Titel: Neuerungen an Gewindeschneidmaschinen.
Autor: Mg.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, S. 294
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Neuerungen an Gewindeschneidmaschinen. Mit Abbildungen auf Tafel 24. Neuerungen an Gewindeschneidmaschinen. Zur Anfertigung feinster Mikrometergewinde bezieh. der hierzu nöthigen Originalgewindebohrer hat W. Lehmann in Leipzig (* D. R. P. KL 49 Nr. 12060 vom 22. Juni 1880) die in Fig. 19 und 20 Taf. 24 dargestellte Maschine ausgeführt. Die Relativbewegung zwischen Arbeitsstück und Schneidwerkzeug und die hierdurch bedingte Herstellung beliebiger Gewindetheilungen wird hier in interessanter Weise durch Verlängerung oder Verkürzung eines schwingenden Armes erzeugt, welcher die Bewegung der Originalspindel auf den Schneidstahl überträgt. (Vgl. Résener 1869 193 * 116.) Das Arbeitstück b (Fig. 19 und 20 Taf. 24), welches mit Gewinde versehen werden soll, läuft zwischen Spitzen und wird mittels der Kurbel d umgedreht. Bei dieser Drehung verschiebt sich die Mutter e und es wird hierdurch der um den Zapfen f schwingende Hebel g nach links gezogen; die Stange h wird hierbei mittels des Kopfes o mitgenommen und verschiebt in Folge dessen den Support c bezieh. den Gewindestahl. Durch entsprechende Einstellung des Drehzapfens f, welcher in dem Schlitz i verschiebbar ist, läſst sich die Bewegung des Schneidstahles und hierdurch die Steigung des Gewindes innerhalb der feinsten Theilung verstellen. Fällt der Drehpunkt f in die Achse der Stange h, so wird die Steigung gleich Null. Rückt der Drehpunkt bis an die äuſserste Grenze des Schlitzes i, so wird bei der gezeichneten Länge desselben eine Steigung von ungefähr ⅘ der Steigung der Spindel k erzielt. Durch entsprechende Aenderung ist der Apparat auch für Linksgewinde zu gebrauchen. Ebenso ist durch Einsetzen verschiedener Spindeln k eine Variation in den Gewinden möglich. Die Gewindeschneidmaschine von Fischer und Stiehl in Essen a. d. Ruhr (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 13896 vom 31. October 1880) ist zur Herstellung von Muffen oder Muttern mit Rechts- und Linksgewinde bestimmt. Solche im Handel vorkommende Muffen, welche besonders bei Rohrleitungen für Wasser- oder Dampfheizungsanlagen Verwendung finden, haben gewöhnlich den Mangel, daſs die Achsen der beiden Gewinde nicht übereinstimmen, welcher Umstand die Herstellung einer dichten Rohrverbindung wesentlich erschwert, oft ganz unmöglich macht. Diese mangelhafte Beschaffenheit der Rohrverbindungsmuffen rührt nach Ansicht der Erfinder daher, daſs bei der bisher üblichen Herstellung beide Gewinde nach einander geschnitten wurden, wobei ein Umspannen des Muffes stattfindet. Selbst ein vorheriges Ausbohren des Muffes auf der Drehbank soll die Uebereinstimmung der Gewindeachsen nicht sichern. Die vorliegende Maschine schneidet nun zur Vermeidung des genannten Uebelstandes zu gleicher Zeit beide Gewinde, macht also ein Umspannen des Muffes unnöthig. Die beiden Gewindebohrer sind in den Kopfenden zweier Wellen befestigt, welche in je zwei Lagern laufen und deren Mittellinien genau übereinstimmen. An dem anderen Ende beider Wellen ist eine Leitspindel angebracht, deren Steigung mit dem zu schneidenden Gewinde übereinstimmt und welche in einer passenden feststehenden Mutter geführt werden. Beide Wellen werden gemeinschaftlich mittels Zahnräder angetrieben. Sie haben demgemäſs genau gleiche Umdrehungszahlen und werden durch die beiden Leitspindeln der Steigung entsprechend in ihrer Längenrichtung gleichmäſsig verschoben. Beim Beginn nähern sie sich von beiden Seiten her der in der Mitte fest eingespannten Mutter und schneiden die beiden Gewinde gleichzeitig an, welche, wie leicht ersichtlich, durchaus übereinstimmende Achsen erhalten müssen. Damit jedes Gewinde bis in die Mitte des Muffes voll ausgeschnitten werden kann, sind die Bohrer am Kopfende zur Hälfte ausgenommen, so daſs jeder derselben über die Mitte des Muffes hinausrücken kann, ohne den andern zu treffen. Die halbkreisförmige Kopffläche der Gewindebohrer ist mit Fräszähnen versehen, welche eine dem Gewindekern entsprechende lichte Weite des Muffes herstellen, bevor die Gewindezähne der Bohrer einschneiden. Da die Maschine zur Erzielung einer angemessenen Leistungsfähigkeit für Maschinenbetrieb eingerichtet werden muſs, so ist eine selbstthätige Steuerung des Hin- und Rückganges der Gewindebohrer angebracht. (Vgl. 1880 238 * 128. 1881 240 * 261.) Der von O. Jachmann in Berlin (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 13921 vom 26. August 1880) vorgeschlagene Apparat soll die gewöhnliche Drehbank so weit vervollständigen, um Gewinde und gleichartige Rotationskörper nach einer Schablone erzeugen zu können. Der Apparat ist auf einem Bock A (Fig. 21 bis 23 Taf. 24) angebracht, welcher auf jede Drehbank aufgesetzt werden kann. Die Spindel C erhält mittels des Kettengetriebes L die gleiche Umdrehungsgeschwindigkeit wie das Arbeitstück. Auf einem um den Zapfen D, welcher durch ein Zahngetriebe vor und zurück geschaltet werden kann, drehbaren Hebel E sitzen ein Gewindestahl s1, ein Façonstahl s2 und ein Führungsstahl s3, welche Stähle je nach der Haltung des Hebels E zur Wirkung gelangen. Beim Gewindeschneiden wird der Hebel E so gelegt, daſs der Stahl s3 in die Gewindegänge der auf der Hohlspindel C gelagerten Gewindepatrone C1 eingreift. Die eigenartige Profilirung des Patronengewindes nach einem rechtwinkligen Dreieck soll eine äuſserst sichere Führung des Stahles ermöglichen, da derselbe auch noch durch eine Feder F gegen die Patrone gedrückt wird und sich so fest gegen die zur Schraubenachse senkrechte Fläche der Gänge anlegt. Liegt der Stahl s3 in den Gängen der Schablone C1, so schiebt er den Hebel E und den Gewindestahl s1 weiter und veranlaſst diesen zum Schneiden eines Gewindes von der gleichen Steigung wie das der Patrone. Ein genaues Innehalten des verlangten Gewindedurchmessers wird durch festes sicheres Anlegen des Hebels E an den Zapfen G bewirkt. Will man mit Hilfe desselben Apparates Muttergewinde schneiden, so bringt man den Führungsstahl s3 mit seinem Kopf e3 in die umgekehrte Lage, spannt in e1 einen passend geformten Gewindestahl ein und regulirt die Gewindestärke dadurch, daſs man G unterhalb des Hebels E feststellt. Durch Anwendung von Kettenscheiben verschiedenen Durchmessers kann man endlich unter Beibehaltung derselben Gewindepatrone die Steigung der Gewinde beliebig verändern, da dann das Arbeitstück eine andere Umdrehungsgeschwindigkeit erhält als die Patrone. Um Façonstücke herzustellen, bringt man durch Niederdrücken des Hebels E den Stahl s2 mit dem zwischen den Spitzen eingespannten Arbeitstück in Eingriff, bis dasselbe das Profil des Stahles erhalten hat. Der Durchmesser des Arbeitstückes hängt von der vorherigen Einstellung des Anschlagzapfens G ab. Statt des Façonstahles kann man für längere Profile auch einen gewöhnlichen Drehstahl anwenden und mit diesem das Arbeitstück so weit abdrehen, bis der Hebel E auf einer Schablone gleitet, welche an Stelle von G eingesetzt und zur Führung des Hebels der Form des zu drehenden Gegenstandes entsprechend profilirt ist. Der Reitstock selbst ist der Länge, Höhe und Quere nach verstellbar, wie die Skizze genügend erläutert. Mg.

Tafeln

Tafel Tafel 24
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