Titel: | Neuerungen in der Herstellung von Alkalien. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 279 |
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Neuerungen in der Herstellung von Alkalien.
Patentklasse 75. Fortsetzung des Berichtes S. 508. Bd. 245.
Neuerungen in der Herstellung von Alkalien.
Nachtrag zu den Untersuchungsmethoden für Sodafabriken.
Das von G. Lunge verbesserte Fletcher'sche Anemometer wurde bereits
beschrieben (1882 244 * 207).
Aufschlieſsung von Schwefelkies. Um die bis jetzt
darüber bestehenden Meinungsverschiedenheiten zu klären, wurden folgende Versuche
angestellt.
Auf fein gepulverten Schwelmer Kies wirkt Salpetersäure
von 1,48 sp. G., gelb und stark rauchend, in der Kälte gar nicht ein, in der Wärme
des Wasserbades nur langsam und gibt unvollständige Aufschlieſsung. Ebenso verhält
sich stark rauchende Salpetersäure von 1,465 sp. G. Chemisch reine Salpetersäure von
1,42 sp. G. gibt schon nach einigen Sekunden ohne künstliche Erwärmung heftige
Reaction mit starker Wärmeentwickelung und in wenigen Minuten ist die Aufschlieſsung
beendigt, ohne daſs sich Schwefel abgeschieden hätte. Salpetersäure von 1,40 sp. G.,
gelb, verhält sich genau wie die vorige. Eine Mischung von 8 Th. starker Salzsäure
und 1 Th. Salpetersäure von 1,42 sp. G. wirkt kalt nicht ein. Im Wasserbade tritt
bald Reaction ein: doch dauert die Aufschlieſsung ziemlich lange. Bei Anwendung
einer Mischung von 1 Th. starker Salzsäure und 3 Th. Salpetersäure von 1,42 sp. G. tritt nach wenigen
Sekunden von selbst heftige Reaction mit starker Wärmeentwickelung ein. Nach wenigen
Minuten ist Alles ohne Schwefelabscheidung aufgeschlossen. – Pyrit von Wallis verhält sich genau so.
Gewaschene Schwefelerze von Freiberg (Mischungen
verschiedener Kiese) verhalten sich ebenso; doch tritt bei Anwendung von
Salpetersäure allein Abscheidung von Schwefel ein.
Mit Zinkblende von Aachen gibt Salpetersäure von 1,48
sp. G. nach kurzer Zeit Reaction und schlieſst vollständig auf, aber mit Abscheidung
von Schwefel. Salpetersäure von 1,42 sp. G. wirkt noch schneller als die vorige,
scheidet aber auch viel Schwefel ab. Eine Mischung von 1 Th. Salzsäure und 3 Th.
Salpetersäure von 1,4 sp. G. verhält sich ebenso. Bei Verwendung einer Mischung von
3 Th. Salzsäure und 1 Th. Salpetersäure von 1,4 sp. G. muſs die Reaction durch
Erwärmen eingeleitet werden, verläuft dann aber sehr rasch, wobei weniger Schwefel
als in den vorigen Fällen abgeschieden wird.
Lunge empfiehlt daher zur Aufschlieſsung von
Schwefelkies u. dgl., Salpetersäure von nicht über 1,42 sp. G. zu nehmen, dieselbe
aber mit ⅓ Vol. Salzsäure zu mischen, um einer Ausscheidung von Schwefel
vorzubeugen, bezieh. denselben leichter zu oxydiren.
Zur Bestimmung von kohlensauren neben kaustischen
Alkalien hatte Lunge früher (1882 243 424) das Phenacetolin an Stelle der
Chlorbariummethode empfohlen. Es wurde nun zunächst eine Mischung von viel
Aetznatron mit sehr wenig kohlensaurem Natrium (käufliche kaustische Soda) nach der
Chlorbariummethode untersucht und zwar wurden 50cc
der Lösung mit genügend Chlorbarium versetzt, mit heiſsem Wasser auf 200cc gebracht und sofort titrirt; mit Methylorange
titrirt ergaben sich 51cc,8 Normalsalzsäure für
Natriumhydrat. 50cc direkt titrirt erforderten
52cc,9 Normalsäure, so daſs 1cc,1 für Na2CO3 bleibt. Die durch direkte Austreibung und Wägung
mittels Natronkalk bestimmte Kohlensäure entsprach 1cc,15 Normalsäure.
Das Titriren mit Phenacetolin ergab:
I
II
bis
zu ganz schwachem Rosaschein:
50,7cc
50,7CC
„
deutlich röthlich
51,5
51,5
„
entschieden roth
51,8
51,7
„
gelblich grün
52,9
52,9
Somit ist bei Anwesenheit von sehr wenig Kohlensäure die
Chlorbariummethode genau genug bei richtiger Ausführung (Abhaltung fremder
Kohlensäure, schnellem Filtriren und Abmessen der Hälfte vor der Abkühlung u. dgl.);
bei Phenacetolin darf man nicht nur bis zu dem ersten Schein einer Rosafarbung
gehen, sondern muſs fortfahren, bis die Flüssigkeit entschieden roth wird. Man wird
hierüber freilich oft um mehrere Zehntel Cubikcentimeter in Unsicherheit sein. Es
sei auch bemerkt, daſs anfangs die Normalsäure die mit Phenacetolin versetzte
Flüssigkeit, welche
farblos sein soll, selbst an der Einfallstelle nicht verändert; erst wenn das
Natriumhydrat nahezu gesättigt ist, wird die Farbe auch nur vorübergehend roth. Lunge kann also für diesen Zweck, wo zuweilen eine
recht genaue Bestimmung der Kohlensäure verlangt wird, das Phenacetolin doch nicht
empfehlen.
Bei Flüssigkeiten, welche mehr kohlensaures Natrium neben Aetznatron enthalten, z.B.
kausticirte Laugen, zeigt sich die Chlorbariummethode schon ungenau, jedenfalls in
Folge Mitreiſsens von Natron mit dem Bariumcarbonat, wodurch das Natriumhydrat zu
niedrig erscheint, obwohl das Volumen des Niederschlages vernachläſsigt wurde, was
gerade im entgegengesetzten Sinne wirkt. Phenacetolin gibt trotz einer gewissen
Unsicherheit bessere, der Wirklichkeit sich mehr nähernde Resultate, welche aber
immer noch eher zu niedrig ausfallen. Da es hier nicht auf absolute Genauigkeit,
sondern nur auf Betriebscontrole ankommt, wo man die umständliche Bestimmung mit
Natronkalk gern umgeht, so dürfte hier das Verfahren mit Phenacetolin dem mit
Chlorbarium vorzuziehen sein.
Für Rohsodalaugen, welche wenig Aetznatron neben viel kohlensaurem Natrium enthalten,
ist das Chlorbariumverfahren noch weniger genau und erhält man mit Phenacetolin
trotz einer gewissen Unsicherheit in der Schätzung der richtigen Färbung immer noch
bessere Resultate. Man kann also dieses bequeme Reagens auch hier anwenden, wenn
nicht die Laugen zu stark gefärbt sind. Dabei ist zu bemerken, daſs, wie weitere
Versuche gezeigt haben, die Rothfärbung eintritt, wenn alles Natriumhydrat gesättigt
und ehe Schwefelnatrium angegriffen ist. Letzteres
verhält sich vielmehr dem Phenacetolin gegenüber genau wie kohlensaures Natrium;
auch zerstört es den Farbstoff nicht, so daſs man damit, wie mit Methylorange, auch
Schwefelnatriumlösungen auf Alkalinität direkt titriren kann.
Ammoniak verhält sich anders als Aetznatron, indem dasselbe durch Phenacetolin sofort
roth wird. Jedenfalls ist zu rathen, sich mit diesem Indicator bei Flüssigkeiten von
bekannter Zusammensetzung einzuüben.
Zum Titriren der oxydirbaren Schwefelverbindungen in
Sodarohlaugen mit Jodlösung hatte Lunge
vorgeschlagen, 5cc der Rohlauge auf mindestens
200cc zu verdünnen, Stärkelösung zuzusetzen,
mit Essigsäure anzusäuern und schnell mit Jodlösung auszutitriren. Obwohl hierbei
meist ein geringer Geruch nach Schwefelwasserstoff auftreten wird, so ist doch
nachgewiesen, daſs, wenn man sofort nach dem Ansäuern austitrirt, der Verlust an
Schwefelverbindungen kaum merklich ist.
Es war nun vorgeschlagen, die verdünnte Rohlauge allmählich in eine bestimmte Menge
angesäuerte Jodlösung einlaufen zu lassen, so daſs letztere immer im Ueberschuſs
bleibt, und mit unterschwefligsaurem Natrium (Thiosulfat) zurück zu titriren. Lunge zeigt aber, daſs dieses letztere Verfahren
weniger genau ist als das erstere.
Bei weiteren Versuchen über Titriren von Ferrocyanalkalien
mit Kupfervitriol zeigt es sich, daſs das ursprüngliche Verfahren von Hurter (1882 243 489), bei
welchem man durch Chlorkalklösung oxydirt und den Ueberschuſs des Chlores durch
schwaches Erwärmen austreibt, sehr wenig genaue Resultate ergibt, während man ganz
genügend constante Resultate erhält, wenn man concentrirte Chlorkalklösung oder auch Bromwasser aus einer Bürette
zusetzt, bis Tropfen von verdünntem Eisenchlorid nicht mehr gebläut werden, dann
eine zweite Probe mit derselben Menge versetzt, wobei man natürlich nur wenige
Tüpfelproben zu machen hat, und nun mit Kupfervitriollösung titrirt, bis ein Tropfen
mit verdünnter Eisenvitriollösung deutliche Rosafärbung
gibt. Es kommt nicht einmal darauf an, ob noch ein geringer Ueberschuſs von Chlor
oder Brom da ist; jedoch ist es besser, nach der Oxydation nicht zu lange stehen zu
lassen, sondern bald mit Kupfervitriol zu titriren. Berechnet man aber das Resultat
der Versuche nach der theoretischen Formel., so bekommt man nur 84,1 Procent der
wirklich vorhandenen Menge. Es zeigte sich nun beim Zurückgreifen auf die früheren
Versuche von Schaeppi, daſs darin ein Rechnenfehler
begangen worden war, indem bei der Reduction des Kupferoxydes seines Kupfersulfates
auf Ferrocyannatrium statt des Moleculargewichtes von CuO (79) nur das Atomgewicht
von Kupfer (63) zu Grunde gelegt wurde. Dies macht einen Unterschied von 100 : 80
und zeigt sich in der That bei der Umrechnung, daſs Schaeppi mit der Kupfermethode nur 79 bis 85 Procent von der
Chamäleonmethode erhalten hatte. Hieraus muſs man schlieſsen, daſs die Reaction nicht glatt nach der Formel: K6FeCy12 + 3CuSO4 = Cu3Fe2Cy14 + 3K2SO4 vor sich geht,
oder daſs wenigstens deren Ende nicht durch die Hurter'sche Tüpfelprobe mit Eisenvitriol (durch Reduction des blaugrauen
Ferridcyankupfers zu rothem Ferrocyankupfer) angezeigt wird. Vielmehr verbraucht man
in Wirklichkeit nur 80 bis 84 Procent der theoretisch notwendigen Kupfermenge.
Wenn man somit auch das Ferrocyan bei dieser Probe nicht nach der Theorie berechnen
kann, so erhält man doch mit derselben genügend übereinstimmende Resultate für den
Fabrikgebrauch zur Betriebscontrole der Rohsodalaugen u. dgl. Es ist dieses
Verfahren daher zu empfehlen, jedoch muſs man die Ferrocyanmenge nicht nach der bei
der Herstellung der Kupferlösung angewendeten Kupfervitriolmenge berechnen, sondern
den Cyantiter der Kupferlösung durch Probiren mit einer Lösung von reinem
Ferrocyankalium feststellen. Nur wo es auf groſse Genauigkeit ankommt, wird man zu
der Fällung von Berlinerblau, Umwandeln desselben in Ferrocyannatrium und Titriren
mit Chamäleon greifen müssen.
Combinirtes Verfahren der Leblanc- und der Ammoniak-
Sodafabrikation. M. Schaffner und W. Helbig in
Auſsig (D. R. P. Nr. 19216 vom 3.
Januar 1882) machen den Vorschlag, die nach dem Leblanc'schen Verfahren erhaltenen Sodarückstände mit Chlormagnesium zu behandeln
(vgl. 1879 231 345). Die hierbei gebildete Magnesia,
sowie die aus dem überschüssigen Chlormagnesium durch Zusatz von gebranntem Kalk
oder Dolomit gefällte wird verwendet, um aus den Salmiaklaugen der
Ammoniak-Sodafabrikation Ammoniak zu entwickeln, wobei wieder Chlormagnesium
erhalten wird.
Calcinirung des bei der Ammoniak-Sodafabrikation gewonnenen
Bicarbonates. Nach E. Solvay in
Brüssel (D. R. P. Nr. 16131 vom 10.
Mai 1881) schlieſst das Bicarbonat immer noch etwas Wasser ein, wird
daher beim Erhitzen breiartig und bildet lästige Ansätze in den Apparaten. Dieses
wird vermieden, wenn man dem Bicarbonat zuvor eine gewisse Menge calcinirter Soda
zusetzt.
Solvay macht folgenden Vorschlag (D. R. P. Nr. 16 229
vom 15. April 1881) zur Nutzbarmachung natürlicher basischer
Phosphate durch Anwendung derselben bei der Fabrikation von Soda und Potasche
mittels des Ammoniakprozesses. Das rohe Phosphat wird gepulvert, zur
Entfernung des leichteren kohlensauren Kalkes geschlämmt, worauf man das so
angereicherte Phosphat brennt. Es läſst sich nun unmittelbar zur Regeneration des
Ammoniaks aus dem Chlorammonium verwenden, oder es wird vorher nochmals geschlämmt,
um den an den Körnern des Phosphates nicht festhaltenden leichten Kalk zu entfernen,
und dann erst zu besagtem Zweck benutzt. Man könnte sich auch des ungebrannten
Phosphates bedienen; nur würde dann Ammoniumcarbonat statt Ammoniak erzeugt
werden.
In dem einen wie dem anderen Falle wird der gröſste Theil des freien Kalkes bezieh.
kohlensauren Kalkes in Chlorcalcium umgesetzt, welches sich durch Wasser leicht von
dem unverändert gebliebenen und unlöslichen dreibasischen Kalkphosphat trennen
läſst, Auf diese Weise wird ein nur noch wenig überschüssigen Kalk enthaltendes
verkäufliches Product gewonnen.
Zum Brennen des rohen pulverisirten Phosphates lassen sich 2 verschiedene
Verfahrungsweisen anwenden. Entweder wird das Material in einem passenden Apparat
mit einem Bindemittel – z.B. Thon, Magnesia oder Theer – zu einem Teig zusammen
geknetet und in Klumpen geformt, welche man alsdann in einem Kalkofen ganz in der
Weise wie Kalk brennt; oder es wird ein pulverförmiges Brennmaterial mit dem
gepulverten Phosphat vermischt und darauf in einem geeigneten Apparat durch die
Entzündung des ersteren gebrannt, In beiden Fällen kann man die erzeugte Kohlensäure
auffangen, um sie bei der Sodafabrikation zu verwerthen.
Um bei der Regeneration des Ammoniaks mittels des in dem Phosphat enthaltenen Kalkes
die möglichst vollständige Ueberführung des letzteren in Chlorcalcium zu bewirken,
muſs das betreffende Verfahren in besonderer Weise geleitet werden. Gewöhnlich setzt
man bei der Regeneration
des Ammoniaks dem in Lösung befindlichen Chlorammonium Kalk in erheblichem
Ueberschuſs zu, um mit Sicherheit eine vollständige Zersetzung des Chlorammoniums
herbeizuführen und jeden Verlust an dem zu regenerirenden werthvollen Product zu
vermeiden. Dieses Verfahren ist verwerflich, wenn man den Kalk durch das gebrannte,
kalkreiche Phosphat ersetzt; denn es würde aus demselben ein Phosphat mit einem
bedeutenden Ueberschuſs von Kalk hervorgehen, welches demnach einen geringeren Werth
haben würde als das reinere Phosphat. Um diesem Uebelstande zu begegnen, läſst man
das Phosphat durch eine Chlorammoniumlösung von zunehmender Stärke hindurchgehen
oder aber die Lösung durch das Phosphat hindurchflieſsen, dessen Kalküberschuſs in
der Richtung des Flüssigkeitsstromes immer bedeutender wird.
Nach Th.
Korndorff in Leopoldshall (D. R. P. Nr. 18845 vom 26. November 1881) wird bei der Gewinnung von Chlorkalium durch Verwendung von
Chlorcalcium bezieh. Chlorcalcium haltigen Laugen beim Auflösen der
Carnallitrohsalze statt des reinen Wassers oder der Kali haltigen
Chlormagnesiumlaugen verhindert, daſs Magnesiumsulfat in Lösung geht. Die Laugen
geben daher ein reineres Chlorkali um bei der Kristallisation.
Zur Darstellung von Kaliumsulfat aus Schönit wird nach
E.
Meyer in Berlin (D. R. P. Nr. 18924 vom 22. December 1881) die Trennung der beiden Salze
dadurch bewirkt, daſs eine heiſs gesättigte, wässerige Lösung von Schönit mit einem
Ueberschusse von Schönitsalz kurze Zeit gekocht wird, wobei sich zum Theil
Kaliumsulfat ausscheidet, während die entsprechende Menge Magnesiumsulfat in Lösung
geht. Das ungelöste Salzgemisch wird aufs Neue mit einer zur Auflösung ungenügenden
Menge Wasser und mit Schönit gekocht, wobei der letztere namentlich durch Einwirkung
des bereits gebildeten Kaliumsulfates sich noch weiter zersetzt, so daſs
schlieſslich nach wiederholter Behandlung mit reinem, zur Auflösung nicht
ausreichendem Wasser bei Temperaturen von 80 bis 100° reines Kaliumsulfat zurück
bleibt.
Die hierbei durch diese mehrfachen Behandlungen entstehenden Laugen, welche jedesmal
nahe der Siedehitze von dem Salzgemische getrennt werden, finden dadurch weitere
Verwendung, daſs sie mit neuen, im Ueberschusse vorhandenen Schönitmengen weiter
erhitzt werden, bis sie sich so stark mit Magnesiumsulfat anreichern, daſs dessen
Trennung auf anderem Wege nothwendig wird. Die Laugen werden zu einem
Volumengewichte von 1,32 bis 1,33 eingedampft, um beim Erkalten Schönitkrystalle
abzuscheiden. Die Mutterlauge hiervon wird wieder bis zu derselben Concentration
eingedampft und gibt nochmals eine Krystallisation von Schönit. Die Krystallbildung
wird zuletzt ganz unbedeutend und man erhält dann beim nächsten Eindampfen eine
Krystallisation von Bittersalznadeln, die man am vorteilhaftesten schon bei 25 bis
30° von der Mutterlauge trennt, weil bei weiterem Erkalten noch geringe Mengen von Schönit sich
ausscheiden, welche nachher leicht von dem gleichzeitig auskrystallisirenden
Bittersalze durch Umkrystallisiren getrennt oder beliebig anderweitig verarbeitet
werden können.
Im Fabrikbetriebe werden entweder mehrere von direktem Feuer geheizte Pfannen
verwendet, deren erste eine heiſse reine Kaliumsulfatlösung enthält, während in der
letzten die mit Bittersalz angereicherte Lauge sich befindet, welche von dort in die
Krystallisationsgefaſse abgelassen wird. Die Salzgemische werden hierbei aus der
Pfanne mit stärkerer Lauge herausgekrückt und in die nächstfolgende Pfanne mit
schwächerer Lauge übergeschöpft, bis sie schlieſslich in die Pfanne mit reinem
Kaliumsulfat gelangen, oder man wendet Gefäſse mit Rührvorrichtung und Dampfheizung
an und befördert umgekehrt die schwächeren heiſsen Laugen auf die Salzgemische,
welche noch unzersetzten Schönit enthalten, derartig, daſs abwechselnd jedes der
Zersetzungsgefäſse schlieſslich reines Kaliumsulfat liefert. Oder man wendet ein
System von systematisch verbundenen Shank'schen Kästen
an, welche mit Dampf erhitzt und mit Schönit gefüllt werden, während eine heiſse
Kaliumsulfatlösung in ein und derselben Richtung die Salzgemische durchflieſst und
zerlegt.
Bei der Extraction von Schönit aus Kainit ist nach H.
Grüneberg in Köln (D. R. P. Nr. 18947 vom 10. Januar 1882) zu berücksichtigen,
daſs eine gesättigte Kochsalzlösung bei 80 bis 100° nahezu die Hälfte ihres
Gewichtes an Schönit aus dem Kainit löst. Aus dieser Lösung krystallisirt der
Schönit beim Erkalten fast vollständig heraus. Die Mutterlauge davon kann, wenn sie
nicht zu reich an Chlormagnesium ist, wieder zur Extraction verwendet werden. Es
genügt eine 3 malige Auslaugung, oder man laugt in ununterbrochener Weise aus und
zwar befindet sich das Chlormagnesium wesentlich in der ersten Extractionslauge,
welche in den Chlorkaliumbetrieb geht, oder man gewinnt das beim Eindampfen durch
Umsetzung entstandene Chlorkalium direkt.
Zur Darstellung von Kaliumcarbonat aus Chlorkalium durch
Bildung von Zinkkaliumcarbonat und Zerlegung desselben mit Wasser wird nach
B. Wittgen in Neu-Staſsfurt und E.
Cuno in Staſsfurt (D. R. P. Nr. 19197 vom 21. Januar 1882) concentrirte
Chlorkaliumlösung mit Zinkoxyd, Zinkhydrat oder Zinkcarbonat versetzt und in
geschlossenen Gefaſsen mit Kohlensäure behandelt. Es fallt ein
Kalium-Zinkdoppelcarbonat aus, während Chlorzink in Lösung geht. Jenes wird durch
heiſses Wasser in seine Bestandtheile zerlegt, worauf man die Kaliumcarbonatlösung
eindampft. Die Chlorzinklösung enthält noch Chlorkalium und Zink als Bicarbonat
gelöst. Beim Eindampfen scheidet sich Zinkcarbonat und dann Kalium-Zinkdoppelchlorid
aus, welches durch Lösen und Krystallisiren in seine Bestand theile zerlegt
wird.