Titel: | Ueber die Reinigung von Erdwachs. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 320 |
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Ueber die Reinigung von Erdwachs.
Mit Abbildungen auf Tafel 27.
Ueber die Reinigung von Erdwachs.
Zur Reinigung von Ozokerit, Paraffin u. dgl. werden diese nach V. v. Ofenheim in Wien (* D. R. P. Kl. 23 Nr. 15058 vom
9. Juni 1880) in einem Gefäſs A (Fig. 1 Taf.
27) mit Rührer H und Dampfschlange erwärmt. Der Apparat
B enthält in seinem unteren Theile das
Reinigungsmittel, während die Oeffnungen des Filters T
mit Filzplatten oder Stoff und mit einem darüber liegenden Metallgewebe bedeckt
sind. Der von einem Dampfschlangenrohr durchzogene obere Theil N nimmt von A die zu
filtrirenden Kohlenwasserstoffe auf, von wo sie durch den Druck der hier gebildeten
Dämpfe durch die filtrirende Schicht und das Filter T
gepreſst werden (vgl. 1880 237 81).
Nach H. Perutz (Seifenfabrikant, 1881 S. 139 und 342)
wird das galizische Erdwachs, welches zuerst nur zur Paraffinfabrikation Verwendung
fand, seit etwa 11 Jahren auch zur Darstellung des sogen. Kunstwachses, welches auch
unter dem Namen Ceresin oder Cerotin in den Handel kommt, verwendet. Es findet
besonders dort Benutzung, wo bisher gebleichtes und gelbes Bienenwachs gebraucht
wurde, ferner für sich allein oder mit Stearin und Paraffin vermischt zur
Darstellung von Kerzen, zum Steifen der Wäsche, zum Formen für plastische Zwecke;
die geringeren Sorten dienen zum Anstreichen und Wichsen von Fuſsböden, zur
Darstellung von Näh wachs, Glanzwachs, Schusterwachs, zur Darstellung von farbigen
Bleistiften u.s.w.
Obwohl das Erdwachs an verschiedenen Orten vorkommt, so ist es doch in gröſseren
Mengen bis jetzt nur In Galizien, namentlich bei Boryslaw, entdeckt worden,
wennschon dasselbe auch in der Krim, auf der Insel Tschelekän vorkommt und
neuerdings auch im südlichen Utah und Arizona gefunden worden sein soll. (Wagner's Jahresbericht,
1879 S. 1167).
Das Wachs kommt in folgenden Varietäten vor: Kenderbal
ist ein weiches, mehr oder weniger Erdöl haltendes Product, welches deshalb nach
Erdöl riecht und viel weiches Paraffin von niedrigerem Schmelzpunkt enthält. Es
folgen nun Wachssorten von bräunlicher, bräunlichgrüner, dunkelgelber und hellgelber
Farbe, deren Schmelzpunkt von 58 bis 80° schwankt; einzelne besonders harte Stücke
haben sogar einen Schmelzpunkt von 100° und darüber. Die höher schmelzbaren und
gelben Wachssorten kommen seltener vor und werden deswegen unter dem Namen prima,
hochprima oder primissima (auch Plewnawachs) besser bezahlt als die dunkleren
Sorten. Meistens wird jedoch ein Wachs von einem durchschnittlichen Schmelzpunkte
von 60 bis 66° verkauft. Ist der Schmelzpunkt unter 58°, so kann man schlieſsen,
daſs das Wachs mehr oder weniger mit Kenderbal oder Paraffinöl vermischt ist. Gutes
Erdwachs muſs sich beim Kneten zwischen den Fingern ansaugen. Je mehr Mühe es
kostet, die Finger davon los zu machen, desto besser ist das Erdwachs; je weniger
dies der Fall ist, desto mehr Kenderbal oder Oele sind darin enthalten.
Auſser den erwähnten Wachssorten kommt noch eine unter dem Namen Blasenwachs bekannte Sorte vor. Es ist dies ein
weiches, mehr oder weniger dem Kenderbal ähnliches Wachs, welches durch den Druck
der Gase im Innern des Gebirges aus den Hohlräumen beim Anfahren derselben
hervorgepreſst wird, was oft so plötzlich und schnell eintritt, daſs der im Schacht
befindliche Bergarbeiter verschüttet wird. Ein 98m
tiefer Schacht wurde einmal bei Boryslaw durch plötzliches Hereinströmen von
Blasenwachs in kurzer Zeit bis zur Schachtmündung gefüllt, so daſs es mehrere Tage
mit der Schaufel abgestochen werden konnte.
Das so gewonnene Erdwachs ist mit den Bestandtheilen der Gebirgsschichten vermengt,
in welchen es lagert; namentlich enthält es auch faserigen Gyps und
Steinsalzkrystalle. Um es hiervon zu befreien, wird es über Wasser in offenen
Kesseln mit directem Feuer geschmolzen, oder, was jedenfalls vorzuziehen, mit Dampf
in sogen. Duplicatoren, welche auſserdem noch am Boden des Schmelzkessels eine in
mehreren Windungen vorhandene Dampfschlange enthalten. Schmiedeiserne Kessel sind
zwar etwas kostspieliger, aber nicht so leicht dem Zerspringen ausgesetzt, wie dies
bei guſseisernen Kesseln oft der Fall ist, und da die Kesselböden aus einem Stück
Stahlblech hergestellt sind, daher keine Nietköpfe haben, welche das Umrühren
verhindern würden, und dünner wie Kessel aus Guſseisen sind, so werden die gröſseren
Anlagekosten sehr bald durch Brennmaterialersparniſs ausgeglichen. Wegen des
zuzusetzenden Wassers und des oft bei der gröſsten Vorsicht eintretenden Steigens
des schmelzenden und dann leicht übersteigenden Wachses muſs der Fassungsraum der
Schmelzkessel höher sein, als dem Rauminhalt des geschmolzenen Wachses entspricht.
Rechnet man auf 500k Wachs 100l Schmelzwasser, sowie die Zunahme des Volumens
nach dem Schmelzen nur 1/10 des Wachsvolumens, ferner ⅓ des Kesselraumes für
das möglicher Weise eintretende Steigen desselben, so braucht man einen Kessel von
etwa 1cbm,125 Rauminhalt.
Die auf dem Rost G (Fig. 2 und
3 Taf. 27) entwickelten Feuergase werden um den mit durchbrochenem
Schutzgewölbe i versehenen Kessel A durch den Zug C geleitet
und können mittels Schieber genöthigt werden, auch durch den Zug c zu gehen, um das Abzugsrohr E zu erwärmen. Bei Inbetriebsetzung des Kessels gibt man erst das Wasser
hinein, dann bis über die Höhe der Feuerzüge das in der Nähe des Kessels liegende
Wachs und heizt an. Ist das Wachs nahe am Schmelzen oder fängt an zu steigen, so
sperrt man die unteren Züge c ab und erhitzt unter fortwährendem Umrühren
nur mittels der oberen Seitenzüge C, bis alles Wachs
geschmolzen ist. Hierauf wird das Feuer gelöscht, der Kessel gut zugedeckt und
mehrere Stunden der Ruhe überlassen, damit sich die erdigen Unreinigkeiten absetzen
können. Man zieht das auf dem Wasser schwimmende Wachs durch die am Kessel
befindlichen Hähne, oder nimmt dasselbe auch mit Schöpflöffeln ab. Zum Versandt wird
es in eisernen conischen Kübelformen, welche 50 bis 75k Wachs fassen, erkalten gelassen. Dieselben werden mit dünner Kalkmilch
angestrichen, damit sich das Wachs nach dem Erkalten leicht aus den Formen entfernen
läſst. Wasser und erdige Bestandtheile werden durch Oeffnen des Schieberventiles F entfernt.
Vorzuziehen ist der Dampfschmelzapparat Fig. 4,
welchen Perutz mit Vortheil in der Paraffinfabrik der
Actiengesellschaft für Naphta- und
Paraffinfabrikation zu Przemysl in Galizien benutzte. Das Rohr e führt in den Dampfmantel C des Kessels A Dampf, dessen
Condensationswasser durch Hahn a abgelassen wird. Man
füllt den Cylinder A bis ¾ mit Wachs, ohne Wasser
zuzusetzen, da sich letzteres ohnedies beim Eintritt des durch Rohr D unmittelbar zugeführten Dampfes niederschlägt, legt
den Deckel auf und läſst durch D Dampf eintreten, bis
das Wachs geschmolzen ist. Steigt das Wachs, so sperrt man die Dampfleitung D ab und läſst, wenn noch ungeschmolzene Wachsstücke
vorhanden sind, nur Dampf durch e in den Mantel
eintreten, bis Alles geschmolzen ist. Hierauf läſst man das Wachs 5 bis 6 Stunden
ruhig absetzen, um es dann mittels der an der Seite angebrachten Hähne n abzulassen. Wasser und erdige Bestandtheile werden
theils durch das Rohr F entfernt, theils aber auch
direct, indem ein Arbeiter nach der Entfernung des Wachses in den Cylinder steigt,
den Schmutz in Eimer füllt und in dieser Weise den Cylinder für eine andere
Operation reinigt.