Titel: | J. Oestreich's Gasfeuer zum Auf- und Abziehen der Radreifen von Eisenbahnfahrzeugen. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 208 |
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J. Oestreich's Gasfeuer zum Auf- und Abziehen der
Radreifen von Eisenbahnfahrzeugen.
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Oestreich's Gasfeuer für Radreifen.
Das Auf- und Abziehen der Radreifen geschieht nach dem Vorschlage von J. Oestreich in Fulda (*D. R. P. Kl. 49 Nr. 17 845 vom
12. August 1881) durch deren Erhitzung mittels eines für vollkommene Verbrennung
geeigneten Gemisches von Leuchtgas und atmosphärischer Luft.
Das Rad wird hierbei auf einem geeigneten Fundamente derart niedergelegt, daſs rings
um dasselbe herum eine genügende Anzahl Gaslampen aufgestellt werden können, um eine
rasche und gleichmäſsige Erwärmung des Radreifens zu ermöglichen. Das Gas tritt
unter sehr hohem Druck von u (Fig. 7 und
Taf. 16) aus in die Düse l des Ständers ein und saugt
durch die Seitenkanäle t so viel Luft an, daſs bei
Entzündung des aus dem Brenner s entweichenden
Gemisches eine vollkommene Verbrennung erzielt wird.
Die Verwendung von Leuchtgas für vorliegenden Zweck ist nicht neu (vgl. 1881 239 * 347). Wie aber J.
Weidtmann in Glaser's Annalen, 1882 S. 283 hervorhebt, ist Oestreich's Gasfeuer sehr zweckmäſsig eingerichtet- es ist reinlich,
bequem, ökonomisch und sicher. Eine kleine Druckpumpe entnimmt Leuchtgas aus einer
beliebigen Gasleitung (20mm im Lichten genügt) und
preſst dasselbe in einen Druckbehälter von etwa 1cbm Inhalt. Mit letzterem steht ein in der durch Eisenplatten abgedeckten
Vertiefung liegendes Ringrohr in Verbindung; dieses trägt eine Anzahl durch Hähnchen
abschlieſsbarer Schläuche, deren jeder in einen auf der Arbeitsplatte stehenden
Brenner mündet (Fig. 7 und
8). Die Brenner sind so eingerichtet, daſs das Gas kurz vor dem Austritt
ein kleines Düsensystem durchströmt und dadurch mittels entsprechender Oeffnungen
die zu seiner vollkommenen Verbrennung erforderliche Menge atmosphärischer Luft
aussaugt. Die Luft tritt vorgewärmt zum Gase, weil sie vorher erwärmte Wandungen
berührt. Durch den Haupthahn und die kleinen Einzelhähne ist das richtige und
gleichmäſsige Brennen der Flammen leicht zu reguliren.
Um die Ausdehnung der Reifen während der Erwärmung verfolgen und den Zeitpunkt genau
feststellen zu können, zu welchem das Radgestell einzubringen ist, wird ein
Instrument in Form eines Stangenzirkels in den Reifen gespannt, welches selbstthätig
mittels Zeiger und Skale die Ausdehnung bis auf 0mm,05 genau anzeigt. Es
wird dadurch das unzeitige Probiren und ein zu starkes Erwärmen vermieden.
Ein solches Feuer mit 8 Brennern ist seit 1 Jahre in der Hauptwerkstätte Fulda der
Kgl. Eisenbahndirektion Frankfurt a. M. mit sehr befriedigenden Resultaten im
Betrieb. Die Ausführung hat die Maschinenfabrik
Deutschland in Dortmund übernommen.