Titel: Ueber Verwerthung von Melasseschlempe.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 413
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Ueber Verwerthung von Melasseschlempe. Patentklasse 75. Mit Abbildungen auf Tafel 28. Ueber Verwerthung von Melasseschlempe. Der Apparat zur ununterbrochenen Verkohlung und Destillation von Melasse Schlempe von B. Lederer in Jungbunzlau und W. Gintl in Prag (*D. R. P. Nr. 17874 vom 28. Mai 1881) besteht aus einer schmiedeisernen Trommel A (Fig. 1 und 2 Taf. 28), deren beide Böden röhrenförmige eiserne Stutzen B tragen, mit denen die Trommel sich in den Lagern der Ständer C dreht. Das feststehende, an beiden Enden geschlossene Rohr G ist an den Enden der Stutzen B mit Asbestpackung abgedichtet. Der obere Theil dieses Rohres ist der Länge der Trommel entsprechend offen und trägt einen starken Blechflügel H, dessen Ende mit einem die Innenfläche der Trommel berührenden und gegen die Drehungsrichtung schräg gestellten Kratz- oder Schabeisen besetzt ist. Die Trommel ist in einen Ofen eingesetzt, in welchem durch eine hohe Feuerbrücke die Flamme von oben her in einer der Trommelbewegung entgegengesetzten Richtung die Trommel A umspült, während die abziehenden Gase noch um den mit dem Behälter N verbundenen Theil des Rohres G geführt werden können. Beim Betriebe wird die Trommel A durch Schraubengetriebe S in langsame Umdrehung versetzt, bis sie eine Temperatur von 300 bis 350° angenommen hat. Dann läſst man die vorher bis auf 40° B. eingedickte Schlempe aus dem Behälter Q durch das innerhalb der Trommel A siebartig durchlöcherte Rohr M eintreten. Der auf dem Innenmantel der Trommel gebildete, etwa 3mm dicke Ansatz wird bei Drehung der Trommel A der Wirkung des Feuers mehr und mehr ausgesetzt und abdestillirt. Die entstehenden Ammoniak- und Methylverbindungen werden durch Rohr L zum Kühler geführt, während die verkohlte Kruste durch den Schaber des Flügels H von der Trommelwand abgelöst und am Flügel hinab in das Rohr G geleitet wird. Die Schnecke J schafft die Kohle dann in den Behälter N, welcher von P aus entleert wird. Mit einer 2m langen Trommel von 1m,5 Durchmesser und bei einer Umdrehung in 10 Minuten sollen sich stündlich 162l eingedickter Schlempe verarbeiten lassen, somit täglich 3880l eingedickter oder 50cbm ursprünglicher Schlempe. Nach einem anderen Vorschlage enthält das obere, durch eine Haube geschlossene cylindrische Gefäſs A (Fig. 3 und 4 Taf. 28) in seiner gasdicht durch das Gefäſs gehenden Achse B das Schlempezuleitungsrohr M, welches sich längs des Armes R der durch Rad E gedrehten Achse B oder in dem Boden des Gefäſses A hinzieht. In der Richtung der Bewegung trägt dieser Arm R einen pflugscharförmigen Schaber H, welcher die Schlempekruste nach ihrer Entgasung und Verkohlung von dem Boden des Gefäſses A ablöst und durch ein Loch in demselben in den geschlossenen Behälter N schiebt. Auf der dem Schaber H entgegengesetzten Seite des Armes R flieſst die Schlempe durch Löcher im Rohr M auf den Boden des Gefäſses A. Die flüchtigen Destillationsprodukte werden durch das Rohr L abgeleitet. Nach E. Ernst in Halberstadt (*D. R. P. Nr. 17 869 vom 8. Februar 1881: Neuerungen in der Ammoniakgewinnung) werden die auf 30 bis 35° B. eingedickten Melasserückstände durch Zumischung von Torf, Sägespänen u. dgl. in einen Zustand wie mäſsig feuchte Ackererde übergeführt und zur besseren Stickstoffaustreibung noch mit Schlempekohle gemischt. Die Vergasung dieser Masse geschieht in einem gewölbten Kammerofen. Der Ofen (Fig. 5 bis 7 Taf. 28) kann durch die verschlieſsbaren Oeffnungen a im Scheitel des Gewölbes beschickt werden, die Ausbringung der erhaltenen Schlempekohle erfolgt durch Thüren b, welche während der Destillation zugemauert sind. Die rostartige, doppelte, lose eingelegte Ofensohle c in den 6 Ofenabtheilungen ist so unterstützt, daſs zwischen den beiden Ofensohlen Gase sich frei bewegen können. Die in diesen Raum unten einmündenden Röhren d ragen über der eingefüllten Masse hervor und können durch Ventile e von der Ofendecke aus geschlossen werden. Die Kanäle f in den Scheidewänden sind oben mit Schiebern g versehen, die in gleicher Höhe in den Hauptkanal h mündenden Oeffnungen i mit Schiebern k. Der Kanal h führt die Gase aus den einzelnen Abtheilungen ab, während der mit Schieber m versehene Kanal l Luft zuführt. Beim Betriebe wird in einer der gefüllten Ofenabtheilungen unter der oberen Ofensohle c ein Kohlenfeuer unterhalten, bis das eingefüllte Vergasungsmaterial in sich selbst die erforderliche Verkohlungshitze entwickelt. Ist die erste Abtheilung in der Vergasung so weit fortgeschritten, daſs die austretenden Gase sehr warm sind, so werden diese nicht mehr direkt nach dem Hauptkanal h, sondern nun durch Schlieſsen des Schiebers k und Oeffnen des Schiebers g in die angrenzende Abtheilung geleitet. In gleicher Weise wird nach einander eine 3., 4... Abtheilung in Betrieb genommen. Die Einführung der zur Verbrennung noch unvergaster organischer Stoffe erforderlichen atmosphärischen Luft findet nur in der am längsten im Betrieb stehenden Abtheilung statt. Sind gleichzeitig mehrere Ofenabtheilungen im Betriebe und zieht der Luftsauger nicht so viel Luft ein, als zur Verbrennung und Erzeugung der nöthigen Hitze erforderlich ist, so kann durch ein Gebläse Luft eingetrieben werden. In den jeweilig gleichzeitig im Betriebe stehenden Ofenabtheilungen stuft sich die Ofenwärme von der hinteren, als der heiſsesten, bis zur vorderen, als der wenigst heiſsen, von etwa 500° bis 125° ab. Da nun der in die heiſseste Abtheilung eintretende Sauerstoff von dem daselbst noch vorhandenen Kohlenstoff vollständig absorbirt wird, so sollen in allen weiter nach vorn liegenden Ofenabtheilungen die dahin übergezogenen bezieh. getriebenen heiſsen Gase, weil vollständig von Sauerstoff frei, bezüglich der Vergasung ebenso günstig wirken als die Hitze, welche durch die Wandungen einer geschlossenen Retorte wirkt. Die Vergasungsdauer in jeder einzelnen Abtheilung, eingerechnet der sich anschlieſsenden Verkohlungs- und Verbrennungsperiode, währt 6 bis 8 Tage. Bevor also die der Ammoniakbildung weniger günstige Verkohlung und schlieſslich Verbrennung eintritt, ist der Stickstoff bereits fast vollständig ausgetrieben. Nach Haring, Ehrenberg und Comp. und M. Baswitz in Halle a. S. (*D. R. P. Nr. 15751 vom 2. April 1880) läſst man die auf 1,35 bis 1,39 sp. G. eingedampften Melasseschlempen, Elutionslaugen und Osmosewasser in die zur dunklen Rothglut erhitzte Retorte eintropfen, so daſs augenblickliche Vergasung erfolgt und Uebersteigen des Retorteninhaltes vermieden wird. Die so erhaltenen Gase liefern jedoch bei der Condensation stark gefärbte, an Theer u. dgl. so reiche Flüssigkeiten, daſs ihre Weiterverarbeitung auf Ammoniaksalze und Methylalkohol nicht lohnend erscheint, wenn diese verunreinigenden Stoffe nicht dadurch entfernt werden, daſs man die entweichenden Gase einer länger andauernden Erhitzung aussetzt. Zu diesem Zweck läſst man die Melasseflüssigkeiten durch Sperrrohre B (Fig. 8 und 9 Taf. 28) in die Retorten C und D eintropfen. Die Vergasungsprodukte gehen durch Rohre F, G und J in die im Feuerraum neben den Retorten liegenden, mit Chamottestücken u. dgl. gefüllten Zerlegungsröhren E, dann durch Rohr H und Vorlage L in die Kühlvorrichtung. Die sich hier verdichtende, hauptsächlich Ammoniak, kohlensaures Ammoniak und Methylalkohol enthaltende Flüssigkeit wird durch Absetzenlassen von wenig Theerbeimengungen getrennt, dann mit Schwefelsäure oder Salzsäure neutralisirt. Sie läſst, in einer gewöhnlichen Destillir blase erhitzt, den Methylalkohol übergehen und liefert bei der Verdampfung Krystalle von schwefelsaurem Ammoniak oder Salmiak. In den Retorten C und D bleibt eine sehr poröse und leicht auszulaugende Schlempekohle zurück.

Tafeln

Tafel Tafel 28
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