Titel: | Beiträge zur Untersuchung der Fette; von H. Yssel de Schepper und A. Geitel in Gouda. |
Autor: | H. Yssel de Schepper , A. Geitel |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 295 |
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Beiträge zur Untersuchung der Fette; von H. Yssel
de Schepper und A. Geitel in Gouda.
Mit Abbildung.
Beiträge zur Untersuchung der Fette.
Bei den stetig wechselnden Werth Verhältnissen sowohl der Rohstoffe, als auch der
Produkte der Stearin- bezieh. Glycerinfabrikation machte sich bald das Bedürfniſs
bemerkbar., eine Methode zur Untersuchung der Rohfette zu besitzen, welche allen
Umständen Rechnung tragend in nicht allzu langer Zeit gestattet, ein Urtheil über
die Brauchbarkeit unter den jeweiligen Verhältnissen bezieh. den relativen Werth
derselben anzugeben. Von nicht geringerer Bedeutung ist eine solche Methode für die
Beurtheilung der Fabrikation selbst; leider sind die bisher veröffentlichten
Versuche behufs Vergleichung der Verseifungsmethoden in allen Fällen ohne
Berücksichtigung der Beschaffenheit des verwendeten Materials ausgeführt und können
somit kaum zuverlässige Zahlen gegeben haben. Die im Nachfolgenden mitgetheilte
Methode ist seit ungefähr einem Jahre an hiesiger Fabrik im Gebrauch und hat sich
bisher als gut erwiesen.
Um den Werth eines Fettes feststellen zu können, ist es wichtig zu wissen: 1) den
Nichtfettgehalt, d.h. den Gehalt an Wässer, Sand, Fasern u. dgl.; 2) den
Gesammtgehalt an Fettsäuren und Glycerin, welcher sich nicht unwesentlich mit dem
Gehalt an Neutralfett ändert, und 3) die Menge an Kerzenmaterial, d.h. der festen
Fettsäuren in demselben, von welcher der Erstarrungspunkt der letzteren abhängig
ist.
Zur Bestimmung des Wassergehaltes werden 40 bis 50g des Materials in einem mit einem Glasstab
tarirten Becherglase zuerst 1 Stunde unter zeitweiligem Umrühren bei 110°
getrocknet; dann steigert man die Temperatur bis 125° und läſst hierbei 2 Stunden
stehen. Der Gewichtsverlust gibt den Wassergehalt. Daſs hierbei Spuren von Glycerin,
wenn solches wie bei stark zersetzten Palmölen frei im Fett enthalten ist, und
niedere Fettsäuren, durch theilweise Zersetzung der Fette entstanden und ohne Werth
für die Fabrikation, sich verflüchtigen, ist nicht unbeobachtet geblieben.
Bei dieser Gelegenheit sei auf ein unter dem Namen Suif
d'épluchures von Frankreich eingeführtes Fett aufmerksam gemacht, welches
beim Trocknen einen Geruch nach Schwefligsäure auftreten läſst. Es zeigt eine grüne
Farbe und die Vermuthung, daſs es aus thierischen Fetten durch Mischen mit
vegetabilischem, vielleicht schlechtem Olivenöl hergestellt wird, ist vielleicht
nicht unberechtigt, da sowohl das Fett in ätherischer Lösung, als auch die
alkoholische Lösung der daraus hergestellten Fettsäuren ein deutliches
Chlorophyllspectrum zeigen.
Zur Bestimmung des Schmutzgehaltes filtrirt man die zur
Wasserbestimmung verwendete Menge Fett durch ein gewogenes Filter bei 60 bis 70°,
wäscht dasselbe mit heiſsem Benzol aus und findet in der Gewichtszunahme nach dem
Trocknen bei 80 bis 90° den Schmutzgehalt. Stark zersetzte Fette geben, wenn sie
freies Glycerin enthalten, dann meist feuchte Filter, die an der Luft in Folge
geringen Glyceringehaltes Wasser anziehen. Durch Auswaschen mit Alkohol kann man
denselben Glycerin entziehen; dieses ist jedoch meist durch Spuren von Farbstoffen
gelbbraun gefärbt. Enthalten die Fette – wie z.B. Knochenfett – Seifen, so filtriren
dieselben sehr schlecht und empfiehlt es sich für solche Fälle, neben der
Schmutzbestimmung eine Aschenbestimmung auszuführen.
Auch ist bei Fetten, welche durch Extraction mittels Schwefelkohlenstoffgewonnen
werden, darauf Rücksicht zu nehmen, daſs dieselben von Schwefel frei sind, da es
vorkommt, daſs beim Verarbeiten solcher Schwefel enthaltender Materialien die
Zinnformen durch Schwefelzinnbildung rauh und unbrauchbar werden. Eine Probe auf
Schwefelgehalt läſst sich leicht ausführen, indem man eine aus dem Fett hergestellte
Seife, im Falle die Lösung derselben hell gefärbt ist, mit Bleiacetat fällt; in
jedem anderen Fall prüft man durch Einhängen eines Stückes Silberblech.
Zur Methode der Bestimmung der Fettsäuren und des
Glycerins gelangten wir durch folgenden Schluſs: Aus der allgemeinen
Spaltungsgleichung der Fette: C3H5(O2CnH2n + 1)3 + 3H2O = C3H5(OH)3 + 3CnH2n + 1O2H folgt,
daſs – das Moleculargewicht der Fettsäure mit a
bezeichnet – eine Gewichtsmenge Fett, ausgedrückt durch (3a + 92 – 3 × 18)g, gibt: 3a Gramm Fettsäuren und 92g Glycerin. Bezeichnet man nun mit a das
mittlere Moleculargewicht der in einem Fett enthaltenen verschiedenen Fettsäuren, so
ergeben sich für den Fettsäure- und Glyceringehalt, in Procent auf Fett bezogen, die
beiden Formeln:
f=\frac{300\,a}{3\,a+38} und
g=\frac{9200}{3\,a+38}
Die beigefügte Tabelle I enthält die Werthe für einige
bekannte Fettsäuren bezieh. deren Triglyceride:
Tabelle I
Triglycerid von
Mol.-Gew.derFettsäure
Mol.-Gew.derTriglyceride
Ausbeute in Proc. an
a0cc,1-Kali
Fettsäuren f
Glycerin g
Stearinsäure
284
890
95,73
10,337
95,07
Oelsäure
282
884
95,70
10,408
95,74
Margarinsäure
270
848
95,52
10,850
100,00
Palmitinsäure
256
806
95,28
11,415
105,47
Myristinsäure
228
722
94,47
12,742
114,03
Laurinsäure
200
638
94,04
14,420
135,00
Caprinsäure
172
594
93,14
15,480
156,99
Capronsäure
116
386
90,16
23,830
232,7
Buttersäure
88
302
87,41
30,464
306,8
Behufs Ermittelung des Faktors a für ein Fett werden
50g desselben mit 40cc Kalilauge von 1,4 sp. G. und 40cc Alkohol in bekannter Weise verseiftVgl. Dalican, Annales industrielles, 1880 S.
116. Hausamann 1881 240 62. Gröger 1882 244 303., mit 1l Wasser ungefähr ¾ Stunden gekocht, mit
Schwefelsäure zersetzt und die Fettsäuren nach dem Auswaschen und Trocknen mit einer
Kalilauge von bekanntem Gehalt titrirt. Hierfür verwendet man 1 bis 5g, den Rest derselben bewahrt man zur
Werthbestimmung der Fettsäuren (vgl. S. 298). Als Kalilauge verwenden wir eine
derart gestellte, daſs 10cc genau 18
Margarinsäure, oder 100cc = 1000 : 270 = 37cc,037 Normalsäure neutralisiren. Bezeichnet man
nun mit a die Anzahl von Zehntelcubikcentimeter, welche
zur Neutralisation von 1g irgend welcher
Fettsäuren nöthig sind, so ergibt sich zwischen a und
α die Beziehung:
a=\frac{270\,\times\,100}{\alpha}.
Um nun den Neutralfettgehalt N zu bestimmen, titrirt man
1g des getrockneten und filtrirten Fettes,
wenn der Neutralfettgehalt wie namentlich bei Talg sehr hoch ist, unter Zufügen von
etwas Aether mit obiger Lauge. Bezeichnet man die Anzahl der verbrauchten
Zehntelcubikcentimeter mit n und nimmt man an, daſs
sich die verschiedenen Triglyceride gleichmäſsig zersetzen, so ergibt sich der
Gehalt an freien Fettsäuren:
F=\frac{100\,n}{\alpha}, also
N=100-\frac{100\,n}{\alpha} Proc. auf Fett.
Unter Anwendung oben entwickelter Formeln sind dann die
allgemeinen Gleichungen für ein Fett vom Neutralfettgehalt N und vom Moleculargewicht der Fettsäuren a
folgende:
f=\frac{100\,[1-(n\,:\,\alpha)]}{100}\
\frac{300\,a}{3\,a+38}+100\,\frac{n}{\alpha} und
g=\frac{100\,[1-(n\,:\,a)]}{100}\ \frac{9200}{3\,a+38}.
Bei einer groſsen Anzahl von Fettsorten aller Herkunft wurde obige Methode angewendet
und führte zu folgenden Ergebnissen: Die Moleculargewichte von Talgfettsäuren
schwanken zwischen 280 und 274 und zwar so, daſs harte Talge mehr an 280 und weiche
(wohl Margarinsäure haltige) sich mehr an 274 nähern. Für Palmöle ist das
Moleculargewicht annähernd 270, so daſs man im Allgemeinen keine zu groſsen Fehler
begeht, wenn man sowohl für Talge, als für Palmöle und Gemische beider behufs
Vergleichung ein für alle Male das Moleculargewicht 270 annimmt; dies vereinfacht
die obige Methode bedeutend; denn dann ist der Neutralfettgehalt N = 100 – n und obige
Formeln vereinfachen sich auf:
f=95,52\,\frac{100-n}{100}+n Proc. und
g=10,85\,\frac{100-n}{100} Proc.
Bedenkt man nun, daſs alle Fette mehr oder weniger 1 bis 1,5 Proc. Albumin oder
Cellulose enthalten, welche selbst durch Filtration nicht zu entfernen sind, aber wohl beim Zersetzen der
aus ihnen hergestellten Seife mit verdünnter Schwefelsäure als feine graue Haut
sichtbar werden, bedenkt man ferner, daſs Tripalmitine weniger Fettsäuren als 95,5
Proc., aber mehr
Glycerin als 10,85 Proc. geben, so dürften obige Formeln wohl noch eine Veränderung
erfahren. Da es aber in jedem einzelnen Fall kaum möglich ist, alle diese Umstände
gehörig zu würdigen, so haben wir für alle Fette die folgenden Werthe genommen,
welche, da sie vergleichsweise gebraucht, wenn auch nicht absolut richtig, so doch
ganz gut brauchbar sich erwiesen haben, nämlich:
f=94,5\,\frac{100-n}{100}+n und
g=10,5\,\frac{100-n}{100},
oder f = 94,5 und g = 10,5, wenn n = 0 und
f = 100, und g = 0,
wenn n = 100, d.h. bei einer Zunahme des
Neutralfettgehaltes N von 0 bis 100 nimmt der
Fettsäuregehalt um 5,5 Proc. zu, der Glyceringehalt aber um 10,5 Proc. ab; es
ergeben sich daher die allgemeinen Formeln:
f = 100 – 0,055 N und g = 0,105 N,
welche heute als Grundlage für die Beurtheilung der Ausbeute
hier gebraucht werden. Zur Bequemlichkeit wurden die Werthe von f und g auf einer Tafel
graphisch dargestellt und gestattet dieselbe das Ablesen der Werthe bis auf halbe
Procent Neutralfett.
Zur Werthbestimmung der Fettsäuren benutzt man die
vorhin erhaltenen Proben, nachdem man dieselben auf einen etwaigen Gehalt an
Neutralfett geprüft hat. Zu diesem Zwecke löst man ungefähr 1g derselben in heiſsem Alkohol und fügt
concentrirte Ammoniakflüssigkeit hinzu. Spuren von Neutralfett machen sich dann
durch deutliche Trübung der vorher hellen Lösung bemerkbar. Sind die Fettsäuren als
frei von Neutralfett befunden, so miſst man mit einem in 0,1° getheilten Thermometer
den Erstarrungspunkt. Dieser ist gegeben durch den höchsten Punkt, welchen das
Thermometer erreicht, wenn man die in einem ungefähr 2cm weiten Glascylinder befindlichen Fettsäuren in dem Augenblick umrührt,
in welchem die Gefäſswandungen sich mit Krystallen bedecken, und nun das Thermometer
sich selbst überläſst. Wiederholt man diese Bestimmung sofort mit den eben
gebrauchten Fettsäuren wieder, so findet man gewöhnlich eine Differenz bis zu
0,4°.
Unter den bisher veröffentlichten Tabellen zur Bestimmung der Menge der festen
Fettsäuren sind die von Palmöl und Talg stets als gleichwerthig betrachtet worden.
Es schien aber eine Unterscheidung geboten und wurden deshalb für beide Fettsäuren
auf empirischem Wege Tabellen mit vieler Mühe angefertigt. Zu diesem Zwecke wurde
durch wiederholtes Pressen von Fettsäuren sowohl Talgstearin, als auch Palmölstearin
hergestellt; ersteres hatte einen Erstarrungspunkt von 54,8°, letzteres von 55,4°
und mit Hilfe dieser und eines durch Filtriren unter Abkühlung hergestellten dünnen
Oleins von 5,4° Erstarrungspunkt wurden von 0,5 zu 0,5 Proc. Gemische gemacht, deren
Erstarrungspunkte möglichst genau bestimmt wurden. Beim graphischen Auftragen
bekamen wir eine ziemlich gleichmäſsig verlaufende Curve für Talg- sowohl, wie für Palmölfettsäuren. Um
nun einen Vergleich zwischen beiden zu ermöglichen, war es nöthig, dieselben auf
Stearin von gleichem Erstarrungspunkt zu reduciren, und dies geschah für die Werthe
48, 50 und 52° in folgender Weise.
Aus der Curve für Talg z.B. sieht man, daſs ein Gemisch aus 65 Th. Stearin von 54,8°
und 35 Th. Oleïn gleichwertig ist im Erstarrungspunkt einem Stearin von 48°, d.h.
ein Gemisch von 6,5 Th. Stearin von 54,8° und 3,5 + 90 Th. Oleïn ist gleichwertig
einem Gemisch von 10 Th. Stearin von 48° und 90 Th. Oleïn. Sucht man nun aus der
Curve für Talgstearin von 54,8° die Erstarrungspunkte für 1, 2, 3... 10 mal 6,5
Proc. Stearin mit Oleïn auf und trägt sie als Erstarrungspunkte von Gemischen von
10, 20…. 100 Th. Stearin von 48° mit 90, 80, 70…. 0 Th. Oleïn auf, so erhält man in
diesem Fall für Talgfettsäuren und auf dieselbe Weise für Palmölfettsäuren je eine
Curve, welche sich auf Stearin von 48° beziehen. Beide sind nun so verschieden, daſs
es wohl rathsam scheint, Talg- und Palmölfettsäuren nicht wie bisher nach Tabellen
von Balkan und Droux in
gleicher Weise zu beurtheilen.
In der folgenden Tabelle II sind die Werthe für Talg- und Palmölfettsäuren bis 35° in
je 5° und von da ab von Grad zu Grad angegeben und umstehend die mit Hilfe der
Tabellen ausgeführten Curven abgedruckt:
Tabelle II.
VomErstar-rungs-punkt
Palmölfettsäuren enthalten Proc. Stearin
von
Talgfettsäuren enthalten Proc. Stearin
von
48°
50°
52°
55,4°
48°
50°
52°
54,8°
5°
–
–
–
–
–
10
4,2
3,6
3,2
2,6
3,2
2,7
2,3
2,1
15
10,2
9,8
7,8
6,6
7,5
6,6
5,7
4,8
20
17,4
15,0
14,4
11,0
13,0
11,4
9,7
8,2
25
26,2
22,4
19,3
16,2
19,2
17,0
14,8
12,6
30
34,0
30,5
26,6
22,3
27,9
23,2
21,4
18,3
35
45,6
40,8
35,8
29,8
39,5
34,5
30,2
25,8
36.
48,5
43,2
38,0
31,8
42,5
36,9
32,5
27,6
37
51,8
45,5
40,3
33,6
46,0
40,0
34,9
29,6
38
55,5
48,8
42,6
35,8
49,5
42,6
37,5
32,0
39
59,2
51,8
45,6
38,2
53,2
45,8
40,3
34,3
40
63,0
55,2
48,6
40,6
57,8
49,6
43,5
37,0
41
66,6
58,7
52,0
43,0
62,2
53,5
47,0
40,0
42
70,5
62,2
55,2
45,5
66,6
57,6
50,5
43,9
43
74,8
66,0
58,8
48,5
71,8
62,0
54,0
46,0
44
79,2
70,2
62,0
51,4
77,0
66,2
58,4
49,8
45
84,0
74,5
66,0
54,3
81,8
71,0
62,6
53,0
46
89,4
78,8
69,8
57,8
87,5
75,8
67,0
56,8
47
94,3
83,0
74,0
61,0
93,3
80,9
71,5
60,8
48
100,0
88,0
78,6
65,0
100,0
87,2
76,6
65,0
49
94,2
83,5
69,1
93,0
81,7
69,5
50
100,0
89,0
73,4
100,0
87,0
74,5
51
94,5
78,0
93,5
79,8
52
100,0
82,8
100,0
84,8
53
87,6
90,1
54
92,2
95,3
55
97,5
(54,8)
100,0
55,4
100,0
Bei Benutzung obiger Zahlen thut man gut, wenn man annäherungsweise die Ausbeute an
Stearin aus gemischten Fetten bekommen will, darauf Rücksicht zu nehmen, daſs beim
Mischen von Talg- mit Palmölfettsäuren von gleichem Erstarrungspunkt in den durch
die Fabrikation gebotenen Verhältnissen eine Erniedrigung des Erstarrungspunktes um
ungefähr 2° statthat. Daſs man diese Tabelle II auch benutzen kann, um den
gegenseitigen Werth zweier Stearine zu beurtheilen, dürfte kaum erwähnt zu werden
brauchen.
Textabbildung Bd. 245, S. 300
Procent Oleïn; Volle Linie =
Talgfettsäuren. Punktirte Linie = Palmölfettsäuren. Strichpunktirte Linie =
Gemischte Produkte.
In der Tabelle III theilen wir ausgeführte Analysen mit, welche leicht Einsicht
gewähren, wie groſs der Unterschied bei Verarbeitung verschiedener Rohstoffe,
besonders Palmöle, werden kann, und wollen wir an dieser Stelle darauf hinweisen,
daſs man, wie sich auch aus den oben abgeleiteten Formeln ergibt, bei der
Verarbeitung verschiedener Sorten Palmöl, wenn der Neutralfettgehalt hoch ist, mehr
Glycerin, dafür aber weniger Fettsäuren, wenn die Palmöle aber bereits stark
zersetzt sind, weniger Glycerin, aber mehr Fettsäuren erhält, so daſs einer
Mindergewinnung von 1,05 Proc. Glycerin eine Mehrleistung von 0,55 Proc. Fettsäuren
entspricht. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Preise wird es nicht schwer sein,
zu entscheiden, welche Palmölsorten augenblicklich am vortheilhaftesten sind. In der
Tabelle III sind die Zahlen entweder Mittelwerthe, oder, wo deren zwei stehen, die
beobachteten Grenzen:
Tabelle III.
Name
Wasser
Schmutz
Erstarr-Punktder Fettsäuren
Neutralfett
Palmöle.
Congo
0,78
bis
0,95
0,35
bis
0,7
45,90
16
bis
23,0
Saltpont
3,5
bis
12,5
0,9
bis
1,7
46,20
15
bis
25
Addah
4,21
0,35
44,15
18,0
Appam
3,60
0,596
45,0
25,0
Winnebah
6,73
1,375
45,6
20,0
Fernando-Po
2,68
0,85
45,90
28
Braſs
3,05
2,00
45,1
35,5
New-Calabar
3,82
0,86
45,0
40,0
Niger
3,0
0,70
45,0
40,0
bis
47,0
Accra
2,2
bis
5,3
0,60
44,0
53
bis
76
Benin
2,03
0,20
45
59
bis
74
Bonny
3,0
bis
6,5
1,2
bis
3,1
44,5
44,0
bis
88,5
Gr. Bassa
2,4
bis
13,1
0,6
bis
3
44,6
41
bis
70,0
Cameroons
1,8
bis
2,5
0,2
bis
0,7
44,6
67
bis
83
Cap Lahon
3,6
bis
6,5
0,7
bis
1,5
41,0
55
bis
69
Cap Palmas
9,7
2,70
42,10
67
Half Yack-Yack
1,9
bis
4,2
0,7
bis
1,24
39
bis
41,3
55
bis
77,0
Lagos
0,5
bis
1,3
0,3
bis
0,6
45
58
bis
68
Loando
1,5
bis
3,0
1,0
bis
1,9
44,5
68
bis
76
Old-Calabar
1,3
bis
1,6
0,3
bis
0,8
44,5
76
bis
83
Gold-Coast
1,98
0,50
41,0
69
Sherbro
2,6
bis
7,0
0,3
bis
1,2
42,0
60
bis
74
Gaboon
2,0
bis
2,8
0,3
bis
0,7
44,5
79
bis
93,0
Fette anderer
Herkunft.
Talge
0,1
bis
12,0
0,1
bis
2,0
40,0
bis
46
90
bis
100
Margarine
0,38
bis
2,4
–
38
bis
44
88
bis
100
Oleo. Marg. Stear.
–
–
50,5
97,0
Hammeltalge
–
–
46,1
96,0
Rindertalge
–
–
44,5
97,0
Suif d'épluchures
0,2
bis
2,7
1,2
bis
0,6
40,7
bis
42,3
82
bis
96
KnochenfettEnthält bis 4,5 Proc. Asche, welche theilweise als Seife
vorhanden.
1,0
bis
7,8
–
40,3
60
bis
75
Baumwollenöl
–
–
40,05
50,0
Baumwollsamen- ölEnthält viel eines rothbraunen Farbstoffes.
14,25
–
34,0
–
Cocosnuſsöl
–
–
23,0
87,0
Stearin grease
–
–
44,0
75
Zum Schluſs theilen wir noch eine ebenfalls auf empirischem Wege erhaltene Tabelle IV
mit, welche dazu dienen soll, den Gehalt der Fabriationsprodukte, als sogen. Residu,
Oleïn u. dgl., an dünnem Oleïn von 5,4° und gemischtem Stearin von 48°, d.h. den ungefähren
Werth derselben zu bestimmen:
Tabelle IV.
Erstarrungs-punkt
Proc.gemischtenStearinsvom 48°
Erstarrungs-punkt
Proc.gemischtenStearinsvom 48°
Erstarrungs-punkt
Proc.gemischtenStearinsvom 48°
5,4
–
20
12,1
35
39,5
6
0,3
21
13,2
36
43,0
7
0,8
22
14,5
37
46,9
8
1,2
23
15,7
38
50,5
9
1,7
24
17,0
39
54,5
10
2,5
25
18,5
40
58,9
11
3,2
26
20,0
41
63,6
12
3,8
27
21,7
42
68,5
13
4,7
28
23,3
43
73,5
14
5,6
29
25,2
44
78,9
15
6,6
30
27,2
45
83,5
16
7,7
31
29,2
46
89,0
17
8,8
32
31,5
47
94,1
18
9,8
33
33,8
48
100,0
19
11,0
34
36,6
Die im Obigen entwickelten Zahlen auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen, sind wir seit
längerer Zeit beschäftigt; da aber solche Versuche namentlich bei dem
Verseifungsprozeſs mit Schwefelsäure viel Mühe und Zeit beanspruchen, so sind wir
heute noch nicht in der Lage, einschlägige Zahlen mittheilen zu können; doch würde
es uns sehr freuen, wenn auch von anderer Seite in dieser Richtung hin irgend welche
Versuche unternommen würden. Ueber den Verseifungsprozeſs selbst, namentlich aber
über die Einwirkung von Schwefelsäure auf Oelsäure bezieh. auf Oelsäuretriglyceride
haben wir auch umfangreiche Versuche im Kiemen und Groſsen angestellt, ohne jedoch
zu einem endgültigen Abschluſs bis heute gekommen zu sein. Wir benutzen daher diese
Gelegenheit, uns den Gegenstand vorläufig vorzubehalten.
Gouda, im Mai 1882.