Titel: | Zur Reinigung der Rübensäfte mittels Schwefligsäure und Kiesfiltration. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 264 |
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Zur Reinigung der Rübensäfte mittels
Schwefligsäure und Kiesfiltration.
Reinigung der Rübensäfte mittels Schwefligsäure.
Die Verwendung von Schwefligsäure in der Zuckerfabrikation wurde bereits i. J. 1810
von Proust u.a. (Wagner's
Jahresbericht, 1858 S. 311), später von Reynoso (1863 167 220), Calvert (1863 167 222) und Seyferth (1870 198 94)
empfohlen. In neuerer Zeit wird dieselbe wieder in Verbindung mit der Kiesfiltration
(vgl. 1880 235 207) verwendet und ist im Allgemeinen
festgestellt, daſs der Schwerpunkt dieses Verfahrens in möglichst gleichmäſsiger 1.
und 2. Saturation und einer 3. Saturation mit Schwefligsäure liegt, das nachfolgende
Kiesfilter dann aber auch wohl durch jedes andere rein mechanisch wirkende Filter
ersetzt werden kann (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1880
S. 575. 589. 1881 S. 638).
Nach R. Reinecke und R.
Stutzer (Zeitschrift des deutschen Vereins für
Rübenzucker, 1882 S. 81 und 165) wurde in der Zuckerfabrik Gandersheim der
durch Diffusion gewonnene, bis 68° angewärmte Saft mit 1,8 Proc. Kalkmilch versetzt,
zu 0,14 bis 0,18 Kalkalität mit Kohlensäure saturirt und mittels Dampfdruck durch
Filterpressen gedrückt. Der klare Saft wurde abermals mit Kalkmilch versetzt, auf
0,08 bis 0,10 herunter saturirt, kräftig aufgekocht und wie zuvor behandelt. In den
von den Schlammpressen der 2. Saturation laufenden Saft wurde 6 bis 10 Minuten lang
Schwefligsäure geleitet und der Saft dann über mit Kies beschickte Filter geschickt.
Die Wirkung der Schwefligsäure ergibt sich aus folgenden Analysen des Saftes von der
2. Saturation (I) und nach der 3. Saturation mit Schwefligsäure (II):
Analyse
Wasser
Zucker
SalzeKohlensäurehaltig
OrganischerNichtzucker
Alkalinität
Farbe für100 Zucker
Schwefel-säure
III III
III
91,5091,4791,7391,7491,8091,69
7,63 7,83 7,54 7,56 7,60 7,68
0,360,390,310,320,320,36
0,510,300,420,380,280,27
0,08380,06350,08090,06350,08090,0635
28,425,029,027,229,028,4
0,043630,06350,04460,05660,03430,0549
Dicksaft
55,1953,97
41,041,7
2,372,44
1,441,89
0,25140,2601
31,332,3
0,18530,2324
Die nach diesem Verfahren erhaltenen hellbraunen Füllmassen ergaben im Durchschnitt
67,8 Proc. erstes Produkt und lieſsen sich gut schleudern. Von der 4. bis 16.
Betriebswoche wurde von jedem Sud eine Probe der Füllmasse genommen, am Schluſs der
Woche gemischt und untersucht:
Woche
Zucker
Salze
Wasser
OrganischerNichtzucker
4.
84,7
4,17
4,19
6,94
5.
83,3
4,05
6,82
5,83
6.
82,2
4,32
8,30
5,18
7.
82,8
4,23
8,00
4,97
8.
83,8
4,05
7,20
4,95
9.
83,0
4,59
7,60
4,81
10.
84,2
3,87
7,40
4,53
11.
84,2
4,23
7,32
4,25
12.
83,0
4,23
9,14
3,63
13.
82,3
4,14
8,00
5,56
14.
82,7
4,05
8,72
4,53
15.
82,2
3,78
9,20
4,82
16.
82,0
4,41
7,50
6,09
Rohzucker 1. Produkt enthielt 95,0 Proc. Zucker, 1,8 Proc. Wasser, 1,6 Proc. Salze
und 1,6 Proc. organischen Nichtzucker. Das 2. Produkt und die von demselben
erhaltene Melasse bestanden aus:
2. Produkt
Melasse
Zucker
88,9
55,74
Wasser
3,4
19,65
Salze
3,8
10,80
Organischer Nichtzucker
3,9
13,81
–––––––
––––––
100,00
100,00.
Die Salze enthielten 14,84 und 9,46 Proc. Schwefelsäure, die
Melasse enthielt 0,61 Proc. Invertzucker.
Drenckmann hebt hervor, daſs sich zwar gute Säfte auch
mit Anwendung von Schwefligsäure verarbeiten lassen, für schwierigere Säfte aber das
alte Verfahren vorzuziehen ist. Crahe berichtet von
ungünstigen Resultaten mit diesem Verfahren, er meint daher, daſs ehe die letzten
Fabrikanten aufhören, mit Knochenkohle zu arbeiten, diejenigen, welche sie
weggeworfen hatten, sie längst wieder angeschafft haben werden.