Titel: | Ueber neuere Farbstoffe. (Patentklasse 22.) |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 200 |
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Ueber neuere Farbstoffe. (Patentklasse
22.)
Ueber neuere Farbstoffe.
Zur Herstellung von gelben, braunen und rothbraunen
Farbstoffen durch Paarung von Diazoverbindungen mit den vom Resorcin ableitbaren
Azoverbindungen wird nach der Actiengesellschaft für
Anilinfabrikation in Berlin (D. R. P. Nr. 18861 vom 9. August 1881) Resorcin oder
Homologe desselben mit einer Diazoverbindung gepaart, so daſs Oxyazoverbindungen der
allgemeinen Formel R.N2C6H3(OH)2
entstehen. Die erhaltene Verbindung wird noch einmal mit einer Diazoverbindung
gepaart, so daſs Oxybiazoverbindungen der allgemeinen Formel \left.
{R_1.N_2}\atop{\ \ R.N_2\ } \right\}{\mbox{C}_6\mbox{H}_2(\mbox{OH})_2
entstehen, welche wasserlösliche gelbe und braune Farbstoffe bilden.
Dieselbe Gesellschaft (D. R. P. Nr. 15 649 vom 17. Februar 1881) empfiehlt zur Darstellung von orangerothen, rothen und braunrothen
Azofarbstoffen aus Methylnaphtalin den zwischen 225 und 250° siedenden
Theil des Steinkohlentheeres, welcher wesentlich aus Methyl- und Dimethylnaphtalin
besteht. Man erhält daraus durch Nitriren, Ueberführen in die Sulfosäuren und
Reduciren Amidomethylnaphtalinsulfosäure bezieh. die Dimethylverbindung, welche, in
die Diazoverbindung übergeführt, mit β-Naphtol oder
dessen Sulfosäuren Farbstoffe liefert.
Nach einem ferneren Vorsehlage wird das Methyl- oder Dimethylnaphtalin in die
Sulfosäure und durch Schmelzen mit Kali in Methylnaphtol umgewandelt, welches mit
Diazosulfanilsäure oder mit Diazonaphtalinsulfosäure oder mit
Amidoazobenzoldisulfosäure gelbrothe Farbstoffe gibt. Die Sulfosäure desselben
liefert mit den Diazokohlenwasserstoffen rothe Farbstoffe.
Zur Darstellung eines blauen Farbstoffes wird nach
derselben Gesellschaft (D. R. P. Nr. 18579 vom 1. Januar 1881) Methylorange (Orange
III) mit einem Ueberschuſs von Schwefelwasserstoffschwefelammonium im Autoclaven auf
105 bis 110° erhitzt. Das Reactionsproduct wird durch Eisenchlorid oxydirt. Der dann
entstandene Farbstoff ist in Wasser leicht, in Alkohol schwer löslich und färbt
Wolle und Seide direkt kornblumenblau.
Darstellung der Homologen des Phenoles, der Naphtole und des
Resorcins. Nach Angabe derselben Gesellschaft (D. R. P. Nr. 17311 vom 10.
Juli 1881) tritt durch Einwirkung von Methylalkohol und dessen Homologen, sowie von
Benzylalkohol in Gegenwart von condensirend wirkenden Metallsalzen auf die Phenole
der Alkoholrest in den Phenolkern ein: C6H5.OH + ROH = C6H4R.OH + H2O.
Gleiche Moleculargewichte der Phenole und der Alkohole werden mit wasserfreiem
Chlorzink in einem mit Rückfluſskühler versehenen Gefäſs so lange erhitzt, bis die
Masse sich in 2 Schichten theilt; das ausgeschiedene Oel wird rectificirt. Die
homologen Phenole können in der Farbenindustrie an Stelle der einfachen verwendet
werden.