Titel: | Ueber Ausnutzung der Brennstoffe durch Zimmeröfen; von Friedr. Bode, Civil-Ingenieur in La Salle, Illinois. |
Autor: | Friedrich Bode |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 81 |
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Ueber Ausnutzung der Brennstoffe durch
Zimmeröfen; von Friedr. Bode,
Civil-Ingenieur in La Salle, Illinois.
(Schluſs der Abhandlung S. 31 dieses
Bandes.)
Bode, über Ausnutzung der Brennstoffe durch Zimmeröfen.
Die strahlende Wärme des amerikanischen Ofens ist bei starkem Feuer, wie es z.B. fast
den ganzen langen Winter 1880/81 zu halten war, oftmals nahezu unerträglich und
macht auſser dem Raum, den die Aufstellung des Ofens in möglichstem Abstande von
Wänden und Möbeln hinwegnimmt, noch einen ferneren Theil des Zimmers um den Ofen
herum so zu sagen zur Benutzung und zum Aufenthalte ungeeignet. Gleichwohl bleibt
dabei der Fuſsboden des Zimmers im behaglichen Abstande vom Ofen relativ kalt. Ich
habe einige Male die Temperaturen an der Decke und am Fuſsboden des nur 3m,68 hohen Zimmers gemessen und dabei folgendes
gefunden:
bei äuſserer Temperatur:
4,1
2,8
1,0
3,4°
–––––––––––––––––––––––––
oben:
25,0
24,0
25,8
26,0
unten:
17,5
16,0
14,8
18,0,
also eine durchschnittliche Temperaturdifferenz von 8,6°,
obwohl der Fuſsboden gänzlich mit dickem Teppich belegt und das Zimmer ebenerdig
ist. Ich kann versichern, daſs bei geringerer Auſsentemperatur die Differenz sich
unangenehm erhöht. Die Führung der Rauchgase unter den Aschenfall kann auch in der
That nur äuſserst wenig zur Erwärmung des unteren Zimmertheiles beitragen, weil die
unter dem Ofen selbst erwärmte Luft, hervortretend, alsbald aufwärts steigt und von
allen Seiten kalte Luft an ihre Stelle herbeiströmt. – Wie sich hinsichtlich der
strahlenden Wärme der Ofen Fig. 2 S. 32 d. Bd. mit
Backansatz gestaltet, kann ich nicht aus Erfahrung mittheilen, denke mir aber, daſs
hier die strahlende Wärme noch viel unangenehmer auftritt.
Daſs an einem solchen Ofen die Dichtung der Fugen unmöglich ist, ist leicht
einzusehen. Ich versuchte sie aber auch darum nicht, weil ich glaube, daſs das
Objekt so, wie es der Handel zum Gebrauche liefert, untersucht werden muſs und nicht
mit Zuhilfenahme solcher besonderer Veranstaltungen, welche im praktischen Gebrauche
nicht eingehalten werden.
Die Analyse des bei 105° im Kohlensäurestrom getrockneten Anthracits von
Pennsylvanien ergab nach Hrn. Hans Schulze in Prof. Cl. Winkler's Laboratorium zu Freiberg:
Kohlenstoff
86,91
Wasserstoff
2,80
Stickstoff und Sauerstoff
3,89
(Differenz)
AscheSchwefel
5,970,43
(mit 0,14 Schwefel)(flüchtiger Antheil)
0,57 Sim Ganzen
––––––
100,00.
Rechnet man nach anderweit vorliegenden Analysen von amerikanischem Anthracit den
Stickstoffbetrag zu 0,89, sowie vom ganzen Betrage des Schwefels auch nur den durch
die Analyse ermittelten flüchtigen Antheil und läſst man endlich 1 Proc. Feuchtigkeit zu (was
bei der derben, höchst selten schieferigen und blätterigen sowie durchaus nicht
porösen Beschaffenheit des Materials der Wahrheit nahe kommen wird, so hat man bei
der Verbrennung von 1k Anthracit:
Producte
Sauerstoffbedarf
k
k
k
Kohlenstoff
0,8604
3,155 CO2
2,294
Wasserstoff
0,0277
0,249 H2O
0,222
Sauerstoff
0,0300
Stickstoff
0,0085
0,008 N
Schwefel
0,0043
0,009 SO2
0,004
Asche
0,0591
Feuchtigkeit
0,0100
0,010 H2O
––––––
––––––––
–––––––
1,0000
3,431
2,520
An Sauerstoff ist in der Kohle
selbst
0,030
–––––––
2,490.
2k,49 Sauerstoff sind
enthalten in 10k,74 = 8cbm,54 atmosphärischer Luft, welches der Bedarf
für die theoretisch gedachte Verbrennung ist.
Die WärmeentwicklungAlex. Naumann (Die
Heizungsfrage, Gieſsen 1881) erklärt es zwar für unzulässig, aus
der Elementarzusammensetzung des Brennstoffes auf die Verbrennungswärme zu
schlieſsen; ich war jedoch nicht in der Lage, die letztere calorimetrisch zu
bestimmen und muſs es daher bei dem bisherigen Brauche bewenden lassen, den
ich übrigens nicht vertheidigen will.F. B. beträgt
dabei nach den üblichen Anschauungen:
(0,8604 × 8080 + 0,0277 × 29630 + 0,0043 × 2222) – 0,01 × 640 =
7777°,
wobei ich, beiläufig bemerkt, für die Verbrennungswärme des
Wasserstoffes 29630c ansetze, in Anbetracht, daſs
die Zahl 34462, welche gewöhnlich angegeben wird, einschlieſslich der durch die
Condensation des gebildeten Wassers frei werdenden Wärme ermittelt ist und im
vorliegenden Falle gar nicht erwartet werden darf, daſs die Feuerung oder das
Heizobject diesen Betrag mit einbringen kann.
Die folgenden Gasanalysen, mittels des Orsat'schen Apparates ausgeführt, werden nun
Ausweis darüber geben, in wie weit der berechnete Wärmebetrag dem Zimmer und dem
Schornsteine zu gute gekommen ist. Die erste Reihe dieser Analysen ist mit demselben
Material erhalten, von welchem die Probe zur Analyse entnommen wurde; für die zweite
und dritte Reihe war eine neue Sendung Anthracit in Gebrauch genommen, welche aber
von der früheren nur unwesentlich in der Zusammensetzung sich unterscheiden dürfte.
Es sei noch bemerkt, daſs der Ofen vor Ausführung der Analysen wochenlang Tag und
Nacht geheizt war. Während des Analysirens schwankte die Zimmertemperatur von 14 bis
21° und wurde durch Oeffnen der Thüren zu Nebenzimmern und der Fenster constant zu
erhalten gesucht. Die Arbeit geschah in einem Nebenzimmer. Die Temperatur der
abziehenden Gase ist mit t bezeichnet. Die Angaben in
der Spalte „Aschenfallthür“ beziehen sich auf den in derselben befindlichen
Coulissenschieber:
1. Reihe. April 1881: Aeuſsere Temperatur + 6°.
Zeit
CO2
O
CO
N
t
Schieber
Aschenfallthür
Rost
Von9Uhr
abbis1Uhr
0,801,001,201,301,401,802,70
19,7019,7019,4019,3019,0018,7017,60
00000,1000,10
79,5079,3079,4079,4079,5079,5079,60
83° 89 96106111120175
Mittelstellg.Desgl.¾
offen.Desgl.Ganz offenDesgl.Desgl.
Geschlossen.
Nicht gerüttelt.Gerüttelt.Nicht
gerüttelt.Desgl.Desgl.Gerüttelt.Desgl.
3,004,204,40
17,6016,3016,20
000
79,4079,5079,40
193210213
Desgl.Desgl.Desgl.
Feiner Spalt off.¼ offen½ offen
Nicht gerüttelt.Desgl.Desgl.
Mittel
2,18
18,35
0
79,45
140°
2. Reihe. November 1881: Aeuſsere Temperatur – 6°.
Zeit
CO2
O
CO
N
t
Schieber
Aschenfallthür
Rost
Uhr 91011
Min.3055205015
0,801,101,351,702,60
19,7019,6019,3018,9017,90
00,10000
79,5079,2079,3579,4079,50
80° 82 85 88127
Mittelstellg.Desgl.¾
offenDesgl.Ganz offen
Geschlossen
Nicht gerütteltGerütteltNicht
gerütteltGerütteltDesgl.
12 1 2
40 5 5205010
4,304,101,302,404,501,30
16,1516,1019,2018,3516,0519,30
00000,050,10
79,5579,8079,5079,2579,4079,30
188205102110196112
Desgl.¾ offenMittelstellg.Ganz
offenDesgl.Mittelstellg.
⅛ offen¼ offenGeschlossenDesgl.¾
offenGeschlossen
Nicht
gerütteltDesgl.Desgl.GerütteltNicht
gerütteltDesgl.
Mittel
2,31
18,23
0
79,43
125°
Alsbald nach der letzten Analyse dieser Reihe wurde noch eine Probe aus der erwähnten
Theekessel-Oeffnung des Ofens entnommen (also vor Eintritt der Gase in das blecherne
Rauchrohr) und deren Kohlensäuregehalt zu 1,40 Vol.-Proc. gefunden.
3. Reihe. November 1881: Aeuſsere Temperatur + 5°.
Zeit
CO2
O
CO
N
t
Schieber
Aschenfallthür
Rost
Uhr12
Min.1540–20
1,401,202,052,95
19,2019,4018,6517,45
00,1000
79,4079,3079,3079,60
78° 79 84 90
Mittelstellg.Desgl.¾ offenGanz
offen
Geschlossen
Nicht
gerütteltGerütteltDesgl.Desgl.
34
40–2040–
4,706,704,502,101,60
15,9014,0016,1018,5019,20
0000,100
79,4079,3079,4079,3079,20
158196220125112
Desgl.Desgl.¾ offenMittelstellg.⅛
offen
⅛ offen¼ offen½
offenGeschlossenDesgl.
Nichtgerüttelt
Mittel
3,07
17,60
0
79,36
127°
Man sieht, daſs die Kohlenoxydbildung eine äuſserst geringe ist, so gering, daſs man
sie für die calorimetrischen Berechnungen ganz vernachlässigen kann. Läſst man für
die Rechnungen die schweflige Säure, welche übrigens bei der Analyse als Kohlensäure
mit bestimmt wird, sowie
den Stickstoff des Brennmaterials selbst als unerheblich aus dem Spiele, so erhält
man für 1k des Anthracits mit 1 Proc.
Feuchtigkeit:
Bei der 1. Reihe:
Proc.
cbm
k
KohlensäureSauerstoffStickstoffWasserdampf, aus der
VerbrennungDesgl. bei 50% relativer Feuchtigkeit von 73cbm,56 Verbrennungsluft von
0° für 10°
0,2490,358––––––0,607
2,1818,3579,45
1,60413,50058,457––––––73,561
3,15519,30573,4800,607
Setzt man die specifische Wärme = w, die Tem- peratur t = 140°, so hat man den
Wärme- verlust c auf:
w
wt
c
3,155 Kohlensäure 19,305
Sauerstoff 73,480 Stickstoff 0,607
Wasserdampf
0,209140,217510,24380,48051
29,2830,4534,1167,27
92588250641
Somit Verlust
c
–
–
3227
oder (3227 × 100) : 7777 = 42 Proc.
Bei der 2. Reihe:
Proc.
cbm
k
KohlensäureSauerstoffStickstoffWasserdampf, aus der
VerbrennungDesgl. bei 50% relativer Feuchtigkeit von 69cbm,416 Verbrennungsluft von
0° für 10°
0,2490,338––––––0,587
2,3118,2379,43
1,60412,65855,154––––––69,416
3,15518,10169,3390,587
Setzt man die Temperatur t = 125°, so kommt auf:
w
wt
c
3,155 Kohlensäure 18,101
Sauerstoff 69,339 Stickstoff 0,587
Wasserdampf
0,209140,217510,24380,48051
26,1327,1930,4760,06
82492211336
Somit Verlust
c
–
–
2723
oder (2723 × 100) : 7777 = 35 Proc.
Bei der 3. Reihe:
Proc.
cbm
k
KohlensäureSauerstoffStickstoffWasserdampf, aus der
VerbindungDesgl. für 51cbm,88 Luft,
wie vorher
0,2490,253––––––0,502
3,0717,0679,36
1,604 8,91341,366––––––51,883
3,15512,74651,9970,502
Die Temperatur t ist =
127°, somit:
w
wt
c
3,155 Kohlensäure 12,746
Sauerstoff 51,997 Stickstoff 0,502
Wasserdampf
0,209140,217510,24380,48051
26,5627,6230,9661,02
84352161031
Somit Verlust
c
–
–
2077
oder (2077 × 100) : 7777 = 27 Proc.
Man könnte den vorstehenden Berechnungen vielleicht vorwerfen, daſs sie Licht und
Schatten nicht gleichmäſsig berücksichtigen und auf Durchschnittszahlen beruhen,
welche von der Willkür des Experimentators abhängen, in so fern der Gang der
Untersuchung und die Zugstellung am Ofen so eingerichtet werden konnte, daſs mehr
Analysen mit starkem Luftüberschuſs zum Vorschein kommen als solche mit weniger
Luftüberschuſs. Es würde hierdurch allerdings das Endresultat je nach Absicht
innerhalb gewisser Grenzen beliebig erhöht oder herabgesetzt werden. Diesem Einwände
zu begegnen, bildete ich aus den 3 Analysenreihen wiederum zwei neue Reihen nach der
Maſsgabe, daſs alle Analysen, welche bis zu 2,5 Proc. (einschlieſslich) Kohlensäure
lieferten, denen gegenüber gestellt wurden, welche darüber gaben. Der Durchschnitt
stellte sich alsdann, wie folgt:
Reihe Abis einschlieſslich 2,5 Proc. CO2
Reihe Büber 2,5 Proc. CO2
Kohlensäure
1,43
4,05
Sauerstoff
19,17
16,45
Stickstoff
79,37
79,49
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Durchschnittstemperatur t
=
97°
181°
Man erhält alsdann unter Beibehaltung der früheren Bezeichnungen:
Reihe A
Reihe B
cbm
k
cbm
k
KohlensäureSauerstoffStickstoff
1,60421,50289,098–––––––112,204
3,155 30,758111,962
1,6046,51531,482––––––39,601
3,155 9,31839,562
WasserLuftfeuchtigkeit
0,2490,546
0,795
WasserLuftfeuchtigkeit
0,2490,194
0,443
Somit für Kohlensäure w =
t = 97
–0,20246
t = 181–
–0,21564
wt
c
wt
c
KohlensäureSauerstoffStickstoffWasserdampf
19,3421,1023,6546,61
61 6482647 37
39,0339,3744,1386,97
123 3671746 39
Somit Verlust
c
–
3393
–
2275
Es beziffert sich daher der Verlust bei mäſsigem Feuer und wenig Luftzug (A) auf 44
Procent, bei starkem Feuer dagegen und reichlicher Luftzuströmung (B) auf 29 Procent
des theoretischen Heizeffectes. Der Ofen arbeitet also bei strengem Winter
ökonomischer als bei mildem.
In einem Berichte eines amerikanischen Consuls in Deutschland las ich jüngst eine
Ermunterung an die Adresse der amerikanischen Ofen-Industrie zur Ausfuhr dorthin.
Ich glaube wohl, daſs dieselbe Aussichten hat: die äuſseren Eigenschaften der Oefen
sind durchaus einnehmend und darum wird auch ihr für deutsche Verhältnisse hoher
Preis kein Hinderniſs
sein. Was aber die Leistungen betrifft, nach welchen die allermeisten Käufer doch
einmal nicht fragen, so hat man in Deutschland Constructionen, welche den
amerikanischen Füllöfen entschieden überlegen sind.