Titel: | Ueber Neuerungen an Gliederkesseln. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 1 |
Download: | XML |
Ueber Neuerungen an Gliederkesseln.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 1 und 4.
Neuerungen an Gliederkesseln.
Von den in einem früheren Berichte (1880 238 * 11 und *
108) besprochenen Gliederkesseln haben die folgenden eine weitere Ausbildung
erfahren.
Der sich durch eine groſse freie Wasseroberfläche auszeichnende Dampferzeuger von P. Köhler in Cannstatt bei Stuttgart (*D. R. P. Nr.
17738 vom 28. Juni 1881, Zusatz zu *D. R. P. Nr. 8514), welcher in Fig. 1 bis
3 Taf. 1 dargestellt ist, unterscheidet sich von der früheren Anordnung
(vgl. 1880 238 * 111) zunächst dadurch, daſs die
vorgeschraubten Verbindungsstücke zu senkrechten, unten auf Stellschrauben s stehenden, flachen Röhren verbunden sind. Die Anzahl
der Dichtungen ist hierdurch vermindert. Sind die Schichten der Wasserrohren gegen
einander versetzt, wie es da, wo man einen kräftigen Zug hat, immer zweckmäſsig sein
wird, so erhalten die Verbindungsröhren eine Zickzackform. Durch eine eingegossene
Wand ist jede dieser Verbindungsröhren in zwei Kanäle getheilt. In dem einen Kanal,
in welchem das Wasser niederflieſst, ist vor jeder Rohröffnung eine Ueberfallwand
u eingegossen; der andere, für den aufsteigenden
Dampf bestimmte Kanal steht mit dem Dampfraum der Wasserrohren durch Röhrchen r in Verbindung, welche ein Stück in die Wasserröhren
hineinreichen und oben mit Löchern versehen sind.
Eine weitere Neuerung besteht darin, daſs die Verschluſsstücke am hinteren Ende der
Wasserrohren durch Röhrchen r1 mit einander verbunden sind, und zwar ist in den oberen
Schichten eine Verbindung in horizontaler, in den unteren Schichten eine Verbindung
in vertikaler Richtung hergestellt. Die erstere soll zur Ausgleichung des
Wasserstandes in den einzelnen Röhren einer Schicht, die letztere zur Herstellung
eines Wasserumlaufes in den unteren Röhren dienen. Die ebenen Dichtungsflächen der
Röhren r1 sind überall
parallel zu den Rohrachsen, so daſs ein geringer Unterschied in der Länge der
einzelnen Wasserröhren die gute Abdichtung nicht beeinträchtigt.
Zum Zweck der äuſseren Reinigung der Röhren mittels Dampfstrahl sind an den Ecken der
quadratischen Flanschen, welche die Vorder- und Hinterwand des Feuerraumes bilden,
Aussparungen a angebracht.
Die Röhren können wie bei den früheren Anordnungen beliebig um 90 oder 180° gedreht
und somit bestens ausgenutzt werden.
Die Rheinische Röhrendampfkessel-Fabrik A. Büttner und
Comp. in Uerdingen a. Rh. (*D. R. P. Nr. 11998 vom 22, Juni 1880, Zusatz zu
Nr. 467) ordnet jetzt an den von ihr gebauten Root'schen Kesseln (vgl. 1880 238 * 15) die
rechteckigen Kopfstücke auch liegend an, wie aus Fig. 4 und
5 Taf. 1 ersichtlich, so daſs je zwei neben
einander befindliche Röhren jederseits in einem gemeinschaftlichen Kopfstück
befestigt sind und ein Element bilden. Die an den Verbindungsstücken befindlichen
Ablenkungsschirme S erhalten in Folge dessen eine etwas
veränderte Stellung.
An dem aus kurzen Röhren und Kugeln zusammengesetzten Schiffskessel von E. A. Bourry in St. Gallen (vgl. 1880 238 * 14) sind folgende in Fig. 6 und
7 Taf. 1 dargestellte Neuerungen (*D. R. P. Nr. 10955 vom 5. Februar
1880, Zusatz zu Nr. 5899) angebracht. Um den Kessel in niedrigen Räumen unterbringen
zu können, sind die unteren Röhren weggelassen- der aus Wasserröhren gebildete Rost
ist zwischen die oberen Röhren A gelegt, so daſs der
rückkehrende Feuerzug in Wegfall kommt. Die engen Querröhren C sind nur auf der Strecke MN
vorhanden. Die hinter N liegenden Röhren B sind für die Rückströmung des Wassers bestimmt und es
reicht deshalb der Rauchfang, um die Heizgase von diesen Röhren fern zu halten, bis
N in den Feuerraum hinein. Die Roströhren sind in
zwei Querrohren befestigt, von denen aber nur das vordere mit den Kesselröhren
verbunden ist um die freie Ausdehnung der Röhren zu ermöglichen. Das hintere
Querrohr wird nur in der Mitte durch die Speiseröhre gestützt. Alles Wasser gelangt
durch den Rost in den Kessel. Hinter dem Roste sind vier um die Rohre A drehbare Klappen H
angebracht, mit denen man sowohl den Raum oberhalb des Rostes, wie den unterhalb
desselben absperren, mithin den Zug sowohl von oben, wie von unten durch den Rost
führen kann. Um einen gröſseren Dampfraum zu gewinnen, sind die oberen beiden Reihen
Hohlkugeln durch zwei Rohre G ersetzt.
Fig.
8 bis 10 Taf. 1
zeigen eine Rohrverbindung von C. Blasendorff in Berlin
(Erl. *D. R. P. Nr. 11714 vom 28. März 1880). Wie bei dem in Fig. 1 bis
3 abgebildeten Kessel von Köhler sollen auch
hier die über einander liegenden Rohre durch guſseiserne Endröhren verbunden werden,
welche, wenn die horizontalen Rohre gegen einander versetzt sind Zickzackform
erhalten. Die Röhren sind jedoch ohne Anwendung irgend welcher Kopfstücke in die
Guſseisenröhren eingesetzt und zwar sollen nur die Röhren der untersten und der
obersten Schicht mittels aufgeschraubter Flanschen und je zweier Schraubenbolzen b (Fig. 8)
befestigt werden, wobei die Abdichtung durch einen in eine Nuth sich einlegenden
Dichtungsring erzielt wird. Die übrigen Röhren sollen nur durch die Ringe d (Fig. 9) mit
keilförmigem Querschnitt abgedichtet werden. Durch eine Wand P (Fig. 10)
werden die Dichtungsstellen vor der Einwirkung des Feuers geschützt, ferner auch die Röhren nach Fortnahme der
Endstücke an ihrem Platze gehalten.
Die Dampferzeuger, welche, abgesehen von einigen Locomobilen, auf der Ausstellung für
Elektricität zu Paris 1881 den Betriebsdampf zu liefern hatten, waren sämmtlich
Gliederkessel. Fünf derselben waren von De Naeyer und
Comp. und einer von A. Collet und Comp. in
Paris geliefert. Mit Ausnahme eines kleinen Dampferzeugers von De Naeyer waren alle mit einem gröſseren cylindrischen
Oberkessel, der hauptsächlich als Dampfsammler diente, versehen. Nach Anbringung
eines solchen Oberkessels sind die Gliederkessel allerdings nicht mehr durchaus
„explosionssicher“ zu nennen:, doch ist die Gefahr einer Explosion,
namentlich wenn der Oberkessel auſserhalb des Feuerraumes liegt, auſserordentlich
gering. Andererseits sind die durch den groſsen Dampfraum erreichten Vortheile
(namentlich die Möglichkeit, ziemlich trockenen Dampf zu gewinnen) sehr
wesentlich.
Fig.
11 und 12 Taf. 1
zeigen nach der Revue industrielle, 1881 S. 433 einen
der Dampferzeuger von De Naeyer und Comp.
Fig.
12 ist theils Schnitt nach I-II, theils Ansicht von hinten. Derselbe ist
in der Hauptsache ein Root'scher Kessel. Je zwei neben
einander liegende Röhren sind in einem gemeinschaftlichen Kopfstück befestigt (wie
bei der oben erwähnten Anordnung der Rheinischen
Röhrendampfkessel-Fabrik,
Fig.
4 und 5). Die
Verbindungsstücke sind mit Bügel und Schrauben aufgepreſst (vgl. Fig. 13).
Zwischen den Kopfstücken und den Verbindungsstücken sind kurze beiderseits
kegelförmige Stutzen eingeschaltet. Die Rohrenden sind ebenfalls kegelförmig
eingesetzt. Sämmtliche Röhren bilden 6 vertikale Glieder zu je 26 in zwei Reihen
angeordneten Röhren. Vorn oben sowie hinten unten sind diese 6 Glieder an ein
gemeinschaftliches guſseisernes Querrohr angeschlossen. Beide Querrohre sind mit dem
Oberkessel verbunden, so daſs bei der stark geneigten Lage der Röhren ein sehr
energischer Wasserumlauf stattfinden wird. Die Röhren haben 3m Länge, 120mm
Durchmesser und 5mm Dicke. Die Heizfläche beträgt
158qm. Sämmtliche 5 Kessel von De Naeyer hatten einschlieſslich eines Vorwärmers
zusammen 789qm Heizfläche und lieferten den Dampf
für eine Anzahl Maschinen von zusammen 800c.
Derartige Dampferzeuger von De Naeyer sind in
Frankreich schon in groſser Anzahl im Betriebe.
Der in Fig. 1 bis 3 Taf. 4
ebenfalls nach der Revue industrielle, 1881 S. 493
dargestellte Kessel von A. Collet und Comp. in Paris
zeigt gegenüber der früher (vgl. 1880 238 * 189)
beschriebenen Anordnung einige bemerkenswerthe Neuerungen. Die vertikalen,
einerseits abgeflachten Schmiedeisenrohre, in welche die horizontalen Doppelröhren
münden, sind durch kastenförmige Guſseisenrohre ersetzt. Die durchgehenden
Ankerbolzen sind nicht mehr an der eingesetzten Zwischenwand, sondern an der
äuſseren Wand dieser Rohre befestigt (vgl. Fig. 2),
wodurch die Festigkeit
erhöht ist. Die Guſseisenrohre sind oben und unten durch Deckel abgeschlossen,
welche mittels je zweier durchgehender Ankerbolzen angepreſst werden. Die Verbindung
der Rohre mit dem nach vorn verlegten Oberkessel ist durch eine besondere Schicht
Doppelröhren hergestellt, welche vorn in einem gemeinschaftlichen horizontalen
Kasten B befestigt sind. Letzterer ist durch mehrere
ebenfalls mit Scheidewand versehene Stutzen an den Oberkessel angeschlossen. Die
Wasserröhren der unteren Schicht sind vorn durch einen querliegenden Kasten C, welcher mit Abblashahn versehen ist, vereinigt. Die
Röhren erhalten je nach der Gröſse des Kessels einen Durchmesser von 80 bis 125mm und eine Länge von 1,5 bis 2m,5.
Der in Paris ausgestellte Collet'sche Kessel hatte 30qm Heizfläche bei 1qm,23 Rostfläche und lieferte den Dampf für eine Maschine von 45c. Seine Grundfläche betrug 1m,57 × 1m,87,
wobei die Seitenmauern eine Stärke von je 335mm
hatten; seine Höhe war 2m,8. Da bei dieser
Construction der Oberkessel ebenfalls geheizt wird, demnach, wenn auch nur in sehr
geringem Grade, als Dampferzeuger und nicht nur als Dampfsammler dient, so könnte
dieselbe auch den in früheren Berichten als Wasserröhrenkessel bezeichneten
Anordnungen zugerechnet werden.
Mehr noch gilt dies von dem in Fig. 4 und
5 Taf. 4 abgebildeten neuesten Kessel der Rheinischen
Röhrendampfkessel-Fabrik in Uerdingen a. Rh. (* D. R. P. Nr. 18720 vom 2. Juni
1881), bei welchem auch eine Gruppirung der Röhren in einzelnen
„Gliedern“ nicht vorhanden ist. Da derselbe indessen mit dem
vorbeschriebenen viel Aehnlichkeit hat so mag er hier mit aufgeführt werden. Der
eigentliche Dampferzeuger besteht wie bei der vorigen Anordnung aus einseitig
geschlossenen Röhren mit inneren Stromtrennungsröhren. Sämmtliche Röhren münden vorn
in einen gemeinschaftlichen rechteckigen Kasten, welcher oben durch einen Stutzen an
den Oberkessel angeschlossen ist. Der letztere ist durch eine eingesetzte Wand,
welche nur oben und unten einen Spalt läſst, in zwei Kammern getheilt, so daſs die
heftigen Wallungen auf die vordere Abtheilung beschränkt bleiben. In die Oeffnung
für den Uebertritt des Dampfes aus der vorderen in die hintere Kammer ist auſserdem
ein Sieb eingesetzt und unter dem Dampfabzugsrohr im Dom wird eine Dampf trocken
Vorrichtung angebracht. Der hintere Theil des etwas geneigt liegenden Oberkessels
soll als Schlammsammler dienen und es ist deshalb das Rohr l, durch welches das Wasser aus dem Oberkessel in den vorderen Kasten
zurückgeführt wird, in einem mittleren Punkte an den ersteren angeschlossen. Die
Trennung der in die inneren Röhren eintretenden und der aus den äuſseren Röhren
austretenden Strömungen ist hier nicht so gut wie bei dem vorigen Kessel
durchgeführt, indem vor den Rohrmündungen nur Ablenkungsschirme angebracht sind. Die
Abdichtung der Röhren dagegen erscheint vortheilhafter. Es sind auch hier sowohl für
die Befestigung der Röhren in der vorderen Kammer, wie für die Verschluſsdeckel Kegelflächen ohne
Dichtungsringe benutzt, welche aber so angeordnet sind, daſs der Dampfdruck selbst
die Kegel einpreſst. Die Feuerung ist nach dem System Ten-Brink eingerichtet und die Decke des Feuerraumes ist wie bei dem
früher (1880 238 * 108) beschriebenen Gliederkessel aus
Doppelröhren gebildet, welche mit dem übrigen Kessel passend verbunden sind.
Gegenüber den Wasserröhrenkesseln mit zwei Endkammern (von Steinmüller, Heine, Babcock und Wilcox u.a.)
haben diese Constructionen mit an einem Ende geschlossenen Röhren den Vortheil, daſs
die Röhren sich frei ausdehnen können; dagegen wird die Wasserströmung nicht so
lebhaft sein wie bei den ersteren, schon wiegen der plötzlichen Bewegungsumkehrung
an den hinteren Röhrenenden. Die Röhren werden daher auch häufiger einer Reinigung
bedürfen.
Schlieſslich ist noch ein aus vertikalen Röhren gebildeter Gliederkessel eigenartiger
Construction aufzuführen. Dieser Dampfentwickler von S. B.
Ballian in Konstantinopel (*D. R. P. Nr. 14446 vom 4. Januar 1881) ist in
Fig. 6 und 7 Taf. 4
dargestellt. Die vertikalen Wasserrohren T sind von
Rauchröhren b durchzogen. Der Abschluſs wird oben wie
unten durch ringförmige, mit einem kegelförmigen Ansatz in die Röhren T hineingreifende Scheiben gebildet, von denen die
untere mit der inneren Röhre b fest verbunden ist,
während die obere nur aufgelegt wird. Auf das obere, mit Gewinde versehene Ende von
b ist die Mutter d
geschraubt, so daſs die Röhre b zugleich als Anker
dient. Die Röhren T sind so eng zusammengelegt, daſs
sie sich fast berühren und stehen oben und unten wie auch an mehreren
Zwischenpunkten durch kurze Stutzen a mit einander in
Verbindung. Die den Feuerraum allerseits einschlieſsenden, nach unten durchgehenden
Röhren T1 enthalten
statt der Rauchröhren Ankerbolzen e. Die seitlich
liegenden Röhren f, welche in horizontaler Richtung
durch Röhren h (vgl. Fig. 6) und
in vertikaler Richtung durch Röhren k verbunden sind,
dienen als Vorwärmer, die Röhren i als Schlammsammler
und die Röhren o als Dampfsammler. Die drei obersten
Röhren o1 sind etwas
kürzer als die übrigen, so daſs eine Oeffnung für die abziehenden Heizgase bleibt.
Dieses auſserhalb des eigentlichen Feuerraumes liegende System horizontaler Röhren
ist oben, unten und in der Mitte durch kurze Stutzen l
an die Röhren T1
angeschlossen. In den Röhren k und T wird in Folge dessen ein Wasserumlauf hervorgerufen
werden, wenigstens in dem unteren Theile derselben. In den direkt über dem Feuer
liegenden Röhren T aber fehlt eine stärkere
Wasserströmung. Es ist daher ein Ansammeln von Schlamm auf den Böden derselben und
eine baldige Zerstörung der unteren Enden zu befürchten.
Whg.