Titel: | F. Becker's Hygro-Indicator. |
Autor: | F. Hausenblas |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 12 |
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F. Becker's Hygro-Indicator.
Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 2.
F. Becker's Hygro-Indicator.
Die Untersuchung des Dampfes auf seinen Wassergehalt in ähnlicher Weise zu
ermöglichen, wie man Art und Gröſse der Dampfwirkung bei einer Dampfmaschine mittels
des Dampfdruck-Indicators ermittelt, ist der Zweck eines neuen, sinnreichen
Instrumentes, welches von seinem Erfinder F. Becker in
Neuſs a. Rh. (* D. R. P. Kl. 42 Nr.
17855 vom 11. September 1881) als Hygro-Indicator bezeichnet wird. Dasselbe liefert ein Diagramm, dessen
Form durch den Feuchtigkeitsgehalt des Dampfes beeinfluſst wird, weshalb der
letztere aus dem Diagramm beurtheilt werden kann.
Das durch die Fig. 5 bis
8 Taf. 2 veranschaulichte Instrument besteht im Wesentlichen aus einem
kleinen Dampfcylinder c, der einerseits durch die an
einem gewöhnlichen Indicatorhahn anzusetzende Kuppelschraube m mit dem Raum verbunden ist, welcher den zu untersuchenden Dampf enthält,
während andererseits eine Kuppelschraube n die
Verbindung des Cylinders c mit einem Richards'schen oder Thompson'schen Indicator o herstellt. Endlich
kann der Cylinder durch eine Auspufföffnung a mit der
äuſseren Luft in Communication treten. Die Verbindung zwischen dem Cylinder c und dem Indicator o ist
eine dauernde, während der Zutritt des zu untersuchenden Dampfes zu dem Cylinder
durch einen Schieber k und der Austritt des Dampfes aus
dem Cylinder c ins Freie durch einen Schieber l gesteuert wird. Die Schieber werden zugleich mit dem
Kolben des Cylinders c und in gleicher Richtung mit diesem durch eine Hebelrichtung
i bewegt, welche auſserdem noch mit Hilfe der
Schnur r die Drehung des Papiercylinders p des Indicators bewirkt.
Fig. 1., Bd. 247, S. 12
Fig. 2., Bd. 247, S. 12
Beim Gebrauch muſs der Apparat zunächst gehörig vorgewärmt werden. Man läſst deshalb
bei geöffnetem Einlaſs- und geschlossenem Austrittschieber Dampf durch den Cylinder
c streichen, indem man ein Ausblasventil u mit Hilfe der auf dessen Spindel aufgeschraubten
Mutter v lüftet. Nach dem Zurückdrehen der letzteren
schlieſst sich das Ventil u wieder unter der Wirkung
der Belastungsfeder t, deren Spannung dem zulässigen
Admissionsdruck im Cylinder angepaſst ist. Schiebt man dann mittels der Hebelvorrichtung i den Kolben im Cylinder c
bis in seine äuſserste Stellung nach links, so sperrt mittlerweile der
Einlaſsschieber k ab und der Dampf im Cylinder und
Indicator expandirt, bis am Hubende der Austrittschieber l öffnet. Während nun der Kolben wieder nach rechts gezogen wird,
beschreibt der Indicatorstift eine Linie AB bezieh. A1B1 (vgl. Textfigur 1 und 2).
Sperrt der Austrittschieber l dann ab, so tritt bei der
Weiterbewegung des Kolbens Compression ein, welche sich durch die Linien BC oder B1C1 ausdrückt. Nun öffnet der Einlaſsschieber k wieder und die plötzliche Erhöhung der Dampfspannung
im Cylinder bewirkt das Steigen der Indicatorcurve bis D oder D1.
Während aber hierauf der Kolben bis an sein Hubende nach rechts gezogen wird, ist
die Form des von dem Indicatorstift beschriebenen Curvenfortsatzes eine andere, je
nachdem der eben in den Apparat eingetretene Dampf trocken oder naſs war. Trockener
Dampf bewirkt nämlich das Ansteigen der Curve entweder stetig, oder über E (Textfigur 1), bis sie
bei G eine dem Admissionsdruck entsprechende Höhe
erreicht, wogegen nach dem Eintritt von nassem Dampf in den Apparat die
Indicatorcurve sinkt (Textfigur 2) und einen Punkt
E1 erreicht,
welcher um so tiefer liegt, je nasser der untersuchte Dampf war. Der Admissionsdruck
stellt sich erst beim Zurückschieben des Kolbens wieder im Apparat her.
Eine Erklärung des Vorganges ist in der Patentschrift nicht gegeben. Folgendes mag
als der Versuch einer solchen gelten: Während der Ausströmungs- und
Compressionsperiode A1B1C1 hat der Apparat eine
Temperatur angenommen, welche geringer ist als die des Admissionsdampfes, und bei
der Dampfeinströmung kann sich die Temperatur des Apparates nicht plötzlich erhöhen.
Ist der Dampf naſs, so wird das von ihm mitgerissene Wasser sich bei der Einströmung
zunächst im Zylinder c abstoſsen und nicht
augenblicklich mit in den Indicator gelangen, weil die Verbindung zwischen Cylinder
c und Indicator nicht in der Richtung des
Cylindereinströmungskanales liegt. Erst beim weiteren Verlauf der Kolbenbewegung
wird das im Cylinder c abgestoſsene Wasser, dem Gesetz
der Schwere folgend und vom Kolben verdrängt, in den nach abwärts gerichteten
Verbindungskanal s zwischen Cylinder und Indicator
eintreten, sich beim Durchgang durch die verhältmäſsig enge Bohrung s abkühlen und – schlieſslich in den Indicator
eingespritzt – in diesem eine Spannungsverminderung bewirken, welche um so gröſser
sein muſs, je mehr der Dampf Wasser enthalten hat. Voraussichtlich wird die Spannung
nie unter den Compressionsdruck im Cylinder c (der
Punkt E1 also nie unter
C1) sinken, da sich
das in den Indicator eingespritzte Wasser nur bis zu der diesem Druck entsprechenden
Temperatur, welche auch der Apparat angenommen hat, abkühlen kann. Ist der Dampf
trocken, so werden die Temperaturverhältnisse des Apparates keinen merklichen
Einfluſs auf die Form der Indicatorcurve üben und diese wird in DG
(Textfigur 1) die Steigerung der Spannung anzeigen, welcher das Gemisch
aus gepreſstem und frisch einströmendem Dampf unterworfen ist, bis dasselbe am
Hubende des Kolbens den Admissionsdruck erreicht.
F.
Hausenblas.