Titel: | Neuerungen im Heizungs- und Lüftungswesen. |
Autor: | K. H. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 23 |
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Neuerungen im Heizungs- und
Lüftungswesen.
Patentklasse 36. Mit Abbildungen auf Tafel 3.
Neuerungen im Heizungs- und Lüftungswesen.
Die Neuerungen an Füllschachtfeuerungen amerikanischen
Systemes von Gebrüder Buderus in
Hirzenhainer Hütte, Oberhessen (* D.
R. P. Nr. 18593 vom 4. November 1881 und Zusatz *Nr. 19397 vom 5. Februar
1882) bezwecken, das Austreten von Gasen aus dem Füllschacht sowie die
zuweilen beim Oeffnen desselben unter gewissen Bedingungen möglichen Explosionen zu
verhüten. Gewöhnlich wird dies zu erreichen gesucht durch Anbringung von Oeffnungen
am oberen Ende des Füllschachtes, mittels welchen letzterer mit dem ihn umgebenden
Heizraum in Verbindung steht, so daſs die im Füllschacht aufsteigenden Gase nach dem
Heizraum abziehen. Die patentirte Einrichtung erreicht den genannten Zweck durch
Hervorbringung eines Zuges im Füllschacht, wodurch etwa sich ansammelnde Gase
abgesaugt werden. Dies kann geschehen, indem man den Verbrennungsraum ungefähr in
der Mitte des Füllschachtes abschlieſst, die Communicationsöffnungen dicht unter
diesen Abschluſs anbringt und der Auſsenluft am oberen Ende des Füllschachtes
Zutritt gewährt.
Besser für die Ausnutzung der Verbrennungsgase ist die Einrichtung, wonach die
Communicationsöffnungen am oberen Füllschachtende, sowie die Umspülung des Schachtes
durch die Heizgase beibehalten werden, der Zug dann durch Anbringung von Oeffnungen
im Füllschacht gegenüber dem Abzugsrohr nach diesem hin erzeugt wird, wie dies in
Fig. 1 Taf. 3 angedeutet ist. Hierbei ist auf Ventilation des
Füllschachtes durch Auſsenluft verzichtet; um jedoch diese zu erzielen, verlegen die
Erfinder die Communicationsöffnungen wieder nach der Mitte des Schachtes und bringen
einen Mantel um letzteren an (vgl. Fig. 2 Taf.
3). Die Zugwirkung des Kamins veranlaſst stets die im oberen Theil des Feuerraumes
sich ansammelnden Gase, sich nach unten zu bewegen, wo sie beim Austritt aus den
Oeffnungen des Schachtes noch zur weiteren Verbrennung gelangen.
C.
Geiseler in Berlin (* D. R. P. Nr. 19016 vom 30. September 1881) führt zur
Erhöhung des Heizeffectes bei eisernen Oefen stark
erhitzte Luft unter und über den Rost. Der in Fig. 3 Taf.
3 gezeichnete Ofen besteht aus einem cylindrischen Mantel A, welcher den mit Rippen versehenen Heizkörper B umgibt. Im unteren Theil des Mantels sind Chamottemuffen eingesetzt,
welche den Rost enthalten. In diese Muffen sind zwei Metallröhren a und b eingelegt, welche
beide an der Auſsenseite des Mantels münden; der Luftzutritt kann dort durch je eine
Schraube regulirt bezieh. ganz abgeschlossen werden. Das Rohr a mündet in den Aschenfall, b in einem Querrohr i, welches mit Löchern
nach dem Feuerraum hin versehen ist. Die Lüftung wird durch die von auſsen stellbare
Klappe m bewirkt, welche einmal die Verbindung der
Zimmerluft mit dem Raum zwischen A und B, also Circulation der Zimmerluft herbeiführt, nach
ihrer Umstellung aber die im Kanal p herbeiströmende
Auſsenluft nach dem Ofenraum gelangen läſst, somit energische Ventilation herstellt.
Das Rohr E führt in bekannter Weise die
Verbrennungsgase ab.
Die an Regulirfüllöfen anzubringende Neuerung von Ferd.
Knupfer in Bischweiler, Elsaſs (*
D. R. P. Nr. 18236 vom 5. Juli 1881) soll ebenfalls
eine rauchfreie Verbrennung durch Zuführung erhitzter Luft erzielen. Wie aus Fig.
4 Taf. 3 zu ersehen, ist der Füllschacht a
durch ein Chamottestück b nach innen verlängert. Der
Feuerkanal c communicirt durch die Oeffnungen c1 mit dem Zwischenraum e zwischen Futterwand und Heizkästen, in welchen durch die regulirbare
Klappe d Luft von auſsen einströmt, die dann stark
erhitzt wird und durch die Oeffnungen c1 über den Rost strömt. Die durch b gebildete Einengung bewirkt auch, daſs die Feuergase
stets durch glühendes, nie aber durch frisches Brennmaterial streichen.
Die Thoneisenkachel von Th.
Seeberger in Königshütte bei Mitterteich, Bayern (* D. R. P. Nr. 18988 vom 13. Januar
1882), welche Fig. 5 Taf.
3 im Schnitt zeigt, besteht aus einer gewöhnlichen Thonkachel mit Durchbrechungen
und eiserner Rückwand P; die Feuergase bestreichen
letztere und erzielen eine Circulation der Zimmerluft, welche in den Hohlraum der
Kachel eintritt. Diese combinirte Kachel wird auch beim Anheizen durch rasches
Uebertragen der Wärme auf die Zimmerluft von Nutzen sein und eine nachhaltende
Wärmequelle bilden.
Regulirbare Ventilations-Zimmerheizapparate. Mit
Heizschlangen und sonstigen Heizapparaten läſst sich bekanntlich in einfacher Weise
Heizung mit und ohne Ventilation erreichen. So besitzen die Garderoben-, Ankleide-
und Bureauräume des Opernhauses in Frankfurt a. M. Heizschlangen für Dampfheizung,
welche mit einer Vorrichtung zu genanntem Zweck versehen sind. Die Heizschlange
steht in einem Kasten aus Eisenblech, welchen ein zweiter Kasten aus Holz umgibt.
Der Blechkasten hat unten an seiner Rückwand Jalousieklappen, oben und unten an
seiner Vorderwand gelochte Schieber. Diese drei Verschluſsvorrichtungen sind nun von einem einzigen
Griff aus von Hand regulirbar. Die Jalousieklappen münden gegen einen Kanal, welcher
Auſsenluft herbeiführen kann. Durch Drehen am Griff um je 90° werden folgende
Verstellungen erzielt: 1) Jalousieklappen geschlossen, Auſsenluft abgesperrt, beide
vordere Schieber offen; Zimmerluft circulirt durch die letzteren, somit rasches
Anheizen. 2) Jalousieklappen geöffnet in schräger Stellung gegen die Schlange,
vorderer oberer Schieber offen, unterer zu; frische Auſsenluft strömt in den Kasten,
erwärmt sich und zieht nach dem zu heizenden Zimmer, somit Heizung mit Ventilation.
3) Jalousieklappen offen in horizontaler Stellung nach dem unteren vorderen
Schieber, welcher offen, oberer Schieber zu; frische Auſsenluft zieht direkt nach
dem Zimmer, wo sie durch einen Kamin abgesaugt wird; somit Ventilation ohne
besondere Heizung. Diese Stellung wählt man hauptsächlich im Sommer, aber auch, um
das Zimmer abzukühlen, wobei dann der Dampf abgesperrt wird.
Eine dieser beschriebenen Einrichtung ähnliche hat sich A. Bechem
in Hagen i. W. (* D. R. P. Nr. 19000 vom
22. Januar 1882) patentiren lassen. Der eigentliche Heizapparat A (Fig. 6 Taf.
3) beliebigen Systemes ist von einem mit schlechtem Wärmeleiter angefüllten,
doppelwandigen Kasten B umgeben, dessen Deckel C in einem Gelenk von auſsen durch einen
Kurbelmechanismus gedreht werden kann. Ein Auſsenluft zuführender Kanal F mündet gegen eine gelochte Platte und ist durch den
Schieber G vom Zimmer aus stellbar. Den ganzen Apparat
umgibt ein guſseiserner durchbrochener Mantel L. Bei
geschlossenem Deckel C, wird die im Kasten enthaltene
Luft stark erhitzt; durch das Oeffnen des Deckels erfolgt somit ein rasches Anheizen
des Zimmers. Das weitere Heizen kann dann mit Ventilation durch die Auſsenluft
geschehen, welche durch das gelochte Blech gegen den Heizapparat strömen wird. Bei
geschlossenem Deckel und Schieber hört Wärmezufuhr und Ventilation sofort auf. Die
Einrichtung ist einfach und zweckmäſsig.
A. Wolpert's Jalousie-Ofenmantel und Ofenschirm. Der
erstere soll die Vortheile der verschiedenen Heizwirkung eines vollen und
durchbrochenen Ofenmantel vereinigen. Ein Ofen ohne Mantel oder mit durchbrochenem
Mantel erzielt ein rasches Anheizen; vollwandige Ofenmäntel vermeiden jedoch
theilweise die beim weiteren Heizen lästige Strahlung. Wolpert wendet nun horizontal gelagerte Jalousieplatten an, kann also
damit die Wärmeausstrahlung nach bestimmten Punkten, z.B. nach dem Fuſsboden hin,
vorzugsweise zur Wirkung gelangen lassen. Es werden diese Mäntel besonders für hohe
Räume, hauptsächlich auch für solche empfohlen, deren Heizung oft ausgesetzt wird.
Statt der Jalousiemäntel kann man auch Jalousie-Ofenschirme anwenden.
P. Käuffer's Ventilationsapparat arbeitet mit
vorgewärmter frischer Luft, welche derselbe ansaugt, und bewirkt auch ein Absaugen
der verdorbenen Luft. Wie Fig. 7 Taf.
3 zeigt, zieht die schlechte Luft durch das Rohr A ab nach dem
Abzugskamm oder einem Abführrohr, welches über Dach geleitet und mit einem Deflector
gekrönt wird; dabei erwärmt diese Luft die Trommel T
und das Röhrensystem R, wodurch ein Ansaugen frischer
Luft vom Kanal V aus stattfindet. Das Vorwärmen der
frischen Luft wird im Winter durch eine Wärmequelle (Bunsen'scher Brenner, Erdöllampe) unterstützt. Im Sommer, wo das Erwärmen
nicht nothwendig ist, wird die Klappe K in die
punktirte Lage gestellt; die frische Luft tritt dann direkt in den ringförmigen Raum
z und von diesem in das Zimmer. Im Winter strömt
die frische Luft durch die Trommel T und die Röhren R.
Diese Einrichtung läſst sich für Theater-, Restaurationssäle u. dgl. anwenden, wobei
die zur Beleuchtung erforderlichen Flammen zugleich die Lüftung bewirken. Die
Blechkanäle für die Luftzufuhr und Ableitung liegen dann an oder über der Decke und
werden im ersten Fall passend verziert.
Ventilationsapparate mit Wasserbetrieb können in
zweierlei Weise gebaut sein: entweder das Betriebswasser setzt ein Schaufelrad in
Bewegung, welches auch als Ventilator wirkt, oder das Wasser strömt unter hohem
Druck durch eine Brause aus und saugt dadurch Luft an oder ab. In beiden Fällen
wirkt das Wasser als Luftbeweger und dann auch als Luftreiniger; die rotirenden
Apparate werden die Wasserkraft besser ausnutzen, namentlich wenn das Wasser nicht
durch Stoſs auf die Radschaufeln, sondern durch Druck wirkt. Ad. Müller (vgl. 1879 235 402) läſst das Wasser
gegen Radschaufeln spritzen, deren obere Flächen gegen die Luft drücken; das Wasser
wäscht und kühlt zugleich die Ventilationsluft. Hierbei ist natürlich ein sehr
geringer Nutzeffect zu erzielen. Zweckmäſsiger geht A.
Kind (1881 242 147) vor, welcher das Wasser
durch eine Brause austreten läſst. H. Mestern in
Berlin (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 19637
vom 25. Januar 1882) veränderte letztere Einrichtung, um mit einem
Apparat mehrere Räume zugleich zu lüften, oder je nach Belieben Pulsion oder
Aspiration zu erzielen; es werden in Höhe der Brause in den Brausekanal Kästen
eingeschoben, welche mit Wänden 80 versehen sind, daſs bei verlangter
Pulsionswirkung der Brausekanal mit der Auſsenluft, bei erwünschter Aspirations
Wirkung aber mit dem Zimmer verbunden wird.
Durch bessere Wirkung gegenüber den genannten Apparaten zeichnet sich der
„Aërophor“ von Treutler und Schwarz in
Berlin aus, welcher in Fig. 8 Taf.
3 skizzirt ist. Hier bewegt das Betriebswasser eine Turbine, auf deren Welle
besondere Ventilatorflügel befestigt sind; das gebrauchte Wasser flieſst dann durch
Rohr b ab und kann zur Closetspülung o. dgl. weiter
verwendet werden. Die Zuleitung a wird bei Apparaten,
welche einmal zur Pulsion, das andere Mal zur Aspiration dienen sollen, getrennt und
kann dann eine Rechts- oder Linksdrehung des Ventilators eingeleitet werden. Soll
die Pulsionsluft gewaschen bezieh. abgekühlt und gefeuchtet werden, so wird das Ventil am Abfluſsrohr
mehr oder weniger geschlossen; ein Theil des gebrauchten Betriebswassers flieſst
dann auf eine Zerstäubungsvorrichtung und sammelt sich in einer Rinne, welche wieder
nach dem Abfluſsrohr b mündet. Der Apparat kann somit
zur Zuführung, Circulation und Absaugung der Luft dienen; Desinfections- und
Riechstoffe können leicht tropfenweise der Ventilationsluft beigemengt werden; der
Apparat kann nach Belieben trockene, feuchte oder gewaschene Luft zuführen, scheint
also wohl die zweckmäſsigste der bis jetzt bekannten Anordnungen zu sein.
R. Boyle's System der Schiffsventilation wurde auf der im Mai 1882 stattgehabten
Schiffbau-Ausstellung in London mit einem Preis ausgezeichnet, so daſs die frühere
kurze Notiz (1882 246 297) hier Ergänzung finden möge.
Die Anlage soll die Hauptbedingungen einer guten Schiffsventilation erfüllen,
nämlich absolute Wirkung bei jedem Wetter, vollständige Betriebssicherheit, stetes
und selbstthätiges Arbeiten auf der Fahrt oder im Hafen.
Boyle verwendet zwei Arten von Ventilatoren, welche
beide auf dem Deck fest sind; die einen sollen frische Luft nach dem Schiffsinneren
führen, die anderen die verdorbene Luft absaugen. Bei der Construction dieser
Apparate kommt es hauptsächlich darauf an, daſs sie unter keinen Umständen Wasser
durchlassen, auch wenn Sturzwellen über das Deck gehen. Fig. 9 Taf.
3 zeigt einen Luftabsauger, welcher bei jeder Windrichtung gut wirkt und in der
englischen Marine vielfach mit gutem Erfolge im Gebrauch ist. Bei dem in Fig.
10 dargestellten Lufteinsauger flieſst etwa eingedrungenes Wasser durch
die Oeffnung H nach dem Deck ab. Die beiden Arten von
Ventilatoren sind nun mit einem Röhrensystem verbunden (vgl. Fig. 11),
welches den erforderlichen Luftwechsel vermittelt. A
sind die absaugenden, B die einsaugenden Ventilatoren.
An B schlieſsen die Hauptschlote C an, in welche Zweigrohre D münden, von welchen enge senkrechte Röhren E die frische Luft in die einzelnen Kabinen führen. Diese Röhren E sind mit Regulirventilen versehen und können auch mit
Dampfröhren verbunden werden, um die Luft im Winter vorzuwärmen, während im Sommer
an die Röhren E Eiskästen zur Kühlung angeschlossen
werden können. An die Luftabsauger A schlieſsen die
Schächte G, welche direkt oder durch Vermittlung der
Zweigröhren F die verdorbene Luft abführen. Auf diese
Weise wird auch der Schürraum ventilirt.
K. H.