Titel: | Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von Hugo Fischer. |
Autor: | Hugo Fischer |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 119 |
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Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von
Hugo Fischer.
Mit Abbildungen.
(Patentklasse 76. Fortsetzung des Berichtes S. 108
Bd. 242.)
H. Fischer, über Neuerungen in der
Gespinnstfabrikation.
III) Verspinnen der Faserstoffe. Fortsetzung. (Tafel 12.)
c) Zwirn- und Ueberspinnmaschinen. Die beiden mit
einander verwandten Verfahrungsarten zur Vereinigung zweier oder mehrerer Fäden
durch Drehung, das Zwirnen und Umspinnen, unterscheiden sich durch die Vertheilung
des Drahtes auf die einzelnen Fäden. Bei dem Zwirnen sind alle Fäden gleichwerthig,
d.h. es vertheilen sich die Drehungen auf alle zu vereinigenden Fäden in gleicher
Weise, so daſs jeder derselben eine Schraubenlinie darstellt. Sämmtliche
Schraubenlinien besitzen gleiche Steigung. Das Arbeitsproduct des Um- oder
Ueberspinnens setzt sich aus zwei verschiedenen Theilen zusammen, dem gestreckt
liegenden Kernfaden und den diesen in Schraubenwindungen umhüllenden Deckfäden,
Hieraus gehen sofort die Bedingungen für die Ausführung der beiden Arbeiten, des
Zwirnens und Umspinnens, hervor. Bei ersterem müssen sämmtliche die zu vereinenden Fäden tragenden Spulen um eine gemeinsame
Achse rotiren, welche für jeden einzelnen Faden die geometrische Achse der durch die
Fäden gebildeten Schraubengänge ist; bei letzterem rotiren nur die Spulen, welche
die Deckfäden tragen, um eine gemeinsame Achse, die der gestreckt liegende Kernfaden
darstellt. Um gröſsere Fadenlängen auf kleinem Raum zwirnen oder umspinnen zu
können, müssen sämmtliche Fäden eine gemeinsame Verschiebung in Richtung der
Rotationsachse erhalten.
Unter den wenigen durch Patente geschützten Zwirnmaschinen
verdient besondere Beachtung die Maschine zur Erzeugung zweilitziger Strohseile von
Chr. Söeborg und L.
Petersen in Röskilde, Dänemark (* D. R. P. Nr. 3695 vom 21. Mai 1878). Das
in zwei getrennten Kästen a und b (Fig. 1 Taf.
12) angehäufte Stroh, Heu o. dgl. wird den rotirenden Röhrchen c1, c2 zugeführt und in
diesen durch die kleinen Walzen d1, d2 und durch Ertheilung falschen Drahtes zu zwei
Strohseilen von geringer Haltbarkeit verdichtet. Diese Seile vereinigen sich kurz
vor dem Eintritt in die hohle Achse e des rotirenden
Flügels f, verlassen diese nach erfolgter Zwirnung durch eine
seitliche Oeffnung und werden als fertiges Seil, von den Transportwalzen g1, g2 und den Rollen h, i geleitet, dem Haspel k zugeführt. Die Transportwalzen sind an dem Flügel gelagert und erhalten
die Drehung durch das mit dem Flügel umlaufende Rad l,
welches sich auf dem feststehenden Zahnrad m abwälzt.
Die Drehung dieses Rades überträgt weiterhin ein über die Scheiben n, o geleiteter Riemen entsprechend verkleinert auf den
Haspel k, dem hierdurch mittels der festgehaltenen
Schraube p eine langsame Verschiebung parallel zur
Spindelachse ertheilt wird, welche der Aufwindung des fertigen Seiles entspricht,
q ist die Antriebwelle, die Räder r und s übertragen deren
Drehung auf die Röhrchen c1, c2 und die
Flügelspindel e. Die in Folge der Zwirnung erlangte
groſse Festigkeit des Seiles sichert der Maschine namentlich auch für die Zwecke der
Landwirthschaft eine gewisse Bedeutung; zu Formzwecken in Gieſsereien, zur Umhüllung
von Dampfleitungen, als Verpackungsmittel u. dgl. haben Strohseile schon seit
längerer Zeit nutzbare Verwendung gefunden.
An dieser Stelle sei gestattet, noch auf zwei andere Constructionen von
Strohseilspinnmaschinen hinzuweisen, die sich durch Einfachheit und
zweckentsprechende Construction auszeichnen. Die mittels derselben hergestellten
Seile sind einfache Gespinnste, daher von geringer Festigkeit und namentlich für die
letztgenannten Verwendungsarten geeignet.
Die von der Königin Marienhütte zu
Cainsdorf bei Zwickau gebaute und daselbst schon seit mehreren Jahren zu
Gieſsereizwecken verwendete Maschine dieser Art ist eine der Verarbeitung des
steifen, langhalmigen Strohes in Gröſse und Form entsprechend angepaſste
Waterspinnmaschine mit liegender Spindel. Fig. 2 Taf.
12 bringt dieselbe zur Darstellung. Der starke, cylindrisch abgedrehte Theil a der in Tischhöhe über dem Fuſsboden gelagerten
Spindel ist centrisch ausgebohrt und einseitig parallel zur Längenachse geschlitzt.
Der Flügel b, welcher während des Spinnens mittels
Schraubenradvorgelege c mit 6mm Geschwindigkeit in der Secunde längs der
Spindelachse verschoben wird, ist durch eine im Innern der Flügelnabe vorstehende
Leiste, welche in den Spindelschlitz einfaſst, mit derselben auf Drehung
verbunden.
Der Spindel und damit auch dem Flügel wird durch das Riemenvorgelege d, e1 (Uebersetzung 1 :
1) Drehung ertheilt. Der schwache Spindeltheil f trägt
die lose aufgeschobene Spule g, welche durch das
Vorgelege h, i1
(Uebersetzung 1 : 1,2) selbstständig Drehung empfängt. Durch das Voreilen der Spule,
das für jede Flügelumdrehung 0,2 Umdrehungen beträgt, wird das Strohseil, welches
durch die hohle Flügelachse a läuft und in Folge des
Flügelumlaufes hierbei gedreht wird, aufgewunden. Da die Umdrehungszahl der Spule constant ist,
der Spulendurchmesser sich aber während einer Bewickelung in weiten Grenzen ändert
(von etwa 100 auf 300mm), so schwankt der
Drehungsgrad des Seiles bedeutend; bei 15mm
Seildicke kommen beispielsweise im Mittel auf 1m
Länge etwa 13 Drehungen. Bei einer beobachteten Umdrehungszahl der Antriebwelle A gleich 114 in der Minute wurden 174m Seil in 20 Minuten auf die Spule gewunden, was
einer stündlichen Leistung von 522m Seillänge
entspricht. Nach erfolgter Spulenfüllung wird die Maschine durch Ueberführen der
Riemen auf die Losscheiben e2, i2
abgestellt und das Seil durch einen Arbeiter von der jetzt losen Spule abezogen. Zur
Milderung der groſsen Steifheit der Strohhalme werden dieselben vor dem Beginn des
Spinnens zweckmäſsig mit Wasser angefeuchtet.
Eine in constructiver Hinsicht elegante Lösung zeigt die
Strohspinnmaschine von Hetherington und Comp. in
Manchester, deren Vertretung für Deutschland, ebenso wie die der Maschine von Petersen, der Firma Jacob und
Becker in Leipzig übertragen ist. Diese Maschine besteht, wie die Skizze
Fig. 3 Taf. 12 zeigt, nur aus einem um eine horizontale Achse drehbaren,
rahmenartigen Flügel a, innerhalb welchem die Spule b gelagert ist. Die Flügeldrehung wird durch die Räder
r1 bis r6, in dem der
Aufwindung entsprechenden Verhältniſs verkleinert, auf die Spule übertragen. Von
diesen Rädern ist r1
fest mit dem Flügellager c verbunden. Auf ihm wälzt
sich das Rad r2 ab,
welches ebenso wie die anderen Räder an dem Flügel gelagert ist. Das zu spinnende
Stroh wird in die hohle Flügelachse d eingeleitet und
dann nach erfolgter Drahtgebung mittels des beweglichen Fadenleiters e der Spule zugeführt. Dieser Leiter ist um einen
Zapfen f am Flügelrahmen drehbar und wird durch das
Schraubenrad Vorgelege g, h und die Zugstange i so in schwingende Bewegung versetzt, daſs sich das
Auge k der Spulenachse entlang bewegt und das auf die
Spule laufende Seil in dichten Windungen vertheilt. Das Seil wird hierbei durch den
das Leitauge enthaltenden gekrümmten Blechschirm, welcher sich auf die gestauchte
Blattfeder l stützt, verdichtet. Die Spule wird durch
den von der Feder m gedrückten Knopf n gehalten und kann nach der Füllung leicht
ausgewechselt werden.
Das Patent der Niederlausitzer
Maschinenbau-Anstalt und Eisengieſserei, vormals Nommel und Jaeger in
Cottbus (* D. R. P. Nr. 11258 vom 8. April 1880) bezieht sich auf den Speiseapparat
einer Zwirnmaschine zur Herstellung geflammter Garne. Das Arbeitsproduct ist ein
zweifädiges Gezwirn, das in bestimmten Zwischenräumen kurze, andersfarbige
Vorgarnfadenstücke einschlieſst. Die Abtheilung dieser Fadenanhäufungen erfolgt mit
Hilfe einer kleinen Walze a (Fig. 4 Taf.
12), welche an der Eintrittstelle der Walzen b, c am
Ende eines Hebels gelagert ist. Eine diesen Hebel in Schwingung versetzende Curvenscheibe
bewegt die Walze a in der Pfeilrichtung und drückt sie
hierbei periodisch gegen die rotirende Walze c. Die zur
Aufnahme der Hauptfäden x dienenden Rinnen im Umfang
der Walze a sind so tief, daſs durch die Berührung von
a mit c der freie Lauf
der Fäden nicht gehindert wird. Zwischen je zwei der Hauptfäden wird der Walze a der Füllfaden y
zugeleitet und von dem Messer d am äuſseren
Walzenumfang gehalten. Bei der Berührung von a mit c gibt d den Füllfaden
frei, so daſs derselbe von b und c erfaſst und so lange fortgeführt wird, bis durch
Andrücken von d an a und
Abheben von c der Fadenauszug unterbrochen und der
Faden selbst abgerissen wird.
Ant. Cortey in Lyon (* D. R. P. Kl. 73 Nr. 14866 vom
26. October 1880) gibt ein Verfahren und eine Maschine zur Herstellung eines Seiles
an, welches aus einem metallenen Kern besteht, der mit mehreren durch Ueberspinnen
von Drähten mit Garn erzeugten Litzen umsponnen ist. Die Bildung der Litzen und das
Umwinden des Drahtkernes mit denselben erfolgt auf einer Maschine, deren Einrichtung
in Fig. 5 Taf. 12 skizzirt ist. Zur Erzeugung der Litzen dienen die beiden
Spulensysteme A und B.
Dieselben bestehen aus den um die Stäbe a rotirenden
Tellern b, welche die Deckfadenspulen c (hier Schleifspulen) tragen und der am oberen Ende
eines jeden Stabes a befestigten Drahtspule d. Die hohle Achse e der
Teller b, welche in den durch die hohle Welle w verbundenen Scheiben f
und g gelagert ist, umschlieſst mit einer rahmenartigen
Erweiterung die Drahtspule d und trägt am oberen Ende
den durchbohrten Kopf h für die Leitung der Fäden, am
unteren Ende ein kleines Stirnrad i. Umkreisen die
Spulenteller b in Folge der Drehung der Welle w diese letztere, so wälzt sich das Rad i in dem feststehenden, innen verzahnten Kranz k ab, wodurch die Deckfadenspulen c um die Achse e rotiren.
Hierbei umwinden die Deckfäden bei dem Austritt aus dem Spindelkopf h den Kerndraht. Die so gebildeten Litzen werden durch
Leitrollen l1, l2 nach dem
durchbohrten Kopf m am oberen Ende der hohlen Welle w geleitet und umwinden hier den von der Spule n kommenden Kerndraht des Seiles. Diese Spule stüzt
sich auf den zur Lagerung der Scheibenwelle w dienenden
feststehenden Stab o. Durch das Aufwinden des fertigen
Seiles auf eine Spule p wird die für das geregelte
Umspinnen erforderliche Geschwindigkeit der Kernfäden erzielt.
Eine hübsche Anordnung von Drahtüberspinnmaschinen, bei denen die
Deckfäden auf Schleifspulen gewunden sind, weist die Maschine von John Clapham in Leeds (* D. R. P. Nr. 7924 vom 23.
November 1878) auf. Jede der Deckfadenspulen ist auf eine hohle Achse geschoben,
durch welche der Kernfaden geleitet ist, so daſs die Fortbewegung des Kernfadens in
der Richtung der Spulenachse erfolgt. Erhält die Spulenwelle mittels eines Schnurentriebes
Drehung, so legt sich der von dem fortschreitenden Kernfaden von der Spule
abgezogene Deckfaden in Schraubenwindungen um den ersteren, deren Steigung von dem
Verhältniſs zwischen Umlaufsgeschwindigkeit der Spule und Geschwindigkeit des
Kernfadens abhängt. Die Richtung der Spulendrehung bestimmt den Drehungssinn der
Schraube. Durch Hintereinanderordnen mehrerer Deckfadenspulen derart, daſs die
Spulenachsen in eine Gerade fallen, kann der Kernfaden bei wechselnder
Drehungsrichtung der Spulen mit sich kreuzenden Deckfadenlagen umwickelt werden.
Für Ueberspinnmaschinen mit maschinellem Antrieb empfiehlt A. Kurtz in Reutlingen (* D. R. P. Nr. 10447 vom 31.
October 1879) eine bei Fadenbruch selbstthätig wirkende Abstellungsvorrichtung,
welche die Fig. 6 Taf.
12 vorführt. Der Antrieb des Spulentellers a erfolgt
durch die Reibungsscheiben b, c. Der von der Spule d kommende Kernfaden läuft durch die hohle Achse des
Tellers a nach der Spule e. Vor dem Eintritt in diese Welle wird er mit den von den Spulen f über die Leitstäbchen g
geleiteten Deckfäden umwunden. Die Drehung der Spule e
wird mittels der Radvorgelege h und Schraube i von der Tellerspindel abgeleitet, so daſs bei
Abstellung der Spindel auch die Bewegung des Kernfadens unterbrochen wird. Zwischen
Leitstäbchen g und Spule f
läuft der Deckfaden im gespannten Zustand durch ein Auge des Stäbchens k und hält dieses erhoben. Bei dem Bruch des Fadens,
also Entspannung desselben, fällt dieses Stäbchen herab, tritt bei geeigneter
Stellung des Tellers a in die Bohrung o der Gestellplatte p ein
und hemmt damit die Weiterdrehung des Tellers, so daſs die Reibungsscheiben b, c gleiten. Der directe Antrieb der Spule e durch das Vorgelege h, i
bedingt im Verlauf der Bewickelung einer gröſseren Fadenlänge eine Aenderung in dem
Ansteigen der von den Deckfäden gebildeten Schraubengänge, da die Geschwindigkeit
des Kernfadens proportional der Vergröſserung des Spulendurchmessers wächst;
gleichzeitig findet hierbei in Folge der Verkleinerung des Durchmessers von Spule
d eine Veränderung der Fadenspannung statt.
Derartige Spannungsänderungen müssen namentlich dann von
störendem Einfluſs sein, wenn der Kernfaden aus einem leicht dehnbaren, elastischen
Material (Kautschuk o. dgl.) besteht, und werden sich in ungleichmäſsiger Bedeckung
des Kernfadens und ungleichförmiger Aufwindung des fertigen Productes äuſsern.
Diesem suchen Reinshagen und Hüttenhoff in Barmen (* D. R. P. Nr. 14626 vom 21. Januar 1881) durch
Anwendung eines zwischen die Kernfadenspule und die Deckfadenspule eingeschalteten
Spannungsregulators zu begegnen. Der Kernfaden ist über einen aus zwei festen und
einer losen Rolle zusammengesetzten Flaschenzug geleitet und erhält durch die
Belastung der losen Rolle eine constante Spannung. Eine mittels Laufgewicht
belastete Bandbremse, deren Gewichtshebel mit der losen Rolle durch eine Schnur verbunden ist, belastet
die Kernfadenspule. Müſste in Folge der Spulenverkleinerung die Spannung des
ablaufenden Kernfadens zunehmen, so hebt sich die lose Rolle und entlastet dabei
durch Anheben des Bremshebels die Spule, bis ein neuer Gleichgewichtszustand
herbeigeführt ist. Die Entlastung erfolgt sehr allmählich, da die lose Rolle nur mit
der Hälfte derjenigen Geschwindigkeit steigt, mit welcher der Kernfaden
fortschreitet.
Ein Beispiel für das Umspinnen eines endlosen Kernfadens bietet die Maschine zur Herstellung von
Dichtungsringen von H. Bollinger in Mailand (* D. R. P.
Nr. 12644 vom 2. Juni 1880), welche Fig. 7 Taf.
12 in ihrer principiellen Einrichtung nochmals (vgl. 1881 240 * 442) vorführt. Der
durch Umwinden der beiden Walzen a, b mittels
Asbestfäden in entsprechender Stärke erzeugte endlose Kernfaden durchläuft die hohle
Welle c, welche an dem zu einer Scheibe d erweiterten Ende die Deckfadenspule e trägt. Die Walzen a und
b erhalten langsame, die Scheibe d rasche Drehung, so daſs sich die von den Spulen e ablaufenden Deckfäden in Schraubenwindungen um den
Kernfaden legen, deren Steigung von der Drehungsgeschwindigkeit der Walzen a, b abhängt. Das Lager der Walze b ist in einer Gleitbahn verschiebbar und durch das
Gewicht g so belastet, daſs die endlose Schnur auch
dann gleich stark gespannt bleibt, wenn die Dicke derselben durch die aufgelegten
Deckfäden vergröſsert wird. Für das Einführen des Kernfadens in das Innere der Welle
c dient der zur Wellenachse parallel laufende Spalt
f. Den Antrieb von c
bilden zwei Zahnräder h und i, welche mit dem treibenden Rad k in
Eingriff stehen und derart angeordnet sind, daſs eines derselben auch dann mit dem
Rad der Welle c in Eingriff bleibt, wenn dem anderen
Rad der Wellenspalt gegenüber steht. Die Bewickelung des Kernfadenringes erfolgt
erst mit dünnen Asbestfäden und zum Schutz dieser mit einer entgegengesetzt
steigenden Lage feinen Messingdrahtes.
J. Clapham in Leeds verläſst das bisher befolgte
Princip, den Kernfaden durch Umkreisen der Deckfadenspulen mit anderen Fäden zu
bedecken, und ertheilt dem Kernfaden sowohl die Drehbewegung, als die
Achsialverschiebung. Dieser Gedanke kann zweckmäſsig sein, wenn der Deckfaden so
voluminös und dabei so wenig haltbar ist, daſs die Deckfadenspulen für die Aufnahme
einer gröſseren Fadenlänge sehr groſse Abmessungen erhalten müſsten und der
Zusammenhang des Fadens gefährdet würde. Die von dem Genannten angegebene Maschine
(* D. R. P. Nr. 6245 vom 1. October 1878; Zusatzpatent zu Nr. 4704 vom 28. August
1878) dient zum Umspinnen eines festen Kernfadens aus Flachs, Baumwolle o. dgl. mit
losem Vorgespinnst aus gleichem oder anderem Material, welches durch Kratzenbänder
direct der
Krempeltrommel entnommen wird. Diese Bänder sind über die beiden Trommeln a, b (Fig. 8 Taf.
12) geleitet, von denen a dicht an der Trommel T und b dicht an den
Kernfaden angestellt ist. Die Drehung wird dem letzteren derart durch zwei Flügel
c und d ertheilt, daſs
der bereits vorhandene Draht des Fadens nicht geändert wird. Die Röhrchen e und f stützen den Faden
an der Bewicklungsstelle gegen den von dem auflaufenden Deckfaden ausgeübten
seitlichen Zug.
d) Fadenwächter für Spinn- und
Zwirnmaschinen, Die Abstellung dieser Maschinen bei dem Bruch eines Fadens
ist meist eine theilweise, d.h. sie beschränkt sich nur auf die
Auſserthätigkeitsetzung derjenigen Werkzeuge, welche auf den Faden vor erfolgtem
Bruch einwirkten, also auf die Transportwalzen (Streckcylinder) und die Spindel. Der
Bruch des Fadens erfolgt entweder zwischen der Vorgarnspule und den Transportwalzen
(Zwirnmaschinen), oder zwischen diesen und der Spindel (Spinnmaschinen). Zur Anzeige
des Bruches dienen in den meisten der vorliegenden patentirten Constructionen
derartiger Abstellvorrichtungen kleine Fühlhebel, welche durch den zwischen
Streckwerk und Spindel bezieh. Vorgarnspule ausgespannten Faden in einer bestimmten
Stellung erhalten werden. Bei Fadenbruch, also Wegfall der Fadenspannung, ändern
dieselben ihre Lage und bewirken dabei die Einstellung der Fadenlieferung nach der
Spindel entweder durch Ausrücken der Streckcylinder, oder durch Abheben des Ober-
vom Untercylinder, oder durch Stillstellung der Vorgarnspule. In den ersten beiden
Fällen findet zuweilen gleichzeitig die Abstellung der betreffenden Spindel statt.
Einrichtungen der letzten Art eignen sich besonders für Zwirn- und Duplirmaschinen,
indem bei dem Bruch eines der zu vereinigenden Fäden durch Festhalten sämmtlicher
Vorgarnspulen auch die übrigen Fäden gebrochen werden, so daſs die Bildung
fehlerhafter Gezwirne sicher vermieden ist.
Eine Einrichtung zum selbstthätigen Ausrücken des Streckwerkes an Feinspinnmaschinen
erhielt H. Martiny in Adersbach, Böhmen (* D. R. P. Nr.
7738 vom 14. Mai 1879) patentirt. Dieselbe ist in Fig. 9 und
10 Taf. 12 dargestellt, aus welchen zu ersehen, daſs der wirksame Theil
a des Einziehcylinders nicht fest mit der Achse b verbunden ist, sondern sich nach Lösen der Kupplung
c frei um diese Achse drehen kann. Die treibende
Hälfte der Klauenkupplung c ist mit Nuth und Feder mit
der Achse b verbunden und kann in der Längenrichtung
der letzteren verschoben werden. Die Stirnfläche der Randscheibe d bilden zwei halbe Schraubengänge. Hiedurch entstehen
zwei Zähne, welche bei eingerückter Kupplung in einer Normalebene zur
Streckwalzenachse liegen, die auch den Zapfen e des um
f drehbaren Fühlhebels g enthält. Der gespannte Faden drückt das freie Ende m des Fühlarmes zurück und hält dadurch den Zapfen e auſserhalb der Bahn der Zähne; nur bei Fadenbruch, wo die Stützung
des Armes m aufhört, tritt der Stift e zwischen die Zähne der Kupplung und bildet einen
seitlichen Stützpunkt für die verschiebbare Kupplungshälfte. Die schraubenförmig
ansteigenden Zahnflanken gleiten an dem Stift entlang und bewirken durch
Seitwärtsdrängen der Kupplung die Ausrückung des Walzenmantels a.
Bei dem für Zwirnmaschinen bestimmten Fadenwächter von S. Emsley und S. Smith in Bradford (Erl. * D. R. P. Nr.
3974 vom 8. März 1878) erfolgt die Abstellung durch Abheben der in einem Hebel
gelagerten Oberwalze von der Unterwalze. Dadurch, daſs dieser Hebel bei der
Walzenverschiebung auch eine Reibungskupplung löst, welche die Spindel mit dem
Schnurenwürtel verbindet, erfolgt neben der Walzenabstellung auch zugleich die
Stillstellung der Spindel.
In mehreren der patentirten Einrichtungen findet das Lüften der
Einziehwalzen bei eingetretenem Fadenbruch durch Einschieben eines dünnen
Metallplättchens zwischen die Walzen statt. Zum Schutz gelangten hierbei neue
Mechanismenreihen, welche die Bewegung des Fühlhebels auf das Hebeplättchen
übertragen. Hierher gehört die Construction von G.
Fromm in Mülhausen (Erl. * D. R. P. Nr. 2467 vom 18. Januar 1878 und
erloschener Zusatz Nr. 5608 vom 21. November 1878), welche dem Hauptpatent folgend
in Fig. 11 Taf. 12 abgebildet ist. Der von der Vorgarnspule kommende Faden
a ist über die Walzen b und c nach der Spindel d geleitet. Die Walze b
empfängt Drehung und überträgt diese auf die lose auf ihr ruhende Walze c. Dicht unterhalb der Walze c ruht der Fühlhebel e auf dem straff
gespannten Faden, während das mit dem Arm desselben verbundene Plättchen f auf der Walze b liegt.
Den Druck des Fühlhebels gegen den Faden regulirt das kleine Gewicht h. Die Theile e, f, h sind
frei um den feststehenden Stab i drehbar und vor jedem
Walzenpaar angeordnet. Der Fadenbruch bedingt die Näherung des Plättchens f an die Berührungsstelle der Walzen; diese erfassen
dasselbe und ziehen es, da ihre Drehungsrichtung mit der Bewegungsrichtung des
Plättchens zusammenfällt, zwischen sich. Die Oberwalze wird hierbei angehalten und
der fernere Einzug von Vorgarn gehindert.
John Boyd in Glasgow (Erl. * D. R. P. Nr. 4105 vom 21.
Juni 1878) überträgt, wie nach ihm Gebrüder Franke in
Chemnitz (Erl. * D. R. P. Kl. 86 Nr. 5104 vom 27. Juli 1878), die Anwendung eines
Hebeplättchens auf solche Duplir- und Spulmaschinen, bei denen die Spule auf dem
Rand einer rotirenden Scheibe ruht und durch die Umfangsreibung gedreht wird.
Eigentümlich ist diesen beiden Constructionen noch die Anwendung einer besonderen
stetig rotirenden Flügelwalze zur Einrückung des Hebeplättchens. Zur
Charakterisirung der zahlreichen von J. Boyd
angegebenen Constructionsformen diene Fig. 12
Taf. 12. Der an dem horizontal gelagerten Gleitstück a drehbar befestigte
Fühlhebel b wird durch den angespannten Faden so hoch
gehalten, daſs die Zähne der rotirenden Flügelwelle c
frei unter der Nase o des Fühlhebels vorüber gehen.
Das. Gleitstück a stützt bei e den um f drehbaren Hebel g so, daſs das Plättchen h
die Spulentrommel i nicht berührt. Tritt bei Fadenbruch
die Nase o in den Bereich der Flügelwelle c, so bewirkt diese eine Linksschiebung des
Gleitstückes a und damit Auslösung des Hebels g. Dieser fällt herab und bringt einerseits das
Plättchen h zwischen Spule und Spulentrommel,
andererseits durch fortgesetzte Linksschiebung des Gleitstückes den Fühlhebel aus
dem Bereich der Flügelwelle. Durch einfache Umordnung der Mechanismen läſst sich
diese Einrichtung auch für die Abstellung der Spindeln verwenden, wie dies Boyd ebenfalls in der Patentschrift zeigt.
Eine den gleichen Grundgedanken verfolgende Abstellvorrichtung
für Einziehwalzen und Spindel von Zwirnmaschinen ist die von Cöl. Martin in Verviers (* D. R. P. Nr. 6973 vom 7. Mai 1878). Die
einzelnen Fühlhebel a (Big. 13 Taf. 12), deren Zahl mit
derjenigen der zu duplirenden Fäden übereinstimmt, erfassen diese Fäden vor dem
Eintritt in die Einziehwalzen b, c. Sie sind lose auf
den cylindrischen Stab d gesteckt und besitzen bei
ungebrochenen Fäden die gezeichnete Stellung. Der Stab d trägt ebenfalls lose die Klinke e mit dem
parallel zu den Einziehwalzen liegenden Drahtstäbchen f. Diese Klinke stützt den um g drehbaren Hebel
h, dessen Arm i eine
kleine Walze trägt. Der Arm k wirkt durch die Stange
l abwärts auf die Frictionskupplung m zwischen Spindel und Schnurlauf. Reifst einer der
Fäden, so fällt der betreffende Fühlhebel a herab,
veranlaſst durch den Stoſs gegen das Stäbchen f das
Zurückziehen der Klinke e und damit das Auslösen des
Hebels h. Die Feder n ist
entlastet und bewirkt das Oeffnen der Kupplung m und
die Erhebung der Oberwalze b. Die gegen den Umfang
dieser letzteren drückende Walze des Armes i klemmt
hierbei die Fäden fest.
Bei dem Fadenwächter von L. C.
Marshall in Belfast (* D. R. P. Nr. 7739 vom 14. Mai 1879) erfolgt die
Fadenleitung durch den Schlitten a (Fig. 14
Taf. 12) und den damit verbundenen kleinen Bügel b. Der
Faden ist hierdurch vor und hinter den Einziehwalzen c,
d erfaſst und der auf der festen Stange e
verschiebbare Schlitten a stützt sich gegen eine
Schraubenfeder, welche angespannt ist, sobald die Fadenleiter in einer Ebene liegen,
welche normal auf der Achse der Einziehwalzen c, d
steht und die Länge dieser Walzen halbirt. Diese Feder sucht hierbei den Schlitten
längs der Stange e, also normal zur Bildfläche, zu
verschieben und dadurch den Faden neben die Einziehwalzen zu führen, so daſs die
Lieferung desselben unterbrochen wird. Bei ungebrochenem Faden hindert diese
Schiebung die Stange f, welche in einem Einschnitt der
Stange e liegt. Die Feder wird erst dann entlastet und
dadurch der Transport des Fadens unterbrochen, wenn der Faden reifst und der
Fühlhebel h, unter der Wirkung des Gewichtes g rückwärts schwingend, gegen den Arm f stöſst und diesen aus dem Einschnitt der
Führungsstange e hebt.
Einen Fadenwächter für Feinspinnmaschinen, bei welchem die
Vorgespinnstzuführung durch Hemmung der Spulendrehung unterbrochen wird, gibt T. Mitchell in Bradford, England (Erl. * D. R. P. Nr.
8233 vom 29. Juni 1879) an. Derselbe dürfte wohl kaum zu den empfehlenswertheren
Anordnungen gehören, da durch den Fadenabzug von der Vorgarnspule a (Fig. 15
Taf. 12) von letzterer zugleich auch die Welle b mit
Hilfe der Kegelräder c in Drehung versetzt werden muſs.
Der Vorgarnfaden muſs daher schon eine ziemlich groſse Festigkeit besitzen, um die
beträchtlichen und dabei noch leicht veränderlichen Reibungswiderstände in diesen
Theilen zu überwinden. Das Kegelrad d der Welle b dient als Sperrrad; in dasselbe fällt bei Fadenbruch
das Ende des doppelarmigen Fühlhebels e ein und hindert
dadurch die Weiterdrehung der Vorgarnspule. Der Faden wird daher, da die Einzieh-
und Streckwalzen f, g, h nicht abgestellt werden, in
der Nähe der Spule a abgerissen. Auch hierin liegt eine
Unvollkommenheit der Einrichtung, da dieses abgerissene Fadenstück Abfall bildet.
Die zweite in der Patentschrift dargestellte Ausführungsform, bei welcher die
Spulendrehung auf das Sperrrad d durch eine Schnur
übertragen wird, leidet an denselben Mängeln.
Zweckmäſsiger ist die für Zwirnmaschinen bestimmte, auf gleichem
Grundgedanken beruhende Abstellvorrichtung von W.
Garnett und Th. Smith in Halifax (Erl. * D. R.
P. Nr. 9440 vom 11. November 1879). Die doppelarmigen Fühlhebel a (Fig. 16
Taf. 12), welche um die feste Achse b leicht drehbar
sind, wirken zwischen den Einziehwalzen c und
Vorgarnspulen d auf die Fäden; ihre Anzahl ist gleich
derjenigen der Fäden. Der eine Hebelarm trägt das Gewicht e, welches durch den ungebrochenen Faden gehoben wird; das Ende des
zweiten Hebelarmes tritt hierbei aus der Bahn der Zähne des Sperrrades f, das mit der Vorgarnspule d verbunden ist und mit dieser rotirt.
John Boyd in Glasgow (* D. R. P. Nr. 12723 vom 27.
Februar 1880) gibt eine Reihe von Ausrückvorrichtungen für Spul-, Duplir- und
Zwirnmaschinen an, welche dadurch charakterisirt sind, daſs die Vorgarnspulen von
drehbaren Hülsen getragen werden, auf welche sich belastete Schnüre aufwinden. Die
Reibung zwischen Spule und Hülse ist so groſs, daſs durch den Abzug der Vorgarnfäden
die Hülsen gedreht und die Schnüre aufgewickelt werden. Bei Fadenbruch findet durch
die Schnurenbelastung die Rückdrehung der Spule und damit die gleichzeitige
Abstellung aller übrigen Vorgarnspulen statt Eine auf diesem Princip beruhende specielle
Ausführungsform dieser Abstellvorrichtung zeigt die Fig. 17
Taf. 12. Die einzelnen Fäden sind auf dem Wege nach den Einziehwalzen a, b durch eine Bohrung des kleinen Hohlcylinders c geleitet. Innerhalb dieses Hohlcylinders verschiebt
sich in verticaler Richtung das mit dem Gewicht d
belastete Stäbchen e, in dessen tiefster Stellung eine
normal zur Stäbchenachse stehende Bohrung mit der Cylinderbohrung correspondirt, so
daſs die Spulenfäden ungehindert hindurch gleiten können. Auf die Hülsen f, welche die Spulen g
tragen, sind dünne, durch die Stäbchen h1, h2 belastete Schnuren aufgewunden. Das Moment der
Reibung zwischen Spule und Hülse ist gröſser als das der Schnurenbelastung, so daſs
die um i drehbaren Belastungsstäbchen bei dem
Fadenabzug gehoben sind. Unterhalb der Stäbchen h1, h2 liegt das von dem Hebel k getragene Querstäbchen l, welches durch das
Gewicht d gehoben wird. Fällt bei dem Bruch eines
Fadens das betreffende Stäbchen h auf l, so muſs das auf den Drehpunkt o des Hebels k bezogene
Moment des hierbei erzeugten Druckes gröſser sein als das auf den gleichen Punkt
bezogene Moment des Gewichtes d. Das Stäbchen e wird gehoben und das Fadenauge desselben zieht die
Spulenfäden in das Innere des Hohlcylinders und klemmt sie daselbst fest, so daſs
bei fortgesetzter Drehung der Einziehwalzen a, b auch
die übrigen Fäden reiſsen. Die Enden der gebrochenen Fäden stehen vor der Hülse c vor und können leicht wieder angeknüpft werden.
Anstatt die Drehung der den Vorgespinnstfaden liefernden Spule
bei dem Bruch des Fadens zu unterbrechen, kann auch eine besondere rotirende
Bremsscheibe, um welche der Faden ohne Gleitung geführt ist, gehemmt werden, wie
dies die Abstellvorrichtung für Feinspinnmaschinen von E.
Bensel und A. A. Zimmermann in Waiden bürg,
Schlesien (Erl. * D. R. P. Nr. 7711 vom 12. März 1879) zeigt. Bei diesem in Fig.
18 Taf. 12 dargestellten Apparat ist die an ihrem Rande mit einer tief
eingeschnittenen Kerbe zur Aufnahme des Fadens versehene Bremsscheibe a zwischen der Vorgarnspule und den Walzen b, c auf der Achse d
drehbar gelagert. Mit der Bremsscheibe verbunden ist das Sperrrad e, sowie eine glattrandige Scheibe, auf deren Umfang
der Sperrzahn f ruht, sobald der Apparat auſser
Wirksamkeit gesetzt wird. Der Sperrzahn ist mit dem um g drehbaren Fühlhebel h verbunden, welcher
sich bei gespanntem Faden zwischen Streckwerk i, k und
der Spindel gegen den Gespinnstfaden stützt und den Sperrzahn auſser Eingriff mit
dem Sperrrad e hält, so daſs die Bremsscheibe
ungehindert rotiren kann. Bei dem Bruch des Fadens tritt der Sperrzahn in die
Verzahnung des Rades e ein und hemmt somit die weitere
Abwicklung von Vorgespinnst.
(Schluſs folgt.)