| Titel: | Ueber Cement und dessen Verwendung. | 
| Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 381 | 
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                        Ueber Cement und dessen Verwendung.
                        Ueber Cement und dessen Verwendung.
                        
                     
                        
                           Den Verhandlungen des zur Zeit 37 Fabriken als Mitglieder zählenden Vereins deutscher CementfabrikantenProtokoll der Verhandlungen des Vereins deutscher Cementfabrikanten und der
                                       											Sektion für Cement des deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln,
                                       											Thonwaaren, Kalk und Cement am 16., 17. und 18. Februar 1882. Referent
                                    											verdankt dasselbe der Güte des Hrn. A.
                                          												Bernoully in Wildau. entnehmen wir folgende
                              									Mittheilungen.
                           H. Delbrück berichtet über die Einführung der Werthziffer bei Submissionen. Von der
                              									Ministerial-Baucommission ist im vorigen Jahre an die ihr untergebenen Stationen
                              									eine Circularverfügung erlassen worden, der zufolge künftig bei Submissionen auf
                              									Cement der Zuschlag nicht mehr bloſs nach dem niedrigsten Preise, sondern nach einer
                              									Combination des Preises mit der angebotenen Zugfestigkeit, der sogen. Werthziffer, ertheilt werden soll. Demnach haben
                              									Submittenten in ihren Offerten neben dem Preise die Zugfestigkeitszahlen anzugeben,
                              									welche sie für reinen Cement nach 7 und 28 Tagen, sowie für 1 Th. Cement und 3 Th.
                              									Normalsand nach 7 und 28 Tagen zusichern. Diese Circularverfügung hat die
                              									Ministerial-Baucommission auch dem Vorstande des Vereins deutscher Cementfabrikanten
                              									zur Kenntniſsnahme und Aeuſserung mitgetheilt und letzterer hat darauf geantwortet,
                              									daſs er die gute Absicht, der besseren Waare einen besseren Preis zu sichern,
                              									dankbar anerkennen, jedoch das Verlangen, 4 verschiedene Zugfestigkeiten zu
                              									garantiren, kaum für ausführbar und jedenfalls nicht für geeignet halte, danach eine
                              									für den Vergleich verschiedener Cemente richtige Werthziffer zu ermitteln; dies
                              									könne nur erreicht werden, wenn die geforderte Garantie auf eine Zugfestigkeitszahl und zwar diejenige für 1 Th. Cement und 3 Th.
                              									Normalsand beschränkt würde.
                           Delbrück hat unter einer ganzen Anzahl untersuchter
                              									Cemente zufällig 3 gefunden, von denen die Sorte A mit 3 Th., die Sorte B mit 3,5
                              									Th. und die Sorte C mit 4 Th. Sand nach 7 Tagen jedesmal 14k trug. Zur Herstellung von 1cbm Mörtel von 14k Zugfestigkeit nach 7 Tagen waren erforderlich, wenn 1k Cement 5 Pf., 1k Sand ⅓ Pf. kosten:
                           
                              
                                 Sorte A
                                 = 454k Cement und
                                 1363k Sand
                                 = 27,24 M.
                                 
                              
                                 B
                                 = 400
                                 1400
                                 = 24,66
                                 
                              
                                 C
                                 = 357
                                 1428
                                 = 22,61
                                 
                              
                           Kostet somit 1k der
                              									Cementsorte A 5 Pf. oder das Faſs 8,50 M., so würde man für das Faſs der Cementsorte
                              									B 9,59 M. bezieh. für C 10,71 M. bezahlen können, um in jedem Falle 1cbm Mörtel für 27,24 M. zu erhalten.
                           Lossius hebt hervor, daſs die beschränkte Submission
                              									groſse Vorzüge vor der öffentlichen voraus habe. Bei den öffentlichen Verfahren muſs
                              									das bisher befolgte Prinzip, dem Mindestfordernden den Zuschlag zu ertheilen,
                              									nothwendig dahin führen, die Preise auf das Aeuſserste herunterzudrücken und durch
                              									das Veröffentlichen der Submissionsresultate erstreckt sich die Wirkung der
                              									niedrigen Angebote auch auf den Preisstand im freihändigen Geschäft. Die Verfügung
                              									der Baucommission will dagegen dem Druck der Preise entgegenarbeiten, indem sie den
                              									Qualitätsunterschied zur Geltung bringt. Die Angabe von Zugfestigkeitsgarantien
                              									neben dem Preise ist allerdings eine Erschwerung, wird aber auch schon jetzt
                              									vielfach verlangt und soll durch Einführung der Werthziffer den Anspruch auf
                              									Berücksichtigung im Preise erhalten. Lossius erklärt
                              									sich daher mit der Werthziffer im Prinzip einverstanden, muſs sich aber unter allen
                              									Umständen gegen die verlangte Garantie der 4 Zugfestigkeitszahlen aussprechen, statt
                              									deren nur die eine für 1 Th. Cement und 3 Th. Normalsand nach 28 Tagen für die
                              									Ermittelung der Werthziffer maſsgebend sein kann, da jene 4 Zahlen weder bei ein und
                              									demselben Cement, noch bei verschiedenen Cementsorten irgendwie in einem festen
                              									Verhältniſs zu einander stehen.
                           Bietet nun in einer Submission eine Fabrik Cement mit 10k garantirter Festigkeit zu 8,70 M., eine andere mit 20k zu 16 M. und eine dritte mit 25k zu 19,50 M. an, so würde letztere nach der
                              									Werthziffer den Zuschlag erhalten müssen. Da es nun sehr zweifelhaft ist, ob der
                              									letztere Cement in der That einen Mehrwerth von über den doppelten des Preises für
                              									den ersten habe, so erscheint eine gewisse Begrenzung, etwa bis zu 12,5 Proc., der
                              									bei den Werthziffern zulässigen Preisunterschiede erforderlich. Praktisch wird der
                              									Baumeister selten einen höheren Preisunterschied als etwa 12,5 Proc. wirklich
                              									ausnutzen können und auch für die Fabrikanten ist eine Begrenzung wünschenswerth, um
                              									das Ueberbieten in Zugfähigkeitszahlen nicht ins Ungeheuerliche ausarten zu
                              									lassen.
                           
                           R. Dyckerhoff, Bernoully u.a. stimmen der Werthziffer
                              									nur unter der Voraussetzung bei, daſs auf die Bindezeit des Cementes Rücksicht
                              									genommen werde. Auſser langsamem Cement werden vielfach auch Cemente von rascher,
                              									d.h. 5 bis 30 Minuten, und mittlerer, d.h. 0,5 bis 2 Stunden Bindezeit verlangt,
                              									welch letztere bekanntlich nicht auf so hohe Festigkeiten in Anspruch genommen
                              									werden können wie langsam bindende, wenn sich auch nach Verlauf längerer Zeit die
                              									Unterschiede ausgleichen. Soll also die Werthziffer auf die Zugfestigkeiten nach 28
                              									Tagen bezogen werden, um mit den Normen in Uebereinstimmung zu bleiben, so darf die
                              									Bindezeit dabei nicht auſser Acht gelassen werden.
                           Die Versammlung nimmt schlieſslich folgende Sätze an: 1) Als die zweckmäſsigste Art
                              									der Verdingung gröſserer Cementlieferungen ist die beschränkte Submission zu empfehlen. 2) Es ist wünschenswerth, daſs bei
                              									Submission auf Cement der Zuschlag nicht nach dem billigsten Preise, sondern nach
                              									der günstigsten Werthziffer erfolgt. Die Werthziffer ist zu combiniren aus dem
                              									Preise und der angebotenen Zugfestigkeitsgarantie für 1 G.-Th. Cement mit 3 G.-Th.
                              									Normalsand nach 28 Tagen. 3) Sind gleichzeitig Cemente von verschiedenen Bindezeiten
                              									(langsam, mittel, rasch) offerirt, so ist bei Abwägung der Werthziffern gegen
                              									einander auf die Bindezeit Rücksicht zu nehmen. 4) Es empfiehlt sich im Interesse
                              									sowohl der submittirenden Behörde, als der Submittenten, für den Mehrpreis, welcher
                              									auf Grund der Werthziffer über den Preis des Mindestfordernden hinaus bewilligt
                              									werden soll, eine bestimmte Grenze einzuhalten, welche jedoch im einzelnen Falle je
                              									nach den Verwendungszwecken des Cementes weiter oder enger gezogen werden kann.
                           Die Versendung des Cementes in Säcken ist nach G. Dyckerhoff um etwa 10 Proc. billiger als die in
                              									Fässern und verdrängt daher die letztere mehr und mehr. So hat die Dyckerhoff'sche Cementfabrik in Amöneburg i. J. 1879
                              									211000 und i. J. 1881 bereits 412000 Säcke versendet. Bei der Sackpackung ist es
                              									aber ebenso dringend geboten wie bei der Faſspackung, daſs alle Cementfabriken den
                              									Säcken ein einheitliches Gewicht geben, was bis jetzt leider nicht der Fall ist, da
                              									die von verschiedenen Fabriken gelieferten Säcke 50, 57 und 60k wiegen. Die Dyckerhoff'sche Fabrik gibt nun ihren Säcken das Gewicht von 70k netto, weil dieses Gewicht den Maſstheil von
                              										0hl,5 entspricht, so daſs man auf der
                              									Baustelle den Cement nicht mehr auszumessen braucht.
                           Wenn nun auch noch keine Einigung über das Sackgewicht erzielt ist, so wurde doch
                              									allgemein anerkannt, daſs die Verpackung des Cementes in Säcken nur vortheilhaft sei
                              									(vgl. 1880 236 244).
                           Die seit Einführung des metrischen Gewichtssystemes vielfach vorgekommenen
                              									Verwechslungen zwischen der Tonne Cement, worunter man
                              									bisher ein Faſs von 180k versteht und der
                              									Gewichtstonne von 1000k haben G. Dyckerhoff veranlaſst, in Anregung zu bringen, den
                              									bisher gebrauchlichen Ausdruck „Tonne“ für ein Faſs Cement durch „Faſs“ zu ersetzen, ein
                              									in der That sehr empfehlenswerther Vorschlag.
                           Die Zerkleinerung des Cementes mittels Walzen bespricht
                              										R. Dyckerhoff. Ein von Nagel und Kaemp in Hamburg aufgestelltes Walzensystem zur mehlfeinen
                              									Zerkleinerung des Cementes erfordert für 100k
                              									Cement einen geringeren Kraftverbrauch als die gebräuchlichen Cementmühlen. Es
                              									wurden Mahlversuche angestellt unter Anwendung von Mahlgängen mit Vorzerkleinerung
                              									durch Steinbrecher und Brechschnecke, mit der Walzenmühle und, da die letzten
                              									Feinwalzen zwar fein genug mahlen, jedoch quantitativ nicht genug leisteten, so
                              									wurde auch ein Versuch mit Walzenmühle und Mahlgang gemacht. Der Kraftverbrauch
                              									wurde bei jeder Probemahlung durch Indicatorversuche bestimmt. Es ergab sich, daſs
                              									der Kraftverbrauch der Walzenmühle etwa 54, der Walzenmühle mit Mahlgang etwa 75
                              									Procent der bei den Mahlgängen einschlieſslich Vorzerkleinerung aufgewendeten Kraft
                              									betrug, während der Cement bei den 3 Mahlprozessen annähernd gleich fein war.
                           Heyn hat ebenfalls gefunden, daſs die Walzen eine
                              									bedeutende Kraftersparniſs ermöglichen. Anfangs waren die Wellen der Feinwalzen zu
                              									schwach, wodurch ein Vibriren, besser gesagt ein Hämmern entstand, so daſs die
                              									Walzen nicht beständig reibend an einander arbeiteten. Es sollten die Walzen die als
                              									Nachprodukt der Mühlsteine erhaltenen harten, feinen, schwarzen Knötchen zu Feinmehl
                              									verarbeiten. Dies thaten sie bei mäſsiger Speisung- sie hörten aber auf, fein zu
                              									walzen, so bald man eine gröſsere Menge erzielen wollte, da dann das erwähnte
                              									Hämmern eintrat und eine Menge feiner Blättchen aus den harten Knötchen entstanden,
                              									so daſs die Feinwalzen mit stärkeren Wellen versehen werden muſsten.
                           Nach H. Delbrück liegt die Schwierigkeit bei den
                              									Cementmüllern in dem Mahlen des letzten Feinsten. Jeder, welcher den Versuch macht,
                              									seine Gänge locker zu stellen, um ein so feines Schrot zu bekommen, daſs auf dem
                              									900-Maschensiebe 30 Proc. zurückbleiben, wird sich überzeugen, daſs die zum Treiben
                              									erforderliche Kraft sofort auf ¼ oder mehr heruntergeht gegen die Kraft, welche man
                              									gebraucht, wenn man den Mahlgang zusammenpreſst, um ein feines Material zu erzielen.
                              									Wenn es gelingt, diese feinsten Mahlungen durch Walzen zu ersetzen, so wird man
                              									damit einen groſsen Fortschritt machen. Es fragt sich aber, ob nach Beseitigung
                              									aller bisherigen Schwierigkeiten bei der Walze Nr. 4, auf welche es hauptsächlich
                              									ankommt, da die anderen unter allen Umständen vortrefflich arbeiten, durch längeren
                              									Gebrauch sich nicht eine Abnutzung herausstellt, welche nicht ganz gleichmäſsig auf
                              									der ganzen Oberfläche stattfindet.
                           Nach Kaemp haben die Walzen als Concurrenz gegen den
                              									Mahlgang nur dann Sinn, wenn die Walzen sicher bis zur äuſsersten Grenze der
                              									Genauigkeit ihre einmal als richtig ermittelte Entfernung von einander und jedenfalls vollste
                              									Parallelität behalten. Diese Aufgabe ist in der That als gelöst zu betrachten- nur
                              									sind hierbei nicht die Siebe zu entbehren, welche Sicherheit geben, daſs die
                              									Mahlwalzen überhaupt kein Gut von mehr als beispielsweise 1mm Korngröſse erhalten. Je feiner das Gut ist,
                              									welches man zwischen die Steine gibt, um so schwieriger wird es, die Mahlgänge mit
                              									ihrer groſsen Arbeitsfläche so fein einzustellen, daſs sie überall genau dieselbe
                              									Entfernung behaupten und doch noch ruhig gehen. Walzen dagegen, einmal gut
                              									eingestellt, müssen, wenn sie kräftig genug gebaut und sauber gearbeitet sind,
                              									durchaus genau laufen.
                           Wesentlich ist noch die Widerstandsfähigkeit der Walzenoberfläche. Der Gruson'sche Coquillenguſs zeigt gegen einfachen Druck
                              									und gegen Schleifen so gut wie gar keine Abnutzung, ist aber widerstandslos gegen
                              									alles Hämmern und wird daher rasch gänzlich zertrümmert, so bald die Walzen in Folge
                              									des Zitterns zu schwacher Achsen anfangen, auf einander zu trommeln. Ungehärteter
                              									Guſsstahl ist widerstandsfähig gegen Hämmern; er hat dagegen den Fehler, daſs er
                              									unter dem ständigen Walzendruck sich streckt und daſs er gegen reines Schleifen
                              									wenig Widerstand bietet. Die Erfahrungen des letzten Jahres haben noch nicht genügt,
                              									um eine endgültige Entscheidung für alle einzelnen Fälle zu erlauben.
                           Ein Zusammenströmen des Materials an einer Stelle kann bei Mahlwalzen nicht
                              									vorkommen, da die Zuführung des zu vermählenden Cementes eine völlig gleichförmige
                              									und gänzlich unabhängig davon sein muſs, daſs die Walzen elastisch gelagert sind.
                              									Die Speisung der Mahlwalzen erfolgt durch einen Apparat, welcher bewirkt, daſs in
                              									der Zeiteinheit immer gleichviel Material und zwar in der ganzen Walzenbreite auf
                              									die Walzen wie ein breites Band fällt. Selbstredend ist eine Stellvorrichtung
                              									vorhanden, mit welcher man die Dicke des Bandes genau so reguliren kann, wie es zum
                              									Zwecke bester Vermahlung nöthig ist. Ferner ist die Vorkehrung getroffen, daſs je 2
                              									zusammengehörige Mahlwalzen unter allen Umständen genau parallel zu einander bleiben
                              									(vgl. 1881 241 68).
                           Neue Siebeinrichtungen für Cement. So lange nach A. Bernoully die Cylindersiebe nur Vorsiebe sind, ist
                              									nichts an denselben auszusetzen, da sie einen ruhigen Betrieb haben, genügend
                              									schaffen und auch bei den groben, starken Blechen von 2 bis 10mm Lochung, mit denen sie bespannt werden, recht
                              									widerstandsfähig sind. Sobald sie aber fein absieben sollen, sind Bleche zu ihrer
                              									Bespannung nicht mehr anwendbar, dieselben sind entweder bei 1mm Lochung und darüber zu grob, oder sie
                              									verstopfen sich und leisten nichts, sobald man die Lochung feiner nimmt. Es bleibt
                              									daher nichts übrig, als die Feinsieber mit Messing oder Drahtgewebe zu beziehen,
                              									welches zwar ganz nach Wunsch fein herzustellen ist, so daſs die Siebung durchaus
                              									normengemäſs ausfällt, die Siebe leisten aber nur wenig; denn ein Cylindersieb von
                              										7qm,5 Fläche kommt in 20 Stunden nicht über
                              									150 Faſs, d.h. für 1qm und Stunde 1 Faſs
                              									Cement.
                           Wesentlich besser sind die von Nagel und Kaemp
                              									construirten Rüttelsiebe, bei welchen Stahlblech von 1mm Lochung angewendet wird, so daſs diese Siebe weit haltbarer sind als
                              									Gazesiebe. Das Sieb wird unter einem Winkel von 45° aufgestellt. Durch diese
                              									Schrägstellung verkleinert sich die Projection des Siebbleches auf 0mm,5, bei steilerer Stellung sogar auf noch
                              									weniger, so daſs eine durchaus genügende Feinheit der Siebung mit ihnen zu erreichen
                              									ist. Um die Siebung zu unterstützen, wird das Sieb durch 2 dahinter angebrachte
                              									Schlagräder mit minutlich 120 Umdrehungen in stetiger Bewegung erhalten.
                           Um die Regulirung des Siebes in Bezug auf mehr oder minder feine Absiebung weiter zu
                              									fördern, sind unter dem Siebrahmen zwei durch Schrauben zu verstellende Gummibuffer
                              									angebracht, welche den Fall des Siebes mehr oder minder abfangen können. Die
                              									schlagende Bewegung des Siebes kann somit nach Belieben geändert werden. Schlägt das
                              									Sieb stark, so wird bei vermehrter Leistung gröberes Gut, wird es nur leise
                              									gerüttelt, hingegen feinerer Cement in geringerer Menge geliefert. Die Leistung des
                              									Siebes ist bei 0qm,9 Fläche 150 Faſs in 20
                              									Stunden, also 1qm Fläche fast 9 mal so groſs als
                              									beim Cylindersiebe. Sehr angenehm ist es ferner, daſs ein solches Rüttelsieb wenig
                              									Raum einnimmt und lange nicht so zum Stauben wie ein Cylindersieb neigt. Soll das
                              									Sieb als Vorsieber gebraucht bezieh. das Mahlgut mehrfach getrennt werden, so lassen
                              									sich sehr wohl noch mehrere über einander in dem Rahmen aufhängen. Das vom
                              									Maulbrecher oder von den Walzen kommende Gut fällt zuerst auf das grobe Sieb, theilt
                              									dort das Gröbste ab, welches nochmals auf die Walzen zurück kommen soll. Das Gut
                              									fällt dann auf das zweite Sieb und wird dort in Gries für die Gänge und Feingut
                              									sortirt So unterstützen diese Siebe, an richtiger Stelle angeordnet, den Mahlprozeſs
                              									durch passende Sortirung des Gutes auf das Wesentlichste.
                           Allein auch diese Siebe sind noch nicht so vollkommen, wie es nach dem heutigen
                              									Standpunkte der Cementfrage zu wünschen wäre. Sie geben einen normengemäfsen Cement
                              									von 5 bis 10 Proc. Rückstand auf dem 900- und etwa 25 Proc. Rest auf dem
                              									5000-Maschensiebe. Diese 5 und 25 Proc., also fast ⅓ der ganzen Masse, hat nun aber
                              									auf die Festigkeit sehr wenig Einfluſs, so daſs nur ⅔ der Masse brauchbar bleiben.
                              									Könnte man das zu grobe Drittel herausbekommen und noch einmal unter die Mühlsteine
                              									bringen, so würde namentlich die Sandfestigkeit der Cemente dadurch auſserordentlich
                              									gewinnen. Eine solche Feinsiebung wird aber weder mit Rüttel-, noch mit
                              									Cylindersieben bei gröſseren Mengen zu erreichen sein, vielleicht aber mit dem
                              									Luftsiebe von Michaelis. Es ist dieses mit einem
                              									Schleuderapparat verbunden, welcher den Cement nach Art der Desintegratoren
                              									bearbeitet. Durch gleichzeitig in dem Apparate angebrachte Windflügel wird ein Luftstrom
                              									erzeugt, welcher den genug gefeinten Cement aus dem Apparat in eine Staubkammer
                              									führt. Der Cement setzt sich hier der Schwere seiner Theile entsprechend ab, das
                              									Grobe wird durch eine Schnecke in den Schleuderapparat zurückgeführt, das Feine
                              									kommt ins Magazin.
                           Wie Prüssing berichtet, ist diese Maschine in Vorwähle
                              									probirt worden, sie hat sich jedoch nicht bewährt. Sie erforderte nicht nur einen
                              									groſsen Kraftverbrauch, sondern nutzte sich auch so schnell ab, daſs die
                              									Weiterarbeit nicht durchführbar erschien und, obgleich ein ausgezeichnet feines und
                              									wirksames Cementmehl erzielt wurde, die Maschine wieder fortgenommen werden muſste.
                              									In einer schlesischen Fabrik soll sie sich jedoch zum Mahlen der Chamotte völlig
                              									bewähren.
                           Delbrück hat bereits seit 6 Jahren eine ähnliche, selbst
                              									construirte Maschine in Betrieb, so daſs ihm weder die Idee, noch die Ausführung neu
                              									ist. Daſs diese Luftsiebmaschinen die Kaemp'schen
                              									Siebe, welche ganz vorzüglich arbeiten, vollständig zu ersetzen im Stande wären, ist
                              									zu bezweifeln. Es kann aber jedenfalls eine Maschine nach diesem Prinzip construirt
                              									werden, welche leistungsfähig ist.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)