Titel: | Ueber Malz. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 215 |
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Ueber Malz.
(Schluſs des Berichtes S. 168 d. Bd.)
Ueber Malz.
Ueber die Führung des Darrprozesses macht Th. Langer in der Allgemeinen
Zeitschrift für Bierbrauerei, 1882 S. 399 folgende Mittheilungen.
Bekanntlich darf das Malz erst dann höheren Temperaturen ausgesetzt werden, wenn es
genügend ausgetrocknet ist; sonst tritt Glasmalzbildung ein, was mit einem
empfindlichen Verlust an Extractausbeute gleichbedeutend ist. Ferner schreitet im zu
feuchten Malze die nicht sichtbare Bräunung des Mehlkörpers zu weit vor und die
Würzen fallen zu dunkel aus. Wir wissen noch nicht, bei welcher unteren
Temperaturgrenze bei gegebenem Wassergehalte des Malzes diese nachtheiligen
Veränderungen des
Mehlkörpers beginnen; doch ist so viel sicher, daſs der Beginn bei um so niedrigerer
Temperatur eintritt, je feuchter das Malz ist. Wir müssen daher schon in den ersten
3 Stunden der Darrzeit, wo die Temperatur im oberen Hordenraume selbst in den
wärmeren Monaten der Mälzungsperiode bei dünnerem Auftragen 40° nicht erreicht, das
Wasser zum gröſsten Theile wegschaffen.
Die Trocknung des Malzes erfolgt auf der oberen Horde einestheils durch den
aufsteigenden erwärmenden Luftstrom, welcher in den ersten Stunden der Darrzeit
Temperaturen von etwa 70° mitbringt, anderentheils durch Wärmeabgabe der Horde an
das Grünmalz. Die dem Malze mitgetheilte Wärme erhöht die Temperatur der
Malztrockensubstanz, des Malzwassers und bringt den gröſsten Theil des letzteren zur
Verdunstung. Das Grünmalz enthält beim Auftragen etwa 40 Proc. Wasser; im Malze sind
beim Hinunterstoſsen nach der unteren Horde nur noch etwa 5 Proc. Wasser enthalten;
Darrmalz zeigt beim Abräumen einen Wassergehalt von etwa 3 Proc. Die specifische
Wärme der Malztrockensubstanz (0,42) ist um mehr als die Hälfte kleiner wie die des
Wassers; zu einer ergiebigen Temperatursteigerung im Malze gehört daher um so mehr
Wärme, je feuchter das Malz ist. Sprunghafte Erhöhungen der Malztemperatur durch zu
starkes Heizen können daher desto leichter eintreten, je trockener das Malz geworden
ist. Dadurch erklärt sich die sorgfältige Beobachtung der Lufttemperatur im unteren
Hordenraume.
Ein zu schwaches Heizen in den ersten Stunden trocknet das Malz zu langsam aus, ein
Fehler, der durch scharfes Heizen in den späteren Stunden nicht mehr gut zu machen
ist; das Malz kommt mit einem höheren Wassergehalte nach der unteren Horde.
Allerdings läſst sich durch geschickte Luftzugregulirung etwas nachhelfen. Eine
empfindliche Verzögerung in der Wasserabgabe und daher auch in der
Temperatur-Steigerung des Malzes wird durch die anfänglich theilweise Condensation
des aus den unteren Malzschichten aufsteigenden Wasserdunstes in den oberen kälteren
Schichten verursacht, ein Uebelstand, welcher nur durch öfteres Wenden des Malzes
gemildert werden kann.
Bei ein und derselben Temperaturdifferenz zwischen Darrluftsäule und äuſserer
atmosphärischer Luft strömt minutlich desto mehr Luft durch die Züge nach dem
Darrraume, je weiter der Querschnitt der Züge ist. Vermehrte Luftzufuhr bei
gleichzeitiger Einhaltung der richtigen Temperatur bietet aber den nicht zu
unterschätzenden Vortheil, daſs die Wasserabgabe aus dem Malze beschleunigt und
verhältniſsmäſsig rascher jener Grad der Trockenheit in ihm erreicht wird, bei
welchem eine nachtheilige Veränderung des Mehlkörpers in den höheren Temperaturen
während der späteren Stunden der Darrzeit nicht mehr zu befürchten ist. Am
gefährlichsten für das Malz der oberen Horde ist es, wenn der Heizer nach Ablauf der
ersten 2 Stunden die Temperatur durch vermehrtes Heizen und gleichzeitiger
Luftzugverringerung steigen läſst, da es leicht geschehen kann, daſs das Malz noch
viel zu feucht in Temperaturen von 50° und darüber kommt und nachtheilig verändert
wird. Temperatursteigerung ohne genügenden Luftwechsel ist beim Darrprozesse ganz
und gar zu vermeiden:
Nachfolgende Zahlen lassen die Abhängigkeit der Wasserabgabe von der Luftzufuhr
deutlich erkennen:
Stündliche Luftmengecbm
StündlicheWasser-abgabe
WassergehaltdesMalzes
Temperaturdes Malzes(obere Horde)
1. Stunde
8910,7 am 11. Sept.Am 11. September waren 1600k
Grünmalz mit 43,7 Proc. Wasser und 18,7° Anfangstemperatur
aufgetragen worden, am 2. November 1920k mit 39,8 Proc. Wasser, 19° und am 3. November auch
1920k mit 40,5 Proc. Wasser
und 15,6° Anfangstemperatur. Die äuſsere Atmosphäre zeigte für diese
Zeit die mittleren Temperaturen von 21,5, 8,8 und
5,0°. 9115,7 am 2. Nov. 4752,6 am 3. Nov.
163,331k146,284 77,419
37,3 Proc.34,738,0
33,8°24,822,3
2. Stunde
9299,7 9026,6 4620,0
151,648150,315 95,792
29,928,834,6
39,439,427,8
3. Stunde
2742,0Der Heizer hat bei Beginn der 3. Stunde den kalten Zug zum Theile
geschlossen; am 3. November ist die Zugsverminderung am
auffälligsten. 4895,0 909,8
54,420 82,251 20,012
26,825,033,9
47,345,431,4
4. Stunde
4744,1 8846,8 7866,4
83,085145,178178,251
21,517,226,7
54,754,237,5
5. Stunde
4606,3 5698,2 6025,2
71,292 68,918132,309
16,312,919,9
59,461,352,5
6. Stunde
4605,210358,8 5014,4
50,142 94,785 82,217
12,2 6,215,0
66,374,863,7
7. Stunde
10697,8 9022,310252,9
70,833 25,726 87,256
5,7 4,2 9,1
78,381,677,0
Die Beobachtung wurde noch 10 Minuten länger fortgesetzt und bezüglich der
Endtemperaturen und Wassergehalte der Malze auf der oberen und unteren Horde sind
folgende Zahlwerthe erhalten:
Temperatur desMalzes
beimHinunterstoſsen
Wassergehaltdes Malzes
Obere Horde
11. September 2. November 3. November
86,3°85,184,5
4,9 Proc. 4,0 8,7
Temperatur desMalzes beimAbräumen
Wassergehaltdes Malzes
Untere Horde
11. September 2. November 3. November
97,5°96,887,6
2,7 Proc. 2,4 3,6
Die Menge der stündlich einströmenden Luft übt somit einen hervorragenden Einfluſs
auf die Wasserabgabe des Malzes aus. Die abgehende Wassermenge am 2. November ist
bei sonst ziemlich ähnlichen Umständen in der ersten Stunde fast doppelt so groſs
als am darauf folgenden Tage; es konnte aber auch fast die doppelte Luftmenge durch
die Züge eintreten. Noch auffälliger ist der Einfluſs des Luftwechsels auf die
Wasserabgabe bei der Zugsverringerung in der 3. Stunde. Während die Klappenführung
am 11. September und 2. November gut war, ist sie am letzten Versuchstage eine
zweifellos unzweckmäſsige gewesen. Der Heizer hat an diesem etwas kälteren Tage die
Klappe des kalten Zuges gleich bei Beginn der Darrzeit nahezu ganz geschlossen,
während an den beiden anderen Tagen diese Klappenstellung erst nach Ablauf von 2
Stunden eintrat. Während am 2. November in der 1. Stunde 19,6 Procent des
Gesammtwassers aus dem Malz abdunstete, in der 2. Stunde 25,1 Procent, verlor das
Malz am 3. November nur 10,0 und 13,7 Procent des vorhandenen Wassers. Bei so
verzögerter Wasserabgabe konnte die Temperatur im Malze nicht in demselben Maſse
ansteigen; sie bleibt während der Darrzeit um 2,5 bis 16,7° hinter der Temperatur
des Malzes vom Vortage zurück. Das später verstärkte Heizen konnte den begangenen
Fehler nicht mehr ganz corrigiren; das Malz kam mit 8,7 Proc. Wasser gegenüber 4,0
Proc. vom Vortage auf die untere Horde und eine nachtheilige Veränderung des
Mehlkörpers war dadurch eher ermöglicht, wenn nicht schon eine solche auf der oberen
Horde erfolgt ist, wo die Temperatur des noch verhältniſsmäſsig sehr feuchten Malzes
(26,7 Proc. Wasser) in der 5. Stunde um 15° hinaufschnellte.
Ein ganz werthvolles Hilfsmittel zur Beurtheilung des Verlaufes des
Trocknungsprozesses wäre ein Hygrometer im oberen Hordenraume. Die einschlägigen
Zahlen für die 3 Versuchstage waren:
Zeit
11. September
2. November
3. November
RelativeFeuchtigkeitder Luft
Wassergehaltdes Malzes
RelativeFeuchtigkeitder Luft
Wassergehaltdes Malzes
RelativeFeuchtigkeitder Luft
Wassergehaltdes Malzes
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
1. Stunde
82,7
37,3
85,8
34,7
87,4
38,0
2. "
72,1
29,9
77,3
28,8
87,8
34,6
3. "
72,2
26,8
68,6
25,0
84,2
33,9
4. "
51,6
21,5
45,6
17,2
68,7
26,7
5. "
34,7
16,3
29,9
12,9
51,4
19,9
6. "
18,2
12,2
12,3
6,2
26,5
15,0
7. "
9,6
5,7
4,8
4,2
10,1
9,1
8. "
5,6
4,9
3,6
4,0
5,2
8,7
Es läſst sich der erwähnte Zusammenhang zwischen dem Verlaufe der Wasserabgabe des
Malzes und dem Absinken der relativen Feuchtigkeit der vom Malze abziehenden Luft
nicht verkennen. Am 3. November verlief der Trocknungsprozeſs abnorm; wir finden für
diesen Tag um die 5. Stunde eine so hohe Zahl der relativen Luftfeuchtigkeit (51,4
Proc.), daſs sie im Gegensatze zu den correspondirenden Zahlen (34,7 und 29,9 Proc.)
sofort darauf aufmerksam macht, die Führung des ganzen Prozesses sei fehlerhaft.
Uebrigens zeigt sich dies schon in den ersten Stunden der Darrzeit, wenn man ein so
überaus langsames Absinken der relativen Feuchtigkeit nachzuweisen in der Lage
ist.
Verfasser macht schlieſslich folgende Vorschläge zur Erhöhung der Sicherheit in der
Führung des Darrprozesses und zur Erzielung einer andauernd gleichen Malzqualität
zusammen. Es empfiehlt sich bei der Cylinderdarre: 1) Eine Erweiterung der
Zugquerschnitte, um bei vermehrter Luftzufuhr ein rascheres Trocknen des Malzes
gleich bei Beginn der Darrzeit, also noch bei ganz niedrigen Temperaturen zu
erzielen, damit eine Ueberhitzung feuchten Malzes verhütet werde. – 2) Ein nicht zu
frühes Zuziehen der Klappe am kalten Zuge; derselbe soll unter allen Umständen
wenigstens 3 Stunden ganz offen sein. – 3) Zweimaliges Wenden des Malzes auf der
oberen Horde innerhalb jeder der ersten 3 Stunden, um die Austrocknung zu
beschleunigen. – 4) Die Beobachtung der Lufttemperaturen im Freien, in der
Wärmekammer und in den Hordenräumen, um mehr Sicherheit in der Einhaltung des
zuträglichen Ganges der Temperatur zu erzielen. – 5) Die Beobachtung der
Temperaturen beider Malzschichten durch Einführung des Thermometers an mehreren
Stellen der Schichten, wobei die Berührung des Thermometers mit der Horde vermieden
werden muſs.