Titel: | F. Prasil's Montirungsgerüst für Brücken. |
Autor: | H–s. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 467 |
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F. Prasil's Montirungsgerüst für
Brücken.
Mit Abbildungen auf Tafel 37.
Prasil's Montirungsgerüst für Brücken.
Als Ersatz hölzerner, pilotirter Brückenmontirungsgerüste will F. Prasil in Kladno bei Prag (* D. R. P. Kl. 19 Nr.
13334 vom 12. August 1880) frei tragende Gerüste zur Anwendung bringen, welche
entweder aus einer leicht aufzustellenden Hängebrücke allein, oder aus einer solchen
in Verbindung mit Parabelträgern bestehen. Der Erfinder hat dabei vornehmlich im
Auge, ein rasch auszuführendes Gerüst herzustellen, welches weder den Schiffsverkehr
stören, noch durch Hochwasser gefährdet werden kann und dessen Aufstellung auch bei
groſsen und reiſsenden Strömen oder bei hochliegenden Brücken keine besonderen
Schwierigkeiten oder erhöhten Kosten verursacht. Als weiterer Vortheil wird der
Umstand hervorgehoben, daſs das Gerüst nicht durch Zimmerleute, sondern durch die
Brückenmonteure selbst zur Aufstellung gelangt.
Das Hängegerüst (Fig. 10 bis
12 Taf. 37) besteht aus den eisernen, röhrenförmigen Ständern b, welche sich mit geeigneten Fuſsplatten auf die
Pfeiler a stützen, und den in den Ständern befestigten
Drahtseilen c, an welchen mittels der Stangen d die hölzernen Querträger f aufgehängt sind, auf denen der Belag der Gerüstbühne ruht. Zur
Verankerung der Tragseile c dienen die Ankerseile oder
Ankerstangen h und die Ankerstrebe k, welch letztere sich einerseits gegen die Ständer b stützt, andererseits mit der Ankerlast v belastet ist. Um ungleichförmige Senkungen des
Gerüstes in Folge einseitiger Belastung während des Aufbringens der Brückentheile zu
verhüten, sind zwischen den Fuſspunkten der Ständer b
und einzelnen Knotenpunkten der Tragseile Gegenstreber r angeordnet.
In dieser einfachen Form genügt das Gerüst vollständig zur Aufstellung kleinerer
Brücken. Bei seiner Benutzung werden zunächst die Ständer b aufgestellt und dann in denselben die Tragseile c mit ihren Verankerungen befestigt. Von einem Pfeiler ausgehend, hängt
man dann an die
Tragseile die Querträger f und nagelt auf diesen den
Belag auf. Die Untergurte der Brückenträger wird nun zuerst montirt und gegen die
Ständer b abgesteift, damit durch sie der
Horizontalschub der Streben k aufgenommen werden kann.
Die Ankerlast v kann entweder durch Brückentheile,
welche erst später zur Verwendung gelangen, oder durch Baumaterialien, oder endlich
durch Wasserbehälter gebildet werden; bei Brücken mit mehreren Oeffnungen dient
zweckmäſsiger Weise die fertig gestellte Construction einer Oeffnung als Ankerlast
für das Gerüst der benachbarten Oeffnung. Die Ankerlast muſs mit der Zunahme der
Gerüstbelastung allmählich erhöht werden; zur Aufnahme einer etwaigen Ueberlast ist
die Strebes angeordnet.
Für gröſsere Brücken soll das Hängegerüst nur als Nothgerüst hergestellt werden, so
daſs es auſser seinem Eigengewichte nur die Untergurten der zu montirenden
Brückenträger zu tragen braucht. Unter der Voraussetzung, daſs sich diesen Gurten
ein entsprechender Druck zumuthen läſst, werden dieselben als Obergurten besonderer
Gerüstträger benutzt (Fig. 13 und
14 Taf. 37), deren parabolische Untergurten durch Seile gebildet werden,
während Ständer und Streben aus Gasrohren und Rundeisenstangen von veränderbarer
Länge bestehen. Die so hergestellten Hilfsträger sind dann allein als Gerüstträger
zu betrachten; nur die Montirungsbühne wird unmittelbar vom Nothgerüst getragen.
Sind die Untergurten der Brückenträger nicht geeignet, als Obergurten der
Gerüstträger zu dienen, so werden letztere mit geradlinigen, aus Drahtseilen
bestehenden Untergurten und mit parabolischen, aus Bohlen zusammengesetzten
Obergurten gebildet (vgl. Fig. 15 und
16 Taf. 37). In diesem Falle muſs das Nothgerüst auſser seinem
Eigengewicht auch das Gewicht der Hauptträger des Montirungsgerüstes tragen können.
Querträger und Belag belasten das Montirungs- und das Nothgerüst gemeinschaftlich.
Die Querträger sind deshalb auch an den Hauptträgern des eigentlichen
Montirungsgerüstes aufgehängt. Damit die Platform des Nothgerüstes etwaigen
Verticalbewegungen des Montirungsgerüstes folgen kann, sind die Stützen s (Fig. 10)
hier weggelassen.
Zu den Abbildungen sei noch bemerkt, daſs die zu montirenden Brückenträger in
denselben punktirt angedeutet sind. Bezüglich der Constructionseinzelheiten muſs auf
die Patentschrift verwiesen werden.
H–s.