Titel: | Ueber Gasfeuerungen für Salinen. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 288 |
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Ueber Gasfeuerungen für Salinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 20.
Ueber Gasfeuerungen für Salinen.
Die Saline Aussee wurde veranlaſst, die bis dahin
verwendete Holzfeuerung zu verlassen und wesentlich Traunthaler Lignit zu brennen,
da die von dem benachbarten Torfmoore in Ebensee jährlich gelieferten 1000 bis
1200t Torf nicht einmal den Bedarf einer
Pfanne deckten. Wie nun J. Heupel in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1882 S. 293 und 410 berichtet, muſs aber die Abhitze von den
Feuerstätten der Sudpfannen unmittelbar zur Abdörrung der Salzstöcke verwendet
werden, indem die abziehenden Verbrennungsgase das abzudörrende Salz in den
Dörrkammern unmittelber bestreichen. Bei der geringsten Rauchbildung berufst das
weiſse Salz sofort und muſs als unbrauchbar ausgeschieden werden. Da mit
gewöhnlicher Rostfeuerung keine völlig Rauch freie Verbrennung zu erzielen ist, so wählte die
Salinenverwaltung in Aussee eine Gasfeuerung für Torf und Braunkohlen. (Vgl. 1878
228 * 234.)
Nach mehrfachen Versuchen wurde zuerst im de
Pretis'schen Sudwerke im J. 1878 eine Gasfeuerung eingebaut. Die Boden- bezieh.
Heizfläche der Sudpfanne beträgt 155qm,55. Der
Heizraum derselben ist durch eine Scheidemauer in zwei gleiche Hälften getheilt,
welche jede ihren eigenen Feuerungskamin hat, weil die mit der Abhitze der Pfannen
betriebenen Dörrkammern an beiden Seiten der Sudpfannen angebracht sind, weshalb
auch der Feuerzug in einen rechts- und linksseitigen getheilt und die Feuerung der
einen Pfannenhälfte unabhängig von der anderen hergestellt werden muſste.
Für den Betrieb der ganzen Pfanne wurden 4 Generatoren aufgestellt, von denen je 2
gemeinschaftlich und unabhängig von den beiden übrigen die Heizgase für eine
Pfannenhälfte lieferten. Diese Generatoren (Fig. 1 und
2 Taf. 20) bestehen aus einem trichterförmigen Raume C, welcher unten mit einem gewöhnlichen Plan- und
Treppenrost P und T
abgeschlossen ist und wohin einerseits der Füllschacht A für das Aufgichten des Brennstoffes einmündet und von wo anderseits der
Gasabzugskanal F abzweigt. Der Raum unter dem Roste ist
nach auſsen mit einer eisernen, dicht schlieſsenden Thür E abgesperrt, die mit mehreren Klappen versehen ist, durch welche dem
Roste die der langsamen, unvollkommenen Verbrennung entsprechende Luft regulirbar
zugeführt werden kann. Der Füllschacht A ist mit einem
guſseisernen Füllkasten G versehen, welcher einen
doppelten Verschluſs besitzt, um beim Aufgichten des Brennstoffes einerseits keine
Gasverluste zu erleiden, andererseits den Zutritt der Luft zu verhindern, damit die
Gase nicht vorzeitig im Generator selbst verbrennen. Die Gasabzugskanäle F der beiden gemeinschaftlich thätigen Generatoren
münden mittels der Ventile V in den gemeinschaftlichen
Gaskanal H, welcher mit der im Heizraume der Pfanne
liegenden Gasleitung K durch den Kanal J in Verbindung steht. Im Gewölbe des Kanales K ist ein System von Schlitzen s angebracht, welche in den eigentlichen Gasverbrennungskanal B (Brenner) einmünden.
Die erforderliche Verbrennungsluft zieht durch die in den Ofenwandungen angebrachten
Luftkanäle in den Gewölbraum M und gelangt entsprechend
vorgewärmt durch die Kanäle n und durch
Horizontalschlitze in den Brenner B. Die fast senkrecht
auf einander stoſsenden Gas- und Luftströme müssen zur Vervollständigung der
Verbrennung noch durch das Ziegelgitterwerk z gehen.
Mittels der von auſsen verstellbaren Ventile V wird die
Gasentwickelung in den Generatoren geregelt, die Luftzufuhr durch einen Schieber im
Kanal n.
Die Sudpfanne Z ist 15m,25 breit und 10m,2 lang, so daſs je 2
Generatoren nach Abrechnung der Scheidemauerdicke eine wagrechte, 7m,62 breite und 10m,2 lange Heizfläche zu erhitzen haben. Bei dieser breiten Heizfläche war die für die
Abdörrung des Salzes unbedingt erforderliche reine Verbrennung erst dann zu
erreichen, als der Brenner B die erwähnte Einrichtung
erhielt, so daſs die brennenden Gase nicht unmittelbar den kühlen Pfannenboden
treffen, sondern erst nach ihrer vollständigen Verbrennung. Diese Feuerung ist jetzt
seit 2½ Jahren in ununterbrochenem Betriebe und entspricht in jeder Art den
gestellten Anforderungen sowohl bei Verwendung von Torf, als mit Braunkohlen.
Bei Inbetriebsetzung der Generatoren geht aber eine gewisse Menge Heizgas unverbrannt
fort, in dem langen Kanale verdichten sich Theerdämpfe und die Gasventile leiden
durch die Hitze. Heupel erbaute daher im J. 1880 für
die sogen. Kainisch-Sudwerke eine direkte Gasfeuerung.
Die Sudpfannen Z sind hier 17m,1 lang, 7m,6
breit, so daſs je eine Heizfläche 130qm beträgt,
für welche 3 Generatoren A (Fig. 3 und
4 Taf. 20) mit Rosten T und P nach der Breite der Sudpfanne gleichmäſsig verteilt
hergestellt wurden. Die Regelung der Gasentwickelung geschieht mittels gut
schlieſsender Luftklappen in der Thüre E vor dem
Aschenraum D. Der Gasverbrennungsapparat, welcher vom
Füllschacht A durch eine einfache Gewölbsgurte getrennt
ist, besteht aus einem aus feuerfesten Ziegeln hergestellten, nahezu horizontalen
Gitterwerk F und aus dem senkrechten Gitterwerk e, zwischen welchen sich der eigentliche
Verbrennungsraum B befindet und in welchem die in den
Seitenwandungen des Generators angebrachten Luftkanäle n einmünden. Die weitere Construction des Brenners ist gleich jener bei
dem bereits beschriebenen der indirekten Gasfeuerung im De
Pretis-Werke. Die im Generator entwickelten Heizgase gelangen durch das
Gitterwerk F in den oben geschlossenen Verbrennungsraum
B, wo sie mit der aus den Luftkanälen n regulirbar zuströmenden, in den Ofenwandungen
erwärmten Luft vermengt werden und sich dadurch entzünden. Diese Generatoren sind
seit dem J. 1880 mit Braunkohlen im Betriebe, ohne daſs gröſsere Reparaturen
erforderlich waren. Die 4 Generatoren im De
Pretis-Werke vergasen in 24 Stunden 12t,5
Traunthaler Lignit oder 10t Torf, die 3
Generatoren für eine Pfanne im Kainisch-Wevk 10t,5 Traunthaler Lignit.
Eine dem letzteren fast gleiche direkte Gasfeuerung mit Traunthaler Lignit auf der
Saline Ischl ist seit 1 Jahre im Gang; 100k Lignit geben hier 128k,5 gedörrtes Salz, entsprechend einer 3,85fachen
Verdampfung. Die erwähnte indirekte Gasfeuerung gibt mit 100k Lignit 122k
Salz, entsprechend einer 3,66 fachen Verdampfung. Die direkte Gasfeuerung in Aussee
gibt bis jetzt dasselbe Resultat; doch ist anzunehmen, daſs das Ergebniſs durch
Neuanlage der in Folge von Versuchen mehrfach geänderten, bezieh. schadhaft
gewordenen Generatoren günstiger wird.
Die Ausseer Soole enthält eine gröſsere Menge fremder Salze (schwefelsaures Kalium,
schwefelsaures Natrium, schwefelsaures Calcium und Chlormagnesium), während in der
aus den Salzbergen von Hallstatt und Ischl gewonnenen Soole, welche die
oberösterreichischen Salinen Hallstadt, Ebensee und auch die Saline Ischl versiedet,
diese Nebenbestandtheile in weit geringerem Procentsatz vorhanden sind. In Folge
dieses gröſseren Gehaltes an Nebensalzen muſs die Ausseer Saline mit weit höherer
Sud- und Dörrtemperatur arbeiten, um einerseits feinkörniges schweres Salz zu
erhalten, andererseits, um die den Salzkrystallen anhaftende Mutterlauge, in welcher
ein Theil dieser leicht löslichen Nebensalze noch gelöst enthalten ist, aus den
Salzstöcken auszutreiben. Ferner muſs die Sudtemperatur auf 103 bis 106° erhalten
werden, in Folge dessen die Pfannensteinbildung so stark befördert wird, daſs nach
14tägigem Sude der Pfannenstein 5 bis 10cm stark
ist, so daſs hier keine längeren Sude als 14 Tage durchgeführt werden können,
während der Pfannenstein in Ischl selbst nach 3 wöchentlichem Sude in der Regel
nicht stärker als 2cm ist.
Bei der Saline Ebensee wurden mit der Treppenrostfeuerung in den letzten 5 Jahren für
100k Kohlen 115k Salz erzielt, mit der Gasfeuerung in Aussee 122, somit bei einer
Jahreserzeugung von 15000t eine Ersparung von
700t Kohlen erzielt.
Bei den mit Halbgasfeuerung für Torf versehenen
Sudpfannen der Saline Rosenheim hat nach Mittheilung
v. Hörmann's (Bayerisches
Industrie- und Gewerbeblatt, 1882 S. 92) die Sudpfanne c (Fig. 5 bis
7 Taf. 20) bei 13m Länge und 11m Breite eine Gesammtfläche von 143qm; dieselbe ist aus 8mm starken Eisenblechen hergestellt, welche durch doppelte Nietreihen
verbunden sind. An der Breitseite der Sudpfanne liegen 5 Feuerschächte a, aus denen die Verbrennungsgase unter der Pfanne
hinwegstreichen, durch Kanäle unter den Dörrherden h
hin- und hergeführt werden und endlich in den Schornstein b entweichen. In unmittelbarer Nähe auf den beiden Langseiten der
Sudpfannen befinden sich die Salzlegen d, auf welche
das aus der Soole abgeschiedene Salz ausgekrückt wird. Ueber der Sudpfanne ist ein
aus Brettern gezimmerter Dampfmantel e und ein
Dampfschlot f angebracht, welcher letztere etwa 1m über dem Dach endet. Durch einen Gang getrennt
sind auf jeder Seite der Pfanne 8 Traufkästen g, deren
Boden aus Beton, deren Umfassungswände aus Holz hergestellt sind. Die Dörrherde h auf beiden Seiten der Pfanne haben zusammen einen
Flächeninhalt von 163qm und sind aus 5mm starkem Eisenblech hergestellt, welches auf
⊤-Eisen mit versenkten Nietköpfen befestigt ist. Zu ebener Erde befinden sich auf
beiden Schmalseiten des Gebäudes Magazine i für das
fertige Salz.
Vor Beginn jedes Sudes wird der Pfannenstein abgelöst und allenfallsiger Schaden der
Pfanne ausgebessert. Der Ablauf wird alsdann geschlossen und mit dem Einlassen der
Soole begonnen. Ist die Pfanne überronnen, so wird mit der Feuerung angefangen.
Sobald der Schwimmer einen Soolestand von 0m,36 in
der Pfanne zeigt, wird der Einlauf geschlossen und bis auf 0m,3 abgedampft. Von da ab wird der Soolestand durch Regulirung des
Einlaufes nach der Verdampfung beständig auf 0m,3
Höhe erhalten. Die eben geschilderten Vorarbeiten nehmen gewöhnlich einen Zeitraum
von 12 bis 14 Stunden in Anspruch, so daſs nach dieser Zeit zum ersten Male Salz
gezogen werden kann. Das Ausziehen des Salzes erfolgt mittels Krücken. Lange Krücken
mit undurchlöcherten Krückenblättern dienen zum Beiziehen des Salzes; kurze, mit
gelochten Krückenblättern werden gebraucht, um das Salz auf die Legen zu bringen.
Beim Ziehen ist besonders darauf zu sehen, daſs jeder Theil des Pfannenbodens
mehrmals überfahren wird einerseits, um alles Salz beizuziehen, und andererseits, um
ein Anbrennen des Salzes bezieh. die Bildung von Kesselstein zu vermeiden. Auf den
Legen bleibt das Salz bis kurz vor dem nächsten Zug, welcher nach etwa 3 Stunden auf
jeder Seite vorgenommen wird. Vor dem Ausziehen neuer Salzmengen muſs das von den
vorhergehenden Operationen in den Traufkästen befindliche nach den Dörrherden und
das auf den Legen befindliche in die Traufkästen gebracht werden. Auf den Dörrherden
wird das Salz zur Beschleunigung des Trocknens mehrmals gewendet und mit eisernen
Walzen zerkleinert. Nach Verlauf von 3 Stunden wird das Salz vollständig trocken vom
Dörrherd genommen und in die Magazine gebracht.
Von H. Bunte wurde die Heizung der Pfannen I und V
untersucht. Der verwandte Torf enthielt:
Kohlenstoff
45,32
Wasserstoff
4,64
Sauerstoff
27,67
Wasser
19,67
Asche
2,70
––––––
100,00.
Durch einen schrägen Füllschacht wurde der Torf in hoher Schicht auf den Rost
gebracht, aus den tief liegenden Generatoren traten die Gase unmittelbar in eine
überwölbte Verbrennungskammer, in welcher dieselben mit vorgewärmter Luft
zusammentrafen. Aus den Mündungen der Kammer unter der Sudpfanne trat eine klare
ruhige Flamme, deren Länge und Beschaffenheit durch die vorhandenen Luftschieber
leicht und sicher regulirt werden kann. Die Rauchgase enthielten im Mittel 13,0
Proc. Kohlensäure, 6,4 Proc. Sauerstoff und 80,6 Proc. Stickstoff; die Temperatur im
Fuchs betrug 144 und 188°. Während der betreffenden Sudperiode vom 13. bis 23.
December stellten sich Materialverbrauch und Salzproduction der beiden Pfannen
auf:
Torfverbrauch
64220k
130390k
Soole von 6° versotten etwa
364cbm,9
738cbm,4
Producte:
Kochsalz
100750k
198400k
Nebensalze
400
1250
Pfannenstein
1000
2850
–––––––––––––––––
Zusammen feste Salze
102150k
202500k
Mutterlauge
12cbm,0
35cbm,2.
1l = 1k,195 Soole enthielt 0k,3 feste Salze und ergab 1k Torf 1k,591 bezieh. 1k,553 Salze.