Titel: | Ueber Patinabildung; von Prof. Dr. Rud. Weber. |
Autor: | Rud. Weber |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 176 |
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Ueber Patinabildung; von Prof. Dr. Rud. Weber.
(Fortsetzung der Abhandlung S. 125 d. Bd.)
R. Weber, über Patinabildung.
Es erschien indessen geboten, nunmehr auch das Verhalten verschieden
zusammengesetzter Metalllegirungen direkt zu beobachten und unmittelbar
festzustellen, welche Erscheinungen auftreten, wenn diese Gegenstände nun während
einer längeren Dauer der Wirkung der Luft und zwar mit der Maſsgabe ausgesetzt sind,
daſs einerseits die sie umgebende Atmosphäre der Patinabildung nicht gerade
besonders günstig und andererseits aber so beschaffen ist, wie sie im Gebiete
groſser Städte nicht wohl besser angetroffen wird. Zu beiden Versuchsreihen wurden
Platten verwendet.
Zur Ausführung der ersten Reihe, welche, schon vor mehreren Jahren begonnen, nunmehr
abgeschlossen ist, wurden Versuchsplatten an einer dem Hofe zugekehrten Wand des
Abgeordnetenhauses befestigt und daselbst während 2½ Jahren unberührt dem
Witterungseinflusse überlassen. Diese Platten enthielten:
I
II
Kupfer
86,20
Kupfer
74,61
Zinn
13,96
Zink
25,04
–––––
Blei
0,39
100,16
Zinn
0,20
––––––
100,24.
Der Verfasser verdankt dieselben der Firma Gebrüder Siemens in Charlottenburg, welche seiner Zeit
Eichgefäſse anzufertigen hatte, die sehr strengen Bedingungen genügen muſsten, aus den reinsten
Materialien und durch wiederholtes Umschmelzen dicht hergestellt waren. Sie wurden
gehobelt, geschliffen, aber nicht polirt und vor dem Beginn des Versuches mit
Alkohol abgewaschen. Sie waren dicht neben einander befestigt. Sehr verschieden war
nun nach Verlauf jener Zeit die Oberflächenbeschaffenheit der Platten.
Auf der Messingplatte hatte sich eine wesentlich stärkere oxydische Deckschicht als
auf der Bronzeplatte entwickelt; dieselbe hatte eine tiefdunkle Färbung, war matt,
rauh, an Metall gar nicht erinnernd; sie zeigte keine Spur eines grünen Tones.
Die Bronzeplatte war ungleich heller; ihre dünnere, etwas transparente, dabei
entschieden glattere Deckschicht lieſs einen Schein der Farbe des Metalles
durchblicken. Deutlich machte sie den Eindruck, daſs die Oxydation weniger tief um
sich gegriffen hatte, daſs ungleich weniger Metall in Oxyd verwandelt war. Dieser
die dunkle Färbung begleitende stärkere Grad der Corrosion der Messingplatte
bekundet einen schnelleren Vergang derselben.
Der Gehalt an Zink bezieh. an Zinn ist bei der Statuenbronze im Allgemeinen geringer
als in den hier angewendeten Platten. Allein es war Zweck dieser Versuche, recht
augenfällig das verschiedene Verhalten der Kupferzink- und Kupferzinnlegirungen
vorzuführen.
Eine so günstige, freie Atmosphäre, wie sie im Inneren groſser Städte nicht wohl
besser angetroffen wird, bieten in Berlin der Leipziger Platz und die Gärten in
dessen Umgegend dar. Hier und zwar im Garten des Herrenhauses wurde die zweite
Versuchsreihe angestellt. Die Probeplatten, welche üblichen Bronzemischlingen
entsprachen, wurden an einer der Wetterseite zugekehrten Giebelwand befestigt. Schon
nach der kurzen bis jetzt verstrichenen Zeit von 9 Monaten zeigt sich eine deutliche
Verschiedenheit hinsichtlich des stärkeren Angriffes sowie der Farbe der Platten.
Die Kupferzinklegirungen (Nr. 1 und 2) sind dunkel geworden, haben das metallische
Aussehen verloren, wogegen die reinen Kupferzinnlegirungen den metallischen Glanz
groſsentheils bewahrt und ein etwas rötheres Colorit angenommen haben. Der Einfluſs
des Arseniks giebt sich durch den dunkleren Farbenton der betreffenden Platten zu
erkennen. – Ueber den weiteren Verlauf dieser Versuchsreihe, welche auch auf das
Verhalten von Phosphor–, Mangan- und Aluminium-Bronze und von Antimon haltigen
Legirungen sich bezieht, wird seiner Zeit Nachricht gegeben werden.
Mit diesen in kleinem Maſsstabe ausgeführten Versuchen stehen nun auch die an
öffentlichen Denkmälern, sowie an Messing- und Bronzegegenständen gemachten
Beobachtungen im Einklänge. Sehr dunkel gefärbt sind z.B. die oben erwähnten, in
Berlin aufgestellten Statuen, deren Zinkgehalt sich beziffert: Rossebändiger 15,6, Löwenkämpfer und Brandenburg-Statue 9,7 bis
8,6, Friedrich-Standbild 8,9 Proc. Ihre rauhe, stumpfe
Oberflächenschicht bekundet eine kräftige, rasch fortschreitende Oxydation. Schon
kurze Zeit nach der mühsamen Säuberung ist das Friedrich-Denkmal in Berlin wieder schwarz wie früher geworden und das
Jahre lang fortgesetzte Bestreichen mit Oel hat auf dieses Erzbild keinen Schein
einer Patina hervorgerufen, hat deren Oberfläche nicht verbessert. Dieser Zustand,
den viele Statuen in anderen Städten theilen, ist wegen der Erhaltung derselben in
so fern ein bedenklicher, als durch die rasche Oxydbildung viel Metall fortgeführt
wird, was den schnellen Vergang feiner Conturen nothwendig zur Folge hat. Dazu kommt
das unschöne Ansehen solcher Erzgüsse. Da ist denn nicht wohl ein anderes
Abhilfsmittel erfindlich zu machen als die Anbringung eines möglichst wenig
bemerkbaren Ueberzuges, welcher nach erfolgter Säuberung von der rauhen, stumpfen
Oxydschicht nun den Zutritt der Luft abhält. Derselbe hindert dann auch für eine
gewisse Zeit die starke Farbenveränderung.
Dem gegenüber zeigen nun doch die Zinnbronzen bessere Verhältnisse, vorausgesetzt,
daſs sie nicht an Plätzen aufgestellt sind, deren Atmosphäre die Patinabildung in
Folge eines Gehaltes an Schwefel enthaltenden Gasen, an Kohlenqualm u. dgl.
naturgemäſs ausschliefst. So sei bezüglich der Berliner Bronzen auf das mehrerwähnte
Geschützrohr (vor dem Zeughause) verwiesen, welches
in der Nähe der geschwärzten Friedrich-Statue seine
schöne grüne Patina behalten hat, obschon es vollständig sich selbst überlassen
geblieben ist. Das Standbild des Groſsen Kurfürsten mit
der Sklavengruppe ist das zweite sehr lehrsame Beispiel. Hier sind rund 6 bis 7
Proc. Zinn neben 1,5 Proc. Zink vorhanden. Wie völlig verschieden ist doch dieses in
jeder Beziehung den Stempel des Monumentalen an sich tragende Denkmal gegenüber den
erwähnten zinkischen Gebilden beschaffen. Sein Metall ist so widerstandsfähig, daſs
selbst die feinsten Ciselirungen einen Zeitraum von mehr als 1½ Jahrhundert
überdauert haben. Die ungünstigen Veränderungen der Färbung sind der Analyse des
Ueberzuges gemäſs auf die derzeit vorhandenen Schwefel haltenden Nebenbestandtheile
der Luft zurückzuführen, welche die dichtere Bebauung, der groſse Verbrauch an
fossilen Kohlen, die stärkere Verunreinigung des Fluſswassers unausbleiblich zur
Folge hat. Ein schützender, abschlieſsender Ueberzug erschien wohl als das einzige
Schutzmittel gegen stärkere Schädigungen in der Folgezeit,
Unter besonders günstigen Umständen kann, wie bei Gebrauchsgegenständen aus Messing,
auch bei Statuen, welche reichlich Zink enthalten, der zuerst entstehende schwarze
Beschlag zum Theil zu einer grünen, darüber in gröſserer oder geringerer Ausdehnung
ausgebreiteten Deckschicht sich umbilden. Ein höchst lehrreiches Beispiel dieser Art
ist das Standbild des Kurfürsten Johann Wilhelm auf dem
Markte zu Düsseldorf (1711 errichtet). Groſse Flächen dieses Denkmals sind mit
grüner, leuchtender Patina überkleidet, so das Gesicht, die Brust und die Arme des Reiters, desgleichen
der breite Rücken des Pferdes, dessen Kopf und ein Theil des Halses. Dunkle
Oxydschichten dagegen bedecken den Rücken des Reiters, theilweise auch den Bauch des
Pferdes und an dem wuchtigen, die Sohlplatte berührenden Schweife wechseln grüne und
dunkle Schichten vielfach ab. Es hat die grüne Patina augenfällig am schönsten an
den vom Regen direkt getroffenen, insbesondere an solchen Stellen sich entwickelt,
wo wegen deren Lage und Neigung nasse Niederschläge längere Zeit sich erhalten
konnten. Dunkel sind dagegen die geschützt gelegenen Stellen, so die Rückenfläche
des Reiters und der Bauch des Pferdes. Diese Patina hat einen etwas helleren,
lichteren Farben ton als die des Kurfürsten-Denkmals zu
Berlin, deren Colorit an Malachit erinnert.
Dem Hrn. Oberbürgermeister Becker ist der Verfasser zu
groſsem Danke dafür verpflichtet, daſs derselbe gütigst ihm die Entnahme einer Probe
gewährte, welche die Analyse dieses Metalles ermöglichte. Ihr Ergebniſs hat auf die
Gestaltung, auf den Ausbau dieser Untersuchung einen wesentlichen Einfluſs ausgeübt
und zu mancherlei neuen Gesichtspunkten geführt.
Das Metall ist messinggelb, ziemlich hart und dabei spröde. Die Analyse ergab:
Kupfer
71,74
Zink
25,58
Zinn
2,37
Blei
0,91
––––––
100,60.
Die Legirung enthält also eine sehr erhebliche Menge Zink.
Trotzdem hat eine so schöne und dabei über so groſse Flächen verbreitete Patina *
sich entfaltet. Ihr Auftreten ist als überraschend zu bezeichnen und ist der Grund
der Erscheinung in dafür besonders günstigen atmosphärischen Umständen zu erblicken.
Die Statue befindet sich nämlich in nur geringer Entfernung vom Ufer des Rheins. Die
durch die groſse Wasserfläche bedingte vermehrte Luftfeuchtigkeit des Ufergebietes,
die feinen Niederschläge, welche aus den Rheinnebeln entstehen, dürften als die hier
namentlich wirksamen Ursachen der Oxydation der schwarzen Oberflächen anzusehen
sein; denn dieselbe ist, wie erwähnt, an denjenigen Stellen wesentlich weniger
verändert, welche vor dem Regen geschützter Hegen und an denen Feuchtigkeit, ihrer
Neigung wegen, nicht haftet. So günstige Umstände walten im Inneren vieler anderer
groſser Städte nicht häufig ob. Der lichtere Ton der Patina erklärt sich aus dem
Eingehen des Zinkoxydes in dieselbe.
Ein anderes Beispiel ist eine im sicilianischen Garten zu Sanssouci aufgestellte Amazone. Auf der dunklen, entschieden stumpfen, matten
Untergrundschicht haben sich und zwar namentlich an der der Wetterrichtung
zugekehrten Seite grüne Beschläge gebildet, welche gerade wegen der Entwickelung auf
der dunklen, matten Schicht an die Patinirung des Düsseldorfer Standbildes erinnern. Durch
die sehr gütige Vermittelung des Hrn. Hofbaurath Persius ist der Verfasser in den Besitz einer Probe dieses Metalles
gelangt, so daſs es möglich war, eine Analyse auszuführen. Die Legirung hat eine
gelbe Farbe, ist ziemlich spröde und enthält:
Kupfer
70,22
Zink
26,40
Zinn
1,97
Blei
1,76
––––––
100,35.
Auch hier ist ein groſser Gehalt an Zink vorhanden und wohl
nur den in den Gärten herrschenden, im Inneren groſser Städte seltener obwaltenden
günstigen Bedingungen ist dieser Erfolg zuzuschreiben.
An diese auf den Einfluſs der beiden hauptsächlichsten Legirungsmetalle Zink und Zinn
sich beziehenden Erörterungen seien einige die verunreinigenden Beistoffe
betreffenden Bemerkungen geknüpft, auf welche der Verfasser besonders Werth legt,
weil diese Nebenbestandtheile der Patinabildung wesentlich nachtheiliger sind, als
man es sich vergegenwärtigt hat. In erster Linie handelt es sich hier um das Arsenik. Man hat schon vor vielen Jahren die Erfahrung
gemacht, daſs ein geringer Gehalt von Arsen das baldige Schwarzwerden des Neusilbers
verursacht, welches mit ungenügend gereinigtem Nickel hergestellt worden ist. Damit
steht die in der Kupfergroſsindustrie gemachte Wahrnehmung im Einklänge, daſs auch
die unreinen, besonders die Arsen haltigen Kupfersorten an der Luft sich nach
einiger Zeit schwärzen.
Auf einen sehr lehrreichen Fall machte der Direktor der C.
Heckmann'schen Kupferwerke, Hr. Meyer, den
Verfasser freundlichst aufmerksam. Das genannte Werk bezieht nämlich beträchtliche
Mengen von Rohkupfer aus südamerikanischen Kupferhütten. Obschon die Art des
Transportes sowie dessen Dauer nicht wesentlich verschieden sind, so zeigen doch die
Kupferblöcke der betreffenden Werke eine erhebliche Abweichung in ihrer Färbung,
welche namentlich dann sehr augenfällig hervortritt, wenn diese Blöcke unweit von
einander zu Haufen aufgestapelt sind. Die Färbung dieser Massen wechselt vom
Braunschwarz, welches Kupfer gar nicht mehr vermuthen läſst, bis zum lichten Braun,
an welchem dann grünliche Anflüge sich zu zeigen pflegen. Diese Erscheinung
wiederholt sich mit Regelmäſsigkeit; es handelt sich also nicht um eine
Zufälligkeit. Im Freien lagernd, ändert sich dieser verschiedenartige Charakter
nicht. Nun hat bei der Verarbeitung dieser verschiedenen Posten die Erfahrung,
gestützt auf sorgfältige Analysen, gelehrt, daſs mit der mehr oder weniger
ausgesprochenen Neigung, sich zu schwärzen, der Grad ihrer Verunreinigung,
insbesondere ihr Gehalt an Arsenik, Hand in Hand geht.
Bei der Raffination des Kupfers können leicht geringe Reste von Arsen darin
verbleiben; dann haben bekanntermaſsen die Kupfer geringere Festigkeit und schwärzen sich an
der Luft. So erklärt sich auch die an Kupferbedachungen oft zu machende Beobachtung,
daſs innerhalb gröſserer, schön patinirter Kupferflächen dunkle Stellen oder
gröſsere derartige Partien auftreten, welche mit den Kanten der Tafeln abgrenzen.
Der auf Kupferflächen auftretende tief schwarze Körper ist hinsichtlich seiner
Widerstandsfähigkeit gegenüber den Atmosphärilien dem obigen schwarzen
Kupferzinkkörper an die Seite zu stellen. Die dunkle Färbung erhält sich; der
schwarze Körper erfordert zu seiner Oxydation sehr günstige Bedingungen, so die
Zukehr zur Wetterseite. Zu einer sehr lehrreichen Beobachtung dieser Art geben die
drei Kuppeln des Domes in Berlin Gelegenheit. Sie sind mit Kupfer bedacht, welches
durchschnittlich ein dunkles Colorit angenommen hat und nur an einzelnen und zwar
wenig ausgedehnten Flächen einen grünen Ton besitzt, der sich in so groſser
Ausdehnung auf dem unweit davon befindlichen Dache des neuen Museums entfaltet hat.
Diese grünen, mehr und weniger durch dunkle Tafeln unterbrochenen Partien befinden
sich bei allen drei Kuppeln in der gleichen Lage, nämlich in der Richtung zur
Wetterseite.
Auflösungen von Arseniksäure und Arsensäure dienen bekanntlich seit langer Zeit als
Mittel zum Färben von Bronzen und anderen Metallen. Der entstehende dunkle bezieh.
schwarze Beschlag ist zweifellos nahe verwandt mit jener schwarzen Substanz; ihre
chemische Natur ist so wenig wie die des schwarzen Kupferzinkkörpers klar gelegt.
Sehr merkwürdig und für die Praxis der Gieſserei höchst bedeutsam ist es, wie schon
kleine Mengen von Arsen wirken; denn nur solche können in dem überhaupt noch
walzbaren Kupfer enthalten sein.
Das unreine Kupfer überträgt sein Verhalten auf die
damit hergestellten Legirungen. Die oben mitgetheilten Versuche an kleineren und
gröſseren Platten, welche auch der Luft direkt ausgesetzt wurden, bekunden dies. Die
mit Arsen verunreinigten Kupferzinnlegirungen nehmen beim Bestreichen mit obiger
Kupferlösung eine dunkle, selbst schwarze Farbe an, welche an der Luft nicht
verschwindet.
Für den Guſs der im Freien aufzustellenden Statuen sollten daher nur reine,
namentlich auf die Abwesenheit des Arsens sorgfältig geprüfte Kupfer- und Zinnsorten
verwendet werden.
In den Kupfersorten befindet sich als Nebenbestandtheil öfter etwas Antimon. Vielfach enthalten es ältere Güsse, theils
absichtlich, theils zufällig beigemischt. Wiederkehrend und nicht ganz unerheblich
tritt es in den egyptischen Bronzen auf; in Erzgebilden wesentlich späterer Zeit, so
auch im Metalle des Kurfürsten-Standbildes, hat es sich
nachweisen lassen. Es scheint weniger ungünstig als das Arsen zu wirken.
Antimonlösungen färben Metalle braun und werden seit vielen Jahren zum Brüniren
benutzt. Antimon haltige Kupferzinklegirungen werden durch Bestreichung mit
verdünnter Kupferlösung ähnlich wie die Arsen haltigen, nur mehr ins Braune ziehend,
gefärbt und es hat die bei einem geringen Antimongehalte eintretende Färbung Aehnlichkeit mit dem
gelbbräunlichen Ton mancher antiker Bronzen. Der Verfasser behält sich nähere
Mittheilungen vor.
Die bisherigen Betrachtungen waren in erster Linie den Bronzegüssen der Statuen
gewidmet. Solche und ähnliche Legirungen dienen nun aber für so viele Haushaltungs-
und industrielle Zwecke, bei denen die mehr oder weniger leicht erfolgende
Schwärzung und Corrosion täglich ins Auge fällt. Bezüglich dieses oben bereits
mehrfach erwähnten, so verschiedenen Verhaltens von Messing und Bronze sei bemerkt,
daſs die Schwärzung der Messinggeräthe, die leicht eintretende Verfärbung der
Blechtafeln in den Metall haltigen Beizen auf der Bildung des schwarzen
Kupferzinkkörpers sowie auch in dem Arsen haltigen Beschläge beruht, der so leicht
sich bildet und so schwer vergeht. Die stärkere Oxydationsneigung des Zinkes bedingt
den schnelleren Vergang gegenüber der diesem Uebelstande ungleich weniger
unterworfenen Zinnbronze, welche man in vielen technischen Fällen, wo stärkere
chemische oder mechanische Angriffe zu bestehen sind, statt des vergänglicheren
Messinges verwendet.
Bei dieser Gelegenheit dürfte eine kurze Bemerkung über die künstliche Patinirung am Platze und der Frage näher zu treten sein, wie
sich so behandelte zinkische Legirungen bei der Aufstellung kim Freien verhalten.
Das sogen. Patiniren kleiner, meistens als Zierrath
dienender Gegenstände aus messingartigen Legirungen erfolgt bekanntlich durch
Bestreichen mit oxydirenden Mitteln (Salmiak, Kleesalz u. dgl.), denen man Grünspan
beizumischen pflegt. Die auf diese Weise rasch hervorgerufene Oxydhaut kann
Aehnlichkeit in der Farbe [mit der spontan und höchst langsam gebildeten Patina,
aber nicht deren Dichtigkeit erlangen, wo dann Lacke und dergl. nachhelfen müssen.
Dieser immerhin günstige Erfolg legte den Gedanken nahe, jenen Prozeſs auch bei im
Freien aufgestellten, an der Luft sich schwärzenden Erzbildern zur Anwendung zu
bringen. So geschah es vor einer längeren Reihe von Jahren mit der Seidlitz-Statue auf dem Ziethenplatze in Berlin. Dabei
zeigte sich nun aber, däfs die künstlich grün hergestellten Flächen alsbald wieder
in den dunklen, miſsfarbigen Ton verfielen, weshalb jene Statue, wie die in ihrer
Nähe aufgestellten, seiner Zeit gründlich gesäubert worden ist.
Dieser entschieden ungünstige Erfolg findet seine Erklärung in der oben geschilderten
Reaction von Kupferlösungen auf zinkische Legirungen. Es bringt nämlich die
atmosphärische Feuchtigkeit bei Mitwirkung der Kohlensäure Theile der entstandenen
bezieh. aufgetragenen, lockeren Oxydschicht in Lösung, welche nun schwärzend auf das
zinkische Untermetall wirken. Die Bildung dieser neuen dunklen Schicht wirkt nun auf
eine Lockerung der künstlichen Patinaschicht vom unterliegenden Metalle hin und so vergeht sie
schnell, wie es jenes Beispiel unzweifelhaft gemacht hat. Bei Gegenständen, welche
nicht der Feuchtigkeit wie frei aufgestellte Statuen ausgesetzt sind, so bei im
Zimmer aufbewahrten Kunst- und Nippesartikeln, pflegt eine künstliche Patinaschicht
länger unverändert sich zu erhalten.
(Schluſs folgt.)