durch neue Versuche für die Praxis die Länge
der Quecksilbersäule von 1qmm Querschnitt und 0°
feststellen, deren Widerstand den Werth des Ohm darstellt.
5) „Ampère“ heiſst die Intensität des Stromes, welcher durch 1 Volt in 1 Ohm
erzeugt wird.
6) „Coulomb“ heiſst die Elektricitätsmenge, die 1 Ampère in 1 Secunde
gibt.
7) „Farad“ heiſst die Capacität des Condensators, welcher, mit 1 Volt geladen,
die Elektricitätsmenge 1 Coulomb enthält.
Diese Beschlüsse bedeuten einen Vergleich zwischen den beiden bisher benutzten, meist
verbreiteten Maſssystemen, dem deutschen und dem englischen. Die von Gauſs und Weber
aufgestellten, namentlich für die Beziehungen zwischen Elektricität und Magnetismus
und der von diesen geleisteten Arbeit vortheilhaften, absoluten (elektromagnetischen) Maſse für Widerstand, elektromotorische
Kraft und StromstärkeDanach übt ein Strom von der Stärke 1 in einem Leiter von der Länge 1 auf den
Magnetismus 1 in der Entfernung 1 (oder kürzer an einem Orte des Leiters, wo
die magnetische Kraft 1 herrscht) die Kraft 1 aus; die Einheit der
elektromotorischen Kraft wird in einem geradlinigen Leiter von der Lange 1
an einem Orte, wo die magnetische Kraft 1 herrscht, inducirt, wenn dieser
Leiter mit der Geschwindigkeit 1 senkrecht zu der durch den Leiter und den
die magnetische Kraft 1 hervorrufenden Magnetismus gelegten Ebene bewegt
wird. Beim Widerstände 1 entsteht in der Leitung durch die elektromotorische
Kraft 1 der Strom 1. Die Einheit der Elektricitätsmenge bewegt sich in der
Zeiteinheit durch den Querschnitt eines Leiters hindurch, worin der Strom 1
flieſst. Einheit der Capacität hat derjenige Condensator, welcher, von der
elektromotorischen Kraft 1 geladen, die Elektricitätsmenge 1
enthält. sind für die Praxis unbequem, theils zu groſs, theils zu
klein; es waren daher von der British Association durch
Multiplication derselben mit Potenzen von 10 bequemere Einheiten (Ohm und Volt)
aufgestellt worden, wobei als Ausgangspunkte Centimeter, Gramm, Secunde gewählt
wurden, und es hatte sich als Maſs für die Stromstärke 1 Weber = 108 : 109 = 0,1
absolute Einheit der Stromstärke hinzugesellt.Diese Einheit war 10mal so groſs als die von Weber selbst angewendete und in Deutschland unter seinem Namen
gebräuchliche Einheit. Zur Verhütung der daraus entspringenden Verwirrung
wurde die Stromstärkeneinheit jetzt „Ampère“ benannt. In
der Verwirklichung der Einheiten hat sich der Congreſs
den Vorzügen der von Werner Siemens im J. 1860 in
Vorschlag gebrachten, seitdem weit verbreiteten Siemens-Einheit (S-E) des
Widerstandes nicht verschlossen, als welche der Widerstand einer Quecksilbersäule
von 1m Länge und 1qmm Querschnitt angenommen worden ist (1 SE == 0,9550 Ohm). Von deutscher
Seite wurde besonders betont, daſs die obigen Beschlüsse nur als Vorarbeiten für die
(nach 4) zu berufende internationale Commission aufzufassen seien. Ob diese
Commission sich an die schon bestehende internationale Commission für Maſs und
Gewicht anschlieſsen will oder nicht, bleibt ihrer eigenen Entscheidung
anheimgestellt.
In Betreff der Physik des Erdballes, des
Erdmagnetismus und der atmosphärischen Elektricität einigte sich die dritte
Gesammtsitzung zu folgenden von der ersten Section vorgeschlagenen Beschlüssen:
1) Es sollen von den verschiedenen Telegraphenverwaltungen Maſsregeln getroffen
werden, um ein systematisches Studium der ErdströmeDer Elektrotechnische Verein in Berlin hat bereits früher Untersuchungen über
diese Frage begonnen. unter dem Schütze einer internationalen.
Commission einzurichten.
2) Wenn binnen kurzer Zeit eine solche allgemeine Einrichtung sich nicht sollte
erreichen lassen, so ist anzustreben, daſs wenigstens an den von der internationalen
Polarcommission festgesetzten Tagen (am 1. und 15. eines jeden Monates) während der
Zeit der Expeditionen Beobachtungen angestellt werden.
3) Eine internationale Commission solle beauftragt werden, die bei Beobachtungen über
atmosphärische Elektricität anzuwendenden Methoden festzustellen, um dieses Studium
auf der ganzen Erdoberfläche zu verallgemeinern.
4) Die französische Regierung soll beauftragt werden, das Zusammentreten der
vorstehend erwähnten Commission zu veranlassen.
5) Es soll unter den verschiedenen Staaten eine Vereinbarung getroffen werden, um die
Elemente einer Statistik über die Wirksamkeit der gebräuchlichen Blitzableiter zu
sammeln.
Zur Klärung der Frage unter 3 hält W. Thomson
Untersuchungen in einem Ballon nothwendig, unter dessen Gondel sich in einem
Abstande von etwa 3m zwei Prüfscheiben befinden,
welche mit zwei Platten des im Ballon mitgeführten Elektrometers verbunden sind.
Solche Beobachtungen im Ballon werden nach einer Notiz von Warren de la Rue von der meteorologischen Gesellschaft in London
vorbereitet.
Helmholtz weist darauf hin, daſs diese Beobachtungsweise
wegen des raschen Wechsels im Potential zwischen zwei festen Punkten auf groſse
Schwierigkeiten stoſsen müsse. – In Kiew werden wichtige photographische
Beobachtungen der atmosphärischen Elektricität gemacht.
Bei den Verhandlungen in der 1. Section über die Blitzableiter wurde von MelsensIm Gegensatz zu Gay-Lussac, welcher wenig
Leitungen und hohe Fangstangen empfahl, was – wie Becquerel erwähnte – nach den statistischen
Berichten sich als vollkommen ausreichend erwiesen hat, hat Melsens ein wesentlich theureres System für
Blitzableiter in Vorschlag gebracht, welches das Gebäude mit einem
metallischen Käfig mit zahlreichen niedrigen Spitzen
umgibt. darauf hingewiesen, daſs seit Gay-Lussac im J. 1823 die Bedingungen für den Blitzableiter wegen der
Eisenconstructionen in den Gebäuden sich verändert haben. Helmholtz betonte die Notwendigkeit von Erdableitungen mit groſser
Oberfläche und des Anschlusses der Leitung an die Wasserleitungsröhren und
bestätigte, daſs das Ohm'sche Gesetz auf die atmosphärischen Entladungen keine
Anwendungen finde, da hier elektrische Schwingungen stattfänden; der vermeintliche
Schutz, den Blitzableiter durch Ausstrahlung von Elektricität gewähren, sei als ganz
unbedeutend anzuschlagen. Wähle man weiter statt eines Leiters mehrere von kleinerem
Querschnitte, so würden Inductionsvorgänge erzeugt. Bei Erörterung der Frage, „ob
die über den Gebäuden angebrachten Telegraphen- und Telephondrähte eine Gefahr
in Bezug auf die Wirkungen der atmosphärischen Elektricität bieten“, theilte
Siemens mit, daſs die Akademie in Berlin keine
Gefahr in den Telephonstangen sieht, wenn letztere mit der Erde durch die Wasser-
und Gasleitungen in guter Verbindung stehen. Preece
sieht in den Drähten über den Häusern sogar einen Schutz für die letzteren. Auch in
der vorberathenden Sitzung der 2. Section war die Ansicht herrschend gewesen, daſs
die Drähte die Gefahr nicht vergröſserten. (Hiermit erhält auch die von X. Kirchhoff in D. p. J.
1881 241 111 mitgetheilte Ansicht die erforderliche
Richtigstellung.)
In der 3. Gesammtsitzung wurde auch noch über die Arbeiten der dritten Section
berichtet, welche sich in ihrer 1. und 2. Sitzung bereits mit der elektrischen Beleuchtung und der elektrischen
Kraftübertragung in die Ferne beschäftigt hatte. Die drei von der Section
formulirten Vorschläge betreffend die Bevorzugung der Carcellampe (Typus des
Leuchtthurmdienstes)Dieselbe verbraucht, wie die von Fresnel
angewendete Lampe, 40g Colzaöl in der
Stunde. Bei photometrischen Versuchen benutzt man eine 42g stündlich verbrauchende
Carcellampe. vor der Kerze bei photometrischen Messungen, die
Ernennung einer internationalen Commission zur Prüfung der verschiedenen
photometrischen Methoden und die Angabe der Beziehungen zwischen der Intensität und
der Richtung der Strahlen bei photometrischen Messungen von elektrischen Lampen
werden zu weiterer Erörterung an die Section zurückverwiesen.
In der 4. Gesammtsitzung tauschte man noch die Ansichten aus über
die den Häusern von Seiten der über sie hinweg geführten Telegraphen- bezieh.
Telephonleitungen drohenden oder nicht drohenden Gefahren; die Zweck mäſsigkeit von
Ableitungen an den diese Leitungen tragenden Stangen zur Erde wird anerkannt, im
übrigen das Studium dieser Frage der internationalen Commission für Blitzableiter
zugewiesen. – William Thomson erinnert, daſs man in der
1. Section auch die Frage des Schutzes von Pulvermagazinen besprochen habe. Er glaubt, daſs die Gefahr beseitigt
werde, wenn man das Pulver in metallischen Gefäſsen aufbewahre. Der beste Schutz
wäre, das Gebäude vollständig mit Eisen zu umgeben; die Hinzufügung eines
Blitzableiters habe sogar eher eine gefahrbringende als schützende Wirkung.
Die Commission zur Berathung über die beste Art der Herstellung von Telegraphenlinien unterbreitet der
Gesammtsitzung durch die zweite Section folgende Vorschläge:
1) Unter den Telegraphenverwaltungen der verschiedenen Länder soll eine Vereinbarung
getroffen werden zum Zwecke der Anordnung periodischer Meſsversuche auf den
internationalen Linien.
2) In Veröffentlichungen sollen in Zukunft in allen Ländern die Drähte nur durch
ihren Durchmesser, ausgedrückt in Millimeter oder Bruchtheilen des Millimeter, ohne
jede andere Benennung, angegeben werden.
Der letztere Vorschlag wird angenommen.
In derselben Gesammtsitzung machte die 3. Section folgende Vorschläge, welche
angenommen werden:
1) Der Congreſs solle der Jury die Anwendung der Carcellampe bei
ihren mit den verschiedenen Apparaten zur Erzeugung des elektrischen Lichtes
anzustellenden Versuchen empfehlen.
2) Die französische Regierung solle sich in Verbindung setzen mit den fremden
Regierungen, um eine internationale Commission zu ernennen, welche sich mit der
Feststellung eines endgültigen Maſses der Lichtintensität und der bei den
Vergleichungsversuchen zu beobachtenden Regeln zu beschäftigen habe.
Die 5. Gesammtsitzung nahm die nachfolgenden Anträge der 2. Section an:
1) In Ergänzung eines Antrages, der von der 2. Section dem
Congresse vorgelegt und von diesem angenommen worden, spricht die 2. Section den
Wunsch aus, daſs bei den unterirdischen und unterseeischen Drähten alle Dickenmaſse
in Millimeter und Bruchtheilen eines solchen ausgedrückt werden.
2) Die Cultur und die Ausbeutung der Guttaperchabäume sollen so geregelt werden, daſs
der Industrie die Erhaltung dieses werthvollen Baumes gesichert bleibt.
Die in dieser Sitzung stattgehabte Berichterstattung über die Verhandlungen der Commission für PhysiologieHier sei nur Folgendes erwähnt: Die Commission empfiehlt die Anwendung
unpolarisirbarer Elektroden für ärztliche Zwecke, weil bei solchen weder
Schmerzen, noch Erytheme auftreten. Bei E. du
Bois-Reymond's unpolarisir baren Elektroden taucht man
amalgamirtes Zink in eine neutrale concentrirte Zinksulfatlösung und
zwischen Zinklösung und Nerv befindet sich eine Schicht plastischen, mit
0,6 procentiger wässeriger Kochsalzlösung getränkten Thones. In dieser
Kochsalzlösung (v. Kölliker's
physiologischer Losung) behalten Muskelund Nerv ihre
Leistungsfähigkeit gerade so lange, als wenn sie im Körper des
getödteten Thieres geblieben wären. Der unpolarisirbaren Elektroden habe
man sich auch zur Ableitung der thierischen Ströme zu bedienen. Nur wenn
es sich um die Untersuchung gesunder lebender Zitterfische handelt, darf
man wegen der Höhe der Potentialdifferenz von der Homogenität der
Elektroden Abstand nehmen. Für die Erforschung schnell schwankender
Ströme sei Lippmann's Capillarelektrometer
sehr werthvoll, das für die Beobachtung sowohl der Entladungen
elektrischer Fische, als auch jäher Schwankungen der Muskel und
Nervenströme von groſsem Nutzen werden kann. Das Capillarelektrometer
ist sicher und leicht zu handhaben; dabei kommt es an Empfindlichkeit
der besten Bussole gleich, wofern es letztere nicht noch übertrifft. Mit
ihm wird man unter Beobachtung der nöthigen Vorsichtsmaſsregeln
innerhalb gewisser Grenzen die Potentialunterschiede an den organischen
Elektromotoren messen können. Photographirt man nach Marey's. Vorschlag den Stand der
Quecksilberkuppe, so würde man sogar wohl die Gestalt der
Intensitätencurve kennen lernen und das Bild der Vorgänge auffangen
können. Endlich gibt es Fälle, und hierher gehören die elektrischen
Fische, wo das Telephon kraft seiner leichten Anwendbarkeit, seiner
ausgezeichneten Empfindlichkeit und vermöge der ungeheuren Schnelligkeit
seiner Angaben ausgezeichnete Dienste leisten kann. mag
als von untergeordnetem Interesse für den Techniker hier unter Verweisung auf die Elektrotechnische Zeitschrift, 1881 S. 429 nicht
ausführlicher berührt werden.
Van Rysselberghe regte im Namen des Observatoriums zu
Brüssel die Einrichtung einer internationalen
Telemeteorographie an, welche die jetzt zwischen den meteorologischen
Instituten ausgewechselten Diensttelegramme ersetzen würde. Er erwähnte, daſs sich
die Kosten dieser Depeschen für die Staaten der Nordwesthälfte Europas jährlich auf
300000 Franken, also in 20 Jahren auf 6 Mill. Franken belaufen. Schon mit ¼ dieser
Summe würde man im Stande sein, ein einzig und allein dem Dienste der
Telemeteorographie gewidmetes Netz von Telegraphendrähten einzurichten, zu
unterhalten und alle 20 Jahre zu ersetzen. Diese Telemeteorographie gestattet, an
mehreren Central stellen die Temperatur, den Barometerstand, die Richtung und Stärke
des Windes u.s.w. von einer groſsen Zahl von Beobachtungorten anzugeben. Dieses
System ist in Belgien schon in Gebrauch. Die dort an Telegraphenlinien von 600 bis
1000km Länge gemachten Erfahrungen sind
vollständig zufriedenstellend. Er beantragt schlieſslich die Herstellung eines
speciell der Meteorologie gewidmeten Telegraphennetzes.
Mascart, Director des meteorologischen Centralbureau zu
Paris, glaubt, daſs die von Rysselberghe angegebenen
Zahlen betreffs der Kosten der Depeschen etwas zu hoch gegriffen seien. Das jetzt
gebräuchliche System von Depeschen gestatte, sich eine recht gute Vorstellung von
dem Zustande der Atmosphäre über Europa, wie er um 7 Uhr Morgens ist, zu machen, und
weiter ermöglicht dasselbe, wenn auch nicht mit Sicherheit gutes oder schlechtes
Wetter vorherzusagen, so doch die Ankunft der für die Schifffahrt so gefährlichen
Stürme zu melden. Unbeschadet der Wichtigkeit des Vorschlages Rysselberghe's erfordert doch die Art der Herstellung
und Unterhaltung eines solchen Netzes ein tieferes Studium. Mit Rysselberghe's Zustimmung erhält sein Antrag folgende
Fassung: „Die Commission zum Studium der Erdströme und der atmosphärischen
Elektricität soll beauftragt werden, Bericht zu erstatten über den praktischen
Werth eines Systemes, die meteorologischen Beobachtungen selbstthätig nach
entfernten Stationen zu senden“, und wird in dieser angenommen.
Die Frage über das Eigentumsrecht der Unterseekabel wird
den Regierungen der verschiedenen Länder zur Erwägung empfohlen.
Endlich fand Raynaud's Vorschlag Zustimmung, das
gegenwärtig in England für die telegraphischen Schiffe, welche bei der Annäherung
eines anderen nicht ausweichen können, in Gebrauch befindliche Signalsystem in allen
Ländern anzunehmen.
In der 6. Gesammtsitzung theilte Marcel
Deprez die Ergebnisse seiner Studien über die Vertheilung des elektrischen Stromes mit. Das Problem der Theilung des
Stromes käme darauf hinaus, das Arbeiten jedes den Strom benutzenden Apparates
(Lampe, Motor u.s.w.) unabhängig zu machen von dem In- und Auſserbetriebsetzen der
anderen Apparate. Die Apparate, welche den aus einer einzigen Quelle stammenden
Strom benutzen, können nur entweder neben einander, oder hinter einander geschaltet
werden. Im ersten Falle muſs, damit jeder Apparat unabhängig sei von den anderen,
die Potentialdifferenz zwischen den Hauptdrähten, von welchen alle anderen
abgezweigt sind, constant sein, im zweiten Falle dagegen muſs der Strom, welcher
alle Apparate durchfliegst, constant erhalten werden. Beiden Bedingungen kann mit
dynamo-elektrischen Maschinen genügt werden dadurch, daſs man die inducirenden
Elektromagnete mit zwei Spiralen umgibt, von denen die eine durchflössen wird von
einem constanten Strome, welchen eine fremde Quelle liefert, die andere dagegen
durch den Arbeitstrom. Die letztere Spirale darf jedoch von dem ganzen Arbeitstrome
nur in dem Falle durchströmt werden, daſs die Apparate nebeneinander geschaltet
sind; im anderen Falle darf der die Spirale durchflieſsende Strom nur ein Zweigstrom
des Arbeitstromes sein. Die Intensität des constanten Hilfsstromes sowohl, als auch
die Rotationsgeschwindigkeit des Ankers lasse sich leicht als Functionen der
gegebenen Gröſsen des Problems, d.h. der Potential differenz bezieh. der
Stromintensität, ausdrücken. Der Vorzug dieser allgemeinen Lösung vor den bisher
erdachten leuchtet ein, wenn man bedenkt, daſs sie keinen Mechanismus erfordert,
sondern nur gegründet auf Eigenschaften ist, welche die dynamo-elektrischen
Maschinen besitzen und die nur bis jetzt unbemerkt geblieben waren.
Werner Siemens erklärt, daſs anscheinend Frölich die Frage in demselben Sinne behandelt
habe.
Hierauf theilt Cabanellas das Ergebniſs seiner Arbeiten
über die Frage der Uebertragung und Vertheilung der Kraft
auf elektrischem Wege mit.
In der 7. Gesammtsitzung wurden nach Erledigung einiger minder wichtigen
Angelegenheiten die sechs durch internationale Commissionen zu erledigenden Aufgaben
in 3 Gruppen getheilt und der Wunsch ausgesprochen, die französische Regierung wolle
die anderen Regierungen auffordern, drei internationale Commissionen zu bilden; die
erste Commission erhält blos die Aufgabe 4 auf S. 74, die dritte nur die Aufgabe der
Feststellung des Maſses der Lichtintensität (S. 76), die zweite die 4 andern
zugewiesen.
Aus den Sitzungen der 1. Section ist noch nachzutragen, daſs (in
der 6. Sitzung am 22. September) M. Deprez, eine
Methode zur Messung der elektromotorischen Kraft
mittels eines Elektrodynamometers angab, welches von einem Strome von constanter
Intensität durchlaufen wird; die ablenkende Kraft der Rollen wird durch die
Gegenwirkung eines Gewichtes gemessen. Joubert
entwickelte darauf eine Methode zur Messung der Intensität continuirlicher oder
alternirender Ströme von groſser Intensität. Die Methode beruht auf Anwendung des
Thomson'schen Quadrantelektrometers. W. Thomson
bezeichnete diese Methode der Intensitätsbestimmung bei alternirenden Strömen für
die einzig genaue und bemerkt, daſs diese Methode sich auch zur Bestimmung der
Arbeit eigne.
Nach einer längeren Besprechung über die Ladung der Condensatoren und das elektrische
Residuum gibt Thomson folgende Methode zur Vergleichung der Capacitäten von Kabeln an. Von einem
geradlinigen Stücke eines Stromkreises zweigt man von drei Punkten A, O, B, wobei AO = OB ist, Leitungen ab, von denen die von A und O zu den Belegungen
einer gewöhnlichen Leydener Flasche, die von O und B zu den Belegungen eines Luftcondensators führen. Die
Verbindungen O und B
werden dann unterbrochen und die beiden Condensatoren mit ihren entgegengesetzt
geladenen Belegungen verbunden. Sind die Capacitäten der beiden Condensatoren
einander gleich, so wird die dann noch übrig bleibende Ladung gleich Null sein; sind die Capacitäten
ungleich, so muſs man durch Aenderung der Entfernung der Punkte A, O, B von einander die Ladung auf Null bringen. Diese
Aenderung der Entfernung ist dann ein Maſs für das Verhältniſs der Capacitäten
beider Condensatoren. In Betreff des Residuums verläuft die Erscheinung derart, daſs
nach geschehener Entladung das Potential wächst, ein Maximum erreicht und dann
wieder abnimmt. Wenn die Flasche während mehrerer Wochen eine positive Ladung,
nachher während 24 Stunden eine negative Ladung und dann während 5 Minuten eine neue
positive Ladung erhalten hat, so kann das Potential des Residuums abwechselnd
positive und negative Schwingungen zeigen.
Schlieſslich hebt Mascart hervor, daſs aus den Messungen
von Gaugain folgt, daſs die Ladung eines Condensators
mit der Dauer der Verbindung mit der Ladungsquelle zunimmt, daſs aber die momentane
Ladung (von 0,001 bis 1 oder 2 Secunden) stets merklich constant ist.
Die 2. Section beschäftigte sich in der 1. Sitzung mit der
Benutzung von Inductionsmaschinen in der Telegraphie (vgl. 1880 236 340), in der 2. Sitzung mit der Anwendung von Relais
und Condensatoren in langen Telegraphenlinien, darauf mit den Blitzableitern in
Telegraphenlinien, namentlich mit dem Werthe und Unbequemlichkeiten der
Abschmelzdrähte. In der 3. Sitzung, in welcher Du
Moncel eine Reihe von Erfahrungen mittheilte, herrschte die Ansicht vor,
die Abschmelzdrähte seien entbehrlich. Preece beschrieb
noch kurz einen in England in vielen Aemtern und an den Enden verschiedener
unterseeischen Kabel Verwendung findenden Blitzableiter mit Schutzdraht. Die Leitung
ist mit einem 0mm,1 starken, mit Seidenumspinnung
versehenen Platindraht von 1m Länge, 0mm,1 Dicke und 10 Ohm Widerstand verbunden, der
spiralförmig auf eine mit der Erde verbundene Messingspule gewickelt ist; das zweite
Ende des isolirten Drahtes steht mit einem Plattenblitzableiter, dessen Platten von
10qc durch paraffinirtes Papier getrennt sind,
und in einer besonderen Abzweigung mit einem Spitzenblitzableiter in Verbindung,
dessen zwei Spitzen sich in einem luftverdünnten Räume gegenüber stehen. Die Leitung
geht dann zu den Apparaten weiter. Webber erklärte die
in England üblichen Ableiter an den gebräuchlichen Telegraphenstangen, Elsasser den in Deutschland bei Ueberführung
unterirdischer Leitungen in oberirdische benutzten Stangenableiter.
In der 5. Sitzung einigte sich die 2. Section nach längerer Besprechung über Telephonie zu dem Beschluſs: „Da die Wissenschaft
und die Industrie schon jetzt alle erforderlichen Mittel zu einer bedeutenden
Entwickelung von Telephonanlagen bieten, so äuſsert der Congreſs den Wunsch, die
Regierungen mögen baldigst durch geeignete Maſsregeln diese Entwickelung
begünstigen“.
In der 6. Sitzung berichtet die zur Erörterung des Ersatzes der Batterien durch Dynamomaschinen
niedergesetzte Commission. Als Vorzug wird das geringere Raumbedürfniſs für
Maschinen geltend gemacht, als Nachtheil die Erzeugung discontinuirlicher Ströme,
deren Anwendbarkeit bei schnell arbeitenden Apparaten (Hughes, Baudot, Wheatstone)
bis jetzt nicht nachgewiesen sei. Die Commission beschränkt sich darauf, die
Anstellung weiterer Versuche zu beantragen, durch welche auch in genauen Messungen
die Constanz der Ströme in denjenigen Aemtern untersucht werde, wo elektrisches
Licht angewendet werde und der dazu vorhandenen Maschine in bequemer und
vortheilhafter Weise auch die Telegraphirströme entnommen würden.
Die 7. Sitzung füllte eine kaum mehr als oberflächliche
Berathung über die Verwendung der Elektricität im
Sicherheitsdienste der Eisenbahnen, bei welcher Lartigue beklagt, daſs die Eisenbahn-Ingenieure eine unbegründete
Abneigung gegen die Elektricität zeigten, welche eine sichere und ausgezeichnete
Kraft für Jeden sei, der sich ihrer zu bedienen wisse.
In der 1. Sitzung der 3. Section gibt Crova eine photometrische Methode an, bei
welcher die Verschiedenheit in der Färbung der zu vergleichenden Lichtquellen dadurch fast
vollständig aufgehoben wird, daſs die Strahlen gröſster und kleinster Brechbarkeit,
die vorzugsweise die Farbenverschiedenheit bewirken, fortgeschafft werden und nur
die nahezu gleich gefärbten (grünlichen) übrig bleibenden Strahlen beider
Lichtquellen mit einander verglichen werden. Als Photometer dient das Foucault'sche;
die Ausscheidung der äuſseren Strahlen wird dadurch bewirkt, daſs man die beiden
erleuchteten Hälften der Scheibe des Photometers durch ein Rohr betrachtet, welches
zwei gekreuzte Nichols und zwischen diesen eine Quarzplatte von 9mm Dicke enthält.
In der 3. Sitzung dieser Section führte Marcel Deprez,
der sich die Aufgabe gestellt hat, zu untersuchen, unter welchen Bedingungen man
eine gegebene. Kraft durch einen Strom von geringer Intensität auf groſse Entfernung
übertragen kann, die Rechnung für ein Beispiel durch, welches zeigt, daſs es möglich
ist, mit zwei gleichen Gramme'schen Maschinen von dem bei den Versuchen in Chatham
(vgl. 1881 241 401) mit verwendeten Modell C eine Nutzarbeit 10e
auf 50km Entfernung mittels eines gewöhnlichen
Telegraphendrahtes zu übertragen, wenn die zum Betriebe der Strom erzeugenden
Maschine erforderliche Arbeit ungefähr 16e
beträgt.
Die 1. Sitzung der vereinigten 2.
und 3. Section gibt Helmholtz Anlaſs, sich über die von
Jablochkoff bejahte Frage: Hängt die Lichtmenge von der Natur des glühenden Körpers ab,
auszusprechen. Für dieselbe Arbeitsmenge ist die Lichtmenge um so gröſser, je höher
die Temperatur des glühenden Körpers steigt. Dies liegt in dem von Kirchhoff aufgestellten Gesetze begründet, welches der
Spectralanalyse als Grundlage dient. – Die Menge der Farben, welche man im Spectrum
unterscheiden kann, wächst mit der Temperatur. William
Thomson hat durch Versuche mit der Swanschen Lampe nachgewiesen, daſs das
Verhältniſs der Lichtmenge zur Intensität des Stromes mit der letzteren wächst. Die
zur Erzeugung eines Stromes von bestimmter Intensität erforderliche Arbeit ist
proportional dem Quadrate dieser Intensität. Die Intensität des durch den
Kohlenfaden einer Swanschen Lampe hervorgebrachten Lichtes wächst jedoch schneller,
als dieses Gesetz angibt; sie wächst proportional dem Quadrate der Temperatur. Es
scheint also bei hoher Temperatur in der Swan'schen Lampe eine Verflüchtigung der
Kohle einzutreten; beim Platin und Iridium findet dies sicher statt. Der Voltasche
Lichtbogen hat nun den Vortheil, daſs die Kohlenspitzen höhere Temperatur annehmen
als der leuchtende Körper beim Glühlichte; man sieht denn auch in der That, daſs das
Licht des Voltaschen Bogens weiſser ist als das der Swanschen Lampe. Leider ist die
vom Voltaschen Bogen erzeugte Lichtmenge nicht gleichmäſsig über die ganze Länge
desselben vertheilt.
Cabanellas trat der Frage der Wärmevertheilung auf elektrischem Wege näher und glaubt, daſs man 8
Procent der Energie der verbrannten Kohle wiedergewinnen könne, also etwa ebenso
viel als durch die Kaminfeuerung, aber mit dem Unterschiede, daſs diese Wärme
vertheilt werden könnte auf beliebig viele Punkte. Hospitalier brachte blos 7,6 Proc. heraus, bei Einrechnung des
Widerstandes des äuſseren Leiters, des inneren Widerstandes der Maschine u.s.w. aber
gar nur 3,8 bis 4,5 Proc.
In der 2. Sitzung gab Jablochkoff
ein Mittel zur Vertheilung der Elektricität an mit
Hilfe von Hauptleitungen, an deren Enden sich Condensatoren befinden, deren äuſsere
Belegung mit der Erde in Verbindung steht.
Die Commission für
Telegraphenlinien überwies der 2. Section als Ergebniſs ihrer Verhandlungen
in den ersten 4 Sitzungen folgende Sätze:
1) Das beste Material für Isolatoren ist das Porzellan, die beste Form bildet die
Doppelglocke.
2) Zur Zubereitung der Stangen verwendet man am besten Kupfervitriol oder
KreosotIn Deutschland weisen die nach Boucherie
imprägnirten Stangen eine Dauer von 20 Jahren nach. Die Zubereitung mit
Zinkchlorür habe man, weil dieselbe die Austrocknung der Stangen
voraussetze, aufgegeben, da dieStangen in demselben Etatjahre zubereitet und
gesetzt werden müſsten, in welchem die Mittel dafür bewilligt worden.
Auſserdem müſste die Zubereitung, nach dem Bethell'schen Verfahren, in
ständigen Anstalten erfolgen, was oft bedeutende Transportkosten
verursachte. Aus Gesundheitsrücksichten habe man auch von einer Zubereitung
mit Quecksilberbichlorür abgesehen. – Die Imprägnirung mit Kreosot stellt
sich in manchen Ländern billiger als die mit Kupfervitriol und wird als für
die Gesundheit der Arbeiter nicht in dem gewöhnlich angenommenen Maſse
gefährlich bezeichnet., je nach den Verhältnissen in den
verschiedenen Ländern.
3) Abgesehen von besonderen Fällen (in welchen eiserne Stangen gewisse Vortheile
bieten können) empfiehlt sich am meisten die Anwendung hölzerner Stangen.
4) Die Leitungsdrähte müssen aus galvanisirtem Eisen bestehen. Mit Stahl- und
PhosphorbronzedrähtenBezüglich des Phosphorbronzedrahtes machten Nyström,
Rothen und Bede erheblich von einander
abweichende Angaben über dessen Leitungsfähigkeit, worauf Banneux erwiederte, dem Erfinder des
Phosphorbronzedrahtes, Montefiore, sei es nur
darauf angekommen, für Telephondrähte einen Draht von möglichst geringem
specifischem Gewicht und möglichst groſser Festigkeit herzustellen. Der
Widerstandsfrage wolle derselbe später näher treten. hat man noch
nicht hinreichende Erfahrungen gemacht, um über deren Anwendbarkeit bei
Telegraphenlinien entscheiden zu können.
5) Die beste Art der Verbindung zwischen den einzelnen Theilen der Leitungen ist
neben dem französischen Muff die Wickellöthstelle (Britannia
joint). Gleichwohl gibt auch die in Belgien gebräuchliche doppelte und
verlöthete Umwickelung gute Resultate.
Bei Besprechung der KabelBetreffs der Begriffe „Kabel“ und „überzogener Draht“
einigte man sich in der 5. Sitzung dahin, unter letzterem nur einen
einzigen von Isolirmaterial umgebenen Draht oder eine solche Litze ohne
weitere Schutzhülle zu verstehen, den Namen „Kabel“ jedoch nur
auf diejenigen isolirten Leiter anzuwenden, deren Isolirmaterial noch
mit irgend einer äuſseren Schutzhülle versehen sind.
wurde deutscherseits bemerkt, daſs die Schlackenwolle, welche man anwendet, um die
Kabel gegen schädliche Einflüsse der Wärme zu schützen, einer Zersetzung zu
unterliegen scheine, wodurch die Guttapercha angegriffen wird. Karl Bright führte die Ursachen des schnellen
Verderbens der in England 1873 gelegten unterirdischen Linie von 1210km Länge an. Bergon
theilte mit, daſs man in Frankreich 3 aderige Kabel verwendet, deren eine Ader
stärker ist als die anderen. Die stärkere Ader gestattet Hughes-Betrieb bei einer
Geschwindigkeit von 130 bis 150 Umdrehungen auf 400km Entfernung ohne Localrelais, aber mit Entladungsvorrichtung; bei den
schwächeren Adern mindert sich die Geschwindigkeit auf 110 Umdrehungen herab. Auf
Strecken, wo nur ein Kabel verlegt wird, umgibt man dieses mit eisernen
Schutzdrähten; werden mehrere Kabel auf derselben Strecke verlegt, so zieht man sie
in guſseiserne Röhren ein. Diese Anordnung wird nicht kostspieliger als die in
Deutschland gebräuchliche Verwendung 7 aderiger Kabel mit eiserner Schützhülle (vgl.
1877 226 * 363), sobald es sich um die Verlegung von
mindestens 3 Kabeln handelt. Das Einziehen der Kabel in die Röhren geht von den
Schächten aus leicht von statten; um eine gleichmäſsigere Kraft als die von den
Händen der Arbeiter ausgeübte zu erhalten, hat man mit gutem Erfolge Dampfmaschinen
angewendet. Beim Ueberschreiten von Gräben und Bächen bedient man sich nicht wie in
Deutschland zum Theil bei groſsen Flüssen eiserner Gelenkmuffen, sondern mit
Schutzdrähten versehener Kabel oder gebogener Röhren.
Ueber die deutschen unterirdischen Kabel berichteten Elsasser und Brix: Die Decke von getheertem
Asphalt hat, so viel bis jetzt beobachtet worden, nur einige Veränderungen unter
Einwirkung der Schlackenwolle und des Cementes erlitten. Unterwegs werden die Kabel
zu Versuchszwecken in alle Aemter eingeführt. Zur Herstellung der Kabelgräben
bedient man sich keiner besonderen Maschinen. Um berechnen zu können, ob das Kabel vertragsmäſsig nach
Verlauf eines Jahres nicht mehr als 1 Proc. Stromverlust hat, bedient man sich, da
eine von Schellen gegebene Formel sich als ungenügend
erwies, einer von Brix aufgestellten, auf derjenigen
von Blavier begründeten, genauen Formel; im Uebrigen
hat man die bezüglichen vertragsmäſsigen Verpflichtungen den Fabrikanten nur bei
Herstellung der ersten Linien auferlegt; man beschränkt sich jetzt bezüglich des
Isolationsvermögens auf die Anforderung, daſs das neue Kabel mehr als 500 Millionen
S-E Isolationswiderstand für 1km bei 15° habe.
In Frankreich hat man dagegen auch ein Maximum des
Isolationswiderstandes und auſserdem für die Stärke der Isolirhülle und des Leiters
ein bestimmtes Verhältniſs festgesetzt; beide müssen nämlich für 1km Länge dasselbe Gewicht haben. Je stärker man im
Verhältnisse zum Leiter die Isolirhülle nimmt, desto gröſser wird die
Geschwindigkeit, mit der telegraphirt werden kann, und durch Festhaltung eines
bestimmten geeigneten Verhältnisses erlangt man für alle Kabel dieselbe
Sprechgeschwindigkeit. Durch eine Zinnumhüllung, welche man in Deutschland behufs
Beseitigung der Induction zwei Adern eines Kabels gegeben hatte, sind Fehler des
Kabels längere Zeit (einige Jahre) unentdeckt geblieben, indem das Zinn die Löcher
in der Guttapercha verdeckte.
In der 5. Sitzung wurde bezüglich des Isolirmittels für Kabel ausgesprochen: Die
Guttapercha ist ein vorzügliches Isolirmittel, welches sich im Meerwasser vollkommen
gut, unter der Einwirkung eines abwechselnd trockenen und feuchten Erdbodens dagegen
schlecht erhält. Für Unterseelinien ist daher sicher Guttapercha vorzuziehen, für
Tunnele oder unterirdische Linien vielleicht ein besseres Mittel aufzusuchen. Bergon äuſserte, Kautschuk sei zwar nicht theurer wie
Guttapercha, werde aber durch das Kupfer verändert. Selbst mit minder guter
Guttapercha gearbeitete Kabel hätten, einmal glücklich versenkt, Aussicht auf lange
Dauer. Bright, welcher über 16000km Meilen Kabel versenkt hat, traut dem Kautschuk
nicht; er erwähnte, man habe mehrfach Kautschuk versucht, aber bei einem im
Persischen Golf verlegten Kabel mit Hooper'schen Kautschukdrähten schlechte
Erfahrungen gemacht. Die Guttapercha sei sowohl vom mechanischen, wie physikalischen
Gesichtspunkte das beste Isolirmittel; nur müsse man sie vor allen Dingen gegen die
Wirkungen der Wärme schützen und die gefertigten Kabel bis zur Verlegung beständig
unter Wasser halten. Auch dem Alter der Guttapercha müsse man Rechnung tragen.