Titel: | Neuerungen an Condensator-Luftpumpen. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 97 |
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Neuerungen an Condensator-Luftpumpen.
Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Neuerungen an Condensator-Luftpumpen.
In ähnlicher Weise wie bei den Constructionen von Candlish
und Norris und von Fr. Becker (vgl. 1881 240 * 416) soll auch bei der Anordnung von F. Horn in Wetter a. d. Ruhr (*D. R. P. Nr. 6162 vom
29. September 1878) im Condensator einer Dampfmaschine dadurch eine möglichst
vollständige Leere erzeugt werden, daſs Wasser und Luft durch getrennte Ventile aus
dem Condensationsraume austreten. Während jedoch bei den erstgenannten Einrichtungen
Wasser und Luft aus dem Condensationsraume in gesonderte Kammern gelangen und auch
durch gesonderte Druckventile abflieſsen, sind bei der in Fig. 1 und
2 Taf. 9 dargestellten Anordnung von F. Horn
die Räume zwischen Saug- und Druckventilen wie auch die Druckventile selbst für
beide Theile gemeinschaftlich. Bei den gewöhnlichen Condensatoren der bei Fig.
1 und 2 benutzten
allgemeinen Einrichtung kann die Luft aus der Condensationskammer erst entweichen,
wenn das Wasser in derselben bis unter den Sitz der Saugventile gesunken ist, und
die Spannung der Luft muſs dann noch gröſser sein, als der auf dem Saugventile
ruhenden Wassersäule entspricht. Um diese Uebelstande zu vermeiden, sind hier dicht
unter den Druckventilen besondere kleine Klappen l
angeordnet, durch welche die Luft sofort beim Anfang des Kolbenhubes in die
Ventilkammern abströmen kann.
Besser noch wird der in Rede stehende Zweck durch die in Fig. 3 bis
6 Taf. 9 abgebildete Ventilanordnung erreicht werden. Dieselbe rührt von
C. Hartung in Nordhausen (*D. R. P. Nr. 16 862 vom
30. April 1881) her. Die Ventilklappen liegen hier in vertikalen Ebenen an den vier
Ecken des Condensators derart, daſs jede Klappe vom tiefsten bis zum höchsten Punkte
des betreffenden Raumes reicht. Um diese Lage auch für die Druckklappen zu
ermöglichen, erstreckt sich der sonst nur über dem Condensationsraume liegende
Druckraum auch seitlich neben demselben abwärts. Es wird bei dieser Einrichtung
erreicht, daſs bei jedem Hube die Luft sowohl aus dem Condensationsraume, wie auch
aus den zwischen den Klappen liegenden Endkammern vollständig entfernt wird, so daſs sich nirgends ein Luftsack bilden
kann.
Die in Fig. 7 bis 9 Taf. 9
nach Engineer, 1881 Bd. 52 S. 365 dargestellten
Luftpumpen von C. Brown in Winterthur zeigen die
Eigentümlichkeit, daſs die Saugventile bei denselben ganz fortgelassen sind und
durch den Kolben selbst die Einströmöffnung zeitweise geöffnet und wieder
geschlossen wird. Fig. 7 ist
eine einfach wirkende und Fig. 8 eine
doppelt wirkende Pumpe mit gewöhnlichen Gummiklappen für die Druckventile und
horizontalem Cylinder, beide für eine Aufstellung über
dem Fuſsboden passend; Fig. 9
veranschaulicht zwei unter dem Boden aufgestellte einfach wirkende
Zwillingspumpen mit mehrsitzigen Metallventilen. Der Pumpencylinder hat bei A eine den ganzen Umfang einnehmende Durchbrechung,
welche nur beim Hubwechsel auf kurze Zeit geöffnet wird, auſserdem aber durch den
Kolben stets abgeschlossen ist. Bewegt sich in Fig. 7 der
Plunger von links nach rechts, so wird zwischen ihm und den Druckventilen eine
starke Verdünnung erzeugt werden. Sobald daher der Plunger über die Oeffnung A zurückgegangen ist, wird durch dieselbe aus dem
Condensationsraume von unten Wasser, von oben Luft in den Cylinder eindringen, bis
die Spannung sich ausgeglichen hat. Gleich darauf wird die Oeffnung A von dem Kolben wieder abgeschlossen und das Gemisch
durch die Druckventile gepreſst. Der Wasserstand wird sich von selbst so einstellen,
daſs bei jedem Hube Wasser und Luft in dem gleichen Verhältnisse, in welchem sie
gebildet bezieh. ausgeschieden werden, zum Abfluſs gelangen. Wegen des groſsen
Luftraumes, besonders bei Fig. 7 und
8, wird aber die Verdünnung eine mangelhafte sein. – Eine ähnliche
Einrichtung der Pumpen, d.h. mit Fortlassung der Saugventile, soll übrigens schon i.
J. 1847 von Bodmer ausgeführt sein.
Ad. Mestern in Wilhelmshütte bei Sprottau (*D. R. P. Nr.
7209 vom 17. April 1879) will durch die in Fig. 10 bis
14 Taf. 9 dargestellte Einrichtung sowohl die Aufstellung der Luftpumpe
unter dem Fuſsboden, wie auch die viel Raum beanspruchende Aufstellung hinter dem
Cylinder vermeiden und es darf die vorliegende Anordnung wohl als recht zweckmäſsig
bezeichnet werden. Um mit geringem Hub auskommen zu können, sind wie bei Fig.
9 zwei einfach wirkende Zwillingspumpen gewählt und diese sind über dem
Fuſsboden neben dem Corliſsbalken aufgestellt. An dem letzteren ist ein Ankerhebel
(sogen. Kunstkreuz) gelagert, welcher durch das Steuerexcenter in Schwingung gesetzt
wird und die Bewegung auf die neben dem Cylinder liegende Corliſs-Steuer Scheibe
überträgt, zugleich aber die beiden Plungerkolben der Luftpumpen auf- und abbewegt.
Alle Theile der Pumpen, besonders auch die Ventile, sind bequem zugänglich. Der
Abdampf gelangt aus dem Cylinder in das den Condensator bildende horizontale Rohr
c, welches auf seiner ganzen Länge von dem
durchlöcherten Einspritzrohre y durchzogen wird, und
durch das Rohr d strömen dann Luft und Wasser zu den
Ventilen. Diese sind so angeordnet, daſs die Luft zuerst entweichen muſs, ehe das
Wasser nachfolgen kann. Der Anschluſs des Rohres d an
das weitere Rohr c ist allerdings unzweckmäſsigerweise
so getroffen, daſs in c sich ein Luftsack bilden muſs.
Auf den Abfluſsröhren sind neben den Druckventilen kurze, oben offene Röhren a (vgl. Fig. 14)
aufgesetzt, durch welche die Luft austritt. Als vortheilhaft ist noch anzuführen,
daſs das im Cylinder und Mantel sich bildende Condensationswasser direkt in den
Condensator abflieſsen kann.
Whg.