Titel: | Neuerungen in der Drahterzeugung. |
Autor: | St. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 250 |
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Neuerungen in der Drahterzeugung.
Patentklasse 7. Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Neuerungen in der Drahterzeugung.
Bei dem Drahtwalzwerk von Gustav
Erkenzweig in Hagen i. W. (*D. R. P. Nr. 17422 vom 12. Juni 1881), welches
horizontale und vertikale Walzenpaare besitzt, sind erstere in gewöhnlicher Weise
gelagert, die vertikalen Walzen dagegen sind in senkrechter Richtung um ihre eigene
Länge, in horizontaler um die der wagrechten Walzen verstellbar angeordnet. Man kann
dadurch jedes Kaliber der horizontalen und vertikalen Walzen einander gegenüber
stellen und bedarf nur einfacher gerader Drahtführungen ohne Verdrehung.
Die vertikalen Walzen liegen in dem Rahmen aba1 (Fig. 10 und
11 Taf. 19), welcher durch die Schrauben d
je nach dem zu benutzenden Kaliber hoch und niedrig gestellt werden kann. Die
Walzenspindeln f sind in dem Lagerbock C in den Zahnrädern g und
h verschiebbar angeordnet, so daſs ein Antrieb
derselben in jeder Stellung durch die Riemenscheibe k
bewirkt werden kann. Die horizontale Verstellung der Walzen wird durch Verschiebung
des ganzen Lagerbockes in der Grundplatte i durch
Schrauben u.s.w. bewerkstelligt. Der Antrieb der vertikalen Walzen erfolgt durch
Riementrieb von den beiden Vorgelegewellen T aus, auf
welchen die Riemenscheiben je nach der Stellung der Böcke C verschoben werden können, oder auf welchen Riemenscheiben von der Breite
der Länge der Horizontalwalzen aufgekeilt sind. Um nun zu verhindern, daſs die
Vertikal walzen eine im Verhältniſs zu der Geschwindigkeit des ihnen zugeführten
Metalles zu geringe Geschwindigkeit erhalten, wodurch ein Stauchen desselben in den
Führungen erfolgen würde, und um andererseits eine zu groſse Geschwindigkeit zu
vermeiden, welche ein Zerreiſsen des zwischen den beiden Walzenpaaren befindlichen
Drahtstückes zur Folge haben würde, wird den Vertikalwalzen eine etwas gröſsere
Umdrehungsgeschwindigkeit gegeben, als sie der aus den Horizontalwalzen austretende
Draht besitzt; die Belastung der Spannrollen l wird
jedoch so bemessen, daſs ein zeitweises Gleiten der Riemen auf der Riemenscheibe k eintritt, wenn das Voreilen der vertikalen Walzen
eine zu groſse Spannung des in der Führung befindlichen Drahtstückes
herbeiführt.
Die Streckung des Drahtes in den einzelnen Walzenkalibern bedingt, wenn keine
Bodenschleifen erzeugt werden sollen, eine stetige Zunahme der
Umfangsgeschwindigkeiten der einzelnen Walzenkaliber. Solange man mehrere Kaliber in der
bekannten Weise auf einem Walzenpaar anbringt, kann natürlich dieser Bedingung nicht
Rechnung getragen werden. Wendet man dagegen wie G. Adolf
Hardt in Köln (* D. R. P. Nr. 17 616 vom 31. August 1881) konische Walzen an, so ist dies sehr wohl thunlich. Die
Achsen a und b (Fig.
12 Taf. 19) der Walzen bilden dann in der Regel einen Winkel von 90°; die
Uebertragung der Bewegung geschieht von einer Walze zur anderen durch Kegelräder.
Die auf den konischen Walzen eingedrehten Kaliber besitzen natürlich, entsprechend
dem Abstande von dem idealen Schnittpunkte c der
Achsen, verschiedene Winkelgeschwindigkeiten, so daſs, wenn das gröbste Kaliber dem
Schnittpunkt am nächsten liegt, das feinste dagegen davon am weitesten abliegt,
betreffs des Abstandes der übrigen Kaliber der Streckung des Drahtes derart Rechnung
getragen werden kann, daſs groſse Schleifen vermieden werden und der Draht in
kürzester Zeit ohne groſse Abkühlung durch die Walzen gehen kann.
Ob die an und für sich gute Idee sich in der Praxis bewähren wird, muſs die Erfahrung
lehren.
Zum Glühen, Härten und Anlassen von dünnem Draht, z.B.
Kratzendraht, verwendet John Sykes in Huddersfield (*D. R. P. Nr. 16400 vom 18. Januar 1881) einen
Apparat mit Erdölgasheizung. Behufs Vergasung des Erdöles wird dasselbe auf eine in
einem geschlossenen Cylinder schnell rotirende und mit Baumwollgespinnst umhüllte
Walze geleitet, durch welche Luft geblasen wird. Letztere mischt sich mit dem
Erdölgas und es wird nun das Gasgemenge zu einer Glühvorrichtung geleitet, welche
aus einem mit einem Drahtnetz bedeckten Kasten besteht. Das Gasgemenge wird über dem
Drahtnetz angezündet und der von einer Trommel kommende Draht durch die Flamme
geführt. Derselbe durchläuft hierauf behufs Härtung ein Oel- oder Wasserbad und wird
sodann über eine von unten geheizte Kupferplatte geleitet. – Der Erfinder glaubt mit
dieser Glüheinrichtung eine gröſsere Hitze und reinere Flamme als mit Leuchtgas zu
erzielen.
Um Draht ohne Flüssigkeitsverluste durch die Beiz-, Schmier-
oder Kühlbäder führen zu können, ordnet Gustav
Voigt in Ferlach, Oesterreich (* D. R. P. Nr. 17 240 vom 19. August 1881)
in den Seitenwandungen der betreffenden Kästen elastische nachstellbare Schlitze an,
welche den durch den Kasten geführten Draht umschlieſsen und ein Austreten der
Flüssigkeit aus dem Kasten verhindern. An der äuſseren Seite der Schlitze sind in
Führungen durch Druckschrauben gegen einander verstellbare Metallleisten angebracht,
welche zwischen sich Kautschukstreifen aufnehmen. Eine vollkommene Abdichtung ist
dadurch schwer zu erreichen; wohl aber wird bei Schmierbädern die Schmiere, welche
das Ziehen erleichtern soll, durch die Kautschukstreifen zurückgehalten.
St.