Titel: | Ueber Portlandcement und dessen Verfälschung. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 390 |
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Ueber Portlandcement und dessen
Verfälschung.
Ueber Portlandcement und dessen Verfälschung.
W. Michaëlis (Deutsche Töpfer- und Zieglerzeitung, 1882
S. 262) hat Versuche über den Einfluſs eines Zusatzes von Traſs, römischer
Pozzolanerde und Hochofenschlacke auf die Festigkeit des Cementes gemacht.
Bezügliche Cementmischungen gaben folgende Zugfestigkeiten in k/qc:
Alter
7 Tage
28 Tage
190 Tage
180 Tage
1 Jahr
2 Jahr
100 Cement, 300 Sand
8,47
11,80
14,19
15,80
18,58
18,60
90 Cement, 10 Pozzolana, 300 Sand
7,18
10,65
11,37
15,71
18,90
18,75
80 Cement, 20 Pozzolana, 300 Sand
6,97
9,94
11,70
14,86
17,12
21,50
70 Cement, 30 Pozzolana, 300 Sand
7,40
10,03
13,41
14,10
18,98
24,03
90 Cem., 10 Traſs, 300 Sand
7,87
11,88
12,04
14,07
16,35
20,04
80 Cem., 20 Traſs, 300 Sand
8,74
9,98
11,40
15,62
19,10
22,86
70 Cem., 30 Traſs, 300 Sand
6,20
9,65
10,85
16,27
18,73
21,60
Eine andere Cementsorte gab mit Schlackenzusätze folgende
Zugfestigkeiten:
Alter
7 Tage
28 Tage
90 Tage
1 Jahr
100 Cement, 300 Sand
15,50
18,08
23,17
23,27
90 Cement, 10 Schlacke, 300 Sand
14,90
18,31
22,08
23,70
80 Cement, 20 Schlacke, 300 Sand
13,00
17,58
21,58
22,33
70 Cement, 30 Schlacke, 300 Sand
11,40
12,92
18,00
19,25
60 Cement, 40 Schlacke, 300 Sand
8,10
10,50
12,92
14,67
Weitere Versuche bestätigten, daſs geeignete Pozzolanen, dem Cement zugeschlagen, die
cementirende Kraft desselben erhöhen. Da nun solche Pozzolanen wie
Hochofenschlacken, Glas und Feuerstein, nur sehr langsam mit Kalk anziehen und
allmählich erhärten, da ferner alle diese Zuschläge, selbst Traſs und Pozzolana di Roma, nur nach Maſsgabe des frei werdenden
Kalkhydrates Cement bilden können, so liegt es auf der Hand, daſs derartige
Beimischungen zum Cement anfangs wirklich die Festigkeit nach Art indifferenter
Zusätze bezieh. Verlängerungsmittel herabdrücken müssen und daſs die gute Wirkung
der Pozzelane erst in der Folge sich geltend machen kann. Wie weit solche Zuschläge
gemacht werden dürfen, hängt ab von der Zusammensetzung des Cementes selbst und von
der sachgemäſsen Auswahl des Zuschlages; namentlich ist zu bemerken, daſs nur
gewisse Schlacken, ja selbst nur sehr wenige Hochofenschlacken, auf diese Weise
tadellose Cemente liefern, daſs somit die Auswahl der Schlacken eine ganz
beschränkte sein muſs.
In der ersten Hälfte dieses Jahres erreichte das Verfahren einiger deutschen
Cementfabriken, ihrem gebrannten Portlandcement fein gemahlene, fremde und
minderwerthige Stoffe, namentlich Hochofenschlacken, Traſs, Kreide oder Kalkstein,
zuzusetzen und dieses Gemenge als Portlandcement zu verkaufen, eine solche
Ausdehnung, daſs der Vorstand des Vereins deutscher
Cementfabrikanten am 6. Juli 1882 eine Generalversammlung berief, welche
folgenden Beschluſs faſste: „Die Generalversammlung des Vereins deutscher
Cementfabrikanten erklärt, daſs der Verkauf von Cement, welchem fremde,
minderwerthige Körper nach dem Brennen desselben zugesetzt sind, als
„Portlandcement“ für eine Täuschung des Abnehmers zu erachten ist,
wenn nicht beim Verkaufe und bei der Lieferung der gemischten Waare deutlich
kenntlich gemacht wird, daſs ein solcher Zusatz sich im Cement befindet. Zusätze
bis 2 Procent des Gewichtes, welche nur den Zweck haben, dem Cement besondere
Eigenschaften zu ertheilen, sollen jedoch nicht als Verfälschung angesehen
werden.“
Die Zulassung eines Zusatzes gewisser Stoffe bis 2 Proc. erklärt sich dadurch, daſs
einige Cementfabriken bei der eigenthümlichen Art ihrer Rohstoffe ihrem Cemente nach
dem Brennen kleine Mengen von Gyps oder anderen Stoffen beizumischen genöthigt sind,
um das Fabrikat volumenbeständig oder langsamer bindend zu machen. Laut
Rundschreiben vom Oktober d. J. haben 55 Cementfabriken sich diesem Beschluſs
unbedingt angeschlossen. Die Vorwohler Portlandcementfabrik von Prüssing, Plank und Comp. erklärt dagegen auch künftig,
wie schon seit 4 Jahren, mit Hochofenschlacke u. dgl. vermischte Cemente zu liefern.
Wenn nichts Gegentheiliges ausdrücklich vereinbart sei, werde sie das gemischte
Fabrikat und zwar unter der Bezeichnung „Vorwohler Portlandcement“ in
Fässern, welche mit erläuterndem Plakate beklebt seien, liefern, im anderen Falle
die gewöhnliche Waare unter der einfachen Bezeichnung „Portlandcement“.
Dieses letztere Verfahren findet begreiflicher Weise die entschiedenste Miſsbilligung
(vgl. Thonindustriezeitung, 1882 S. 403. Deutsche Bauzeitung, 1882 S. 420). Man befürchtet mit
Recht, daſs der dem deutschen Cemente im Auslande eben erst gewonnene hohe Ruf durch
derartige Versuche nur geschädigt werden kann. Wirken Schlackensätze in der That
günstig oder auch nur unschädlich, so belehre man darüber die Abnehmer und überlasse
es diesen, so viel oder so wenig Schlackenzusatz zu
verwenden, als ihnen gut dünkt. Wenn der Fabrikant anstatt eines reinen Cementes ein
mit Schlacke versetztes Erzeugniſs abgibt, ohne daſs
die Zusatzmenge auf den Gebinden angegeben ist, so wird dies nach bisherigen festen
Begriffen nicht anders als eine Fälschung zu bezeichnen
sein.