Titel: | Ueber die Herstellung und Verarbeitung von Blei. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 421 |
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Ueber die Herstellung und Verarbeitung von
Blei.
Ueber die Herstellung und Verarbeitung von Blei.
Die Bleigewinnung im Eisenhochofen und im Cupolofen
bespricht G. Williger in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1882 S. 81. Ein bedeutendes
Nebenprodukt der oberschlesischen Eisenhochöfen neben dem zinkischen Ofenbruch und
Gichtstaub bildet das Silber haltige Blei. Die Statistik des Oberbergamtes Breslau
gibt für das J. 1880 2606t Silber haltiges
Hochofenblei als Nebenprodukt von 6 Eisenhütten an, also fast ¼ der gesammten
Bleiproduktion im Regierungsbezirk Oppeln, die i. J. 1880 12931t im Werthe von 3833267 M. betrug, während in
Preuſsen überhaupt im selben Jahre 79337t Blei
gewonnen wurden, mit einem Erlös von 23409289 M. Die mulmigen Brauneisenerze
Oberschlesiens, aus denen das Hochofenblei stammt, werden besonders in der Gegend
von Tarnowitz und Beuthen als Begleiter der Blei- und Zinkerzlager der
Muschelkalkformation gewonnen. Ihr Gehalt an Eisen übersteigt selten 45 und sinkt
oft unter 26 Proc., welcher Satz aber die Grenze für die Verhüttung bildet. Der
Bleigehalt ist oft kaum analytisch zu bestimmen, erreicht aber häufig auch 2 Proc.
und mehr, besonders in den Erzen, welche die Bleilagerstätten direkt begleiten und
dann besonders gern von den Hütten gekauft werden. Oefters finden sich sogar ganze
Bleiglanzstufen im Brauneisensteine, welche ohne weiteres mit in den Hochofen
wandern. Auch die Schlämme der Aufbereitungsanstalten einiger Bleierzgruben, welche
als Eisenerz zum Theil gern gekauft werden, enthalten neben Galmei noch
Bleiglanztheilchen in Menge.
Sehr reich an Blei sind die Georgenberger Eisenerzlagerstätten, in denen oft noch
alte Baue angetroffen werden, die vor unbekannter Zeit daselbst jedenfalls auf
Bleiglanznester geführt worden sind. Erzanalysen aus oberschlesischen
Hüttenlaboratorien ergeben folgende Procentgehalte:
Eisen
Mangan
Blei
Phosphor
Brauneisenstein
von
Scharley
36,57
2,0
1,50
–
„
„
„
42,8
–
0,95
–
„
„
„
49,9
–
0,96
–
„
„
Beuthen
29,3
7,2
2,46
–
„
„
„
30,5
3,1
0,17
–
„
„
Bobrownik
28,3
6,62
0,48
0,1
„
„
Tarnowitz
31,2
2,35
1,57
0,2
„
von
Bobrownik,
Polen
34,3
–
0,58
–
„
„
„
„
26,6
–
0,30
–
Das Blei sammelt sich bekanntlich unter dem Sohlstein in dem Andreaskreuz an, dessen
Kanälen man eine solche Neigung gibt, daſs das Blei in eine bis zur Mitte des
Hochofens führende Rösche zusammenflieſst, in der es durch ein auf einem Plan- oder
auch Treppenrost, allerdings zum Nachtheil des Sohlsteins, unterhaltenes
Kohlenfeuer, welches durch das Andreaskreuz in einen seitwärts errichteten niedrigen
Schornstein abgeführt wird, beständig flüssig erhalten bleibt. Zur Erleichterung der
Bleigewinnung hat man bei neueren Hochöfen unter dem Andreaskreuz noch kreisrunde
Kanalsysteme angelegt, welche ebenfalls in die Rösche abführen. Man zieht das Blei,
welches bis unter den Rost läuft, von Zeit zu Zeit ab und hat auf diese Weise unter
einem Hochofen der Redenhütte vor einigen Jahren monatlich bis 25l Blei gewonnen, in Hubertushütte unter zwei
Hochöfen bis 45l; andere Hochöfen wiederum, z.B.
die von Königshütte, in denen zum gröſsten Theil Chorzower und Lagiewniker Erze
verhüttet werden, liefern nur wenig Blei; im Durchschnitt erreichte die
Donnersmarkhütte 10 bis 15t für Monat und
Ofen.
Das Blei, welches durchschnittlich 500g Silber in
1l und auſserdem, wie neuerdings auf der
Friedrichshütte nachgewiesen, so viel Gold enthält, daſs es eine Scheidung desselben
höchst wahrscheinlich lohnend machen würde, wird von den Eisenhütten erst nochmals
in Kesseln umgeschmolzen, um es von den daran haftenden Schlacken, Chamottestücken
und Aschentheilchen zu befreien, und dann in Tafeln gegossen, ehe es zum Verkauf an
die Entsilberungsanstalten von Paulshütte bei Rosdzin, die jährlich etwa 1000l Hochofenblei verarbeitet, oder an die
fiskalische Friedrichshütte bei Tarnowitz abgegeben wird.
Bei dem Verschmelzen des Bleies in den Kesseln bildet sich eine gröſsere Menge
Bleioxyd, welches abgezogen und auf besondere Art gefrischt wird. Man untermischt es
mit Kleinkokes oder Holzkohle und bringt dieses Gemisch in ein guſseisernes Rohr,
welches dann in geneigter Richtung in einen der üblichen
Pistolenröhren-Winderhitzungsapparate der Hochöfen eingeschoben wird. Bei der darin
herrschenden Temperatur von 400° sickert allmählich das Blei in untergestellte
Gefäſse, ohne daſs groſse Verflüchtigung stattfindet. Denselben Prozeſs wendet man
auch auf ein Produkt an, welches neben dem Blei besonders unter älteren Hochöfen
gewonnen wird, ein Gemisch von Bleischlacke, Chamottestücken, Kohlenasche, Blei,
Glätte, Mennige u. dgl. Die Bleischlacke bildet sich aus einer Verbindung der
Kieselsäure des Sohlsteins mit dem durchsickernden Blei, begünstigt durch das Feuer
in der Rösche und setzt sich auf dem Boden des Andreaskreuzes ab, von welchem es von
Zeit zu Zeit abgestoſsen wird. Eine Analyse solcher Schlacke, die sich unter einem
älteren Hochofen der Redenhütte ganz besonders häufig bildet, ergab 66,21 Proc. Blei
oder etwa 93 Proc. kieselsaures Blei; der Rest war Kalk und Thonerde. Da die
Schlacke sich mechanisch nur schwer von den anderen Substanzen, mit denen sie ein
Gemenge bildet, trennen läſst, wurde dasselbe bisher, um wenigstens das reine
metallische Blei und die Glätte daraus zu gewinnen, auch dem obigen Prozeſs
unterworfen, sodann der überaus bleihaltige Rest gewöhnlich auf die Halde geworfen,
oder in selteneren Fällen dem Hochofen zurück gegeben. Nur die Tarnowitzer Hütte
verkaufte ihn für billigen Preis an die Friedenshütte.
Neuerdings nun hat man auf der Redenhütte versucht, das Gekrätz, von welchem
monatlich etwa 4 bis 5l gewonnen wurden, selbst zu
verwerthen, da man sich mit den Bleihütten über den Preis nicht einigen konnte,
indem man es im Cupolofen verschmolz. Man wählte dazu einen Ofen von 3m,5 Höhe und 78cm innerem Durchmesser, in welchen der Wind aus gemeinschaftlichem
Windkanal durch 6 Oeffnungen eintritt. Der Boden wurde mit einem Gestübbe von Lehm
und Kokeslösche ausgestampft und eine Abstichöffnung gelassen, aus welcher das Blei
beständig abfloſs. Etwa 30cm darüber wurde die
Schlacke von Zeit zu Zeit über ein Blechrohr in einen Schlackenwagen abgestochen.
100 Proc. Puddelschlacke
von etwa 40 Proc. Eisengehalt und 8 Proc. Kalk bildeten den Zuschlag und auf 6l der Beschickung wurde 1t Kokes genommen.
Bei diesem reichlichen Brennmaterial verbrauch und gleichzeitiger hoher Windpressung
wurden allerdings in verhältniſsmäſsig schneller Zeit, nämlich in etwa 20 Stunden,
15t Bleischlacken niedergeschmolzen und fast
7t,5 Blei daraus gewonnen; jedoch zeigten sich
erhebliche Uebelstände dabei. Einmal war die Bleiverflüchtigung sehr stark und
auſserdem bildeten sich schnell Ansätze von Eisensauen, so daſs der Boden allmählich
wuchs und beide Oeffnungen für Blei- und Schlackenabfluſs immer höher gerückt werden
muſsten. Die erhaltene Schlacke enthielt auch noch 1,28 Proc. Blei, welches
allerdings nicht verloren ging, da die Schlacke schon ihres hohen Eisengehaltes
wegen in den Hochofen zurückwanderte. Als nach ungefähr 1 Monat sich wieder etwa
4t des Materials gesammelt hatten und eine
Ausbesserung des Sohlsteins noch 4t gewinnen
lieſs, wurde auf Grund der gemachten Erfahrungen zu einem zweiten Versuche
geschritten. Als Zuschlag nahm man diesmal nur 5 Proc. Kalk und 70 Procent einer
Puddelschlacke, welche 46,38 Proc. Eisen, 8,30 Proc. Mangan, 23,60 Proc. Kieselsäure
und 1,9 Proc. Phosphor enthielt. Auf 400k der
sorgfaltig gemöllerten Beschickung nahm man 50k
Kokes und die Windpressung wurde so niedrig gehalten, daſs die Gicht vollständig
kalt blieb und sich kein Bleirauch zeigte. Den Formen wurde eine geneigte Richtung
gegeben, um die Eisenansätze am Abstich möglichst zu verhindern. Als der Vorrath an
Bleischlacke erschöpft war, setzte man an deren Stelle Hochofenstaub aus den
Waschkasten der Leitung zu, welcher 2,0 Proc. Blei, 6,0 Proc. Zink, 6 Proc. Eisen
und sonst nur Kohlenstaub enthielt, bis kein Blei mehr erfolgte. Der ganze Prozeſs
dauerte nun 40 Stunden und wurden aus 8t,5 des
Materials 4t,1 Blei gewonnen, welches 120g Silber in 100k
enthielt. Der Kaufpreis für dasselbe beträgt 24 M. für 100k Blei und 13 Pf. für 1g Silber. Die Schlacken, welche bei dem Prozeſs
fielen, gingen wieder in den Hochofen zurück, enthielten aber diesmal nur 0,17 Proc.
Blei. Die Kosten des ganzen Verfahrens sind äuſserst gering, da nur 4 Mann dabei
beschäftigt wurden und die verbrauchten Kokes einen Werth von nur 1 M. für 100k hatten.
Structur und Zusammensetzung der Freiberger
Bleischlacken. Die beim Verschmelzen der Bleierze fallenden Schlacken
erscheinen nach Stelzner (Berg-
und Hüttenmännische Zeitung, 1882 S. 62) nach dem Erstarren in konisch
geformten, 58cm hohen und 50cm weiten guſseisernen Tiegeln bei der
gewöhnlichen Bleiarbeit in der Regel als eine zusammenhängende Masse von
dunkelgrünlich oder bräunlich grauer Farbe und mattem Glänze. Man kann auſserdem
erkennen, daſs sie zum gröſsten Theile aus dünnen Krystalltafeln bestehen, welche
bald parallel, bald richtungslos geordnet sind. Während des Erstarrens bilden sich
zuweilen auf den frei bleibenden Oberflächen der Schlackentiegel bis 12cm hohe Eruptionskegel. Bei der in einem Um schmelzen
der Bleischlacken bestehenden so genannten Schlackenarbeit ist die Bildung jener
Pseudovulkane nicht wahrzunehmen; wohl aber entwickeln sich im Inneren der
Schlackenkegel Drusen, welche bis 10 oder 15cm
Durchmesser haben können und von einem zelligblätterigen Aggregate rechteckiger
Tafeln erfüllt sind.
Die Analyse I zeigt nach A. Schertet die Zusammensetzung
der gewöhnlichen Bleischlacke, II die einer im Wesentlichen aus Tafeln der
blätterig-zelligen Füllung des mittleren Drusenraumes eines Schlackenkegels, III die
des Fayalites von Fayal zum Vergleich:
I
II
III
Kieselsäure
20,7
28,45
29,15
Zinnoxyd
–
0,75
–
Bleioxyd
3,9
2,50
1,55
Kupferoxyd
1,2
0,60
0,31
Eisenoxydul
48,8
41,98
60,95
Manganoxydul
1,4
–
0,69
Zinkoxyd
14,4
18,55
–
Thonerde
2,5
1,31
4,06
Kalk
3,9
3,00
0,72
Magnesia
1,2
0,84
2,38
Baryt
0,3
1,80
–
Schwefel
4,1
1,70
–
Abzug für Schwefel
– 2,0
– 0,85
–
–––––
–––––
–––––
100,4
100,63
99,81.
Die besprochenen rhombischen Tafeln, welche die Hauptmasse der Schlacken ausmachen,
sind nach alledem ein normales Silicat, welches in seinen wesentlichen Eigenschaften
vollständig mit demjenigen übereinstimmt, welches bei zahlreichen Schmelzoperationen
der Eisenhütten entsteht und dessen Olivin- bezieh. Fayalit-Natur bereits i. J. 1822
durch Mitscherlich erkannt worden ist; nur ist der
Fayalit der Bleischlacken in Folge der anderen Zusammensetzung der Freiberger
Ofenbeschickung kein reines Eisenoxydulsilicat, sondern eine isomorphe Mischung von
diesem letzteren mit Zinkoxydsilicat. Neben dem Fayalit zeigen die
Schlackendünnschliffe undurchsichtige Körner und Lamellen, wahrscheinlich
Schwefelmetalle, während die chemische Natur einer gelblichroth durchscheinenden,
isotropen Substanz noch nicht ermittelt werden konnte; wohl aber fand sich in allen
bis jetzt untersuchten Freiberger Bleischlacken als Einschluſs in den gröſseren
Fayalitkrystallen ein Zinkspinell, welcher nach A.
Schertet folgende Zusammensetzung hat:
I
II
Zinkoxyd
27,21
25,24
Eisenoxydul
12,77
15,27
Eisenoxyd
10,30
16,12
Thonerde
50,55
43,36
––––––
––––––
100,83
99,99.
Entkupfern des Werkbleies durch Saigerung auf den Freiberger
Hüttenwerken. Nach A. Schertet muſs das
Werkblei der Freiberger Hütten vor dem Pattinsonprozesse Reinigungsarbeiten
unterworfen werden. Die eine derselben, die Saigerung zur Entfernung des Kupfers,
geschieht in einem
kleinen Flammofen mit geneigtem Herde und vorn anschlieſsendem Sumpfe. Das Werkblei
mit 0,4 bis 1 Proc. Kupfer wird durch die beiden an den Langseiten befindlichen
Arbeitsöffnungen nahe an die Feuerbrücke eingesetzt und bei mäſsiger Temperatur zum
allmählichen Schmelzen gebracht. Auf der geneigten Herdfläche läuft das geschmolzene
Blei zum Sumpfe, während die an Kupfer reichen, schwerer schmelzbaren Saigerdörner
auf dem Herde zurückbleiben. Die Menge der Saigerdörner beträgt 2 bis 5 Procent des
vorgelaufenen Bleies und werden mit denselben 85 bis 95 Procent des Kupfers
ausgeschieden. Auch die übrigen, dem Werkblei beigemengten Metalle treten theilweise
in die Saigerdörner ein. Eine Post von 16650k
Werkblei von der Erzarbeit der Muldner Hütte hatte nachfolgende
Procentzusammensetzung:
Werkblei
Saigerdörner
Silber
0,544
0,17
Blei
–
62,40
Kupfer
0,940
17,97
Wismuth
0,066
0
Arsen
0,449
2,32
Antimon
0,820
0,98
Zinn
0,210
0,04
Nickel und Kobalt
0,055
1,09
Eisen
0,027
0,43
Zink
0,022
0,07
Schwefel
0,209
4,00
Sauerstoff
–
1,87
–––––––
91,34
Beim Saigern dieses Bleies fielen 810k oder 5,1
Proc. Saigerdörner von der beigefügten Zusammensetzung; Theilchen von Schlacken,
Herd und Asche bildeten den Rest. Von den Bestandtheilen des Werkbleies sind somit
fast der gesammte Schwefel, 96 Proc. Nickel und Kobalt, 93 Proc. Kupfer und 25 Proc.
Arsenik in den Saigerdörnern gesammelt worden, während nur 5 Proc. Antimon und 1,54
Proc. Silber in dieselben übergingen. Wismuth blieb ganz, Zinn bis auf 0,9 Proc. im
abgeschmolzenen Blei.
Mit Borax geschmolzen, ergaben die Saigerdörner einen Regulus, welcher sich in 3
Schichten: Stein, Speise und metallische Masse sonderte. Die Annahme, daſs Stein und
Speise im Werkbleie in feiner, gleichmäſsiger Vertheilung sich befinden und dann
beim Abschmelzen als bereits fertige, weniger flüssige Bestandtheile zurückbleiben,
erscheint nicht zutreffend, weil Stein und Speise aus den Saigerdörnern ihrer
Zusammensetzung nach den beim Hochofenprozesse fallenden entsprechenden Produkten
nicht nahe stehen, wie nachfolgende Analyse des Steins zeigt:
Schwefel
17,72
Blei
32,80
Kupfer
47,70
Arsen
1,15
Nickel
0,25
–––––
99,62.
Derselbe ist somit frei von Eisen und dadurch von dem Steine
aus dem Hochofen verschieden. Es ist dagegen anzunehmen, daſs erst beim Ausschmelzen
die einzelnen gelösten Elemente zu den bei der Temperatur des Saigerofens nicht
flüssigen Verbindungen zusammentreten. Die Speise, aus 25,68 Proc. Blei, 37,6 Proc.
Kupfer, 8,6 Proc. Nickel und 27 Proc. Arsen bestehend, hat fast den ganzen
Arsengehalt der Saigerdörner in Beschlag genommen. Es darf wohl darauf hingezeigt
werden, wie mächtig sich hier wieder die Affinität des Arsens zu Nickel und Kobalt
erweist, da durch sie diese beiden Metalle, welche im Werkbleie nur in stärkster
Verdünnung vorhanden sind, fast der ganzen Menge nach aus demselben herausgezogen
und in einem Produkte vereinigt werden, in welchem sie in mehr als 150facher
Concentration erscheinen. Das dritte Produkt aus den Saigerdörnern, die metallische
Masse, enthält 0,34 Proc. Silber, 1,79 Proc. Kupfer, 0,75 Proc. Arsen, 0,08 Proc.
Nickel und 96,5 Proc. Blei, sonach Kupfer und Blei in dem Verhältnisse von 1:16
Atom. Es ist das an Kupfer ärmste der Produkte und nicht etwa den Kienstöcken des
alten Saigerprozesses, der Entsilberung des Kupfers durch Blei, sondern vielmehr der
von den Kienstöcken abflieſsenden Legirung ähnlich. Die Möglichkeit, durch den in
Freiberg betriebenen Saigerprozeſs die gröſsere Menge des Kupfers in der
verhältniſsmäſsig geringen Menge der Saigerdörner auszuscheiden, beruht also nicht
auf Bildung einer Blei-Kupferlegirung, sondern ist wesentlich bedingt durch den
Gehalt des Werkbleies an Schwefel und Arsen, von welchen ersterer zur Bildung von
Stein, letzteres – vielleicht unter direkter Veranlassung des geringen
Nickelgehaltes – zur Bildung von Speise Ursache wird. (Nach dem gef. eingesendeten
Sonderabdruck aus dem Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen
in Sachsen, 1882.)
Raffiniren des Bleies in Przibram. Nach A. Exeli (Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1882 S. 15 und 186) ergaben die
Analysen der in den Przibramer Hütten verarbeiteten Erze folgende Gehalte:
Schwefelblei
55
bis
56 Proc.
Schwefelzink
7
bis
8
Schwefelantimon
1,6
bis
1,7
Schwefelsilber
0,33
Schwefelkupfer
0,1
Schwefeleisen
3,5
Schwefelarsen
0,9
Eisencarbonat
9,7
Mangancarbonat
1,5
Nickel, Kobalt, Wismuth, Cadmium
Spur
Die Erze werden in 14m
langen und 2m,5 breiten Fortschauflungsöfen
geröstet, wobei 1t in 6 Stunden, also 4t für Tag und Ofen durchgesetzt werden. Die
Abröstung erfolgt bis zu vollkommenem Flusse, worauf die gerösteten Erze mit den
entsprechenden Zuschlägen im Hochofen gegichtet werden. Während früher alles
Werkblei abgetrieben und das Handelsblei, welches 0,01 Proc. Silber und darüber
enthielt, durch Verfrischen der beim Treiben gefallenen Verschleiſsglätte erzeugt
wurde, hat man es jetzt in der Hand, direkt entweder auf Handelsglätte, oder auf
Handelsblei hinzuarbeiten und wird letzteres viel ärmer an Silber dargestellt.
Wenn ein gröſseres Ausbringen an Blei und weniger Glätte erzielt werden soll, so wird
das Werkblei der Entsilberung nach Pattinson
unterzogen. Seit etwa 1 Jahr geht diesem Prozesse die Saigerung des Werkbleies
voraus; in 24 Stunden werden 12t,75 Werkblei auf
diese Weise entkupfert, wobei im Mittel 94 Proc. Blei und 6 Proc. Saigerdörner nebst
Tiegelabstrich erhalten werden. Je nach der Beschaffenheit des zu verarbeitenden
Werkbleies wechselt der Kupfergehalt von 0,7 bis 0,1 Proc. und werden durch den
Saigerprozeſs 80 bis 90 Procent des Kupfergehaltes aus dem Werkblei in die
Saigerdörner übergeführt. Das gesaigerte Blei gelangt nun zum Pattinsoniren. In
Przibram ist das Zweikesselsystem eingeführt und sind 3 Batterien vorhanden. Eine
Batterie hiervon besteht aus einem Krystallisirkessel und einem Einschmelzkessel,
die beiden anderen Batterien aus einem Krystallisirkessel und je zwei
Einschmelzpfannen, welche den Einschmelzkessel ersetzen. Exeli hat bewegliche Einschmelzpfannen eingeführt, welche leichter zu
handhaben und binnen wenigen Minuten auszuwechseln sind, während das Auswechseln der
Einschmelzkessel umständlich und lästig ist. Diese Pfannen halten ungefähr 40 Tage,
die Krystallisirkessel etwa 120 Tage. Der Einschmelzkessel faſst 10t, je eine Einschmelzpfanne 7t der Krystallisirkessel 20t Blei.
Um den Krystallisationsprozeſs zu befördern und das Eisen, Antimon u. dgl. möglichst
zu oxydiren, wird in das flüssige Bleibad Wasserdampf eingeleitet und die
Krystallbildung derart geregelt, daſs man ⅔ Krystalle und ⅓ Lauge erhält. Sobald das
zu verarbeitende Blei im Einschmelzkessel oder in den Pfannen eingeschmolzen ist,
wird dasselbe in den Krystallisationskessel abgelassen, die Krystallisation durch
Einleiten von Wasserdampf und Abkühlen mit Wasser eingeleitet und dieses so lange
fortgesetzt, bis sich so viel Krystalle gebildet haben, daſs der Dampf kaum mehr
aufwallt. Das angereicherte Blei, Lauge, wird nun durch eine am Kessel angebrachte
Hebelvorrichtung in Schüsseln abgelassen; die an Silber ärmeren Krystalle bleiben
dagegen im Kessel und werden eingeschmolzen, worauf die Kesselfüllung wieder mit dem
fehlenden Blei von gleichem Silbergehalte aus dem Einschmelzkessel ergänzt wird. Nur
in dem Falle, wenn die zur Ergänzung der Kesselfüllung nothwendigen Bleie nicht
vorhanden sind, oder aber, wenn man das zu erzielende Armblei bereits erhalten hat,
werden die Krystalle abgelassen. Dies wiederholt sich fortwährend und, nachdem immer
Bleie von gleichen Gehalten von den früheren Verarbeitungen, sowohl Lauge als
Krystalle, zur weiteren Verarbeitung gelangen, erhält man einerseits Reichblei mit
bis zu 1,3 Proc.
Silber und andererseits Armblei mit nur 0,001 Proc. Das Reichblei gelangt zum
Treiben, das Armblei zum Raffiniren. Während der Krystallisation wird in den oberen
Kesseln Blei für die nächste Kristallisation vorbereitet, In 24 Stunden werden 6 bis
7 Operationen durchgeführt. Die allmählich erfolgende Anreicherung des Bleies ergibt
in Przibram folgende Haltstufen:
Armblei
mit
0,001 Proc. Silber
7. Haltstufe
mit
0,080 Proc. Silber
1. Haltstufe
0,002
8.
0,150
2.
0,004
9.
0,280
3.
0,008
10.
0,530
4.
0,013
11.
0,900
5.
0,024
endlich Reichblei
1,300
6.
0,044
Obwohl schon durch die Einwirkung des Wasserdampfes das im Blei enthaltene Antimon
oxydirt wird, so bleibt in den Armbleien doch noch ein Theil Antimon zurück, dessen
Entfernung noch zum Schluſs in einen Flammofen bei Luftzutritt erfolgt. Das auf
diese Weise raffinirte Armblei wird nach erfolgtem Umschmelzen als raffinirtes
Weichblei in den Handel gebracht. Wismuth läſst sich auf keine Weise entfernen und
bleibt im Blei; erst beim Treiben geht ein Theil davon in die letzte Glätte. Mit den
in Przibram bestehenden 3 Batterien können jährlich 1800t raffinirtes Pattinson-Weichblei erzeugt werden.
Der Pattinsonbetrieb wurde in Przibram wesentlich dadurch vervollkommnet, daſs der
Krystallisirkessel mit einer heizbaren Haube versehen ist, wodurch das Anhaften des
Bleies an den Wänden der Haube verhütet wird, und daſs diese nicht mehr wie früher
mehrere, sondern jetzt nur 2 Oeffnungen besitzt, wodurch die Arbeiter gegen den aus
dem Kessel in sehr feinem Zustande aufsteigenden Bleistaub mehr geschützt werden.
Durch Einführung der beweglichen Einschmelzpfannen wird die Operation in so fern
beschleunigt, als man gleichzeitig für 2 Krystallisationen Blei vorbereitet. Die
Feuerung bei den Einschmelzpfannen ist derart angelegt, daſs dieselben von der
Flamme nicht direkt getroffen werden, wodurch die Dauer derselben eine längere
wird.
Das Przibramer Weichblei hatte i. J. 1881 folgende Zusammensetzung:
I
II
Silber
0,00170
Kupfer
0,00119
0,0010
Wismuth
0,00185
0,0021
Antimon
0,00320
0,0025
Eisen
0,00117
0,0010
Zink
0,00128
0,0013
Nickel
Spur
Spur
Blei als Rest
99,98961
99,9886
––––––––
–––––––
100,00000
99,9965.