Titel: | W. R. Eckart's Chronograph mit Hipp'schem Echappement für technische Zwecke. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 500 |
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W. R. Eckart's Chronograph mit Hipp'schem
Echappement für technische Zwecke.
Mit Abbildungen auf Tafel 39.
W. R. Eckart's Chronograph mit Hipp'schem Echappement.
Schon seit Jahren hatte sich bei den Wasserhaltungsmaschinen der Tiefgruben auf
Comstock Lode das Bedürfniſs einer Vorrichtung zur Messung und Registrirung der
Geschwindigkeit der Pumpen, deren Gang in Folge des langen und schweren
Schachtgestänges, sowie anderer in Bewegung befindlicher Massen ein sehr
unregelmäſsiger war, herausgestellt. Ein von R. Briggs
im Journal of the Franklin Institute, 1877 S. 89
veröffentlichter Artikel, welcher die Beschreibung des Hipp'schen Echappement und seiner Anwendbarkeit für derartige Zwecke
enthielt, gab die Anregung zur Anschaffung eines äuſserst empfindlichen
registrirenden Chronographen.
Die Handhabung des Apparates, zu dessen Ingangsetzung ein sehr geringes Gewicht
hinreicht, erfordert groſse Aufmerksamkeit; namentlich muſs das zur Aufnahme des
Diagrammes dienliche Papier mit der gröſsten Sorgfalt um die rotirende Trommel
gelegt werden. Denn ein kleiner Gewichtsüberschuſs auf der einen Seite der
letzteren, in Folge des Uebereinandergreifens der Papierränder, macht sich sofort
durch einen höheren oder tieferen Ton der Echapppementfeder bemerkbar und deutet auf
eine Beschleunigung oder Verlangsamung, je nachdem der Ueberschuſs auf der
absteigenden oder aufsteigenden Seite der Trommel vorhanden ist. Beim Ueberziehen
der Trommel findet es Eckart zweckmäſsig, das
Papierblatt 9 oder 6mm kürzer als den Umfang zu
machen und die entstehende schmale Lücke durch einen den beiden Rändern
anzuklebenden, leicht übergreifenden Papierstreifen auszufüllen. Die Fuge wird dann
mit feinem Sandpapier abgerieben und dadurch jede Unebenheit ausgeglichen. Nachdem
das Papier einen Ueberzug von Lampenruſs erhalten hat, ist es zur Aufnahme des
Diagrammes bereit.
Die beiden Markirstifte zur Registrirung der Sekunden und der Geschwindigkeitskurve
werden durch federnde Stahlstreifen gebildet, deren Endzapfen zwischen regulirbaren
Schraubenspitzen spielen. Mit Hilfe eines dünnen, durch ein Gewicht gespannten
Stahldrahtes ist es möglich, den Druck der Stifte so zu reguliren, daſs sie nur den
Ruſs hinwegnehmen, ohne das Papier zu berühren, und auf diese Weise eine
zusammenhängende feine weiſse Linie auf dunklem Grunde hinterlassen. Durch
Eintauchen der Papierfläche in eine dünne Schellacklösung wird nachträglich die
Zeichnung fixirt.
In constructiver Beziehung war vor allen Dingen zu berüksichtigen, daſs der
Chronograph nicht allein bei den Wasserhaltungsmaschinen an der Schachtmündung,
sondern auch unterirdisch in bedeutenden Tiefen aufgestellt werden muſste, wo die
Luft mit den Dünsten des heiſsen Grubenwassers gesättigt ist und die Temperatur bis
zu 45° steigt. Das Instrument war also gegen Wasserdampf und Sickerwasser zu
schützen. Auch muſste von dem in ähnlichen Fällen gebräuchlichen Pendel, zur
Markirung der Sekundenintervalle auf dem Papier, Umgang genommen und diejenige
gedrungene, leicht tragbare Construction gewählt werden, von welcher die Abbildungen
Fig. 1 und 2 Taf. 39
einen anschaulichen Begriff geben.
C ist der mit Messingblech bekleidete guſseiserne Sockel
des Apparates. Das Metallgestell B nimmt das Räderwerk
auf, welches, durch stellbare Gewichte D getrieben, die
leichte Messingtrommel A und das Echappementrad b in Umdrehung setzt. Die Trommel ist genau
ausbalancirt und läuft auf den an beiden Enden angebrachten Reibungsrollen r. Der den parallelen Leitstangen f1 entlang gleitende
Schlitten mit dem Zeichenstifte h0 erhält seine Bewegung in der einen Richtung von der zu
prüfenden Maschine und zwar mittels der an den Schlitten befestigten Schnur P, während eine in dem Gehäuse c eingeschlossene Spiralfeder die Rückbewegung übernimmt. Auf dem
Schlitten sind kleine Elektromagnete e angeordnet, um
den Zeichenstift von dem Papier abheben und an irgend einem beliebigen Punkte wieder
ansetzen zu können. Diese Anordnung wurde zur Bestimmung der Elasticitäts Wirkungen
bei Unterbrechung und Aenderung der Bewegung, da wo lange Pumpengestänge in Betrieb
sind, für nothwendig erachtet und hat sich auch, unabhängig von den
Indicatordiagrammen, zum Zweck einer genauen Fixirung des Absperrungs- und
Eröffnungspunktes der Dampfventile als sehr nützlich bewährt. Ein zweiter auf den
Parallelstangen f stellbarer Schlitten k trägt den Elektromagnet d, welcher den an seinem Anker befestigten stählernen Markirstift g in Thätigkeit setzt, um die Sekunden auf dem
Papierrande zu verzeichnen. i ist ein Chronoskop, d.h.
eine Uhr, deren Zeiger in jeder Sekunde eine Umdrehung macht. Von dem Uhrgestell
erhebt sich eine Messingsäule, von welcher direkt über dem Sekundenzeiger ein
feiner, durch eine Stehraube q stellbarer Platindraht
j herabhängt. Dieser Draht ruht auf einem
Platinplättchen, welches in dem Einschnitte eines von jener Messingsäule
hervorragenden Kautschukisolators k1 eingefügt ist. Eine Glasglocke schützt das Instrument gegen
Feuchtigkeit. Die von einer 2 zelligen Batterie ausgehenden Leitungsdrähte l bilden den Stromkreis, in welchen die Messingsäule
und der Elektromagnet d eingeschaltet sind.
Nach jedem Umlauf des Sekundenzeigers wird der Strom momentan dadurch unterbrochen,
daſs der Zeiger den Platindraht j von dem
Platinplättchen abhebt, und diese von Sekunde zu Sekunde erfolgende Unterbrechung
ist es, welche der Elektromagnet d jedesmal durch eine
kleine Seitenbewegung des stählernen Markirstiftes g
auf dem berufsten Papier der Trommel registrirt. Die in der Vorrichtung y festgeklemmte Echappementfeder a gibt durch ihren Ton einen Anhalt zur Beurtheilung
des in der Bewegung des Uhrwerkes eingetretenen Beharrungszustandes und etwaiger
Geschwindigkeitsänderungen; ihre Spannung wird mittels der Schrauben o und p regulirt.
Was die Bewegung der 150mm im Durchmesser haltenden
Trommel betrifft, so empfiehlt Eckart für praktische
Zwecke eine Rotationsgeschwindigkeit innerhalb derjenigen Grenzen, bei welchen die
Sekundenzeichen auf der geschwärzten Oberfläche in Abständen von 75 bis 275mm erscheinen. Ist noch eine Stahlskala
beigegeben, auf welcher 0mm,25 abgelesen werden
können, so lassen sich Bewegungsänderungen, welche innerhalb 0,001 Sekunden vor sich
gehen, leicht registriren und die Kreuzung von Linien wegen zu vieler Umdrehungen
der Trommel während eines Hubes der Maschine ist vermieden.
Es mag hier erwähnt werden, daſs das Instrument bei verschiedenen Systemen von
Wasserhaltungsmaschinen der Comstock Lode- Gruben sowohl bei den direkt wirkenden
Schwungradmaschinen, als auch den Davey-Maschinen
erfolgreiche Anwendung gefunden hat, u.a. auch zur gleichzeitigen Bestimmung der
relativen Bewegung des Schachtgestänges und der Pumpen in einer Tiefe von 760m unterhalb des über Tage aufgestellten Motors und
an zwischenliegenden Punkten. Nicht minder wichtig sind die Resultate hinsichtlich
der Elasticität langer Gestänge. In einem Falle machte ein solches an einer Stelle,
547m unter der Erdoberfläche, eine förmliche
Pause, während der Motor dem Maximum seiner Geschwindigkeit sich näherte, und es
zeigte sich, daſs die mit dem Schachtgestänge verbundenen Pumpen gröſsere oder
kleinere Hübe haben können als die Wasserhaltungsmaschine selbst. Es unterliegt
daher keinem Zweifel, daſs jede Berechnung der durch ein langes Kunstgestänge
getriebenen Pumpen und ihres Nutzeffectes, wenn sie sich einzig und allein auf die
Bewegung oder den Hub des Motors stützt, auch nicht einmal annähernd richtig ist,
wenn nicht die Elasticität und der Einfluſs der Gegengewichte auf dieselbe mit in
Betracht gezogen wird. (Nach dem Engineering, 1882 Bd.
33 S. 552.)