Titel: | Elektromagnetisches Thermometer von J. Bing in Wien. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 412 |
Download: | XML |
Elektromagnetisches Thermometer von J. Bing in
Wien.
Bing's elektromagnetisches Thermometer.
Mit der ausgedehnteren Anwendung von Centralheizungen in öffentlichen und
Privat-Gebäuden, sowie in der Industrie, muſste das Bedürfniſs nach einem genauen
und verläſslichen Thermometer, welches seine Angaben nach dem in beliebiger
Entfernung befindlichen Heizlokale selbstthätig und ununterbrochen übermittelt,
immer lebhafter empfunden werden.
Der von J. Bing in Wien (Oesterreichisches Patent Kl. 42
vom 14. August 1881) angegebene Apparat, genannt Temperatur-Indicator in die Ferne, ist ein solches elektromagnetisches
Thermometer; dasselbe benöthigt nur einen einzigen Leitungsdraht und besteht aus
einem U-förmigen Gefäſs, dessen weiterer, aus geeignetem Metall verfertigter, oben
geschlossener Schenkel mit käuflichem Steinöl, Alkohol, Oel o. dgl. gefüllt ist. Der
engere, oben offene, gläserne Schenkel enthält Quecksilber, dessen Stand mit zu-
oder abnehmender Temperatur der den Apparat umgebenden Luft in Folge der Ausdehnung
bezieh. Zusammenziehung der beiden Flüssigkeiten steigen oder fallen wird; es
erfolgt diese Niveau-Veränderung, wie diesbezügliche Versuche gelehrt haben, in
genügend regelmäſsiger Weise. Der auf der Oberfläche des Quecksilbers ruhende
Schwimmer hängt an einer durch ein Gegengewichtchen gespannten Schnur oder
Zahnradkette, welche eine als Contactvorrichtung dienende Rolle nach der einen oder
anderen Richtung dreht. Die elektromagnetische Uebertragung dieser Bewegung nach dem
in beliebiger Entfernung befindlichen, empirisch getheilten Zeigerapparate geschieht
nach demselben Prinzipe,
auf welchem der von Siemens und Halske construirte
neueste Wasserstandszeiger (1882 244 * 293) beruht.
Die einfache Construction dieses Apparates bedingt seinen billigen Preis und
gewährleistet eine dauernd gute, keinerlei Störung und Ausbesserungen unterliegende
Leistungsfähigkeit. Derselbe wird von der Firma Teirich und
Leopolder in Wien angefertigt und ist auf der Ausstellung in Triest 1882 zu
sehen.
Um den Apparat gleichzeitig auch als Maximum- und Minimumthermometer benutzen zu
können, braucht man nur auf die Achse des Hauptzeigers zwei nicht zu streng
bewegliche Nebenzeiger zu setzen, welche von dem ersteren nach der einen oder
anderen Seite fortgeschoben werden und dann liegen bleiben.