Titel: | W. Weldon's Verfahren und Apparat zur Darstellung von Chlor. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 24 |
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W. Weldon's Verfahren und Apparat zur Darstellung von
Chlor.
Mit Abbildungen auf Tafel 4.
Weldon's Darstellung von Chlor.
Nach einem früheren Vorschlage von W. Weldon in London
(vgl. 1872 203 501) wurde eine gemischte Lösung von
Manganchlorür und Chlormagnesium zunächst in offenen Gefäſsen concentrirt, dann im
Muffelofen zur Trockne verdampft, die dabei entweichende Salzsäure verdichtet, der
Rückstand in einem anderen Ofen unter Luftzutritt geglüht, das entweichende Gemisch
von Chlor und Salzsäure entsprechend verdichtet, während die gebildete Verbindung
von Mangandioxyd und Magnesia (Magnesiamanganit) mit wässeriger Salzsäure zur
Herstellung von Chlor behandelt wurde, um die erhaltene Lösung von Manganchlorür und
Chlormagnesium aufs Neue einzudampfen.
Dieses Verfahren hat W. Weldon (*D. R. P. Kl. 12 Nr. 17
050 vom 4. Mai 1881, Englisches Patent Nr. 964 bis 968 vom 7. März 1881) jetzt dahin
geändert, daſs er die auf einen passenden Concentrationsgrad eingedampfte Lösung der
gemischten Chloride von Mangan und Magnesium mit in früheren Operationen erhaltenem
Magnesiummanganit mischt, das Gemenge eintrocknet und schlieſslich bei Luftzutritt
erhitzt. Auf diese Weise kann das Eintrocknen der Mischung ohne Schaden für den
Trockenapparat geschehen. Die Masse läſst sich leicht in Formen bringen, welche
einerseits porös genug sind, um von der Luft durchdrungen zu werden, andererseits
hart und unschmelzbar sind, so daſs sie bei Luftzutritt erhitzt werden können.
Dieses neue Verfahren erfordert weniger Brennstoff als das frühere, gibt aber mehr
freies Chlor. Durch die Wirkung des Magnesiummanganits auf wässerige Salzsäure wird
nämlich ¼ des Chlores der letzteren in Freiheit gesetzt, ¾ aber werden in Magnesium-
und Manganchlorür verwandelt. Durch die Erhitzung dieser gemischten Chloride bei
Luftzutritt kann man höchstens die Hälfte des Chlores derselben als solches
entwickeln, also die Hälfte jener 75 Procent der Salzsäure, zusammen 62,5 Procent von dem
Chlor der überhaupt in Anwendung kommenden Salzsäure. Beim Erhitzen der gemischten
Chloride mit Magnesiummanganit bei Luftzutritt dagegen erhält man ebenso gut wie
früher 25 Procent des Chlores der Salzsäure direct und 0,9 von 75 Procent aus den
Chloriden, zusammen also 92,5 Proc.
Wenn das Manganit vorher auf die Temperatur der Lösung der beiden Chloride erhitzt
war, so saugt es die letztere so schnell auf, daſs man schon durch geringes Umrühren
eine innige Mischung erzeugen kann. Man kann nun die Mischung in solchen
Verhältnissen machen, daſs sie in der Hitze ein kaum feuchtes und nur wenig
anhängendes Pulver darstellt, welches mittels Handarbeit oder Maschinen entsprechend
geformt wird. Durch diese geformten Massen wird dann Luft hindurch getrieben, welche
in einem Winderhitzungsapparate auf hohe Temperatur gebracht worden ist.
Von einem hierzu bestimmten, aus 8 Oefen A bis H bestehenden Apparat veranschaulichen auf Taf. 4 Fig.
12 den Grundriſs, Fig. 13 die
Oefen H und G im
Längsschnitt und einen Theil des Ofens F im Aufriſs,
Fig. 14 einen Querschnitt durch die Oefen B
und G. Jeder der S Oefen
ist in 4 Abtheilungen getheilt mittels der Scheidewände d, welche mit Oeffnungen e für den Uebergang
der Gase von einer Abtheilung zur anderen versehen sind. Die durch Röhren I zugeführte erhitzte Luft tritt durch Oeffnungen f mittels beweglicher Bogenröhren L in die Oefen durch die Kanäle a ein. Der Gasstrom geht durch Kanäle b und
die beweglichen Bogenröhren M von einem Ofen zum
anderen und verläſst schlieſslich den Apparat durch die Röhren K, welche man mittels der Oeffnungen g und der beweglichen Bogenröhre N nach Belieben mit jedem der 8 Oefen in Verbindung
setzen kann.
Von den Oefen sind immer nur 7 zu gleicher Zeit in der Arbeit, der 8. bleibt zum
Entleeren und Beschicken ausgeschaltet. Wenn die verschiedenen Verbindungsröhren die
in Fig. 12 angedeutete Stellung haben, so sind die Oefen A bis G in Arbeit, während
H ausgeschaltet ist. Alle Oeffnungen f auf Röhre I sind
geschlossen, mit Ausnahme derjenigen, welche die Verbindung dieses Rohres durch Rohr
L und Kanal a mit dem
Ofen A herstellt. Von den Oeffnungen g auf den Röhren K wird
nur jene nicht geschlossen, durch welche der Ofen G mit
K mittels der beweglichen Verbindungsröhre N verbunden wird. Durch die verschiedenen
Verbindungsröhren M steht der Kanal b von A mit Kanal a von B, in gleicher Weise
B mit C und
schlieſslich F mit G in
Verbindung. Nachdem alle 4 Abtheilungen der 7 Oefen A
bis G mit kleinen Klumpen der Mischung von Magnesium-
und Manganchlorür mit Magnesiummanganit gefüllt und die Thüren c aller dieser Oefen fest verschlossen worden sind,
wird heiſse Luft von I nach A eingelassen; diese streicht durch die 4 Abtheilungen eines jeden der
Oefen A bis G hindurch und
entweicht schlieſslich aus G durch das Verbindungsrohr
N nach einer der Röhren K. Während bei
A reine Luft eintritt, wird beim Durchgang durch
die 7 Oefen allmählich der Sauerstoff' mehr und mehr aufgezehrt und Chlor tritt an
seine Stelle, bis das aus G austretende Gasgemenge etwa
30 Gewichtsprocent freies Chlor enthält. Inzwischen ist der Ofen H frisch beschickt worden. Wenn nun die Chloride der
Beschickung von A völlig zersetzt sind, unterbricht man
einen Augenblick die Zufuhr von heiſser Luft, hebt die Verbindungsröhren L und N auf, schlieſst die
Oeffnungen f und g, mit
welchen sie bisher verbunden waren, setzt Rohr I mit
Ofen B durch das bewegliche Rohr L und Ofen H mit einer der
Röhren K durch das bewegliche Rohr N Verbindung und schaltet das bewegliche Rohr M, welches bis jetzt den Kanal b von A mit dem Kanal a von B verbunden hatte, zwischen G und H ein. Der Ofen A ist jetzt ausgeschaltet und kann entleert und neu
beschickt werden. Wenn man die Gebläsemaschine wieder in Gang setzt, so tritt die
heiſse Luft in B ein und der Gasstrom geht der Reihe
nach durch B bis H und
durch das Verbindungsrohr N nach K.
In derselben Weise wird einer der 8 Oefen nach dem anderen ausgeschaltet oder wird
zum ersten oder letzten der Reihe. Auf diese Weise kann kein Luftüberschuſs in den
Apparat eintreten und die Luft gibt ihre Hitze fast vollständig wieder ab, ehe sie
den Ofen verläſst. Da ferner der Gasstrom in dem Maſse, als er ärmer an Sauerstoff
wird, stets mit an Chlor reicheren Theilen der Masse in Berührung kommt, so wird er
schlieſslich sehr reich an freiem Chlor und zwar in stets sich gleichbleibendem
Maſse, da dieselbe Menge heiſser Luft immer mit sich stets gleichbleibender Menge
von Chloriden zusammentrifft.
Wenn man die Luft in die Oefen entweder kalt, oder nicht bis zu dem Punkte erhitzt
einläſst, daſs sie die Beschickung auf die nöthige Temperatur bringen kann, so muſs
man die Oefen so bauen, daſs man Feuer unter der Sohle jedes Ofens anbringen kann;
es kann sogar wünschenswert]! sein, sie als Muffelöfen zu construiren, so daſs man
sie auch von oben ebenso wie von unten erhitzen kann. In diesem Fall wendet man am
besten Gasfeuerung an und richtet es so ein, daſs man immer je 4 auf einander
folgende Oefen hinter einander nach Belieben heizen kann. Wenn die Heizvorrichtung
genügend wirksam ist, wird es hinreichen, wenn die ersten 4 Oefen der Reihe von 7
zusammen arbeitenden geheizt werden.
Beim eben beschriebenen Verfahren muſs man die Mischung der concentrirten Lösung von
Chloriden mit den durch die Wirkung von Hitze und Luft auf andere Mengen von
Chloriden entstandenen Oxyden so machen, daſs sie höchstens 15 bis 20 Proc. Chlor
enthält, weil an Chlor reichere Mischungen, selbst wenn sie in der Kälte hart und
fest sind, bei der zum Trocknen erforderlichen Temperatur weich und plastisch
werden. Um daher auch an Chlor reichere Mischungen verarbeiten zu können, muſs man
dieselben erst einer besonderen Trocknung unterwerfen, deren Art von der Natur der zu
behandelnden Chloride abhängt. Eine Mischung von Magnesium- und Manganchlorürlösung
mit Magnesiummanganit gibt bei der Trocknungstemperatur Chlor ab und muſs daher in
geschlossenen Apparaten getrocknet werden, was nicht der Fall ist bei Manganchlorür
oder einem Gemisch von Manganchlorür und Chlorcalcium mit den durch die Erhitzung
derselben bei Luftzutritt erhaltenen Oxyden. Im ersteren Falle wird man daher einen
Muffelofen anwenden, für letztere Massen aber einen Flammofen oder eine ähnliche
Trockenvorrichtung. Durch diese Trocknung erhält man harte, aber hinreichend poröse
Massen, welche in kleine Stücke zerbrochen und in die eben beschriebenen Apparate
gebracht werden. Für die härteren Stücke, wie man sie durch Trocknen von grösseren
Massen einer viel Chloride enthaltenden Mischung erhalten kann, ist der in Fig.
9 bis 11 Taf. 4
dargestellte Apparat vorzuziehen.
Die 8 eisernen, mit feuerfesten Stoffen gefütterten Cylinder A bis H sind mit Eintrittsöffnungen a und b für den Gasstrom,
Entleerungsthüren c und senkrechten Scheidewänden d versehen, deren Oeffnungen e den Gasstrom durchstreichen lassen. Die durch Rohr I zugeführte erhitzte Luft tritt durch Oeffnungen f und Rohre L in die
Cylinder, während ähnliche Röhren M zur Ueberführung
des Gasstromes von einem Cylinder zum anderen dienen. Durch Oeffnungen g in den Röhren K kann man
mittels der beweglichen Röhre N den Gasstrom aus jedem
der Cylinder in Röhren K ableiten.
Man arbeitet mit dem Apparate in derselben Weise wie mit dem vorhin beschriebenen;
doch werden die Cylinder durch die Oeffnungen a und b beschickt. Auch hier sind stets 7 Cylinder hinter
einander in Arbeit begriffen, während der 8. ausgeschaltet wird, um entleert und
frisch beschickt zu werden. Wenn ein Cylinder oder Ofen entleert worden ist, nachdem
die in seiner Beschickung enthaltenen Chloride zersetzt worden sind, muſs man die
entleerte Masse in zwei Theile theilen, wovon man den einen in wässeriger Salzsäure
auflöst. Mit der so erhaltenen Lösung, weiche zuerst auf einen hinreichenden
Concentrationsgrad verdampft wird, mischt man den anderen Theil der entleerten
Masse.
Nach diesem Verfahren geschieht die Herstellung des Chlores somit durch Lösen eines
Theiles dieses Rückstandes in Chlorentwickelungsgefäſsen mit wässeriger Salzsäure.
Die so erhaltene neutrale Lösung wird bis zu einem passenden Concentrationsgrade
verdampft, mit dem übrig gebliebenen Theile des festen Rückstandes gemischt und nach
passender Formung mit erhitzter Luft behandelt. Das in der ersten Operation
erhaltene Chlor ist nicht mit anderen Gasen verdünnt, kann daher in gewöhnlicher
Weise absorbirt werden. Das beim Behandeln der Gase mit erhitzter Luft erhaltene
Chlor ist dagegen mit anderen Gasen verdünnt und kann auch etwas Salzsäuredampf
enthalten. Man muſs es
daher erst durch einen Condensationsapparat für Salzsäure leiten und dann das Chlor
durch irgend eine der Methoden absorbiren, welche für indifferente Gase enthaltene
Gasgemische üblich sind.