Titel: Neuere Lüstrirmaschinen für Garne und Gewebe.
Autor: H.
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 317
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Neuere Lüstrirmaschinen für Garne und Gewebe. Patentklasse 8. Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 24. Neuere Lüstrirmaschine für Garne und Gewebe. Das Lüstriren, Glätten oder Glänzen ist eine Vollendungsarbeit für Textilerzeugnisse und bezweckt in erster Linie, diesen Waaren ein besseres Aussehen zu geben, andererseits auch dieselben für gewisse Verbrauchszwecke geeigneter zu machen. Von bedeutender Wichtigkeit ist dasselbe für die Herstellung von Nähzwirnen und Eisengarnen. Dem Lüstriren geht entweder ein Dämpfen der Waare, oder eine Behandlung derselben mit Glanz erzeugenden Stoffen voraus. Diese Appreturstoffe richten sich in ihrer Zusammensetzung nach den zu glänzenden Materialien und dem Grade des verlangten Glanzes und bestehen im Wesentlichen aus Stärke, Wachs, Seife, Oel, Fett, Gummi, denen noch verschiedenartige Füll- oder Deckmittel, wie Thonerde, Chinaclay, Magnesia und andere Mineralstoffe, beigemengt werden. Die appretirten Stoffe werden in noch feuchtem Zustand auf Lüstrirmaschinen gebracht und durch Druck, Reibung und Wärme der Glanz erzeugt. Eine Lüstrirmaschine für Garne in Strähnen ist in Fig. 3 Taf. 24 dargestellt. Auf der Betriebswelle b der Maschine ist eine mit Bürsten besetzte Trommel befestigt. Die Bürsten greifen in das zwischen den Walzen x und y aufgespannte Garn, welches durch die von b aus bewegte Oberwalze in einer zur Bürstenwalze entgegengesetzten Richtung umgedreht wird. Die untere Walze hängt in Haken r, welche durch Zugstangen o mit Gewichtshebeln i verbunden sind. Um das bei jedesmaligem Abnehmen der Strähne erforderliche Aufheben der Gewichtshebel von der Maschine selbst bewirken zu lassen, ist von W. Scheffel's Erben in Barmen (Erl. * D. R. P. Nr. 15601 vom 20. April 1879) auf jeder Seite der Bürstenwalze eine Reibungsscheibe c befestigt und über derselben ein bewegliches Bremsstück d gelagert, welches einerseits durch Zugstangen f drehbar mit den Gewichtshebeln i, andererseits durch Zugstangen mit den auf der Welle l befestigten Kurbeln verbunden ist. Da sich während der Arbeit das Garn streckt, so gehen auch die Gewichtshebel i und die Bremsstücke d in die punktirte Lage herab. Durch einen Druck auf den mit l verbundenen Hebel m werden die Bremsstücke d gegen die Scheiben c gedrückt, durch die auftretende Reibung die Bremsstücke mitgenommen und die Gewichtshebel gehoben. Mit Hilfe des um q drehbaren Hebels p ist es dann möglich, die Haken r von der Walze y abzuheben und nach Stillsetzung der Maschine das Garn von der oberen Walze abzunehmen. Um den bei diesen Maschinen in Folge starker und ungleichmäſsiger Anspannung der Fäden auftretenden Fadenbruch zu vermeiden, lassen Ph. Barthels und Feldhoff in Barmen (* D. R. P. Nr. 15521 vom 11. März 1881) die einzelnen Garnfäden zwischen mehreren rotirenden Bürstenwalzenpaaren a (Fig. 2 Taf. 24) hindurch gehen; gleichzeitig ist bei dieser Maschine die Einrichtung getroffen, die Appreturmasse den Fäden direkt und in regulirbarer Menge zuzuführen. Die auf Spulen S gewundenen Garnfäden werden von der von der Walze l durch Reibung mitgenommenen Zuführwalze f gleichmäſsig abgezogen, durch Führungsstäbe zwischen den einzelnen Bürstenwalzen a hindurchgeführt und mit Hilfe des Fadenführers q in gleichmäſsigen Lagen auf die in dem Schlitz p geführten und durch Reibung von der Walze l mitgenommenen Spulen wieder aufgewunden. Das Auftragen der Appretur erfolgt unterhalb des Bleches s mittels einer Bürstenwalze s1, welcher durch die in dem Trog t1 gelagerte Metallwalze t die Appreturmasse zugeführt wird. Durch Verschieben des Gewichtes u1 auf dem Bremshebel u kann die Abgabe von Appreturmasse vermindert oder vermehrt werden. Die in Fig. 4 Taf. 24 dargestellte Lüstrirmaschine (Chevellirmaschine) bezweckt, gefärbte Garne in Strähnen unter Einwirkung von Dampf einem Streckungsprozeſs zu unterwerfen, um denselben Glanz und Milde zu verleihen. Die Garnsträhne werden über die nach zwei Seiten von der Maschine hervortretenden Metallwalzen (Chevillien) A und A1 gespannt, von denen die unteren Walzen durch die Hauptwelle in Drehung versetzt werden, während die oberen Walzen in dem mit Hilfe der Schraubenspindel M verschiebbaren Lager angebracht sind. Dieser Theil der Maschine ist mit einem dampfdichten Kasten umschlossen, so daſs das zu behandelnde Garn sich in einem mit Dampf angefüllten Raum befindet. Um nun die Gröſse der Streckung durch die Schraube M für jede Garnsorte durch die Maschine selbst reguliren zu können, ist von W. Spindler in Berlin (* D. R. P. Nr. 13124 vom 25. April 1880) eine selbstthätige Steuerung construirt worden. Auf der stehenden Welle D ist mit Nuth und Feder eine doppelt konische Bremsscheibe F angebracht, welche mittels eines an der Stange N befestigten Ringes an dem Doppelhebel o aufgehängt ist. Oberhalb und unterhalb des Konus sind lose auf der Welle D zwei Reibungsscheiben aufgesetzt, deren angegossene Räder a und b in die mit Muttergewinde für die Schraubenspindel M versehenen Räder f und g eingreifen und je nach der Hebung oder Senkung des Konus ein Rechts- oder Linksdrehen der Schraube M bewirken. Ein Gegengewicht Q hält den Doppelkonus in seiner mittleren Lage. Um nun die Streckung des Garnes zu begrenzen, ist auf der Spindel M das Handrad R angebracht, welches je nach Bedarf verstellt werden kann. Dasselbe stöſst, wenn es die bestimmte Höhe erreicht hat, gegen die Nase n des an o drehbaren Hebels S und bewirkt durch Vermittelung des an S befestigten Hebels V ein seitliches Verschieben der in y drehbaren Klinke K, welche sich gegen die nach Art einer Bohrknarre ausgeführte Sperrung i stützt. Dadurch wird die mit letzterer verbundene Stange P frei, der Hebel o kehrt aus seiner tiefsten in die mittlere Lage zurück und die Streckung wird unterbrochen. Um nun die Rückdrehung der Spindel zu bewirken, hebt man das Sperrgehäuse i mittels des Handgriffes in die Höhe, so daſs die Klinke K auf der unteren Seite der Sperrung anliegt und nun der Doppelkonus in die obere Reibungsscheibe eingreift. Der Niedergang der Spindel wird durch Anstoſsen des Handrades R gegen den an einer Stange a drehbaren Winkelhebel d begrenzt. Die Stange a ist durch den Doppelhebel b mit der Stange V verbunden und bewirkt beim Abwärtsgehen das Auslösen der Klinke K, worauf der Doppelkonus in seine Mittellage zurückkehrt und der Niedergang der Schraube M beendet ist. Das Lüstrirverfahren von Hölken und Comp. in Barmen mit Anwendung eines geschlossenen bezieh. offenen Heizkastens ist in D. p. J. 1880 235 * 205 und 1882 243 * 306 bereits beschrieben. Textabbildung Bd. 246, S. 319 Die Lüstrirmaschine von Sarfert und Vollert in Meerane (* D. R. P. Nr. 12047 vom 4. Mai 1880) dient zum Lüstriren von Geweben, deren eine Seite mit erhabenen Mustern versehen sein kann (Ripse, Damaste). Zwischen den beiden Druckcylindern b und c, über welche ein endloses Filztuch h gelegt ist, liegt der hohle und geheizte Glänzcylinder a, dessen Umfangsgeschwindigkeit gröſser oder kleiner als die des Filztuches ist. Die von einer Rolle ablaufenden Stoffe werden zwischen Filztuch und Cylinder a hindurchgeführt, erhalten hierbei in Folge der erzeugten Reibung den einseitigen Glanz und werden oben auf eine Rolle wieder aufgewickelt. Um die Bedienung der Maschine zu erleichtern, können die Walzen a, b und c auch horizontal angeordnet sein. H.

Tafeln

Tafel Tafel 24
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