Titel: | Neuerungen an Glasöfen. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 81 |
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Neuerungen an Glasöfen.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Neuerungen an Glasöfen.
Der Schmelzraum des in Fig. 10 bis
14 Taf. 8 dargestellten Glasschmelz- und Abstichofens A von F. Lürmann in
Osnabrück (* D. R. P. Kl. 32 Nr.
19028 vom 22. Oktober 1880) besteht ganz aus gekühlten Platten b mit eingegossenen Röhren, durch welche man Wasser
hindurchleitet (vgl. 1881 239 * 129. 1882 244 * 299). Das Generatorgas tritt durch Kanäle G, g und e ein, die Luft
durch o, die Verbrennungsgase entweichen durch Kanäle
n. Reinigungsöffnungen f und Arbeitsöffnungen k vervollständigen den
Ofen, welcher, getragen durch auf den mit Guſsplatten d
abgedeckten Mauerpfeilern ruhenden I-Eisen B, so hoch über der Hüttensohle x y angeordnet ist, daſs ein Guſstisch unter B herlaufen oder die zu füllende Form darunter Platz finden kann. In den
Seitenwänden befinden sich Schlitze c, in welchen die
leicht auswechselbaren Glasabstichformen a (Fig.
14) befestigt werden können. Diese Formen können leicht höher oder tiefer
gesetzt und mit einer metallenen Stange geschlossen werden, sichern also die
Reinheit des Guſses. Die Abstichform kann wie die anderen Ofentheile mit Wasser
gekühlt werden und aus Guſseisen mit eingegossenen schmiedeisernen Röhren oder aus
hohlem Bronze oder Kupferguſs bestehen.
Der Schmelzraum hat je nach Bedarf eine oder mehrere Abstichformen, um den Abfluſs
beliebig kleiner oder groſser Mengen Glas in kurzer Frist in den ganz getrennt und
niedriger liegenden Verarbeitungsraum oder für verschiedene zu gieſsende
Gegenstände, als Scheiben, Eisenbahnschwellen, Wellenlager u. dgl., auf Guſsstiche
oder in Formen zu gestatten und vollständig sicher zu stellen. Der Herd, der Boden
oder die Sohle des Schmelzraumes kann nach den Abstichöffnungen zu geneigt sein, so
daſs man das geschmolzene Glas durch dieselben vollständig ablaufen lassen kann. Wenn man Glas von
anderer Farbe schmelzen will, kann man den Herd nach dem Abstich des bis dahin
verarbeiteten Glases zunächst abschmelzen und dann auch das nachgeschmolzene Glas
der vorher verarbeiteten Farbe abstechen.
Das bei der Inbetriebsetzung des Ofens zuerst auf dem Boden eingeschmolzene und in
gewisser Dicke festwerdende Glas ist zweckmäſsig weiſs. Bei Spiegelglasöfen kann man
den Schmelzraum mit mehreren Abstichformen versehen und so hoch anbringen, daſs man
den Guſstisch unter den Abstichen herfahren kann. Wenn der Guſs einer Scheibe
beendet, kann man die metallene Abstichform mit stumpfen, eisernen, den Oeffnungen
der Abstichformen angepaſsten Stangen stopfen, fahrt den Guſstisch vor einen
Kühlofen, schiebt die Scheibe hinein, fährt den Guſstisch wieder unter die Abstiche,
schlägt die stumpfe Stange weiter in das flüssige Glas, zieht oder schlägt die mit
Kopf versehene Stange rasch zurück und gieſst mit dem ausflieſsenden Glase eine
andere Scheibe.
Lürmann hält es für wichtig, wenn in Schmelzöfen über
den zu schmelzenden oder schon geschmolzenen Stoffen ein mit „stagnirender
Wärme“ gefüllter Raum vorhanden ist, aus welchem diese Wärme auf die
betreffenden Stoffe zurückgestrahlt wird. Zu diesem Zweck ist an der Fuchsseite das
Gewölbe tiefer gesetzt und durch das mit Wasser gekühlte Bogenstück p vor Abschmelzen geschützt.
Zur Beschickung empfiehlt Lürmann von oben durch das
Gewölbe geführte Trichter, welche bis auf oder in das flüssige Glas reichen und mit
dem Glassatze gefüllt sind; hierdurch soll das die Ofentheile zerstörende Verstauben
der eingesetzten Glasmasse vermieden, gleichzeitig aber auch ein Vorwärmen derselben
erreicht werden.