Titel: | Neuere Verdampfapparate für Zuckerfabriken. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 161 |
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Neuere Verdampfapparate für Zuckerfabriken.
Patentklasse 89. Mit Abbildungen auf Tafel 14.
Neuere Verdampfapparate für Zuckerfabriken.
Der Verdampfapparat von W. Grobleben
jun. in Wolfenbüttel (* D. R. P. Nr. 16659 vom 16. Oktober 1880) besteht in seinen
bekannten Theilen aus dem Untertheil A (Fig. 1 und
2 Taf. 14) mit Saftstutzen a, dem Heizkörper
B, dem Obertheil C mit
Mannloch w und Augenglas c
und dem Dom D zur Ableitung der Wasserdämpfe. Der
Heizkörper besteht aus dünnwandigen Röhren, durch welche sich die einzudickende
Flüssigkeit von A und C
bewegt, während der sie von auſsen bespülende Dampf durch Stutzen h und Heizkammer i
eingeleitet wird. Damit nun alle Rohre von dem Heizdampfe umspült werden, ist der
Heizkörper durch eine
eingenietete Blechwand in Kanäle getheilt, welche die Heizrohre enthalten, so daſs
der Dampf dem Wege folgen muſs, welcher ihm durch die Scheidewand vorgeschrieben
ist.
Mitten im Apparat befindet sich das Rohr e, welches das
condensirte Wasser zusammen mit dem überschüssigen Dampf ableitet. Da bei fester
Verbindung dieses Ableitungsrohres zwischen dem unteren Rohrboden m und dem Boden
n in Folge der ungleichen Ausdehnung unangenehme
Störungen eintreten, so ist hier ein gedrehtes Rohr verwendet, welches im unteren
Rohrboden befestigt, durch den Unterboden n ragt und in
diesem durch Stopfbüchse abgedichtet ist, welche dem Rohre freie Ausdehnung
gestattet. Um ferner die schädliche Wirkung des Ammoniakgases auf die Heizrohre
aufzuheben, leitet Grobleben durch Loch o im Stutzen h eine
genügende Menge Kohlensäure ein, damit sich kohlensaures Ammoniak bildet, welches
angeblich im Condensationswasser suspendirt bleibt und die Apparate nicht angreift.
– Diese Angabe bedarf wohl der Bestätigung; der Vorschlag aber, an Stelle der
Kohlensäure Salzsäure u. dgl. anzuwenden, ist jedenfalls mit Vorsicht
aufzunehmen.
Nach A.
Herbst in Moskau (* D. R. P. Nr. 16825 vom 24. Juni 1880) soll an horizontal
neben einander stehenden Verdampfapparaten und an
Oberflächencondensatoren in der Mitte des Rohrsystemes ein genügend freier Raum
gelassen werden, in welchen die Zuleitung der zur Heizung bezieh. zur Condensation
bestimmten Dämpfe erfolgt (vgl. Wagner's Jahresbericht
1881 * S. 642).
Herbst (Zusatz * D. R. P. Nr. 18764 vom 3. April 1881)
will die schädliche Wirkung des Ammoniaks dadurch beseitigen, daſs er die neben
einander oder säulenförmig über einander stehenden Verdampfkörper so einrichtet,
daſs entgegen der bisherigen Anordnung der Körper A
(Fig. 3 Taf. 14), welcher mit Maschinenabdampf bezieh. direkten
Kesseldämpfen geheizt wird, also der sogen. erste Körper als Dicksaftkörper dient,
während C bei einem Dreikörper System, B bei einem Zweikörpersystem mit dem zur Verkochung
kommenden Scheidesaft gefüllt wird. Die an dem concentrirten Saft des
Dicksaftkörpers A bezieh. B entwickelten Dämpfe, welche wesentlich geringere Mengen Ammoniakgase mit
sich führen, werden zum Heizen der Dünnsaftkörper B
bezieh. C benutzt, wogegen die im Körper B bei Zweikörpersystem bezieh. C bei Dreikörpersystem aus dem frischen Dünnsaft entwickelten Dämpfe,
welche viel Ammoniakgase mitführen, nicht weiter zum Verkochen benutzt, sondern
direkt mittels Brüdenpumpe durch Condensator D
abgezogen werden. Gleichzeitig wird hierdurch eine entsprechende Luftverdünnung im
Dünnsaftkörper erzielt.
Coqui und
Greiner in Berlin (* D. R. P. Nr. 17140 vom 2. Juli 1881) verwenden statt der
gebräuchlichen Schlangenrohre für Vacuumkochapparate Heizkörper in Form von abgestumpften Kegeln. Dieselben sind aus Stahl-
oder Eisenblechen hergestellt, welche durch Ringe und Stehbolzen in gehöriger Entfernung gehalten
werden. Jeder Körper erhält seinen Heizdampf aus dem Dampfrohre durch ein besonderes
Ventil v (Fig. 4 Taf.
14), wie auch der untere, den Boden bildende Theil durch Ventil n. Das Condensationswasser wird aus jedem Körper durch
ein selbstthätiges Rückschlagventil w abgeleitet und
vereinigt sich im Knierohre m. Die Heizkörper unter
sich sind abgestützt und ruhen auf dem Boden des Gefäſses.
Nach A.
Kux in Berlin (* D. R. P. Nr. 17150 vom 19. August 1881) besitzen die bisherigen, aus
mehreren Einzelkörpern bestehenden Verdampfapparate Mängel, weiche ihre Anwendung
namentlich für das Verdampfen schlecht kochender Zuckersäfte dadurch
beeinträchtigen, daſs die Verdampfung nicht beliebig geleitet und beeinfluſst werden
kann, d.h. um sich eines in der Zuckerfabrikation gebräuchlichen Ausdruckes zu
bedienen, daſs die Apparate nicht beliebig „à double“, „triple“ und „multiple effet“ betrieben werden können. Um dies zu erreichen, sind
die einzelnen Verdampfkörper A bis F (Taf. 5 und 6 Taf. 14) mit den entsprechenden
Heizkörpern 1 bis 6
säulenförmig angeordnet. Die Verdampfkörper A bis E sind mit Saftfänger a
bis e versehen, während F
keinen besonderen Saftfänger hat, vielmehr der Condensator F gleichzeitig diesem Zwecke dient.
Die Verdampfkörper sowie deren Saftfänger und Heizkörper sind durch entsprechende
Rohrleitungen verbunden und ist die Anordnung der Apparate und der Ventile derart
getroffen, daſs man in oben genannter Weise mit dem Apparat arbeiten kann.
Der Verdampfkörper A ist durch den Saftfänger a und das Rohr a1 mit dem Heizkörper 2
des Körpers B verbunden. Die Dämpfe aus dem Körper B steigen in den Saftfänger b und gelangen von hier in das Rohr b1, welches mit den Zweigrohren h und i versehen ist. Das
Rohr h führt zu den Heizkörpern 3 und 4 und enthält eingeschaltet das
Durchgangsventil v3.
Das Rohr i führt zu den Heizkörpern 6 und 5 und enthält
eingeschaltet die Ventile v6 und v8. Die
Verdampfkörper C und D
sind durch das Rohr k sowohl mit den Saftfängern c und d, als auch mit dem
Condensator f verbunden. In das Rohr k sind die Ventile v1 und v2 eingeschaltet. Aus dem Saftfänger d steigen die Dämpfe in das Rohr d1 nieder, welches
durch das Ventil v9 mit
dem Rohr i und somit auch mit den Körpern 5 und 6 in Verbindung
gesetzt ist. Die Dämpfe aus dem Saftfänger c steigen
nieder in das Rohr c, welches durch Ventil v4 mit dem Rohr h, also auch mit den Heizkörpern 3 und 4 in Verbindung
steht. Ferner ist Rohr c1 durch Ventil v7 mit dem Rohre i und somit auch mit den
Heizkörpern 5 und 6
verbunden. Die Verdampfkörper E und F sind verbunden durch das Rohr l mit Ventil v5, welches einerseits in den Condensator F
führt, andererseits in den Saftfänger e, der durch das
Ventil v10 mit dem Rohr
i und somit auch mit dem Heizkörper 6 verbunden ist. Von dem Condensator f führt die Rohrleitung m
zu einer trockenen
Luftpumpe und das Condensationswasser hingegen flieſst durch das Abfallrohr g ab. Durch das Rohr p
wird das Einspritzwasser dem Condensator zugeführt. Der Heizkörper 1 wird durch die Abdämpfe der Maschine betrieben; das
sich dabei bildende Condensationswasser wird durch eine besondere Rohrleitung
abgeführt. Das gebildete Wasser der Heizkörper 2 bis
6 wird mittels einer gemeinschaftlichen Rohrleitung
zur Brüdenpumpe abgeleitet.
Um nun z.B. den sogen. „triple effet“ zu erreichen, sind die Ventile v1, v2, v3, v5, v6 und v8 geöffnet, während
v4, v7, v9 und v10 geschlossen werden.
Die aus dem Verdampfkörper A entweichenden
Brüdendämpfe steigen in den Saftfänger a, verlassen
denselben durch das Rohr a1, um in den Heizkörper 2 zu gelangen. Die
sich in B entwickelnden Brüdendämpfe treten in den
Saftfänger b, verlassen diesen durch das Rohr b1 und treten durch die
Rohre h und i in die
Heizkörper 3 bis 6. Die
sich in den Verdampfkörpern C bis F entwickelnden Dämpfe gelangen mittels der Rohre k und l nach dem
Condensator f, welcher gleichzeitig als Saftfänger
dient. Schlieſst man noch die Ventile v5, v6 und v8, so daſs nur v1 bis v3 offen sind, so arbeiten nur die Körper A bis D.
Beim „quintuple effet“ sind die Ventile v4, v5, v8 und v9 geöffnet, während v1, v2, v3, v6, v7 und v10 geschlossen werden. Die Brüdendämpfe aus A gelangen durch Saftfänger a nach Heizkörper 2, die Dämpfe aus B durch b nach 3, die Dämpfe von C nach
c und von hier durch Ventil v4 nach h und
somit nach 4. Die Dämpfe aus D gehen nach d und von hier durch d1 gleichzeitig nach
5 und 6. Die
Brüdendämpfe aus E und F
gelangen durch Rohr l nach dem Condensator f.
Der Verdampfkörper selbst besteht aus einem aus guſseisernen, durch Rippen
verstärkten Platten gebildeten Kasten B (Fig.
7 Taf. 14), dessen Boden und Deckel gewölbt sind, so daſs der Deckel des
einen Körpers als Boden des darüber stehenden dient. Der von allen Seiten
geschlossene viereckige Heizkörper (vgl. Fig. 6) wird
von einem senkrechten Rohrsystem so durchzogen, daſs der im Kasten befindliche Saft
sich frei bewegen kann, während der aus einem vorhergehenden Körper eintretende
Dampf dieselben von auſsen bestreicht. Um Wärmeverluste durch Ausstrahlung zu
verhüten, wird der Körper von auſsen durch glasirte, mit Flanschen versehene
Formsteine t (Fig. 7)
bekleidet, welche letzteren sich an die Verstärkungsrippen der Wandung anlegen. Um
die Bekleidung zusammenzuhalten, sind an den betreffenden Stellen die metallenen
Bänder u angebracht.
Der Saftfänger b besteht aus einem stehenden Cylinder
P, in welchen ein zweiter concentrischer Cylinder
R eingeschoben ist, dessen untere Flansche
gleichzeitig den Boden des Saftfängers bildet. In dem Zwischenraum zwischen P und R hängt ein dritter
am Deckel befestigter Cylinder S herab, welcher nicht
bis auf den Boden reicht, so daſs der aus dem Körper B
austretende Dampf im Saftfänger zwischen Cylinder P und
S
niedersteigt, dann
zwischen S und R nach oben
geht, um schlieſslich in R niedergehend, den Saftfänger
zu verlassen.
Nach dem Zusatzpatent * Nr. 19649 vom 26. März 1882 wird der Heizkörper B (Fig. 8 und
9 Taf. 14) gebildet durch Aneinanderreihen einzelner Heizelemente a aus je zwei mit Buckeln versehenen Platten, welche am
Rande zusammengenietet sind. In der Mitte der Platten sind kreisförmige Oeffnungen
b angebracht; hier werden Metallringe c zwischen die Platten gelegt, welche am Umfange mit
Oeffnungen versehen sind. Der untere Theil der Heizelemente ist in derselben Weise
mit Zwischenlagen versehen, welche am Umfange ebenfalls Oeffnungen enthalten,
wodurch in den Heizelementen die Oeffnungen e
entstehen. Das System wird durch die Guſsplatten f
abgeschlossen und durch die Anker g am Umfange, in der
Mitte durch den Bolzen n und unten durch den Bolzen i zusammengehalten.
In dem so gebildeten Heizkörper tritt durch das Rohr m
Dampf ein, von dem rohrartigen Räume aus durch die Oeffnungen von c in die einzelnen Heizelemente, vertheilt sich hier
und gibt seine Wärme an den die Heizelemente umspülenden Saft ab, während das
Condensationswasser durch die Oeffnungen e in den
unteren rohrartigen Raum tritt, sich hier sammelt und durch das Rohr o abgeleitet wird.
(Schluſs folgt.)