Titel: | Die Ergebnisse der Elektrischen Conferenz in Paris 1882. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 220 |
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Die Ergebnisse der Elektrischen Conferenz in
Paris 1882.
(Schluſs des Berichtes S. 178 d. Bd.)
Die Ergebnisse der elektrischen Conferenz in Paris 1882.
Den zweiten Punkt in den Berathungen der zweiten Commission bildete die Vorbereitung einer allgemeinen Statistik über die Wirksamkeit der
Blitzableiter verschiedener Systeme und über die in dieser Beziehung den
Telegraphen und Telephonnetzen zuzuschreibende schützende oder schädliche
Einwirkung. Die ganze Blitzableiterfrage ist seit einigen Jahren in den Vordergrund
der Besprechungen gelangt, vorzugsweise anläſslich der Einrichtung oberirdischer
Leitungen für die allgemeinen Fernsprechanlagen in gröſseren Städten, welche
allerdings nicht unbeträchtliche Metallmassen über die Dächer ausbreiten und daher
berufenen, wie auch leider unberufenen Seiten vielfach Anlaſs zur Besprechung ihrer
sogen. Blitzgefährlichkeit gegeben haben. Man ist in Folge dessen auch wieder auf
ältere wissenschaftliche Gutachten über die nothwendigen Erfordernisse einer guten
Blitzableiteranlage zurückgegangen und es sind andererseits auch neue Untersuchungen
in dieser Hinsicht angestellt worden. Von Besprechungen dieser Art hat man in Paris
gänzlich abgesehen und sich lediglich an die Bestimmungen des Programmes gehalten.
Wenn die danach von der Commission empfohlenen Vorschläge Erfüllung finden, dann
wird das Material vorhanden sein, um mit hinreichender Begründung über die
zweckmäſsigste Art der Blitzableiter ein Urtheil aussprechen zu können, während bis
jetzt in Ermangelung thatsächlicher Angaben hier fast überall nur persönliche
Ansichten zum Ausdruck gebracht werden können.
Die Commission hat sich dahin schlüssig gemacht, den Regierungen die periodische
Prüfung der Blitzableiter, sowie die Beobachtung und Aufzeichnung aller in ihrem
Bereiche vorkommenden wirklichen Blitzschläge nach gleichen Gesichtspunkten zu
empfehlen. Es sollen hierbei die Blitzschläge, von welchen Telegraphen- und
Telephonanlagen betroffen werden, von denjenigen, welche auſserhalb dieser Anlagen
vorkommen, getrennt gehalten und für die beiderseitigen Aufzeichnungen ins Einzelne
aufgestellte Fragebogen, dessen Inhalt unsere Quelle, abdruckt als Anhalt benutzt
werden.
Was die bei Telegraphenanlagen vorkommenden Beschädigungen
durch Blitz betrifft, so hat auch hier die Reichs-Telegraphenverwaltung
schon aus eigenem Antrieb entsprechende Beobachtungen für ihre oberirdischen und
ihre unterirdischen Leitungen angeordnet. Für letztere kommen, wie es in der Natur
der Sache liegt, Betriebsstörungen durch Gewitter auch vor und es ist auch die
Möglichkeit wirklicher Blitzbeschädigungen keineswegs ganz ausgeschlossen: bis jetzt
ist jedoch mit Sicherheit noch nicht ein einziger Fall eines solchen Vorkommnisses
nachgewiesen. Dagegen unterliegen die oberirdischen Telegraphenanlagen ziemlich
häufigen und auch nicht unbeträchtlichen Zerstörungen durch atmosphärische
Elektricität. Während des Sommerhalbjahres 1882 kamen bei den angegebenen 2634
Gewitterbeobachtungen im Ganzen 2433 Fälle vor, in denen die Telegraphenanlagen mehr
oder weniger durch Blitzschläge zu leiden hatten Von den im Gebrauche befindlichen
8589 Platten- und Schneidenblitzableitern wurden 202 oder 2,352 Proc., von den
Stangenblitzableitern 12 Stück und von den bei Fernsprechanstalten eingeschalteten
3912 Spindelblitzableitern 693 oder 17,715 Proc. von Blitzschlägen berührt; die
Blitzableiter hatten sich demnach in 907 Fällen mehr oder weniger wirksam erwiesen.
Dagegen wurden von 875631 Telegraphenstangen im Ganzen 1047 oder 0,119 Proc
beschädigt, davon 296 gänzlich zertrümmert; von den 2708930 Isolatoren
(Doppelglocken) wurden 244 zertrümmert, 30 mit den Stützen aus den Stangen
herausgerissen, im Ganzen 0,010 Proc.; auſserdem wurden die Leitungsdrähte an 27
Stellen zerrissen bezieh. geschmolzen. Im Inneren der Telegraphenanstalten wurden
die Umwindungen von 13 Morse-Apparaten, von 8 Relais, 16 Galvanoskopen, 3 Weckern
und von 25 Telephonen beschädigt, auſserdem in 102 Fällen die Magnetnadeln der
Galvanoskope entmagnetisirt und in 11 Fällen die Zimmer- bezieh. Erdleitungsdrähte
beschädigt. In diesen 178 Fällen hatten demnach die zugehörigen Blitzableiter den
Apparaten nicht einen genügenden Schutz gewährt. Abgesehen von den Blitzableitern
kommen 178 Blitzbeschädigungen oder 11,66 Proc. auf die inneren Einrichtungen und
1348 oder 88,34 Proc. auf die äuſseren Anlagen.
Als dritten Gegenstand behandelte die zweite Commission der elektrischen Konferenz die
Organisation eines systematischen Studiums der Erdströme auf
den Telegraphenlinien, wenigstens der Beobachtung dieser Ströme an den
Terminstagen (1. und 15. jeden Monates) während der Dauer der gegenwärtig in
Thätigkeit befindlichen Polarexpeditionen. Diese Erdströme sind ihrem Wesen nach
eine bisher noch völlig unaufgeklärte, räthselhafte Erscheinung. Sie wurden zuerst
und zu verschiedenen Zeiten wiederholt an den Telegraphenlinien und Apparaten
beobachtet und diese bieten bis jetzt auch das einzige Mittel zu weiteren
Beobachtungen. Leider aber haben diese Linien praktischen Zwecken und den
Bedürfnissen des Verkehrslebens zu dienen und können für rein wissenschaftliche
Bestrebungen nur in sehr beschränktem Umfange zur Verfügung gestellt werden. Es lag
somit auf der Hand, daſs der Wunsch, die Telegraphenleitungen zu ununterbrochenen
Beobachtungen dauernd oder auch nur während des ganzen Verlaufes der Terminstage zu
benutzen, keine Aussicht auf Erfüllung haben würde. Man beschränkte die Empfehlung
deshalb auf die Herstellung besonderer, wenn auch nur kurzer unterirdischer
Telegraphenlinien von einigen Kilometer Länge, thunlichst in den Richtungen Nord-Süd
und Ost-West für die ständige Beobachtung der Erdströme mittels selbstregistrirender
Apparate und auf die Beobachtung der Erdströme in längeren ober- und unterirdischen
Leitungen zunächst während der Dauer der Polarexpeditionen an den Terminstagen,
später an sonst geeigneten Tagen (Sonntagen) und zu solchen Zeiten (Nacht- und frühe
Morgenstunden), in welchen der Telegraphenbetrieb durch diese wissenschaftlichen
Arbeiten nicht beeinträchtigt wird.
Für fortlaufende Beobachtungen mittels Registrirung sind besondere Apparate, soweit
bekannt, bis jetzt nur in Deutschland in zwei verschiedenen Formen aus der Anregung
der von dem Elektrotechnischen Vereine gebildeten Erdstrom-Commission hervorgegangen
und versuchsweise benutzt worden. Der eine der beiden Apparate ist der zu dem
speciellen Zweck abgeänderte Siemens'sche
Rufsschreiber. Der andere Apparat, auf Anregung derselben Erdstrom-Commission unter
specieller Betheiligung des Direktors der Sternwarte, Prof. Dr. Förster, von dem Mechaniker Wanschaff in
Berlin angefertigt, gehört zu den photographisch registrirenden Apparaten. Es wird
bei ihm auf den Spiegel des zu den Beobachtungen in die beiderseits mit Erde
verbundene Leitung eingeschalteten Spiegelgalvanometers ein Lichtstrahl geleitet und
von diesem auf ein photographisch vorbereitetes Glas, das später vielleicht
zweckmäſsig noch durch das leichter zu handhabende photographische Papier zu
ersetzen ist, reflectirt. Dieses wird durch ein Uhrwerk langsam und gleichmäſsig
fortbewegt. Hierdurch werden die von den Erdströmen herrührenden Bewegungen des
Spiegels in einer fortlaufenden Curve registrirt, welche sich nachträglich in der
bekannten Weise leicht fixiren läſst. Jeder der beiden Apparate, welche übrigens von
den deutschen Commissaren in Paris vorgezeigt werden konnten und dort von den
übrigen Mitgliedern mit Interesse besichtigt wurden, hat seine ihm eigentümlichen
Vorzüge und Mängel, welche erst nach einer längeren Ingebrauchnahme die Entscheidung
ermöglichen werden, welche Art demnächst für die fortdauernden Registrirungen am
vortheilhaftesten auszuwählen sein wird. Der Rufsschreiber gibt unmittelbar und in
dem kürzesten Zeiträume die auf ihn einwirkenden Impulse wieder; er ist jedoch
weniger empfindlich, weshalb die von ihm gelieferten Curven eine geringere Steilheit
aufweisen und geringere Schwankungen nicht so auffällig erkennen und verfolgen
lassen; auch wird die absolute Richtigkeit der Curve vielleicht durch den wenn auch
nur geringen, wegen der Ungleichmäſsigkeit des Papieres aber auch nicht immer völlig
gleichwertigen mechanischen Widerstand beeinträchtigt, welchen die Registrirnadel in
ihrer Bewegung auf dem berufsten Papiere, findet. Mängel dieser Art sind bei dem
photographischen Verfahren mit einem sehr empfindlichen Spiegelinstrumente zwar
gänzlich ausgeschlossen; dagegen verlangt die chemische Wirkung des Lichtes immer
eine gewisse Zeit, um wirksam zu werden, und es werden deshalb hier plötzliche
Impulse von sehr beschränkter Dauer vielleicht nicht zur Erscheinung gebracht werden
können, während bei stärkeren Impulsen wegen der Empfindlichkeit der
Spiegelinstrumente die Curven über die Grenzen des Glases oder Papieres
hinausreichen und darum theilweise nicht zur Aufzeichnung gelangen. Für
continuirliche Beobachtungen wird man natürlich, Jim nicht Curven von unübersehbarer
Länge zu erhalten, Uhrwerke anwenden müssen, welche das Registrirmaterial nur sehr
langsam fortschreiten lassen; auch wird es erforderlich, Zeitsignale einzuführen und
zeitweise statt der Erdströme eine Stromquelle von bekannter Intensität (ein
Daniell-Element, unter Einschaltung bestimmter Widerstandswerthe, am besten gleich
demjenigen der Beobachtungsleitung oder gleich einem Vielfachen desselben) auf das
Instrument einwirken zu lassen, um hiernach die Stärke und Polarität der
registrirten Erdströme in jedem Augenblicke bestimmen zu können. Sehr zweckmäſsig
und keineswegs eine für den Mechaniker unlösbare Aufgabe würde es sein, wenn diesen
Erfordernissen durch selbstthätige Vorrichtungen genügt würde; indessen kann das
Nothwendige auch allenfalls durch das die Instrumente bedienende Personal zur
Ausführung gebracht werden.
Es darf hier noch bemerkt werden, daſs der bekannte „Siphon-Recorder“ von William Thomson sich auch unmittelbar zur Registrirung
von Erdströmen eignet; für dauernde Aufzeichnungen müſste indessen auch für ihn der
Ablaut des Papieres wesentlich verlangsamt werden, um das Material auf ein
übersehbares Maſs zurückzuführen. In gleicher Weise ist er durch Vorrichtungen zur
Bezeichnung der Nulllinie und zur Angabe der Zeiten zu vervollständigen bezieh. dem
Zwecke anzupassen, wie es mit dem Rufsschreiber bereits geschehen ist.
Auch hinsichtlich der zeitweisen Beobachtungen der Erdströme zunächst an den
Terminstagen der Polarexpeditionen hat die Reichs-Telegraphenverwaltung die zum
Ausdruck gebrachten Wünsche der Pariser Commission schon vor ihrer Verlautbarung in
ausgedehntem Maſse und in solcher Weise erfüllt, wie es wahrscheinlich bis jetzt bei
keiner anderen Verwaltung nicht nur Europas, sondern des ganzen Erdkreises geschehen
ist. Es war dies allerdings nur möglich, weil man bei diesen Versuchen auf die
elektrischen Meſseinrichtungen mit den vorzüglichsten Apparaten u.s.w. zurückgreifen
konnte, welche speciell für die dauernde elektrische Controle des unterirdischen
Telegraphennetzes bei
einer Reihe von Telegraphenanstalten bereits vorhanden waren; allein es darf hierbei
doch mit gewiſs nicht unberechtigter Befriedigung noch darauf hingewiesen werden,
daſs auch das Beobachtungspersonal die Beobachtungen vom ersten Augenblick an mit
einer Präzision ausgeführt hat, welche um so mehr Anerkennung verdient, weil
derartige rein wissenschaftliche Beobachtungen dem nur für praktische Zwecke
bestimmten Personal im Allgemeinen doch ferner liegen. Es genügte, ohne irgend
welche vorgängige Belehrung oder Vorübung, ganz kurz vor dem ersten
Beobachtungstermine, das Verfahren anzugeben, nach welchem die Beobachtungen
erfolgen sollten, um sogleich zu einem durchaus befriedigenden Ergebnisse zu
gelangen. Die gewonnenen Resultate und das Verhalten des betreffenden Personals
haben auch bei verschiedenen Mitgliedern der Pariser Commission, welchen von
denselben Kenntniſs gegeben worden war, eine gleich günstige Beurtheilung
erfahren.
Die Beobachtung der Erdströme an den mehrgenannten Terminstagen erfolgt von 5 bis 7
Uhr Vormittags zum Theil auf oberirdischen, zum Theil auf unterirdischen Leitungen
und zwar, soweit die vorhandenen Instrumente (Spiegelgalvanometer mit Skalen) dazu
ausreichen, gleichzeitig an beiden Enden der Leitungen auf folgenden Strecken:
Hamburg-Berlin, Berlin-Thorn unterirdisch, ferner Hamburg-Berlin, Berlin-Halle a. S.
oberirdisch und Frankfurt a. M.-Straſsburg unterirdisch.
Referent theilt eine Reihe von Beobachtungen an oberirdischen und unterirdischen
Linien und die dabei erlangten Stromcurven mit.
In vierter Reihe endlich beschäftigte die zweite Commission die Einrichtung eines telemeteorographischen Netzes, dessen Einführung seit
Jahren, namentlich von Dr. van Rysselberghe am
meteorologischen Observatorium in Brüssel, befürwortet wird, welcher auch die
erforderlichen Apparate construirt hat; ein ähnliches System ist von Olland in Utrecht angegeben. Die vorliegende Frage ist
ebenfalls schon vielfach auf den verschiedenen Meteorologen-Conferenzen der jüngsten
Zeit behandelt und es ist hier nicht verkannt worden, wie es für die praktische
Witterungskunde, die Wetter- und Sturmprognosen von groſsem Werthe sein könnte, wenn
man mittels registrirender Apparate bei den einzelnen Stationen in jedem Augenblick
unmittelbar Kenntniſs erhalten würde von den meteorologischen Zuständen an einer
Reihe entfernt liegender Beobachtungsorte. Allein es sind doch die Schwierigkeiten,
welche sich einer solchen Einrichtung und ihrer wirklichen Verwerthung
entgegenstellen, nicht zu unterschätzen. – Schon mehrfach ist hier sowohl für die
Beobachtungen der atmosphärischen Elektricität, als für die Verfolgung der Erdströme
darauf hingewiesen worden, daſs ein schwerwiegendes Hinderniſs für die
Nutzbarmachung des Beobachtungsmaterials in seiner eigenen Massenhaftigkeit liegen
wird; dennoch handelt es sich in diesen Fällen nur um ein nachträgliches Studium
desselben, bei welchem man an die Innehaltung bestimmter Zeitfristen durchaus nicht
gebunden ist. Sollen dagegen die telemeteorographischen Registrirungen in dem
beabsichtigten Sinne einen wirklichen Nutzen stiften, dann müssen sie stets sofort
verarbeitet werden; der Erfolg würde aber auch davon noch abhängen, daſs bei jeder
meteorologischen Centralstelle die Beobachtungen nicht von einzelnen, sondern von
einer ganzen Reihe von Beobachtungsstationen telemeteorographisch eingingen, und es
würde diese Anhäufung von Material den Meteorologen vielleicht mehr zu
Verlegenheiten, als zum Nutzen gereichen. Fortlaufende Registrirungen haben gewiſs
ihren hohen Werth für die Meteorologie nicht Blinder, als für andere Zweige der
Wissenschaft, aber doch kaum zu augenblicklicher Verwerthung, sondern vorzüglich zu
nachträglichen wissenschaftlichen Arbeiten und Vergleichungen bei den Studien in
Ruhe und Muſse. Hierzu aber reichen lokale Registrirungen und deren zeitweise
Veröffentlichungen aus; es bedarf hierzu nicht eines so erheblichen Aufwandes, wie
ihn die Herstellung eines telemeteorographischen Netzes erfordern würde.
Selbstverständlich können für den Telegraphenbetrieb bestimmte Leitungen für
telemeteorographische Registrirungen nicht verfügbar gemacht werden; es würde
vielmehr die Herstellung besonderer Leitungsnetze von ganz erheblichem Umfange
erforderlich sein, welche einen verhältniſsmäſsig ebenso groſsen Aufwand an
Herstellungs- und Unterhaltungskosten erheischen würden. In Belgien soll augenblicklich allerdings
eine ähnliche Einrichtung versuchsweise mit einem Aufwande von 24000 M. getroffen
werden. Eine solche Summe läſst sich ja allenfalls für wissenschaftliche
Versuchszwecke opfern. Die Nachfolge gröſserer Staaten würde jedoch für jeden
derselben den 10- und 20fachen Aufwand bedingen und, wenn es sich um Summen von
solcher Höhe handelt, dann muſs vor der Bewilligung der
Ausgabe der praktische Nutzen schon besser gesichert sein, als es bis jetzt für die
Telemeteorographie der Fall ist. Unter solchen Erwägungen war man in Paris auch bald
darin einverstanden, daſs es mindestens für jetzt noch nicht an der Zeit wäre, an
die Regierungen in dieser Beziehung mit Vorschlägen und Empfehlungen heranzutreten;
dagegen sollte den Regierungen der Wunsch ausgedrückt werden, die Aufgabe der
theoretischen und praktischen Meteorologie durch thunlichste Erleichterungen im
Telegraphenverkehr so viel als möglich zu fördern. Die Geneigtheit hierzu ist
bekanntlich schon vorhanden und sie hat sich nicht nur darin bekundet, daſs die an
dem internationalen Telegraphenvertrag theilnehmenden Staaten und Verwaltungen,
welche im Uebrigen, abgesehen von wirklichen Telegraphendienst-Telegrammen, die
Gebührenfreiheit für Telegramme im internationalen Verkehre grundsätzlich
ausschlieſsen, doch dem Vorbehalt, die Gebührenfreiheit auf meteorologische
Diensttelegramme auszudehnen, schon seit langer Zeit im internationalen
Dienstreglement ausgesprochen haben, sondern auch darin, daſs thatsächlich ein
ziemlich reger Austauch meteorologischer Telegramme zwischen den Centralanstalten
der verschiedenen Länder organisirt ist.
Der dritten Commission war die Aufgabe gestellt, eine
absolute Lichteinheit aufzusuchen, mit welcher die
Helligkeit der verschiedenen Lichtquellen verglichen werden könnte. Obschon die
Lösung dieser Aufgabe durch die Einführung der elektrischen Beleuchtung und deren
zunehmende Verbreitung eine gröſsere praktische Bedeutung erlangt hat, so konnten
die bisherigen Erfahrungen und Versuche doch noch nicht für ausreichend erachtet
werden, um schon jetzt eine solche allgemeine Lichteinheit aufzustellen. Es kam zwar
zur Sprache, daſs Violle in Lyon sich mit Versuchen
beschäftigt, um die von einer 1qc groſsen
Oberfläche schmelzenden Platins in vertikaler Richtung ausgestrahlte Lichtmenge als
passende Lichteinheit praktisch brauchbar zu machen; allein der Vorschlag, diese
Einheit aufzustellen, konnte nicht zur Annahme gelangen, weil die Vorversuche hierzu
noch nicht weit genug gediehen und zum Abschlüsse gebracht waren. Es wurde daher
zwar die Fortsetzung und Unterstützung dieser Versuche befürwortet, im Uebrigen aber
empfohlen, sich bis auf weiteres noch mit den bisher gebräuchlichen Lichteinheiten
und Lichtmeſsmethoden zu behelfen. Als solche stehen bekanntlich in Frankreich die
Carcel'sche Lampe, in anderen Ländern Normalkerzen
in verschiedenen Formen im Gebrauch und die Commission betonte noch, daſs bei
verschiedenen Messungen die Gleichartigkeit der Lichteinheiten sorgfältigst beachtet
werden müſste.