Titel: | Ueber Patinabildung; von Prof. Dr. Rud. Weber. |
Autor: | Rud. Weber |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 257 |
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Ueber Patinabildung; von Prof. Dr. Rud. Weber.
(Schluſs der Abhandlung S. 176 dieses Bandes.)
R. Weber, über Patinabildung.
Nachdem nun im Vorstehenden das Verhalten der beiden Hauptklassen der in Frage
kommenden Legirungen, die chemischen Vorgänge bei der Patinabildung erörtert, auch
die schädigenden Einflüsse der Verunreinigungen berührt worden sind, erscheint es
angezeigt, der Frage näher zu treten, welche Beschaffenheit soll nun die im Laufe
der Zeit auf den im Freien aufgestellten Erzdenkmälern entwickelte Oxydschicht
besitzen, damit sowohl den künstlerischen, als auch den technischen Anforderungen
Genüge geleistet wird. Diesen Gegenstand betreffen die folgenden Betrachtungen.
Der Eindruck, den gröſsere Erzgebilde, wie sie mit rein metallischer, mehr oder
minder glänzender Oberfläche aus den Werkstätten der Künstler hervorgehen, machen,
gilt allgemein als weniger angenehm wie die Wirkung solcher Statuen, bei welchen die
grelle, man sagt wohl harte Metallfarbe durch einen zarten Beschlag abgemindert ist.
Ein solcher Hauch verhindert zugleich die Entstehung der Glanzlichter, über welche
die ungetheilte Ansicht herrscht, daſs sie das Relief nicht entsprechend zur
Erscheinung kommen lassen, auch den Gesammteindruck stören. Verstärkt sich nun die
Deckschicht derart, daſs sie wesentlich auf den Ton des Metalles wirkt, so können
die beiden Fälle eintreten, daſs dieser Beschlag entweder zu einer glatten,
metallfarbigen Schicht sich ausbildet, welche den eigenartigen Glanz mancher
oxydischer Minerale – z.B. Zinnstein, Eisenglanz, auch Rothkupfererz – besitzt, oder
es entsteht eine rauhe glanzlose, dabei stärkere Schicht, welche keine Spur
metallischen Lüsters, wie z.B. mulmiges Zinkerz, zeigt und das unterliegende Metall
völlig verschleiert. Das Auftreten letzterer Schicht kündigt zugleich einen
schnelleren Vergang des Metalles an, indem der Oxydationsprozeſs ungleich rascher
hier als im ersten Falle fortschreitet. Wenn nun zu dem erst erwähnten, langsam sich
entwickelnden Prozesse der Oxydation die Reaction der atmosphärischen Kohlensäure
sich gesellt, so bildet sich der dichte, glänzende, in dünnen Schichten
durchschimmernde, smaragdgrüne Ueberzug, welcher dem Malachit um so ähnlicher ist,
je langsamer er entstand. Er verleiht dem Erzgebilde einen besonders edlen
Charakter. Der rauhe, miſsfarbige Ueberzug der anderen Legirungen kann unter
Umständen gleichfalls einen grünen Ton annehmen. Er behält aber dabei den erdigen,
stumpfen Charakter mehr oder weniger bei und es ähnelt das meistens nur auf
einzelnen, der Witterung besonders ausgesetzten Stellen entstandene hellere, auch
mattere Grün häufig einer künstlich aufgebrachten Farbschicht.
Der zuerst geschilderte Vorgang führt im Allgemeinen die langsam fortschreitenden
Entwickelungsstadien des Oxydationsprozesses von Kupfer vor Augen. Zuerst entstehen
zarte Beschläge von röthlichem Kupferoxydul, welche die Metallfarbe durchschimmern
lassen; später verstärken sie sich zu einer nicht mehr transparenten Schicht und aus
dieser entsteht der malachitgrüne Beschlag als letztes Stadium. Derselbe ist dem
Mineral in Dichte und Glanz um so ähnlicher, je langsamer der Bildungsprozeſs
verlief. Auf diesen Vorgang können nun die Legirungsmetalle des Kupfers, auch
Verunreinigungen, einerseits günstig, andererseits ungünstig einwirken. Das weiche
unlegirte Kupfer oxydirt sich, wie dies tägliche Erfahrungen erweisen,
verhältniſsmäſsig leicht und wesentlich beschleunigt die poröse Beschaffenheit der
Oberflächenschicht diesen Vorgang. Dann aber besitzen die oft sehr schön gefärbten
grünen Beschläge nur wenig Zusammenhang und haften schwach an der Metallfläche.
Durch einen Zusatz von Zinn wird das Kupfer wesentlich härter und es wird zugleich
dessen Oxydationsneigung abgemindert, der Oxydationsprozeſs verlangsamt, bei dem die
Oxyde des Zinnes der Entwickelung einer dichten, unter Umständen glänzenden Oxydschicht kein
Hinderniſs entgegenstellen. So vollzieht sich denn an der Zinnbronze bei einer sehr
langsam fortschreitenden Oxydation die Bildung der glatten, glänzenden
Oberflächenschichten, deren Farbenton mit durchschimmerndem Hellbraun beginnt und
zum satten Smaragdgrün schlieſslich sich steigert.
Anders wirkt das Zink. Obschon es das Kupfer gleichfalls härtet und verdichtet, so
vermindert es nicht wie das Zinn dessen Neigung zur Oxydation; im Gegentheil
verstärkt und beschleunigt es dieselbe, bedingt eine ungleich vermehrte Absonderung
von Oxydhäuten und führt damit den schnelleren Vergang zarterer Conturen herbei.
Diese rasch entstandenen Häute sind stumpf, matt und überdies miſsfarbig in Folge
der Bildung eines schwarzen Körpers, welcher bei der Reaction von Kupferlösungen auf
Zink entsteht. Dieser schwarze Körper ist schwer weiter oxydirbar; er erhält sich
auf den Metallflächen und kann sich unter günstigen Umständen, zu denen besonders
feuchte Luft gehört, mit einer grünen Deckschicht überkleiden, welche indessen
meistens eine nicht so gesättigt grüne Farbe zeigt, nicht so glatt, so glänzend ist
als die malachitische Oberflächenschicht edler Zinnbronzen.
Die zuerst geschilderte Entwickelung der glatten glänzenden, vom durchschimmernden
Hellbraun bis zum satten Malachitgrün sich stufenden Schichten ist der Wunsch der
Künstler und entspricht allen technischen Anforderungen. Sie vollzieht sich sehr
langsam von selbst und ohne künstliche Mitwirkung an Gegenständen aus Zinnbronze,
welche in einer Atmosphäre sich befinden, die von schwärzend wirkenden gasförmigen
Beistoffen selbstredend frei sein muſs. Ein Bild dieser glänzenden farbigen
Schichten führt die Gruppe von Geschützröhren vor
Augen, welche im Garten am Stadtschlosse zu Potsdam ihrer Altersfolge nach
aufgestellt sind. Da zeigen denn die jüngeren Rohre noch die bräunlich gelben
Anflüge, genügend transparent, um das Metall durchschimmern zu lassen. Dunkler ist
der Ton der mittleren; einzelne namentlich rauh ciselirte Theile zeigen auch schon
grüne, obschon wenig glänzende Beschläge, während bei den ältesten Röhren fast die
ganze Fläche mit einer satt grünen, glänzenden Schicht überkleidet ist. Deutlich
nimmt man wahr, wie an den durch die Ciselirung etwas rauher gewordenen Stellen die
grüne Patina entschieden weniger glänzend ist als an den glatten Flächen des
Rohrkörpers, von dessen dunklerem, glatterem Untergrunde diese kunstvollen
Ciselirungen so schön sich abheben. Deutlichst ist der Einfluſs der
Oberflächenbeschaffenheit, der Dichte, erkennbar.
Wie nun diese Geschützgruppe die Reihenfolge schöner Oxydfarben in ihren Abstufungen
vor Augen führt, so bieten Statuen in den Gärten von und bei Sanssouci die
Gelegenheit zur Wahrnehmung des Einflusses der Legirung auf die Färbung der
Oxydschichten. Die hier gemeinten Bronzen sind: Der Schäfer nach Thorwaldsen. Hier zeigt sich
eine Patina von so tiefgrünem reinem Farbentone, von einer solchen Glätte und Zartheit, wie sie
wohl als das Ideal bezeichnet werden kann. Der von dieser grünen Schicht nicht
bedeckte Theil ist mit einer ins Braune ziehenden glänzenden Oxydhaut belegt. Die
Statue ist gegen 1830 gegossen. Das Bachus-Standbild im
sicilianischen Garten, von etwa gleichem Alter, ist wiederum glatt, fast glänzend.
Der Grund ton dürfte etwas dunkler als bei ersterer sein. Eine schöne grüne Patina
ist sowohl auf den glatten dichten Flächen, als an dem rauh ciselirten Vlieſse
entwickelt. Der Germanikus, auf einem hohen
Säulenpostamente nahe bei Charlottenhof aufgestellt, hat auch eine glatte
Oberfläche. Auf der deutlich dunkleren, ins Braune ziehenden Grundschicht erscheinen
Flächen mit grüner Patina belegt, welche indessen doch schon einen merklich weniger
lichten Ton besitzt. Bei der Vergleichung der im sicilianischen Garten unweit von
einander aufgestellten Statuen des Bachus und der Minerva nimmt man deutlich wahr, daſs die
Gesammtoberfläche der letzteren doch nicht die Glätte, nicht den Glanz der anderen
Bronze besitzt, daſs die auf ihr vorhandenen grünen Schichten matter, weniger
leuchtend und merklich heller gefärbt sind. Sie steht insbesondere dem Schäfer entschieden nach. Die oben schon erwähnte, im
sicilianischen Garten neben Bachus aufgestellte Amazone hat einen anderen Charakter als die drei
genannten Statuen; sie hat nicht den Glanz, das Lüster, welches den Schäfer so ganz besonders auszeichnet; der entschieden
mehr ins Dunkle ziehende Grundton ist stumpfer, matter und die darauf entwickelte
Patina ist weniger dicht, weniger glatt. Kurz gesagt, es ist das Gepräge ein
entschieden weniger edleres als bei den vorher genannten.
Da erschien die Vergleichung der Zusammensetzung von besonderem Interesse. Durch
gütige Vermittelung des Hrn. Hofbaurath Persius
gelangte der Verfasser zu den Metall proben der beiden letzteren Statuen, der Minerva und der Amazone;
die drei ersten gehören zu den Bronzen, welche vor vielen Jahren auf Anlaſs des Vereins für Gewerbfleiſs untersucht worden sind. Die
Analysen ergeben:
Schäfer
Bachus
Germanikus
Minerva
Amazone
KupferZinnZinkBlei
88,58 9,14 1,28 0,84
89,34 7,50 1,64 1,21
89,78 6,16 2,35 1,33
87,90 8,44 3,35 0,56
70,22 1,97 26,40 1,76
EisenNickel
––
0,18–
– 0,27
0,26
––
99,84
99,87
99,89
100,51
100,35
Von diesen Bronzen enthält die des Schäfer das Minimum
von Zink, das Maximum an Zinn. Ihr ist das Metall des Bachus nahe verwandt, obschon das Zink einen etwas gröſseren, das Zinn
einen merklich kleineren Betrag ausmacht. Der Zinkgehalt des Germanikus beziffert sich höher, der Zinngehalt niedriger und bei der Minerva erreicht der Zinkgehalt nahe 3,5 Proc.
Die Bronze, auf welcher die Patina am schönsten sich entfaltet hat, ist der Schäfer nach Thorwaldsen.
Nahe steht ihr an Glanz und Farbenton der Bachus;
dunkler schon ist der Germanikus und die Patina an der
Minerva-Bronze hat entschieden nicht diesen edlen
Charakter, diesen Glanz, dieses Lüster. Die Unterschiede sind fein, aber genügend
ausgeprägt.
Dem Metallgemische der Minerva ähnliche Legirungen
verwendet die Kaiserliche Kunsterzgieſserei in Wien, nämlich 90 Th. Kupfer, 10 Th.
Bankazinn, 3 Th. Zink. Das aus dieser Anstalt u.a. hervorgegangene Koloſsdenkmal des
Fürsten Schwarzenberg in Wien hat eine glatte
Oberflächenschicht, auf welcher, namentlich in der Richtung zur Wetterseite,
dunkelgrüne Farbentöne sich entwickeln.
An diese auf den Einfluſs der Metallcomposition sich beziehende Erörterung sei eine
Bemerkung bezüglich eines in den atmosphärischen Verhältnissen groſser Städte
beruhenden Umstandes geknüpft, welcher auf die Patinabildung ungünstig einwirkt,
indem er der Oxydation jenes schwarzen Kupferzinkkörpers, seiner Umwandlung in Oxyde
von gefälligerer Färbung sehr in den Weg tritt. Es sind dies die mit ölartigen
Stoffen behafteten Ruſstheilchen fossiler Kohlen, welche die Luft groſser und
namentlich Industrie reicher Städte so empfindlich verunreinigen; sie bilden die
hinter selten geöffneten Fenstern abgesetzten schwarzen Staubmassen, welche alle
Gegenstände im Freien verschmutzen und namentlich auf rauhen Flächen so innig
haften, daſs sie nur mit Seife, welche den Klebstoff löst, davon zu beseitigen sind.
Ihr schädlicher Einfluſs machte sich auch an den Marmorgruppen Berlins sehr fühlbar,
bevor es gelungen war, deren Oberfläche zu verdichten.
Die schwarzen Schichten der Denkmäler schlieſsen solche Ruſstheile neben sich weiſs
brennendem Mineralstaub in ansehnlichen Mengen ein, machen diese Schichten compacter
und dadurch schwer oxydirbar. Der Gehalt davon wurde in dem schwarzen Ueberzuge der
Rossebändiger-Gruppe sowie der Victoria (auf der hohen Säule am Belle-Alliance-Platze)
bei Gelegenheit der Schwefelbestimmung ermittelt, indem die Masse mit Königswasser
gekocht und der Rückstand auf ein tarirtes Filter gebracht wurde. Derselbe betrug
bei der Rossebändiger-Gruppe 8,45 Proc.; davon waren
verbrennliche Theile, Ruſs u. dgl. 0,80 Proc., so daſs also 7,65 Proc. Mineralstaub
sich ergeben. Der im Filtrate durch Baryt ermittelte Schwefelgehalt betrug 4,18
Proc. Bei der Victoria-Statue erreichte der schwarze,
unlösliche Rückstand 17,20 Proc; davon waren verbrennlich 2,86 Proc.Der
Schwefelgehalt war 4,16 Proc.
Beiläufig sei bemerkt, daſs die von J. W. Brühl (1882
243 251) ausgesprochenen Zweifel an der Möglichkeit
der Bildung von Schwefelkupfer auf den Statuen in den von dem Verfasser
nachgewiesenen Fällen eine Unterstützung nicht findet.
Dieser schwarze Staub haftet weniger fest an den glatteren Flächen guter Zinnbronze
und geht deshalb auch nicht in dem Maſse in deren Oxydhaut über. Es lieſs dies z.B.
das grün patinirte Geschützrohr erkennen, welches
während einer langen Reihe von Jahren in der Nähe einer der belebtesten Straſsen
Berlins aufgestellt war.
Auch den städtischen Dünsten scheint die glatte, dichte Oxydhaut mehr als die lockere
der Zinkbronzen zu widerstehen. Das obige Geschützrohr behielt seine Patina, obschon
dasselbe während Decennien in jener Atmosphäre sich befand. Die Diana auf dem Tempel im Hofgarten zu München wurde im
J. 1864 den Beispielen gut patinirter Bronze beigezählt.Vgl. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes, 1864 S. 27. Bei einem Zinkgehalt von über
19 Proc., einem Zinngehalte von unter 1 Proc. erschien dies besonderer Beachtung
werth. Seit der Zeit – und dies sind Jahre, daſs der Verfasser dieses schöne
Erzgebilde beobachtet – ist es von einer dunklen Oxydschicht überkleidet,
Zum Abschlüsse dieser Betrachtungen gehen wir nunmehr auf die Fragen ein: Wie wird am zweckmäſsigsten die Bronze für in groſsen
Städten aufzustellende Denkmäler legirt und wie
sind vorhandene Bronzen zu behandeln?
Die reinen Zinnbronzen, welche aus guten, namentlich Arsen freien Materialien
geschmolzen sind und ihrer Zusammensetzung nach jener der erwähnten bewährten
Denkmäler und Statuen entsprechen, bieten die meiste Aussicht, im Laufe der Zeit mit
oxydischen Schichten sich zu bekleiden, welche bei langsamer Entstehung dicht,
deshalb glatt, dabei von klarer Farbe und so weit transparent sind, daſs sie bis zum
Uebergange in grüne Carbonate die edle Legirung durchschimmern lassen. Neben dieser
gefälligen Oberflächenbeschaffenheit bieten sie zugleich auch die Gewähr für die
Erhaltung fein begrenzter Theile, denn das Zinn verlangsamt den Oxydationsprozeſs.
Dazu trägt der Umstand bei, daſs an den glatten Flächen der Staub weniger fest
haftet und schon der Regen ihn genügend beseitigt, wenn nicht besonders ungünstige,
durch Rauchniederschläge u. dgl. bedingte Umstände ins Spiel treten. Die
Entwickelung grüner Oxydschichten erfolgt bei Ausschluſs widriger Verhältnisse
zuerst an den der Wetterseite direkt zugekehrten Theilen; ihre Dichte, ihr
malachitartiger Glanz geht mit dem langsamen Bildungsprozesse Hand in Hand. Die
Porosität der Oberflächenschicht beschleunigt zu Ungunsten der Dichte und
Widerstandsfähigkeit der Patinaschichten den Oxydationsvorgang. Kunstgerecht
hergestellte Güsse sind mit diesem Mangel nicht behaftet; durch kräftiges Hämmern
wird er abgemindert.
Dem gegenüber tritt nun bei den zinkischen Legirungen der Messingcharakter und zwar
um so ausgeprägter zur Erscheinung, je gröſser der Zinkgehalt ist. Rauhheit der
Oberfläche, schnellerer Vergang der zarteren Theile sind die natürliche Folge des durch das Zink
beschleunigten Oxydationsprozesses. Ein ungefällig dunkler Farben ton, herbeigeführt
durch den schwarzen Zinkkupferkörper, gesellt sich zu diesen Unzuträglichkeiten. Nur
unter besonders günstigen, vorstehend näher dargelegten Umständen verwandelt sich
dieser schwarze Beschlag in eine grüne Schicht. Die Rauch- und Staubniederschläge
aus der Atmosphäre dicht bewohnter, Industrie reicher Städte haften stark auf diesen
rauhen Schichten, vermehren ihr Volumen und erschweren die zur Umbildung in grüne
Oxydmassen nothwendige Luftwirkung. Solch ein Zustand regt zum Reinigen, zum Putzen
der Statuen an, was bei öfterer Wiederholung naturgemäſs den Vergang befördert.
Bei der Herstellung monumentaler Erzgebilde müssen solchen Unzuträglichkeiten
gegenüber nicht Rücksichten des bequemeren Gieſsens und leichteren Ciselirens zur
Geltung kommen. Es können, wie vorstehende Analysen erweisen, vollendete Erzgüsse
auch ohne Zusatz erheblicher Mengen Zink hergestellt werden, welches sich, sowie
auch die anderen Nebenmetalle, in schön patinirten Geschützröhren nur in sehr
unbedeutenden Mengen vorfindet. Bei der städtischen Atmosphäre, wo Rauchgase u. dgl.
dem normalen Verlaufe der Oxydation hindernd in den Weg treten, ist es gewiſs
dringend geboten, jeden Umstand auszuschlieſsen, welcher auf die Bildung von Dingen,
wie der schwarze Zinkkupferkörper und die dunklen Arsenbeschläge hinwirken. Die
Praktiker mögen wegen Erleichterung des Gieſsens und Ciselirens ungern von dem Zinke
lassen, und wie hartnäckig daran festgehalten wird, geht wohl aus der Aeuſserung
eines KunstgieſsersS. Sitzungsbericht des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes. 1882 S. 117 (vgl. 1882 244 215). hervor: Man habe Legirungen so zu gestalten,
daſs sie verschiedenen Zwecken (leichtes Gieſsen, gutes Ciseliren u. dgl.) genügen;
die grüne Farbe dürfe nicht das alleinige Ziel sein.
Die Conservirung Säuberung der Denkmäler betreffend, so haben Güsse aus guten
Kupferzinnlegirungen, sowie Gebilde aus Kupfer das Bedürfniſs nach einer künstlichen
Verbesserung des spontan sich entwickelnden Zustandes wohl nur bei entschieden
ungünstigen atmosphärischen Verhältnissen fühlbar gemacht. Unberührt bleiben die
schön patinirten kupfernen Dächer und der Siegeswagen auf dem Brandenburger Thore in Berlin. Ohne
Zuthun entwickeln sich die zartesten oxydischen Schichten auf im Freien liegenden
Geschützröhren; ohne so genannte Pflege entfaltete
sich die Patina auf dem Kurfürsten-Denkmale zu Berlin,
sowie an der fast unzugänglich aufgestellten Germanikus-Statue in Potsdam. Veränderte Luftverhältnisse, welche den
Vergang der Patina auf dem Kurfürsten-Denkmale
befürchten lieſsen, machten in neuerer Zeit ein schützendes Einschreiten, die
Anbringung einer kaum sichtbaren Ueberzugsschicht nöthig, welche einen Schutz gegen
die unreine Atmosphäre gewährt.
Anders verhält es sich mit der Zink enthaltenden Bronze. Die Verbesserung der
meistens bald sich einstellenden ungünstigen Oberflächenbeschaffenheit ist das noch
immer nicht erreichte Ziel verschiedenartiger Versuche. Wie oben mehrfach erwähnt,
so wird namentlich bei den in groſsen Städten meistens obwaltenden atmosphärischen
Verhältnissen die frische oder gereinigte Metallfläche alsbald wieder schwarz und
nun können Decennien vergehen, ohne daſs eine günstige Veränderung eintritt; dies
beweisen viele Beispiele, so die Gruppen der Löwenkämpfer, der Rossebändiger in
Berlin.
Die Bemerkung, daſs Stellen selbst an völlig schwarz gewordenen Statuen (z.B. Löwenkämpfer-Gruppe), welche von der Hand der
Vorübergehenden erreicht und öfter berührt werden, glätter geworden sind,
veranlaſste zu Versuchen, den Zustand durch öfteres Abreiben, Abspülen zu
verbessern. Unzweifelhaft sehen die frisch gesäuberten Statuen besser aus, aber die
durch die Bildung des schwarzen, rauhen Zinkkupferkörpers bedingte Ursache des
Uebelstandes wird dadurch nicht beseitigt.
Wie oben erwähnt, so hat das künstliche Patiniren nach den in Berlin an der Seidlitz-Statue gemachten Erfahrungen die
Erhaltungsfrage ihrer Lösung nicht näher geführt und auch das Jahre lang
fortgesetzte Einölen hat den Zustand der Berliner Denkmäler nicht verbessert. In
Aachen hat man eine Behandlung einer Statue mit Essig und Oel ausgeführt (vgl. 1882
243 251), was die Bildung von Grünspan bewirkt hat.
Dieser Grünspan hat indessen eigener Beobachtung nach einer dunklen, schmutzigen
Oxydschicht Platz gemacht.
Um der schnellen Oxydation der Zinkbronzen entgegen zu wirken und zugleich die rasch
sich vollziehende Farbenveränderung der Denkmäler einzuschränken, hat man die
Statuen mit einer vor der Lufteinwirkung sie möglichst schützenden, von Zeit zu Zeit
zu erneuernden Ueberzugsschicht versehen, nachdem man sie mit Kalilauge vom Schmutz
und den rauhen, stumpfen Oxydschichten befreit hat. Das so behandelte Blücher-Denkmal in Berlin, welches früher so
pechschwarz war wie das des Groſsen Friedrich, hat nun
seit mehreren Jahren den braungelben, metallfarbigen Ton bewahrt.
Bei dieser Sachlage erscheint es angezeigt, gegen die Uebelstände sich von Haus aus
möglichst zu verwahren und die Erzbilder nicht aus den leider so sehr vielfach
angewendeten zinkischen Legirungen herzustellen, welche wegen der durch das Zink
herbeigeführten raschen Oxydation, durch Bildung starker Deckschichten, dem
schnelleren Vergange unterliegen und in Folge der sie überlagernden rauhen
Oxydmassen, mit denen schwarze Ruſs- und Staubtheilchen in innige Verbindung treten,
bald ein sehr miſsfarbiges Ansehen zu gewannen pflegen. Die immerhin wenig
zahlreichen, auf besonders günstige Verhältnisse zurückzuführenden Ausnahmefälle
bilden ein eben so wenig durchschlagendes, die Anwendung der zinkischen Legirungen
rechtfertigendes Motiv als die gelegentlich ausgesprochene Meinung, daſs in späteren Zeiten unsere
schwärzen Statuen auch wohl grün werden könnten.
Es sei an dieser Stelle nochmals zur Vorsicht bei der Auswahl der Materialien
gemahnt, namentlich auf die Nachtheile des Arsenikgehaltes verwiesen.
Schlieſslich sei bemerkt, daſs die in Berlin vor etwa 1½ Jahren errichtete, dem Brandenburg-Denkmale gegenüber aufgestellte Wrangel-Statue aus einer Zinnbronze besteht, daſs bis
jetzt klare, gelbbräunliche Oxydhäute und zwar während eines Zeitraumes entstanden
sind, in welchem das zinkische Brandenburg-Denkmal
schon stark sich geschwärzt hatte. Hier bietet sich Gelegenheit zu vergleichenden
Beobachtungen an Statuen verschiedener Zusammensetzung, welche dem Einflüsse der
städtischen Luft unterliegen; die erwähnten Statuen zu Potsdam sind von der reinen
Luft dieser herrlichen Gärten umgeben.
Hrn. O. Lerch sagt der Verfasser besten Dank für die
freundliche Mitwirkung an dieser Untersuchung.
Technisches Laboratorium der technischen Hochschule in Berlin.