Titel: | Zum Entsilbern des Werkbleies. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 515 |
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Zum Entsilbern des Werkbleies.
Hampe und Keith's Verfahren zum Entsilbern des
Werkbleies.
Während das Raffiniren des Kupfers mittels Elektricität bereits seit längerer Zeit
mit bestem Erfolge im Groſsen ausgeführt wird (vgl. 1881 240 * 38), hat das Verfahren von Keith (1876
229 * 534. 230 75. 328)
zur elektrolytischen Entsilberung des Werkbleies nach einer Mittheilung von Hampe in der Zeitschrift für
Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1882 S. 81 nur sehr geringe Aussicht auf
technische Verwendung.
Zunächst ist das aus sauren Lösungen elektrolytisch ausgeschiedene Blei niemals
zusammenhängend, sondern es bildet eigentümliche spies- und blattförmige Massen,
welche von den Kathoden aus nach allen Richtungen hin die Flüssigkeit durchwachsen,
in feinen Verästelungen durch die Mousselin-Umhüllungen der Anoden bis zu diesen
dringen und dann eine metallische Leitung zwischen den Elektroden bilden. Nur wenn
diese weit von einander abstehen, fallen die Bleikrystalle zu Boden, aber
proportional der Elektroden-Entfernung wächst der Widerstand der Flüssigkeitsschicht
und damit der Verbrauch an Elektricität zur Ueberwindung desselben. Will man also
nicht einen unverhältniſsmäſsigen Theil der Arbeitskraft des Stromes für die
Metallfallung verlieren, so muſs die groſse Entfernung der Elektroden durch eine
entsprechende Vergröſserung ihrer Oberfläche ausgeglichen werden, was sich jedoch
nicht ohne erhöhten Aufwand an Blei, Gefäſsen und Lauge bewerkstelligen läſst.
Vielleicht lieſse sich der Prozeſs in dieser Beziehung dadurch vervollkommnen, daſs
dünne, in passenden Abständen an einem Rahmen über den Bottichen befestigte
Holzbretter durch senkrechte Niederbewegung des Rahmens in geeigneten Pausen
zwischen die Elektroden bis auf den Boden der Kästen geführt und dann sofort wieder
aus der Flüssigkeit heraus gehoben würden, so daſs selbst ein schmaler Raum zwischen
den Elektroden auf diese Weise vor einem Zuwachsen mit Bleikrystallen geschützt
wäre. Wegen der voluminösen Beschaffenheit des gefällten Bleies muſs ferner das Blei
etwa alle 12 Tage aus den Bottichen entfernt, gewaschen und wegen seiner leichten
Oxydirbarkeit mittels hydraulischer Pressen stark zusammengedrückt, für die meisten
Verwendungen auſserdem noch umgeschmolzen werden. Ferner ist man gezwungen, die
Anoden mit Säcken aus starkem Mousselin zu umgeben, um eine Verunreinigung des
abgeschiedenen Bleies durch den gebildeten Silberschlamm zu verhüten. Letzterer
bleibt in den Säcken zurück und muſs von Zeit zu Zeit daraus entfernt werden, eine
Arbeit, die auch nicht ohne Kosten zu bewerkstelligen ist, ebenso wie das Sammeln
und Verwerthen aller Bleizucker haltigen Waschwasser, welche wohl nicht völlig, wie
Keith meint, als Ersatz der in den Bottichen
verdunstenden Flüssigkeit wird Verwendung finden können. Besonders spricht aber die geringe Reinheit des
erhaltenen Raffinatbleies gegen den Prozeſs, da der Handel sehr hohe
Qualitätsansprüche stellt.
Drei Platten aus Werkblei vom Bleisteinschmelzen auf Clausthaler Hütte wurden in
dichtes Leinen eingenäht und ebenso vielen gleich groſsen Blechen aus Walzblei
gegenüber aufgehängt. Als Lauge dienten 6l einer
concentrirten, mit etwa 4 Proc. Eisessig versetzten Bleizuckerlösung, die im Liter
etwa 77g,92 Blei enthielt. Die eintauchende
nutzbare Elektrodenfläche jeder Platte betrug etwa 130qc. Nachdem der Strom von zwei hinter einander geschalteten
Meidinger-Pincus'schen Ballon-Elementen von je rund 390qc Zinkfläche 456 Stunden hindurchgegangen war, belief sich die gefällte
Bleimenge auf etwa 680g und der in den Beuteln
angesammelte Schlamm wog etwa 11g. Die Analysen
der gewonnenen Produkte und des Rohbleies ergaben:
Steinwerkblei
Elektr. gefällt. Blei
Schlamm
Blei
98,79767
99,99297
23,97
Wismuth
0,00376
0,00305
11,20
Kupfer
0,37108
0,00060
14,44
Antimon
0,55641
0,00099
29,70
Silber
0,25400
–
18,435
Eisen
0,00575
0,00041
Spur
Nickel
0,00730
–
0,090
Zink
0,00271
0,00198
1,80
Schwefel
0,00132
–
–
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00000
100,00000
99,635.
Zink und Wismuth waren somit gröſstentheils in das gefällte
Blei übergegangen.