Titel: | Ueber die Ursache der sauren Reaction mancher Papiersorten; von Prof. Dr. Feichtinger in München. |
Autor: | Feichtinger |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 218 |
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Ueber die Ursache der sauren Reaction mancher
Papiersorten; von Prof. Dr. Feichtinger in München.
Feichtinger, über die saure Reaction mancher Papiere.
In diesem Journal (1882 245 174) habe ich berichtet, daſs
ich bei Gelegenheit von Untersuchungen verschiedener Papiersorten die Beobachtung
gemacht habe, daſs alle Papiere mit Harzleimung mehr oder weniger stark sauer
reagirten und daſs diese saure Reaction von einem Gehalte an freier Schwefelsäure
herrührt.
Von Dr. Härlin in Gauting bei München wird (1882 246 195) die von mir gemachte Beobachtung in so weit
bestätigt, als er sagt: Die geleimten Maschinenpapiere sind fast alle mit
Harzleimung versehen und zeigen mehr oder weniger Neigung, Lackmus zu röthen.
Dagegen ist derselbe der Ansicht, daſs die mit Harzleimung versehenen Papiere keine
freie Schwefelsäure enthalten, sondern daſs die saure Reaction von schwefelsaurer
Thonerde, welche zur Fixirung des Harzleimes angewendet werde, herrührt. Als Beweis
für seine Behauptung gibt er an, daſs die schwefelsaure Thonerde in 90procentigern
Weingeist etwas löslich ist.
Da ich glaube, daſs die Richtigstellung der vorliegenden Frage sowohl im Interesse
der Papierfabrikanten, wie der Verbraucher wünschenswerth ist, so habe ich in
neuerer Zeit wiederholt Versuche angestellt, über deren Resultate ich Nachstehendes
mitzutheilen mir erlaube.
Vor Allem muſs ich bestätigen, daſs reine neutrale schwefelsaure Thonerde selbst in
absolutem Alkohole in geringer Menge löslich ist und daſs der geringe Rückstand, der
beim Verdampfen des mit diesem Salze in Berührung gewesenen absoluten Alkohols
verbleibt, sauer reagirt. Dagegen habe ich gefunden, daſs die neutrale schwefelsaure Thonerde in wasserfreiem Aether vollständig
unlöslich ist.
Auf Grund des Verhaltens der schwefelsauren Thonerde zu Aether halte ich daher
verschiedene mit Harzleimung versehene Papiersorten mit wasser- und säurefreiem
Aether übergössen und damit 2 bis 3 Tage in Berührung gelassen; nach dem Abfiltriren
des Aethers lieſs ich denselben in Glasschalen an der Luft vollständig abdunsten und
behandelte den hierbei zurückgebliebenen harzigen Rückstand mit wenig warmem Wasser;
diese wässerige Lösung reagirte in allen Fällen deutlich sauer und gab, mit
Salzsäure angesäuert und mit Chlorbariumlösung versetzt, einen deutlichen
Niederschlag von schwefelsaurem Baryt.
Diese bei der Behandlung der Papiere mit Aether erhaltenen Reactionen können offenbar
nur von freier Schwefelsäure herrühren und beweisen, daſs die mit Harzleimung
versehenen Papiere wirklich freie Schwefelsäure enthalten; dasselbe wird auch noch
durch folgende Versuche bestätigt.
Nach C. Giseke (vgl. 1867 183
43) wird eine wässerige Lösung der neutralen schwefelsauren Thonerde (und des
Alauns) durch eine mit destillirtem Wasser bereitete Blauholzabkochung (1 Th. Decoct
von 1 Th. Holz) violettroth, eine freie Säure
enthaltende nur bräunlichgelb gefärbt, Diese Reaction wird auch zur raschen Erkennung selbst geringer Mengen freier Schwefelsäure in der
schwefelsauren Thonerde empfohlen (vgl. 1873 208
235).
Die von C. Giseke angegebene Reaction zur Nachweisung
freier Schwefelsäure in der schwefelsauren Thonerde ist in der That sehr
empfindlich, wie nachstehende von mir angestellte Versuche beweisen: 0g,10 reine neutrale schwefelsaure Thonerde wurde
in 1l destillirtem Wasser gelöst; diese Lösung
reagirte sehr schwach sauer und färbte sich, mit Blauholzabsud versetzt, deutlich
violettroth; dasselbe war der Fall mit einer wässerigen Lösung, welche im Liter nur
0g,05 schwefelsaure Thonerde enthielt.
Als ich hierauf zwei Lösungen darstellte, von denen die eine 0g,10, die andere 0g,05 reine schwefelsaure Thonerde im Liter enthielt, und jeder dieser
Lösungen nur 0g,10 reine concentrirte
Schwefelsäure zusetzte,
so trat nach Zugabe von Blauholzabkochung nicht mehr die violettrothe, sondern die
bräunlichgelbe Färbung ein.
Nachdem ich mich von der Empfindlichkeit der angegebenen Reaction überzeugt hatte,
behandelte ich verschiedene mit Harzleimung versehene Papiersorten mehrere Tage lang
mit absolutem Alkohol und verdampfte aus den erhaltenen Filtraten den Alkohol in
Glasschalen; die zurückbleibenden harzigen Rückstände wurden hierauf mit wenig
warmem Wasser ausgezogen und die wässerigen filtrirten Lösungen, welche sauer
reagirten, mit Blauholzabsud versetzt; es entstand hierbei in allen Fällen nicht die
charakteristische violettrothe Färbung, welche bei Gegenwart von neutraler
schwefelsaurer Thonerde eintritt, sondern diese sauer reagirenden wässerigen
Lösungen wurden bräunlichgelb gefärbt.
Hiermit glaube ich, mit Bestimmtheit festgestellt zu haben, daſs alle mit Harzleimung
versehenen Papiere in der That freie Schwefelsäure (wenn auch nur in geringer Menge)
enthalten; allerdings rührt die saure Reaction dieser Papiersorten auch zum Theil
von einem geringen Gehalte an schwefelsaurer Thonerde her. Ob letztere als neutrales
oder als basisches Salz in den Papieren enthalten ist, darüber können erst weitere
Untersuchungen Aufschluſs geben.