Titel: | Neuerungen an Letternsetz- und Ablegemaschinen. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 377 |
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Neuerungen an Letternsetz- und
Ablegemaschinen.
Patentklasse 15. Mit Abbildungen auf Tafel 32 und 37.
Neuerungen an Letternsetz- und Ablegemaschinen.
In einer Zeit mit kolossalem Bedarf an Papier und Drucker,
schwärze, in einem Jahrzehnt, welches die Rotationsdruckmaschinen eine hohe Stufe
der Vollendung erreichen und ausgedehnte Verwendung finden sah, ist der
erfinderische Geist naturgemäſs bestrebt, auch alle jene Arbeiten, welche bislang
bei der Drucklegung noch von Hand besorgt werden muſsten, so viel als möglich von
Maschinen ausführen zu lassen. Zu diesen Arbeiten gehören in erster Linie das Setzen, Ausschlieſsen und Ablegen. Alljährlich tauchen einige neue Setz- und Ablegemaschinen auf,
verschwinden aber meist ebenso rasch von der Oberfläche; nur wenige Constructionen
haben sich eine längere Zeit hindurch erhalten; keine hat bisher auf dem Gebiete,
auf welchem sie überhaupt nur anwendbar sind, bei glattem Satze, voll zu befriedigen
vermocht. Schon hieraus läſst sich ermessen, daſs die Aufgabe wohl eine schwierige
sein muſs. Dem ist in der That so. Es wird dies sofort klar werden, wenn man sich
die vorzunehmenden Arbeiten vergegenwärtigt.
Mit Hilfe der Setzmaschine soll aus einzelnen Lettern
Satz zusammengestellt, also die Arbeit verrichtet werden, welche der Setzer mit der
Hand leistet. Die Lettern sind dazu aus den Behältern, in welchen sie nun
nothwendiger Weise bereits geordnet liegen müssen, in gehöriger Folge zu entnehmen
oder herauszustoſsen und dann an einander zu reihen. Dabei sind Spatien zwischen die
Buchstaben, Ausschluſsstücke zwischen die Worte sofort mit einzureihen; der Satz
muſs möglichst so hergestellt werden, daſs die von einem Setzer vorzunehmende
Nacharbeit ein Minimum wird. Dies erklärt das Bestreben verschiedener Erfinder, mit der
Maschine den Satz gleich in fertig ausgeschlossenen Zeilen zu liefern. Um die
praktischen Schwierigkeiten besser hervortreten zu lassen, sei noch angeführt, daſs
mindestens 90 bis 100 verschiedene Lettern, Zeichen u. dgl. zur Herstellung eines
einfachen glatten Satzes erforderlich sind, daſs die an ebenso viel Stellen
herausgestoſsenen Lettern nach einem Punkte hin geführt werden müssen, um an
einander gereiht zu werden. Die Maschine liefert den Satz in endloser Folge; daraus
sind Zeilen und Columnen zu bilden. Die Zeilen müssen genau gleiche Länge haben,
damit die Lettern festgestellt werden können; die ersten und letzten Lettern aller
Zeilen sollen des gefälligen Aussehens halber genau unter einander stehen; am Ende
der Zeilen sind häufig Worte abzubrechen.
Die Ablegemaschine soll verbrauchten Satz wieder in
seine Elemente zerlegen und diese geordnet in den Vorrathsbehältern unterbringen.
Diese Aufgabe erscheint fast noch schwieriger als die erste. Lettern von 90
verschiedenen Punkten nach einer Stelle zu befördern, wird auf den ersten Blick
leichter erscheinen als das Umgekehrte. Man brauchte beispielsweise die Lettern nur
durch entsprechend angeordnete Kanäle fallen zu lassen, um die Vereinigung zu
erzielen.
Endlich sei noch die Frage aufgeworfen, wie weit durch Setz- und Ablegemaschinen die
Thätigkeit des Menschen beschränkt werden kann. Wird von der Textschrift (vom Manuscript) gesetzt, so bewirkt der Setzer in den
meisten Fällen durch Niederdrücken von Tasten das Ausstoſsen der Lettern aus den
Vorrathsbehältern. Im äuſsersten Falle gibt er durch Niederdrücken der Tasten nur
den Anstoſs zum Auswerfen der Lettern; das Ausstoſsen selbst wird durch
Elementarkraft besorgt. Diese Grenze kann nicht überschritten werden, dies liegt in
der Natur der Arbeit. Die Beförderung der Lettern nach dem Ausstoſsen ist
selbstwirkend; doch muſs der Setzer vielfach durch Treten eines Trittes die dazu
erforderliche Betriebskraft liefern. Anders liegen die Verhältnisse bei der
Ablegemaschine. Hier ist der Fall denkbar, daſs die Maschine völlig stelbstthätig
arbeitet, daſs dem Arbeiter nur übrig bleibt, diese mit abzulegendem Satz zu
versehen und den zerlegten zu entfernen. Dazu ist allerdings erforderlich, daſs die
Lettern bestimmte, unter einander verschiedene Signaturen (Kerben an der einen
Schmalseite oder am Fuſs) erhalten.
Setz- und Ablegemaschinen sind bisher nur von wenigen gröſseren Druckereien in
Gebrauch genommen worden. Daran ist aber unzulängliche Construction weniger Schuld
als der damit erzielte ökonomische Erfolg. Wer sich eine Setzmaschine anschafft,
will damit ersparen. Die Maschinen sind theuer und können sich nur bezahlt machen
bei unausgesetztem Gebrauch. Aber welche Druckerei hat Jahr aus Jahr ein so viel
glatten Satz herzustellen, als mit der Setzmaschine bewältigt werden kann? 10000
Lettern in 1 Stunde ist wohl jetzt als Mittelwerth der Leistung einer Setzmaschine
bester Construction anzusehen. Eine zweite Person vermag diesen Satz in derselben
Zeit auszuschlieſsen. Zwei Setzer liefern hiernach stündlich mit der Maschine 10000
Lettern völlig ausgeschlossen. Ein Setzer allein kann mit der Hand nur bis etwa 2000
Lettern in 1 Stunde setzen und ausschlieſsen.
Unter den im Deutschen Reich patentirten Setzmaschinen befinden sich vier, bei
welchen sich die Lettern nach dem Ausstoſsen lediglich unter der Wirkung des
Eigengewichtes nach dem Sammelpunkte, dem Anfange der Setzrinne, begeben. Es sind
dies die Maschinen von Samuel Worcester Green in
New-York (* D. R. P. Nr. 434 vom 8. Juli 1877), Karl
Eisele in Stuttgart (* D. R. P. Nr. 4092 vom 27. Januar 1878), Karl Kastenbein in Brüssel (* D. R. P. Nr. 8240 vom 12.
Januar 1879) und Friedr. Wicks in Glasgow (* D. R. P.
Nr. 10064 vom 2. November 1879). Die Maschinen von Ignaz
Prasch in Wien (* D. R. P. Nr. 8575 vom 9. Mai 1879), Karl Gust. Fischer in Schloſs Holte und Alfred v. Langen in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 9114 vom
22. Juni 1879 und Zusatz Nr. 9835 vom 17. September 1879) und von Josef Thorne in Port Richmond, N. Y., Nordamerika (* D.
R. P. Nr. 15246 vom 15. September 1880) besitzen für den Transport der Lettern vom
Ausstoſsapparat nach der Setzrinne besondere Organe, laufende Riemen und Tücher oder
rotirende Scheiben. Endlich wären hier noch zu erwähnen der Setzapparat von Heinr. Pollack in Hamburg (* D. R. P. Nr. 4209 vom 18.
Juli 1877), die Typengieſs- und Setzmaschine von Ch. Sam.
Westcott in Elizabeth, N. J., Nordamerika (* D. R. P. Nr. 1879 vom 30.
November 1877) und die Matrizensetzmaschine von G.
Rambruch in Berlin (* D. R. P. Nr. 9805 vom 18. Juli 1879).
Die Zahl der Patente auf Ablegemaschinen ist erheblich geringer. Nur fünf sind hier
zu verzeichnen. Die Ablegemaschinen von K. G. Fischer
und A. v. Langen und F.
Wicks (Patentnummern wie oben angegeben) bedürfen des Setzers, welcher
durch Handhabung einer Klaviatur das Zerlegen des Satzes in seine Elemente besorgt;
dagegen arbeiten die Maschinen von S. W. Green und J. Thorne (Patentnummern wie oben) und von Oswald Poppe in Leipzig (* D. R. P. Nr. 3743 vom 17.
Mai 1878) selbstthätig.
Das Charakteristische dieser Setz- und Ablegemaschinen darzulegen und zu zeigen,
welche Ziele bis jetzt erstrebt sind, ist der Zweck der nachfolgenden Beschreibungen
und Betrachtungen. Man erwarte darin nicht ein weites Eingehen auf Einzelheiten.
Eine erschöpfende Darstellung der sich in Fülle darbietenden, zuweilen höchst
sinnreichen Detailconstructionen würde hier zu viel Raum erfordern. Bei der
Behandlung des Stoffes ist eine Eintheilung in Gruppen, wie oben skizzirt,
beibehalten worden.
1) Setzmaschinen, bei welchen sich die ausgestoſsenen Lettern
lediglich unter Wirkung des eigenen Gewichtes nach der Setzrinne bewegen.
Die bis jetzt bekannteste und verbreitetste Letternsetzmaschine von Kastenbein (vgl. 1874 211 * 163) hat in der einen
Ausführung der Maschine von Green einen gefährlichen
Concurrenten. Letztere zeigt so fein ausgearbeitete Einzelheiten, daſs ihr hier der
Vorrang eingeräumt werden soll. Sie ist dargestellt in Fig. 1 und
2 Taf. 32. Zur Aufnahme eines gröſseren Vorrathes an Lettern sind
Typenrohre S aus schwachem Weiſsblech vorhanden, welche
in einer Reihe und senkrecht stehen; in denselben liegen die Lettern flach auf
einander und sind, wenn es des sicheren Nachrückens halber erforderlich ist, durch
ein gröſseres Metallstück beschwert. Von den bei A
befindlichen Tasten aus werden die in einer Horizontalreihe liegenden Ausstoſser C bewegt; die Federn c
führen letztere nach jedem Vorstoſs in die Ruhelage zurück. Vor den Speichern S liegt ein aus mehreren Theilen bestehender Steg d, in dessen Unterseite Kanäle e eingearbeitet sind, so daſs die ausgestoſsenen Typen dadurch Führung
erhalten, aber auch bei jedem Tastendruck nur eine Type austreten kann. Jede Letter
trifft bei dem Ausstoſsen gegen die kleine, mit Kautschuk überzogene Walze a, wird dadurch aufgehalten und aufgerichtet, wie es
Fig. 1 zeigt, und fällt nunmehr in ihren im Schild oder Leitapparat F befindlichen Leitkanal. Die kleine Walze a erhält durch jede antreffende Letter eine geringe
Drehung, wodurch die etwa entstehenden Eindrücke nicht auf einen und denselben Punkt
kommen, was leicht ein Hängenbleiben der Lettern zur Folge hat; mitgeführte Schwärze
wird in Folge der Drehung der Walze vertheilt.
Sehr gut durchdacht ist die Construction des Leitapparates, welcher in Fig.
2 in der Ansicht dargestellt ist. Aus Fig. 1 ist
zu ersehen, daſs derselbe etwas nach rückwärts geneigt ist. Die in den Kanälen 1 bis
28 herabkommenden Typen gleiten demnach auf der Vorderwand f1, welche aus leicht herausnehmbaren
Glastafeln besteht; die Rinnen sind in einer Messingplatte ausgearbeitet. Durch
diese Anordnung ist erreicht, daſs der Setzer den Leitapparat übersehen und jede
Störung durch eine hängen gebliebene Letter leicht durch Herausziehen der
betreffenden Glastafel beseitigen kann, daſs das Abgleiten der Lettern auf einer
harten und sehr glatten Fläche erfolgt, und endlich, daſs sich der Leitapparat
leicht und vollkommen reinigen läſst. Der letzte Punkt ist nicht zu unterschätzen.
Die Lettern führen Druckerschwärze mit, durch welche nach und nach der Boden und die
Seitenwände der Leitkanäle beschmutzt werden und Störungen eintreten können.
Bestehen nun der Boden und die Seitenwände der Kanäle aus einem Stück, so lassen
sich die Ecken der Rinnen, in denen sich der meiste Schmutz absetzt, sehr schwer
säubern. Bei der vorliegenden Construction findet die Schmutzablagerung auf den
Glasplatten und an den Vorderkanten der Kanäle statt. Beide Theile lassen sich nach
Abnahme der Glastafeln leicht reinigen. – Ein wesentlicher Vortheil ist auch noch
darin zu erblicken, daſs Green die Tiefe der Kanäle der
Letterndicke angepaſst hat. Wenn man alle Kanäle so tief macht, als es die dickste
Letter verlangt, so kommt es häufig vor, daſs schwache Lettern sich verdrehen und
festklemmen, oder um 90 oder 180° verdreht in die Setzrinne einlaufen. Green vereinigt die Kanäle für Lettern von nahezu
gleicher Dicke zu einer Gruppe, z.B. 1 bis 4 oder 5 bis 7 oder 11 bis 24, und leitet
sie in einen Hauptkanal, welcher die dickste der betreffenden Lettern noch
hindurchläſst, die dünnste aber an Drehung hindert. Die sämmtlichen Hauptkanäle, in
der Zeichnung acht, münden schlieſslich in den nach der Setzrinne N führenden Kanal. An dieser Mündungsstelle ist eine
zweite Vorrichtung angebracht, um die Lettern in richtiger Lage auslaufen zu lassen.
Durch die an dem Bolzen k1 leicht drehbar aufgehängte Klappe k wird die Kanalhöhe immer gleich der Dicke der
jeweilig durchgehenden Letter gemacht; eine dicke Letter drängt die Klappe zurück;
bei einer schwächeren schwingt sie unter Wirkung des Eigengewichtes und einer durch
die Schraube o1 mehr
oder weniger anzuziehenden Feder herein. Der Druck der Klappe kann auch durch
Verlegen von k1 in dem
Schlitze geändert werden. Die Schraube o2 begrenzt den groſsten Ausschlag der Klappe. Groſse
Empfindlichkeit und rasche Bewegung muſs von diesem Apparate unbedingt verlangt
werden; die Lettern folgen rasch auf einander, die geringe lebendige Kraft derselben
muſs die Bewegung der Klappe bewirken. Green läſst die
schweren Lettern durch die äuſseren, die leichten durch die inneren Kanäle gehen;
die ersteren überwinden die Widerstände leichter und brauchen deshalb zum
Durchlaufen der längeren Wege doch nur dieselbe Zeit wie die letzteren. Aus dem
Leitapparate gelangen die Lettern in aufrechter Lage nach der Setzrinne und werden
in dieser durch den rotirenden Daumen p weiter
geschoben. Das Setzschiff M steht, um den Setzer nicht
zu hindern, seitwärts; die Rinne N ist deshalb um 90°
zur Seite gekrümmt.
Bei einer anderen Ausführung ist Green so weit als
überhaupt möglich gegangen. Er läſst die Ausstoſser durch Elementarkraft bewegen;
das Niederdrücken der Tasten bewirkt nur die Einlösung der betreffenden Kupplung:
der Stoſsbolzen geht einmal vor, schiebt eine Type heraus, geht wieder zurück und
bleibt nun bis zum nächsten Druck auf dieselbe Taste in Ruhe. Diese Einrichtung hat
den offenbaren Vortheil, dem Setzer die Arbeit beträchtlich zu erleichtern, und
läſst wahrscheinlich auch eine gröſsere Geschwindigkeit erreichen. Er braucht jetzt
nur ganz leicht auf die Tasten zu drücken, während er bei der in Fig. 1
angegebenen Einrichtung weit stärker drücken muſs, da das Auswerfen durch die Hand
besorgt wird. Ist der Speicher ganz gefüllt, so ruht die ganze Letternsäule auf der untersten Type und
das Auswerfen derselben ist nur mit Ueberwindung eines beträchtlichen Widerstandes
möglich. Es kommt deshalb zuweilen vor, daſs bei zu schwachem Drucke auf die Tasten
die Letter nicht herausfällt. Dieser Uebelstand scheint allerdings bei dem Betriebe
der Ausstoſser durch Elementarkraft ganz beseitigt. Man darf aber nicht auſser Acht
lassen, daſs dadurch die Einrichtung der Maschine bedeutend umständlicher wird und
daſs damit eine neue Quelle für Störungen entsteht. Wie weiter unten gezeigt werden
soll, lassen sich recht wohl Einrichtungen treffen, welche das Auswerfen der Lettern
durch einen leichten Fingerdruck ohne Zuhilfenahme von Elementarkraft
ermöglichen.
Die Kastenbein'sche Setzmaschine
weicht von der zuerst angegebenen Ausführung der Maschine von Green nur in Einzelheiten ab. Die Speicherrohre stehen
genau so wie bei Green, aber das im Uebrigen ganz
ähnlichen Bau zeigende Schild ist senkrecht gestellt und an der dem Setzer
zugekehrten Seite mit einer Glasplatte überdeckt, damit man den Ablauf der Lettern
beobachten kann. Die Lettern liegen in den Speichern hochkantig aufeinander und
durchlaufen auch das Schild in entsprechender Stellung, wodurch es möglich ist, die
Setzrinne von Anfang an parallel zum Schild zu führen. Bei dem Uebergang der Letter
vom Schild nach der Setzrinne ist ebenfalls durch eine bewegliche Zunge und einen
kleinen schwingenden Hebel das Wenden verhindert. Kastenbein hat dadurch, daſs er die Lettern in den Typenrohren hochkantig
legt, der Maschine eine geringere Breite zu geben gesucht, wodurch auch die Wege der
äuſsersten und der mittleren Typen weniger verschieden ausfallen. Diesem Vortheil
steht aber andererseits der Nachtheil gegenüber, daſs man Speicherrohre von
verschiedener lichter Weite haben muſs und daſs die Rohre, wenn sie eine bestimmte
Anzahl Lettern aufnehmen sollen, viel länger ausfallen müssen, als wenn die Typen
flach auf einander liegen. Die Kanäle im Schild müssen nun auf gleiche Tiefe, aber
ungleiche Weite gehobelt werden. Die Reinigung derselben wird ziemliche
Schwierigkeiten haben.
Ein viel einfacheres Schild besitzt die Setzmaschine von Karl Eisele, welche in Fig. 3 Taf.
32 in perspectifischer Ansicht, in Fig. 4 bis
6 in einzelnen Theilen veranschaulicht ist. Die Typenrohre sind in vier
parallelen Reihen angeordnet und stehen senkrecht zu einer unter 45° geneigten
Ebene. Die Längsrichtung der Lettern ist parallel zur Klaviatur A; die Köpfe zeigen nach oben. Bei dem Niederdrücken
einer Taste bewirkt die damit verbundene Stange b das
Ausstoſsen der Letter. Diese gleitet in dem einen Kanal des Schildes F nach unten und tritt in die Setzrinne N ein. Das Schild enthält nur 4 Rinnen, für jede
Speicherreihe eine. Alle Typen aus einer Reihe müssen denselben Kanal durchlaufen. Die
Buchstaben sind in den Reihen so vertheilt, daſs sie in jeder in alphabetischer
Folge von unten nach oben stehen. Dadurch können Worte wie „aber“,
„Forst“ durch gleichzeitiges Anschlagen der betreffenden Tasten gesetzt
werden. Groſse Vortheile darf man davon nicht erwarten; denn Worte, bei welchen die
Buchstaben alphabetisch auf einander folgen, sind recht selten; dieses Verfahren auf
einzelne Silben ausdehnen zu wollen, scheint zu weit gegangen. Nach Ueberzeugung des
Referenten wäre es richtiger gewesen, so zu verfahren, wie es die anderen Erbauer
von Setzmaschinen meist gethan haben, die Tasten für die am häufigsten gebrauchten
Lettern an die für den Setzer bequemste Stelle zu bringen.
Noch einige Worte zur Erklärung der Details der Maschine. Fig. 4 zeigt
die Anordnung des Ausstoſsers. Drückt man eine Taste nieder, so hebt sich die Stange
b und der kleine Winkelhebel b1 drängt die im oberen
Ende gegabelte Feder b2
(vgl. Fig. 5), auf welcher bis dahin die im Typenrohre S vorhandenen Lettern ruhten, nach auſsen. Die Letternsäule sinkt nach;
die unterste Letter kommt vor den Spalt S1 im Speicher zu liegen und wird, sobald der Druck
auf die Taste aufhört, in den Kanal p durch die Feder
b2 geworfen, worauf
sie nun durch ihr Gewicht herabgleitet. Jedenfalls erfordert diese Ausführung einen
kräftigen Druck auf die Tasten; man hat die Federspannung und die Reibung der Feder
an der Letter zu überwinden. Die Sohle des Kanales p
ist nach rückwärts geneigt, damit die Lettern sicher auf der Bahn bleiben. In jedem
Speicher befindet sich ein Beschwerer e, damit die
Lettern immer richtig niedersinken; dieser soll zugleich anzeigen, wenn der Speicher
leer gelaufen ist. Wird die Taste nach dem Auslaufen der Lettern noch einmal
niedergedrückt, so bleibt sie unten, da die Feder nicht den Beschwerer
herausschieben kann. Diese Anordnung erscheint unzweckmäſsig. Gröſsere Zeitverluste
sind dabei kaum zu vermeiden.
Der Auslauf eines Typenrohres muſs unbedingt eher sichtbar gemacht werden, so daſs
man noch vor dem völligen Entleeren einen gefüllten Speicher einwechseln kann. Das
Sichtbarmachen des Auslaufes hat allerdings bei dieser Maschine, deren
Letternspeicher in 4 Reihen hinter einander stehen, gröſsere Schwierigkeiten.
Das Schild F (Fig. 3 und
6) mündet in das Setzschiff N. Jede
ankommende Letter hebt zunächst die Feder p und legt
sich auf die vorhergehende auf. Nunmehr schiebt die Feder den Schieber q mit den darauf ruhenden Typen nach unten. Der
Schieber und die Typen sind ausbalancirt durch die an der Schnur r befindlichen Gewichte (Fig. 3). Die
Schnur läuft über den Stift r1 und wird, so lange die Feder nicht gehoben ist, dadurch gebremst. Hebt
eine Type die Feder aus, so wird die Schnur frei und der Schieber senkt sich. Dieser
Apparat bedarf voraussichtlich einer scharfen Ueberwachung.
Groſse Aehnlichkeit mit der Maschine von Eisele zeigt bezüglich des allgemeinen Aufbaues die Maschine von Friedr. Wicks. Wie aus Fig. 7 und
8 Taf. 32 ersichtlich, sind hier nur zwei Reihen von Speicherrohren S vorhanden, welche senkrecht auf zwei unter 45°
geneigten Ebenen stehen. Bei A liegt die Klaviatur; die
Stangen l verbinden die Tasten mit den Ausstoſsern C (Fig. 7). Die
beiden Hauptkanäle a und b, welche nur durch eine dünne Stahlplatte von einander getrennt sind, führen
die ausgestoſsenen Lettern nach unten. Die Vereinigung beider erfolgt in dem
Mundstück F dadurch, daſs der Kanal b unter a taucht, bis
beide sich decken. Ein Drehung der herabgleitenden Lettern wird verhindert durch die
in den Kanälen a und b
liegenden kleinen Bremshebel p (Fig. 9),
durch den im gemeinsamen Ausgangskanale vorhandenen Bremshebel q und die Feder q1. Den Transport der Lettern nach der Setzrinne N, das Aufrechtstellen und das Weiterschieben besorgt
die mit Sperrzähnen versehene Scheibe D. Auf die Zähne
legen sich nach Fig. 9 die
Lettern mit der Seitenfläche, werden bei der Drehung mitgenommen und an die
Setzrinne abgegeben.
2) Setzmaschinen mit Transporttüchern u.s.w. für die
ausgestoſsenen Lettern.
Eine hervorragende Stelle unter den neueren Constructionen nimmt die Maschine von Ign. Prasch ein. Der Transport der ausgestoſsenen
Lettern nach der Sammelrinne, welche von allen Typen durchlaufen werden muſs,
erfolgt bei dieser Maschine durch ein endloses Tuch. Fig. 10
Taf. 32 gibt eine Seitenansicht derselben, Fig. 11
einen Grundriſs des Sammeltuches. Die Speicherrohre S
von der Gestalt Fig. 12
stehen in einer Verticalreihe. Bei A liegen die Tasten
in 4 Reihen angeordnet. C ist einer der in einer
Horizontalreihe liegenden Ausstoſser, welcher nach dem Aufhören des Druckes auf die
Taste durch die Feder c wieder zurückgezogen wird. Der
Ausstoſser tritt durch den Schlitz im Boden des Speicherrohres; seine obere
Stellung, welche je nach der Dicke der Lettern verschieden sein muſs, wird durch die
Stellschraube e fixirt, gegen welche er vor und während
des Ausstoſsens durch die leichte Feder d angelegt
wird. Sobald die Type das Rohr verlassen hat, senkt sich die Letternsäule bis zum
Boden des Rohres, die Feder d gibt nach, so daſs der
Ausstoſser der untersten Letter ausweichen kann und nur mit leichtem Druck an
derselben bei dem Zurückgange schleift. Hierdurch wird ein leichtes Spiel der Tasten
erreicht; denn die Feder c, deren Spannung bei einem
Druck auf die Taste mit überwunden werden muſs, kann nur schwach sein. Die
ausgestoſsenen Lettern gelangen sogleich auf ein endloses, über die Walzen w gespanntes Tuch z,
dessen oberes Trum durch eine glatte Holztafel unterstützt ist und mit
entsprechender Geschwindigkeit vorwärts bewegt wird. Damit die Lettern sogleich die
Geschwindigkeit des
Tuches annehmen und sich nicht wenden, liegt dicht hinter den Speichern eine aus
mehreren Theilen bestehende leichte, in Schlitzlagern gelagerte Walze y. Die über die ganze Breite des Tuches vertheilten
Lettern sind nun in gehöriger Reihenfolge zu sammeln und am Ende des Tuches in
dessen Mitte abzuführen. Dazu dienen die in Fig. 11
ersichtlichen glatten Führungsschienen x und x1, welche so
angebracht sind, daſs sie mit der Unterkante leicht auf dem Tuch z schleifen. Jede ausgestoſsene Type läuft so lange
parallel zur Pfeilrichtung, bis sie an einen der Führungsstege trifft, bewegt sich
dann an diesem entlang und wird schlieſslich in jedem Falle durch einen der äuſseren
Stege nach dem Sammelkanale n geführt. Die inneren
Führungsstege, deren Zahl nach Bedarf vergröſsert werden kann, haben den Zweck, die
nahe der Mitte ausgestoſsenen Lettern von ihrem geraden kürzesten Weg abzulenken und
damit die Unterschiede in den von den einzelnen Lettern zurückzulegenden Wegen auf
ein unschädliches Maſs zurückzuführen. Ueber die Geschwindigkeit des Transporttuches
kann man sich leicht Aufschluſs verschaffen. Werden in 1 Stunde 12000 Lettern
gesetzt, ist die Letternlänge 20mm, der zwischen
je zwei Lettern erforderliche Zwischenraum gleich 1mal bezieh. 2mal der
Letternlänge, so ergibt sich die Geschwindigkeit des Tuches zu (2 × 20 × 12000) :
3600 = 133mm,33 bezieh. zu (3 × 20 × 12000) : 3600
= 200mm in der Secunde.
In der Sammelrinne n (Fig. 10)
schieſsen die Lettern mit dem Kopf voran nach unten und erwächst nun als nächste
Aufgabe, dieselben so nach dem Setzschiff hinzuleiten, daſs sie dort auf den Fuſs
gestellt werden. Die Letter ist also zu wenden. Dies besorgt die kleine, leichte, am
oberen Ende des Einfalltrichters befindliche Wage p,
auf deren Schale jede ankommende Letter aufschieſst und dieselbe zum Umkippen
bringt: Die Letter fällt nun mit dem Fuſs voran im Führungstrichter hinab, in
richtiger Lage gehalten durch die Zungen p1, und gelangt nach der Setzrinne, in welcher sich
Letter an Letter reiht. Die Weiterbeförderung nach dem Setzschiff besorgt der eine
kleine Bewegung ausführende Vorstoſser r, welcher durch
an der Welle w befindliche Daumen vorwärts und durch
die federnde, die Rückwand des Einfalltrichters bildende Zunge l zurück geschoben wird. Die eine Seitenwand des
Einfalltrichters ist von Glas, um das Arbeiten der Wage und der Zungen beobachten zu
können.
Mit dieser Maschine soll auf der Niederösterreichischen Gewerbeausstellung 1880 ein
geübter Setzer stündlich im Maximum 12000 bis 14000, also in jeder Secunde etwa 4
Lettern bewältigt haben.
Transport der ausgestoſsenen Lettern nach dem Sammelkanale durch
einen endlosen Riemen finden wir auch bei der Maschine von K. G. Fischer und A. v. Langen. Die
allgemeine Anordnung derselben ist aber wesentlich von der vorigen verschieden, wie ein
Blick auf die Fig. 13 und
14 Taf. 32 (Dispositionsskizze und Aufriſs) lehrt. Mit A sind wieder die Tasten, mit S die Typenrohre, mit z der endlose
Transportriemen bezeichnet. Die Speicher sind in mehreren Reihen angeordnet und
diese stehen etwas schräg zur Bewegungsrichtung des Riemens, etwa so, daſs die eine
Diagonale des Typenrohrquerschnittes parallel zur Bewegungsrichtung des Riemens
liegt. Wie der Aufriſs zeigt, schweben die unteren Enden der Speicher etwas über dem
Riemen, die dickste Letter kann ohne Störung weitergetragen werden. Sehr sinnreich,
aber auch etwas umständlich ist die Construction der Speicher, welche Fig.
15 bis 18
darstellen. Jeder Speicher besteht aus einem leicht auswechselbaren Vorrathsrohre
S – den Querschnitt zeigt Fig. 18 –
einem Fuſs S1 und einem
um den Bolzen q drehbaren Schuh S2. Der Fuſs S1 ist in' einem Rahmen befestigt, trägt
das Rohr S und nimmt einen Vorrath von Lettern während
des Speicherwechsels auf. Er hat an seiner Unterfläche zwei Haken a1 und a2, aufweichen bei
gefülltem Typenrohr die unterste Letter ruht. Der Abstand der Hakenoberkante von der
Unterkante des Fuſses ist bei allen Speichern derselbe und gleich der Dicke der
schwächsten Letter. Da aber die Lettern verschiedene Dicke haben und sich aus dem
Nachfolgenden weiter ergibt, daſs die Oberkante der untersten Letter mit der
Unterkante des Fuſses zusammenfallen muſs, so sind bei allen dickeren Lettern an den
Stellen, an welchen die Haken a1 und a2 aufzuliegen kommen, Aussparungen eingegossen oder
eingefräst (vgl. Fig. 19).
Die unterste, von den Haken a1 und a2
getragene Letter liegt ganz in der Durchbrechung des Schuhes S2. Erhält dieser durch einen in Richtung
des Pfeiles Fig. 15
wirkenden und von der Stange c (Fig. 14)
ausgehenden Stoſs Drehung um den Bolzen q, so übernimmt
sogleich die Oberfläche des Schuhes die Stützung der Letternsäule in S2 und die unterste
entlastete Letter wird von den Haken a1 und a2 heruntergeschoben, durchfällt die Oeffnung im
Schuh und legt sich mit dem Fuſs auf den endlosen Riemen, mit dem Kopf auf das
Aufhalterplättchen, wird aber von diesem sofort durch den laufenden Riemen
abgezogen. Das Aufhalterplättchen hat den Zweck, eine Verdrehung der Typen bei dem
Auffallen zu verhüten. Hört der Seitendruck auf den Schuh auf, so geht derselbe
unter Wirkung der Feder q1 wieder in die durch einen Stift begrenzte Ruhelage zurück; der
Letternvorrath sinkt nach und die unterste Type legt sich auf die Haken a1, a2 auf.
Das Zusammenführen der verstreut auf dem Riemen z
liegenden Lettern erfolgt durch die beiden Riemen z1 (Fig. 13).
Die Lettern treten mit dem Fuſse voran in den Kanal n
ein; dieser macht eine Wendung um 90° nach unten, so daſs die an tiefster Stelle
ankommenden Lettern senkrecht stehen und durch einen Vorstoſser durch die Setzrinne
nach dem Schiff befördert werden können. Von Interesse ist noch die Frage nach der
Geschwindigkeit des Sammelriemens. Diese muſs so groſs bemessen werden, daſs, wenn
die Letter aus dem Behälter A1 der letzten Reihe und dann die Letter A2 aus der ersten Reihe (Fig. 13)
ausgestoſsen wird, der Einlauf richtig erfolgt. Die in etwa ½ n. Gr. ausgeführte
Patentschriftzeichnung zeigt 9 Speicher in einer Reihe; 10 Reihen muſs man als
Minimum annehmen. Der mit α bezeichnete Abstand in Figur
13 ist 60mm. In der Zeit zwischen dem
Ausstoſsen der Letter A1 der zehnten und der Letter A2 der ersten Reihe muſs sich demnach der Riemen um
mindestens 10\,\times\,60=600^{mm} fortbewegt haben. Dazu kommt
noch eine kleine Strecke, welche gleich der Letternlänge 20mm angenommen werden soll, damit der Kopf der
vorangehenden Letter nicht in gleicher Höhe mit dem Fuſse der nachfolgenden steht.
Setzt man die Leistungsfähigkeit dieser Maschine, wie bei der Maschine von Prasch schon angenommen, zu 12000 Lettern in 1 Stunde,
so ergibt sich die Geschwindigkeit v des
Transportriemens
=(600+20)\,:\,\left(\frac{60\,\times\,60}{12000}\right)=2066^{mm},7
in 1 Secunde.
Diese Minimalgeschwindigkeit ist ungefähr 15mal gröſser als unter den gleichen
Voraussetzungen bei Prasch's Maschine.
In Bezug auf den Aufbau weicht die Maschine von Jos. Thorne von allen übrigen ab. Die Letternbehälter
sind bei dieser in einem dickwandigen cylindrischen Rohre angebracht, wie der
Grundriſs Fig. 20
Taf. 32 erkennen läſst. Der Deutlichkeit halber sind darin nur 6 Behälter S angegeben; man hat sich die Zahl derselben
entsprechend vermehrt zu denken. Fig. 21
gibt einen Längenschnitt der Maschine. Die hier zu benutzenden Lettern sind an der
einen Seite mit verschiedenen Einkerbungen (Signaturen) versehen, welche genau mit
den in den Letternkanälen des Setzcylinders S1 vorhandenen Leisten übereinstimmen. Der
Setzcylinder steht fest; er wird von der Säule l
getragen. Die herausgestoſsenen Lettern gelangen auf einen rasch rotirenden Ring y und nehmen an dessen Bewegung theil. In Folge der
Centrifugalkraft legen sie sich an die dicht an den Umfang des Ringes herantretende
Wand y1 an und gelangen
durch eine Oeffnung in derselben, geleitet von der Klinge y2 (Fig. 20),
auf den Transportriemen s, welcher sie einer Setzrinne
zuführt. Ein ähnlicher Mechanismus mit gezahntem Rade, wie bei der Maschine von Wicks beschrieben wurde, vermittelt die Ueberführung
nach dem Setzschiff.
Das Ausstoſsen der Lettern erfolgt hier durch Maschinenkraft. Der Druck auf eine der
bei A gelegenen Tasten läſst die Nase a der langen Schiene b in
den Bereich einer Schaufel des Rades d gelangen. Die
Stange bewegt sich nach rechts und bringt, vermittelt durch Hebel und Schnuren, den
zugehörigen Ausstoſser zum Vorschieſsen. Damit die Stange nicht nach oben hin
ausweicht, übernimmt nach dem Niederdrücken ein am vorderen Ende angebrachter kleiner Querbolzen an
einer Schiene die Führung, bis das Ausstoſsen besorgt ist. Dann kommt eine andere
Schaufel des Rades d mit der schiefen Ebene der Nase
c in Berührung, wodurch die Stange b gehoben wird. Die Schaufeln fassen nun den unteren
Haken f und schieben die Stange wieder in die
Anfangslage. Diese Bewegung wird durch die Feder e
unterstützt; Hauptaufgabe derselben ist aber, die Stange b in der Ruhelage zu erhalten. Der ganze Ausstoſsapparat erscheint recht
umständlich, was zum Theil durch die Anwendung von Elementarkraft herbeigeführt ist.
Der Setzer hat dadurch, wie nicht zu bezweifeln, leichteres Arbeiten. Aber die
vielen Mechanismen, namentlich die Anwendung der Schnuren, lassen doch Bedenken
wegen sicherer Wirkung des Apparates auftauchen.
In eigenthümlicher, aber, wie Referent glaubt, nicht empfehlenswerther Weise wird bei
dieser Maschine die Füllung der Letternkanäle des Setzcylinders S1 besorgt. Ueber
demselben liegt ein Ablegecylinder S2, dessen Kanäle die Verlängerung der Kanäle des
Setzcylinders bilden, aber keine Signaturleisten besitzen wie jene. Diese Kanäle
werden vom Umfange aus mit abzulegendem Satz gefüllt und nun erhält der
Ablegecylinder schrittweise Drehung, so daſs jeder Kanal desselben nach einer vollen
Umdrehung über allen Kanälen des Setzcylinders still gestanden hat. Nehmen wir
einmal an, daſs die unterste Letter eines Kanales im Ablegecylinder ein „E“
sei, so kann diese, da jede Letter eine besondere Signatur hat, nur in den E-Kanal
des Setzcylinders eintreten, falls dieser nicht ganz gefüllt ist. Wenn nun der Kanal
im Setzcylinder ziemlich leer ist, muſs die Letter eine beträchtliche Höhe
durchfallen und ist dabei der Gefahr ausgesetzt, sich zu wenden oder festzuklemmen.
Bei dünnen Lettern wie „l“ und „i“ oder dünnen Spatien wendet Thorne auch ein in den Fuſs eingreifendes Leistchen an
(vgl. Fig. 20 bei S0), um das Wenden zu verhüten. – Weiter glaubt Referent, daſs die Lettern
bei dem Schleifen auf der Oberfläche des Setzcylinders und besonders durch das
Ueberschreiten so vieler Kanten stark abgenutzt werden müssen. Als Uebelstand muſs
auch angesehen werden, daſs man nicht im Stande ist, einen durch starken Verbrauch
leer gewordenen Kanal des Setzcylinders rasch zu füllen. Dazu gehört, daſs man den
darüber stehenden Kanal des Ablegecylinders leer macht, mit der entsprechenden
Letter füllt und, nachdem diese herabgesunken sind, den oberen Kanal wieder mit
abzulegendem Satz versieht. Eine derartige auſsergewöhnliche Füllung dürfte übrigens
gar nicht so selten nothwendig werden, woraus sich der Schluſs ergeben würde, daſs
die Vereinigung von Setz- und Ablegemaschine unzweckmäſsig ist. Würde man diese
Setzmaschine mit den allgemein üblichen Typenrohren versehen und zur Füllung
derselben eine Ablegemaschine dieses Systemes benutzen, so wäre wenigstens dieser
Uebelstand beseitigt. Ob
letzterer so groſs ist, wie hier angenommen, kann allein die Erfahrung
entscheiden.
In Kürze sei nun der Setzapparat von
Heinrich Pollack und die Matrizensetzmaschine von H. Hambruch
erwähnt.
Der erstere besitzt ein etwas gegen die Verticale und nach hinten übergeneigtes
Gestell, in dessen oberen Theil Typenrohre gewöhnlicher Form, mit der schmalen Seite
nach vorn zeigend, untergebracht sind. Dicht vor der Mündung dieser Rohre läſst sich
eine Setzrinne auf Gleisen hin- und herbewegen. Deren Rahmen trägt einen Ausstoſser,
welcher für alle Speicher in Thätigkeit kommt. Bei dem Setzen eines Buchstabens hat
man folgende Griffe auszuführen: Einstellen der Setzrinne vor das betreffende
Typenrohr und Ausstoſsen einer Letter durch Bewegung eines Hebels. Eine
Zeitersparniſs kann dabei kaum sich ergeben, da auch ein häufiges Auswechseln der
Setzrinnen noch hinzu kommt.
Die Matrizensetzmaschine ist dazu bestimmt, Schrift in eine plastische Masse zu
vertiefen, wovon dann ein Abguſs in Letternmetall genommen wird. Die Maschine
besitzt 4 übereinander gebaute Supportschlitten, von denen der untere und obere nach
gleicher Richtung und die mittleren senkrecht dazu verschiebbar sind. Der obere
Schlitten trägt die Druckplatte, über welcher die Typenhalter mit mehreren
Alphabeten schweben. Jede einzelne Type kann durch einen von Hand zu führenden Hebel
bis zur erforderlichen Tiefe niedergedrückt werden. Die Querverschiebung des oberen
Schlittens erfolgt bei dem Aufheben des erwähnten Hebels immer von selbst in der
gehörigen je nach dem Buchstaben verschiedenen Gröſse. Einstellung einer neuen Zeile
geschieht mit Hilfe einer Supportschraube. Der Apparat erscheint, trotzdem er recht
umständlich ist und genaueste Aufstellung verlangt, sehr wohl geeignet für den Satz
von Büchertiteln und ähnlichen Drucksachen.
Ein weit gröſseres Interesse erweckt die Typengieſs- und Setzmaschine von Ch. Sam.
Westcott. Die sämmtlichen von der Maschine verrichteten Arbeiten können in
drei Gruppen vertheilt werden: das Gieſsen, das Abputzen der gegossenen Lettern, das
Setzen oder Aneinanderreihen der fertigen Lettern. Um den Guſs einer Letter
bewerkstelligen zu können, sind folgende Arbeiten nöthig: Es wird die entsprechende
Taste einer Klaviatur niedergedrückt, worauf zunächst der Matrizenstock, welcher ein
mit dem Zeichen der Taste correspondirendes Zeichen trägt, so in Stellung gebracht
wird, daſs ein weiterer Apparat denselben nach der Gieſspumpe befördern kann. Die
den Körper der Letter bildenden Formtheile schlieſsen oder öffnen sich hiernach so
weit, als es die Dicke des Buchstabens erfordert, und nun erfolgt der Guſs mittels
Gieſspumpe. Hierauf geht die Matrize wieder in ihren Speicher zurück, die Form öffnet
sich und die Letter wird sogleich herausgenommen. Das Abputzen derselben hat den Zweck, alle Guſsnähte, den Einguſs und etwa
vorhandene Unebenheiten zu beseitigen. Das Setzen ist hier die einfachste Arbeit.
Die Typen entstehen an einem Punkte und brauchen nur an einander gereiht und mit den
erforderlichen, auch durch Guſs hergestellten Spatien und Ausschlieſsungen versehen
zu werden. Westcott will sogar dem Setzer das
Ausschlieſsen mit übertragen. Derselbe soll, wenn das die nahe Vollendung einer
Zeile angebende Glockensignal ertönt, das Wort abtheilen und die Zeile durch Spatien
füllen u.s.w. Die Einzelconstructionen dieser Maschine sind zum Theil in höchst
geistreicher Weise durchgeführt. Aber trotzdem wagt Referent zu behaupten, daſs Westcott mit dieser Combination zu weit gegangen ist.
Was würden wir wohl zu einer Maschine zur Herstellung von Stecknadeln sagen, deren
erster Theil aus dem Tiegelofen bestünde und deren letzter die Nadeln in den
bekannten „Briefen“ ablieferte? Der Vergleich hinkt freilich; aber etwas
ähnlich liegen die Verhältnisse bei dieser Letterngieſs- und Setzmaschine. Es sind
der Arbeiten zu viele gehäuft, woraus sich die im Vergleich mit einer
Letternsetzmaschine und einer Gieſsmaschine recht geringe, aber in Anbetracht der
Combination immerhin achtungsvolle Leistung von 300 bis 400 Lettern in 1 Stunde
erklärt.
(Schluſs folgt.)