Titel: | Ueber Malz. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 82 |
Download: | XML |
Ueber Malz.
Ueber Malz.
Um den Einfluſs verschiedener Weichwasser festzustellen,
verwendete K. Michel und Jaeckel-Handwerck (Zeitschrift für das gesammte
Brauwesen, 1882 S. 98) eine etwas gelblich gefärbte böhmische Gerste von
1,1994 sp. G., 15,01 Proc. Wassergehalt, 2,55 Proc. Asche und 63,75 Proc.
Extractgehalt. Es wurden nun eingeweicht je 50g
Gerste mit 60cc destillirtem Wasser (I),
desgleichen mit 60cc Wasser, welches 1 Proc. Kochsalz enthielt (II) und mit 60cc Brunnenwasser, welches im Liter 425mg Abdampfrückstand, davon 120mg Organisch ergab (III). Nach 25 Stunden wurde
bei allen 3 Versuchen das erste Weichwasser gewechselt und die Gerste mit 60cc Wasser der ursprünglichen Beschaffenheit
übergossen. Nach 20 und 29 Stunden wurde nochmals frisches Weichwasser aufgegeben;
die erhaltenen Resultate sind, auf 100g Gerste
berechnet, in folgender Tabelle zusammengestellt:
Probe
1. WeicheDauer 25 Stunden
2. WeicheDauer 20 Stunden
3. WeicheDauer 29 Stunden
Im Ganzen74 Stunden
Wasser-aufnahme
EntzogeneSubstanz
Wasser-aufnahme
EntzogeneSubstanz
Wasser-aufnahme
EntzogeneSubstanz
Wasser-aufnahme
EntzogeneSubstanz
unorg.
organ.
unorg.
organ.
unorg.
organ.
unorg.
organ.
cc
g
g
cc
g
g
cc
g
g
cc
g
g
I
42
0,129
0,109
13,6
0,070
0,064
8
0,053
0,048
63,6
0,252
0,221
II
38
0,087
0,130
12,8
0,650
0,109
6
0,324
0,040
56,8
1,061
0,279
III
42
0,131
0,121
8,0
0,067
0,067
10
0,043
0,043
60,0
0,241
0,231
An unorganischen Stoffen hat somit das destillirte Wasser (I) wenig mehr ausgezogen
als das Brunnenwasser, das mit Chlornatrium versetzte Wasser dagegen erheblich mehr.
Dadurch wird bestätigt, daſs das Kochsalz lösend auf die Eiweiſsstoffe wirkt und
daſs die Gegenwart von Kalksalzen, in gröſserem Maſse aber das Kochsalz, das
Eindringen des Wassers in das Gerstenkorn erschwert, so daſs die allgemeine bekannte
Annahme, daſs durch das weiche Wasser der Quellprozeſs beschleunigt wird, ebenfalls
bestätigt ist. Dagegen wird die Ansicht, daſs durch weiches Wasser mehr Substanz wie
durch hartes entzogen wird, hinfällig.
Mit den geweichten Gerstenproben angestellte Keimversuche ergaben, daſs die Körner
aus Versuch I und III regelmäſsig keimten, während die von Versuch II die doppelte
Zeit zu ihrer Wurzelentwickelung bedurften. Kochsalz wirkt somit verlangsamend auf
den Keimungsprozeſs.
Zu gleichem Zweck untersuchten Mills und Pettigrow (Brewers'
Guardian, 1881 durch die Allgemeine Zeitschrift für
Bierbrauerei, 1882 S. 81) Chevaliergerste, welche 13,95 Proc. Wasser, 1,87
Proc. Stickstoff und 2,23 Proc. Asche enthielt. Je 300g Gerste wurden mit 400cc Wasser bezieh.
Lösungen in glasirten, mit Glasplatten bedeckten Töpfen 72 Stunden lang hingestellt.
Zunächst wurde eine Lösung von kohlensaurem Calcium verwendet, welche im Liter 0,896
bis 0g,224 Calciumcarbonat enthielt; zum Vergleich
wurde auch ein Versuch (5) mit destillirtem Wasser gemacht. Bei einer mittleren
Weichtemperatur von 4,8° wurden folgende Resultate erhalten:
Versuch
Carbonatin Weich-wasser
Die erhaltene Lösung enthielt g in 1l
Rückstand
Asche
Extract
Stickstoff
1
0,896
4,817
3,017
1,800
0,0546
2
0,672
4,670
2,870
1,800
0,0742
3
0,448
4,582
2,830
1,752
0,0770
4
0,224
4,440
2,752
1,688
0,0973
5
0
4,015
2,540
1,478
0,0953
Danach nimmt mit Verminderung des Gehaltes an kohlensaurem
Calcium im Weichwasser auch die Extractausbeute ab.
Eine Lösung von schwefelsaurem Calcium ergab bei einer mittleren Temperatur von 11°
in gleicher Weise:
Versuch
Weich-wasser.Gyps
Lösung
Rückstand
Asche
Extract
Stickstoff
1
2,210
7,240
4,440
2,800
0,0546
2
1,657
7,470
4,296
3,174
0,0616
3
1,105
6,000
3,440
2,560
0,0532
4
0,552
5,480
3,400
2,080
0,0560
5
0
5,110
2,760
2,350
0,0716
Nun wurde ein Versuch mit Burtoner Wasser gemacht, welches in Burton für den
Weichprozeſs besonders geschätzt ist und gegenwärtig bei Lichfield geschöpft wird;
dasselbe enthielt in 1l:
Gesammtrückstand
0,324
Stickstoff als Nitrate und Nitrite
0,004
Kieselsäure
0,006
Kalk
0,100
Magnesia
0,014
Schwefelsäure
0,045
Chlor
0,020
Veränderliche Härte
7°
Bei Verwendung von Burtoner Wasser (I), von demselben und destillirtem Wasser zu
gleichen Theilen (II) und von reinem Wasser (III) wurden bei 4,7° folgende
Weichresultate erhalten:
Versuch
Rückstand
Asche
Extract
Stickstoff
I
4,540
2,427
2,113
0,0525
II
4,100
2,207
1,893
–
III
4,132
2,230
1,903
0,0630
Wasser, in welchem Gerste geweicht wurde, reagirt schwach sauer, ist orangegelb
gefärbt und gibt in der Kälte mit Metaphosphorsäure einen weiſsen Niederschlag und
das Filtrat beim Aufkochen einen weiteren Niederschlag. Gyps haltiges Wasser nimmt
weniger Farbstoffe auf als destillirtes Wasser und ist um so heller, je mehr Gyps
darin enthalten war. Eines der Gyps haltigen wässerigen Extracte gab beim Aufkochen
weniger Niederschlag als der Auszug mit reinem Wasser und in der Kälte keinen
Niederschlag mit Metaphosphorsäure. Obgleich die Menge organischer Substanzen in dem
Gerstenextract gering ist, selten über 0,4 Proc. beträgt, so kann diese doch nicht
als unbedeutend erachtet werden. Es kann die Abwesenheit einer kleinen oder groſsen
Menge löslicher Eiweiſsstoffe die Beschaffenheit des erhaltenen Malzes wesentlich
beeinflussen.
Aus den Versuchen geht hervor, daſs Wasser, in welchem Gerste geweicht wurde,
mindestens zwei Albuminate enthält: eines durch Metaphosphorsäure fällbar, das
andere durch Aufkochen. Ersteres kann durch eine Gypslösung im Korne zurückbehalten
werden, wahrscheinlich auch, aber im geringeren Maſse, durch eine
Calciumcarbonatlösung; die Kalksalze vermindern allgemein die Lösung der
Eiweiſsstoffe aus dem Korn. Das Burtoner Wasser entzieht mehr Eiweiſsstoffe oder
wenigstens ebenso viel als eine der Gyps- oder Carbonatlösungen. Die Verf. glauben
daher die besondere Werthschätzung des Burtoner Wassers seinem Gehalte an Nitraten
zuschreiben zu sollen, welche als die Keimung befördernde Stoffe bekannt sind. Um
beim Weichen möglichst wenig Extract zu verlieren, ist namentlich ein 0,1 Proc. Gyps
haltiges Wasser zu empfehlen, welchem vortheilhaft etwas salpetersaures Calcium
zugesetzt wird. Will man jedoch zum Weichen nur so viel Wasser verwenden als eben
zur Sättigung des Kornes erforderlich ist, so kann man auch ein weiches Wasser
verwenden, ohne Verluste befürchten zu müssen.
Zur Mälzung mit Nachweiche auf der Tenne wird, wie Chodounsky in der Allgemeinen
Zeitschrift für Bierbrauerei, 1882 S. 84 mittheilt, die sorgfältig geputzte
Gerste im Winter 40 bis 52 Stunden, in wärmerer Zeit 24 bis 30 Stunden eingeweicht.
Die Quellstockwässer werden wie üblich abgelassen, das erste Wasser nach 6 bis 8,
das zweite nach 12 bis 16, das dritte nach 24 bis 30 Stunden Weichung. Der
ausgeweichte Gerstenhaufen wird 24 bis 30cm hoch
auf der Tenne ausgebreitet und bei jeder weiteren Bearbeitung stufenweise dünner
gelegt. Von nun an wird der Haufen in 5 bis 6 Stunden umgestochen und vorerst
regelmäſsig mittels
gewöhnlicher Gieſskanne geweicht, so daſs bis zur Zeit des Aeugelns der Gerste der
erwünschte Weichegrad erreicht wird. Das Verfahren soll sich sehr gut bewähren.
(Fortsetzung folgt.)