Titel: | Neuerungen an Condensationswasser-Ableitern. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 147 |
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Neuerungen an
Condensationswasser-Ableitern.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 12 und 15.
Neuerungen an Condensationswasser-Ableitern.
Die zur Abführung des Condensationswassers aus Dampfleitungen dienenden Apparate
zerfallen bekanntlich in zwei Hauptgruppen, in solche, welche durch die
Temperaturänderungen in Wirkung treten, und solche, bei welchen der Auftrieb,
bezieh. das Gewicht des sich ansammelnden Condensationswassers die Wirkung
veranlaſst. Zu den erstgenannten gehören zunächst die folgenden Constructionen.
Fig.
1 und 2 Taf. 12
zeigen eine Anordnung von G. Kuntze in Göppingen,
Württemberg (*D. R. P. Nr. 11591 vom 5. Juni 1880), welche der von Schnitzlein (vgl. 1881 239 *
259) sehr ähnlich ist. Ein Messingrohr c ist an einem
Ende an einen festen Ständer b und am anderen Ende in
einen verschiebbaren Ständer a eingeschraubt, so daſs
letzterer frei den Längenänderungen des Rohres folgen kann. Das Ventil d ist mit seiner Spindel in ein Querstück f eingeschraubt, welches durch Stangen e mit dem festen Ständer b
verbunden ist. Die Stangen e dienen zugleich dem
Ständer a zur Führung. Das Ventil wird so eingestellt,
daſs es bei der Temperatur des verwendeten Dampfes gerade geschlossen ist; es wird
sich dann öffnen, sobald Wasser eintritt. Soll dies aber in genügendem Maſse
stattfinden, so muſs das Rohr c unter Umständen sehr
lang sein. Ein Messingrohr von lm Länge dehnt sich
bei einer Erwärmung um 10° nur um 0mm,18 aus.
Auſserdem ist es mangelhaft, daſs das Ventil bei einer ausnahmsweise starken
Erwärmung des Rohres nicht ausweichen kann wie bei der Construction von Schnitzlein.
Einen gröſseren Ventilhub will R. Winkel in Chemnitz
(*D. R. P. Nr. 15766 vom 20. April 1881) dadurch erzielen, daſs er dem Rohr die aus
Fig. 3 und 4 Taf. 12
ersichtliche Schlangenform gibt. Dasselbe soll aus Kupfer hergestellt und so
angebracht werden, daſs seine Mittellinie in einer horizontalen oder auch in einer
vertikalen Ebene liegt. Das eine Ende ist an dem Ventilgehäuse befestigt, das andere
Ende durch eine Schlinge z mit dem Ventil verbunden.
Eine genaue Einstellung des letzteren ist durch den mit Rechts- und Linksgewinde
versehene Muff m ermöglicht. Ist das Rohr in genau
horizontaler Lage angeordnet, so kann dasselbe, auch wenn es schon mehr als zur
Hälfte mit Wasser gefüllt wäre, dem Dampfe noch den Durchtritt gestatten. Um das
Entweichen desselben zu vermeiden, ist daher der Querschnitt dicht hinter dem Ventil
in der oberen Hälfte abgesperrt (vgl. Fig. 4 bei
r). Einfacher würde es sein, das Rohr etwas geneigt
zu legen; im einen wie im anderen Falle müſste für die Abführung der Luft noch
besonders gesorgt werden. Ein Vortheil dieser Rohrform ist der, daſs bei sehr
starker Erwärmung das Rohr biegsam genug ist, um schädliche Spannungen zu vermeiden,
eine Feder mithin nicht weiter nöthig ist.
Rob. Meyer in Breslau (*D. R. P. Nr. 10167 vom 21.
Januar 1880) verwendet ein gerades Stahlrohr, als Abschluſsorgane zwei
Gitterschieber und behufs Erzielung eines genügend groſsen Hubes eine
Hebelübersetzung zur Bewegung der Schieber. Fig. 5 bis
7 Taf. 12 stellen diese Einrichtung dar. Das Stahlrohr ist oben in eine
Hülse eingeschraubt, trägt unten das Schiebergehäuse und wird unter demselben in
einer Hülse geführt. Ein auf dem Rohr befestigtes Querstück f ist mit den kurzen Armen der Winkelhebel d
verbunden, deren lange Arme in die Schieberstangen eingreifen. Das Ganze ist auf
einer Holzplatte befestigt. Als sehr wichtig wird von dem Patentinhaber
hervorgehoben, daſs das Wasser bei diesem Apparate in
gerader Richtung ins Freie bezieh. in den Wassersammler geführt wird.
Hierdurch soll das beim Anheizen häufig entstehende knallende Geräusch vermieden und
einem Undichtwerden und Zerspringen der Heizrohren vorgebeugt werden.
Zu den Apparaten mit Schwimmer gehört die in Fig.
8 Taf. 12 dargestellte Einrichtung von Fr.
Egerle in Horic, Böhmen (Erl. *D. R. P. Nr. 9501 vom 17. August 1879). Als
Schwimmer ist ein Vollkörper (Kugel oder Cylinder) mit Gegengewicht benutzt, welcher
vor den Hohlschwimmern den groſsen Vorzug besitzt, daſs er nicht wegen Undichtigkeit
unwirksam werden kann. Ist jedoch das Gegengewicht wie in Fig. 8
auſserhalb des Gehäuses angebracht, so wird die nöthige Stopfbüchse die freie
Beweglichkeit des Schwimmers beeinträchtigen. Das Gehäuse ist mit Wasserstandsglas,
Manometer und Lufthahn versehen. Das Ventil besteht aus einer einfachen
geschliffenen Platte a, welche sich bei gehobenem
Schwimmer auf einen Ansatz in demselben und bei sinkendem Schwimmer auf das
Mundstück b des Abfluſsrohres auflegt. Die Anordnung
ist einfach, jedoch wie alle ähnlichen Einrichtungen, bei welchen der Schwimmer
direkt ein Abfluſsventil hebt, nur für sehr geringe und wenig wechselnde
Dampfspannungen zu benutzen; für hohe und veränderliche Spannungen würde der
Schwimmer auſsergewöhnlich groſs ausfallen. Beträgt die Ventilfläche z.B. 10qc (entsprechend 3cm,6 Durchmesser), so müssen für je 1at
Spannungszunahme 10l Wasser von dem Schwimmer
verdrängt werden, also 10cdm desselben
eintauchen.
Um derartige Constructionen für beliebige Spannungen verwenden zu können, hat Dehne (vgl. 1877 225 * 24)
den Schwimmer nicht direkt mit dem Auslaſsventil, sondern mit einem kleinen
Hilfsventil verbunden, durch dessen Hebung das Auslaſsventil entlastet wird. L. Reuter, in Firma Reuter und
Sträube in Halle a. S. (Erl. *D. R. P. Nr. 15114 vom 3. November 1880) hat
die Dehne'sche Anordnung dadurch noch zu verbessern
gestrebt, daſs er statt des einfachen kleinen Kegelventiles ein vollständig
entlastetes kleines Doppelsitzventil benutzt, wie in Fig. 9 und
10 Taf. 12 dargestellt ist. Das groſse Auslaſsventil C ist mit einem cylindrischen Aufsatz versehen, dessen
Durchmesser gröſser als der des Ventiles ist und der mit einem geringen Spielraum im
Gehäuse geführt wird. Das im Topf befindliche Wasser, bezieh. der Dampf, kann daher, durch die Oeffnungen
h (Fig. 10) in
den Raum o (Fig. 9)
gelangend, zwischen dem Cylinder und seiner Führung hindurch auch über das Ventil
treten. Ist das Hilfsventilchen geschlossen, so wird mithin das Ventil C durch den Ueberdruck von oben fest auf seinen Sitz
gepreſst. Wird aber das Ventilchen durch den Schwimmer geöffnet, was hier für die
verschiedensten Spannungen immer bei dem gleichen Wasserstande erfolgen muſs, so
wird die obere Fläche des Ventiles C entlastet., indem
durch den Kanal z mehr Wasser entweicht, als durch den
engen Raum zwischen dem Cylinderaufsatz und dem Gehäuse nachströmen kann. Es wird
daher das Ventil durch den Druck auf die über den Sitz vorstehende Ringfläche
geöffnet werden und sich wieder schlieſsen, wenn nach Schluſs des Hilfsventiles die
Spannung über C genügend gestiegen ist. Ein dichter
Abschluſs des Doppelventiles wird trotz der Verstellbarkeit der beiden Ventilchen
gegen einander wohl kaum zu erreichen sein.
Um die Ventile vor Unreinigkeiten zu schützen, ist hinter dem Einströmungsstutzen a ein Sieb S eingesetzt,
welches behufs Entfernung grober Unreinigkeiten nach Abnahme des Deckels
herausgezogen werden kann. Der durch das Sieb zurückgehaltene Schlamm kann bei U durch einen Hahn von Zeit zu Zeit abgeblasen werden.
Die Luft wird durch P ausgelassen.
Bei vielen Constructionen (vgl. z.B. 1869 192 * 7. 1871
200 * 431) ist, um auch für gröſsere Spannungen mit
einem kleinen Schwimmer auskommen zu können, eine Hebelübersetzung zwischen Ventil
und Schwimmer eingeschaltet. Hierher gehört die in Fig. 11 und
12 Taf. 12 veranschaulichte Anordnung von H.
Lancaster in Pendleton bei Manchester (*D. R. P. Nr. 16849 vom 2. Juli
1881). Das halbkugelförmige Ventil ist an der Ecke des einarmigen winkelförmigen
Hebels angebracht. Das Wesentlichste an dieser Construction ist die Feder m, welche mit Hilfe der Schraube n so eingestellt werden soll, daſs bei leerem Gefäſse
das Ventil durch die Feder ein wenig offen gehalten wird. Auf diese Weise soll die
selbstthätige Ableitung der Luft bewirkt werden. Sobald Dampf eintritt, soll die
Feder durch die Erwärmung sich so weit strecken, daſs das Ventil zum Schluſs
gelangt. Wenn aber das Ventil nur sehr wenig geöffnet ist, so wird der Dampfdruck
allein den Schluſs herbeiführen und die unwahrscheinliche Streckung der Feder gar
nicht nöthig sein. Von langer Dauer kann die Feder übrigens nicht sein. Der Arm des
Schwimmers ist hohl und das Ventil mit einer Bohrung versehen, hinter welcher sich
ein Kugelventilchen befindet. Diese Einrichtung hat den Zweck, für den Fall, daſs
der Schwimmer undicht geworden sein sollte, den Dampf am Entweichen zu hindern, nach
der Condensation desselben aber der Luft den Eintritt zu gewähren. Zweckmäſsig ist
der Verschluſs des Gefäſses mittels zweier Deckel, welche durch eine einzige, mit
Handrad versehene Schraube mit Hilfe eines Querstückes aufgepreſst werden.
Zander in Schwientochlowitz (Erl. * D. R. P. Nr. 3745
vom 24. Mai 1878) hat bei der in Fig. 13 bis
15 Taf. 12 abgebildeten Anordnung gleichfalls den Schwimmer an einen
Hebel angehängt, als Abschluſsorgan jedoch einen Hahn benutzt. Derselbe ist unter
Vermeidung von Stopfbüchsen zwischen zwei Stellschrauben gelagert, welche eine
genaue Einstellung desselben ermöglichen. Ein derartiger leicht beweglicher Hahn
erscheint für eine regelmäſsige, fortwährende Abführung des Wassers am geeignetsten;
doch haben sich, soviel bekannt, Hähne als Abschluſsorgane an
Condensationswasser-Ableitern nicht bewährt, hauptsächlich wohl deshalb, weil die
kaum zu vermeidenden Unreinigkeiten leicht ein Festklemmen des Hahnes u. dgl.
veranlassen können. Die in Fig. 13
dargestellte Einrichtung, welche namentlich für lange Leitungen bei groſsen
Dampfmaschinen bestimmt ist, soll nicht am Ende eines Dampfrohres angebracht,
sondern in ein solches (z.B. dicht hinter dem Absperrventil der Maschine)
eingeschaltet werden; sie ist deshalb mit einer Dampfentwässerungsvorrichtung
verbunden, welche die Ausscheidung des Wassers mit Hilfe der Centrifugalkraft
bewirkt.
An dem unter Nr. 11989 patentirten Condensationswasser-Ableiter von E. Nacke in Dresden (vgl. 1881 240 * 177), welcher wie der bekannte Kirchweger'sche Apparat mit einem oben offenen Schwimmtopf versehen ist,
sind einige Neuerungen (*D. R. P. Nr. 14290 vom 14. December 1880, Zusatz zu * Nr.
11989 vom 19. Mai 1880) zu verzeichnen, welche in Fig. 16 und
17 Taf. 12 dargestellt sind. Zunächst ist der Auslaſshahn (Drehschieber)
durch ein Tellerventil s ersetzt, welches, besonders
für etwas unreines Wasser, jedenfalls zweckmäſsiger sein wird. Dasselbe hat eine
ebene Sitzfläche und ist nicht fest mit dem Hebel verbunden, sondern lose in den
Gelenktheil e eingelegt, so daſs es sich dem Ventilsitz
(auch bei etwas schräger Stellung des Gefäſses) leicht anpassen kann und bequem
auszuwechseln ist. Auch der Ventilsitz i ist so lose in
die entsprechende Bohrung eingesetzt, daſs er leicht herausgenommen werden kann. Es
ist dies vortheilhaft nicht nur für den Fall, daſs der Ventilsitz schadhaft geworden
ist, sondern auch dann, wenn man den Apparat für gröſsere oder geringere
Dampfspannungen benutzen will- man braucht dann den Sitz nur mit einem anderen von
kleinerer oder gröſserer Bohrung zu vertauschen. Die obere Fläche der Ventilplatte
ist gewölbt, wodurch erreicht wird, daſs bei steigendem Schwimmer der Theil e immer ungefähr auf die Mitte des Ventiles drückt.
Wenn groſse Wassermengen zu bewältigen sind, so soll die aus Fig. 16
Taf. 12 ersichtliche Anordnung mit einem Hilfsventilchen, welche der Dehne'schen Einrichtung nachgebildet ist, verwendet
werden.
Eine zweite Neuerung ist die, daſs der obere Theil des Gefäſses gleichwie der Deckel
durch eine Scheidewand in zwei Kammern u und t getheilt ist, von denen die eine u die Hebel- und Ventilvorrichtung, die andere t ein Sieb q aufnimmt.
Letzteres soll wie bei Fig. 9 die
Unreinigkeiten
zurückhalten. Nach Abnahme des Deckels, der mit einer Bügelschraube aufgepreſst ist,
kann man sowohl das Ventil nachsehen, als auch die Siebkammer t reinigen. Löst man die Schraube v, so kann man das Siebblech herausnehmen und dann auch
in den Schwimmtopf gelangen. Durch m wird wie früher
die Luft abgeführt. (Schluſs folgt.)