Titel: | Münchener Versuche zum Fernsprechen auf grosse Entfernungen. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 81 |
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Münchener Versuche zum Fernsprechen auf groſse
Entfernungen.
Fernsprechen auf groſse Entfernungen.
In D. p. J. 1882 245 231 ist
über telephonische Versuche berichtet, welche zwischen Paris und Brüssel, also auf
eine Entfernung von etwa 310km angestellt worden
sind. Die Münchener Elektricitätsausstellung 1882 hat die Ausführung ähnlicher
Versuche in Deutschland nahe gelegt, und zwar ist dazu eine Entfernung von etwa
540km in Angriff genommen worden, zu welchem
Zwecke die deutsche Reichsverwaltung eine Telegraphenleitung von Dresden nach Hof im
Anschluſs an die von der kgl. bayerischen Verwaltung zu diesen Versuchen bestimmte
Leitung von München über Regensburg und Bayreuth nach Hof zur Verfügung gestellt
hat. Am 29. September wurden Morgens zwischen 7 und 8 Uhr in die genannte
oberirdische Leitung in München, Bayreuth und Dresden Telephone eingeschaltet und in
Dresden mittels eines Blake'schen Mikrophons, in
München abwechselnd mittels eines Blake'schen und eines
Berliner'schen Mikrophons der neuesten
Construction, natürlich stets unter Verwendung eines InductorsDer Inductor
in Berliner's Mikrophon hatte in der primären
Spule 4 Lagen aus 0mm,9 dickem Draht und
0,4 bis 0,5 S. E. Widerstand, in der sekundären Spule 4000 bis 5000
Windungen aus 0mm,1 dickem Draht und etwa
700 S. E. gesprochen. Eine Verständigung zwischen Dresden und
München war indessen nicht zu erzielen; doch hat bei diesen Versuchen Bayreuth
namentlich die in München gesprochenen Worte zu vernehmen vermocht. Während der
ganzen Versuchsdauer war in den Telephonen ein anhaltender und ganz gleichmäſsiger
Ton von ziemlicher Höhe zu hören, über dessen Entstehungsursache etwas Zuverlässiges
nicht festzustellen war. Vielleicht liefert die Fortsetzung der Versuche noch ein
günstigeres Ergebniſs.
Weit günstiger verliefen die Versuche mit Regensburg (137km) am 28. September früh zwischen 7 und 8¾ Uhr und mit Bayreuth (282km) an demselben Tage Nachts zwischen 11 und 12
Uhr, bei welchen in München ein gewöhnliches Berliner'sches Mikrophon und ein solches mit drei schwereren Contactstücken in
Parallelschaltung, in Regensburg ein gewöhnliches Berliner'sches
Mikrophon, in Bayreuth dagegen die jetzigen Telephone der Bell Company mit Stabmagnet zum Sprechen, zum Hören aber überall
ebensolche Bell'sche Telephone benutzt wurden. Sowohl
mit einer einfachen Drahtleitung (verzinkter Eisendraht von 4mm,5 Dicke), welche in München und Regensburg
hinter den Apparaten an Erde gelegt wurde, als in einer aus zwei Leitungsdrähten
gebildeten Schleife konnte München mit Regensburg ganz leicht und anstandslos sich
unterhalten, obwohl meist sehr starke Nebengeräusche im Telephon zu hören waren,
welche aus benachbarten Morse- und Hughes-Telegraphenleitungen und
Eisenbahnsignalleitungen für Magnetinductions-Läute werke herrührten und sich durch
Induction bezieh. Stromübergänge hörbar machten. Bei Benutzung der Schleifenleitung
wurden in München Apparate in zwei durch einen langen Saal von einander getrennten
Zimmern des Telegraphengebäudes aufgestellt und einmal durch einen einfachen Draht
verbunden, ein anderes Mal in jedem Zimmer hinter den Apparaten eine Erdleitung
angelegt, und zwar in dem einen Zimmer eine Erdleitung im Telegraphengebäude selbst,
in dem anderen Zimmer aber eine Erdleitung in der 1km,5 entfernten Krauſs'schen Fabrik.
Angeschlossen wurden einige Versuche über die Möglichkeit des Sprechens zwischen
diesen beiden Zimmern bei in Regensburg offener (an ihren Enden isolirter) Schleife
und über das Mithören aus dem einen Drahte in den anderen, mit dem schon bekannten
(bejahenden) Erfolge.
Auch zwischen Bayreuth und München wurde eine gute Verständigung erzielt bei
Benutzung der zwei Erdleitungen an der Schleife besonders, wenn zur Verminderung des
Nebengeräusches der Hughes-Betrieb in einer benachbarten Leitung eingestellt wurde.
Diese Versuche wurden ganz ebenso wie jene mit Regensburg durchgeführt.
In der Nacht des 28. September sprachen zum Schluſs München und Regensburg noch in
einer Schleife, welche aus einer auf kürzestem Wege und einer zweiten auf dem Umwege
über Ingolstadt laufenden Leitung gebildet wurde. Hierbei war die Verständigung
wesentlich leichter, wenn die beiden Zimmer in München durch einen Draht verbunden
waren, als wenn die erwähnten beiden Erdleitungen benutzt wurden.
E–e.