Titel: | Neuerungen an Reducirventilen. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 236 |
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Neuerungen an Reducirventilen.
Patentklasse 47. Mit Abbildungen auf Tafel 18.
Neuerungen an Reducirventilen.
Das von R.
M. Marchant in London (* D. R. P. Nr. 18769 vom 19. August 1881) angegebene
Reducirventil gehört zu jener Gruppe von Apparaten, welche einen bestimmten Druck
nur um ein bestimmtes Mais verringern können und im Falle einer Aenderung des zu
vermindernden Druckes stets einer neuen Einstellung bedürfen. Marchant benutzt den Druck, welchen ein
Flüssigkeitsstrom entsprechend seiner Geschwindigkeit auf eine ihm entgegengestellte
ebene Platte ausübt. In das zum Ventil führende Rohr ist eine kreisrunde Platte a (Fig. 15
Taf. 18) eingesetzt, deren Durchmesser nur wenig geringer ist als die Rohrleitung
weit und welche von einer ihr zur Führung dienenden Stange b getragen wird. Die Platte ist durch ein Gelenk c mit dem zur Regulirung verwendeten Doppelsitzventil dd1 verbunden. Auf das
Ventil wirken im Betrieb stets der vom Widerstand der Platte herrührende Druck,
welcher es zu schlieſsen bestrebt ist, und die durch die Spannung der Spiralfeder
f erzeugte Kraft, welche es zu öffnen sucht. Die
Wirkung der von auſsen regulirbaren Feder wird noch dadurch unterstützt, daſs das
Ventil d1 gröſseren
Durchmesser besitzt als d. Einer bestimmten
Federspannung wird also ein bestimmtes Maſs entsprechen, um welches der Druck
vermindert wird, wobei die Grenzen des erzeugten Enddruckes zwischen Null und der
durch die Drosselung in Folge der Querschnittsverengerung bei a bedingten Spannung liegen können, wenn die
Abmessungen so gewählt werden, daſs bei gänzlich entlasteter Feder der Ueberdruck
auf a genügt, um das Ventil ganz abzusperren.
Ein ebenfalls hierher gehöriges, etwas einfacheres Reducirventil ist von Karl
Fritz in Würzburg (* D. R. P. Nr. 19415 vom 28. September 1881) angegeben. Wie
die in Fig. 16
Taf. 18 dargestellte Anordnung zeigt, beruht die Wirkung des Apparates darauf, daſs
ein durch den Doppelhebel c mit einer elastischen
Metallplatte b verbundenes Ventil d in Folge der Durchbiegungen gesteuert wird, welche
die elastische Platte b unter dem im Apparate
vorhandenen Ueberdruck erleidet. Das Ventil kann mittels der von auſsen
nachstellbaren Spiralfeder f auf die gewünschte
Druckdifferenz eingestellt werden. Diese Construction hat gegenüber der zuerst
beschriebenen den Vorzug gröſserer Empfindlichkeit, während sie den Uebelstand mit
ihr theilt, daſs Schwankungen im Druck vor dem Ventile gleiche Veränderungen hinter
demselben wachrufen.
Ein Reducirventil, welches diese Eigenschaft nicht besitzt, ist von Berger-André und Comp. in Thann, Elsaſs (* D. R. P. Nr. 19369 vom 4. Februar
1882) construirt; dasselbe reducirt, einmal eingestellt, stets auf den
gleichen Druck, unbekümmert darum, wie die Spannung vor dem Ventile wechselt. Wie
aus Fig. 18 Taf. 18 ersichtlich, beruht die Construction auf der Anwendung zweier Kolben
von ungleichem Durchmesser, welche direkt durch ein Gewicht belastet sind. Die gut
eingeschliffenen, ziemlich langen, mit Labyrinthdichtung versehenen Kolben a und b sind conaxial über
einander angeordnet und tragen zwischen sich das Kegelventil c, dessen Durchmesser gleich ist dem des gröſseren Kolbens a. Strömt in die Kammer d
Dampf von bestimmter Spannung ein, so wird derselbe, da er nach oben und unten
gleiche Druckfläche findet, keinerlei Wirkung auf das Ventil äuſsern; dieses sinkt
in Folge der Belastung G. Der Dampf strömt durch die
Ventilöffnung nach der Kammer e, kommt dort aber mit
verminderter Spannung an, da er während des Durchganges eine Drosselung erfährt. Der
in die Kammer e übergetretene Dampf wirkt nach oben auf
die Ventilfläche c, nach unten auf die Fläche des
kleineren Kolbens b; das Resultat ist eine auf Hebung
des Ventiles gerichtete Kraft. Dieser entgegen wirkt die Summe aus Last G und Gewicht der Kolben sammt Ventil. Es wird offenbar
eine Stellung des Ventiles geben, bei welcher diese beiden Kräfte sich das
Gleichgewicht halten; der Druck in der Kammer hat dann gerade jene Gröſse erreicht,
welche der Belastung entspricht. Daſs dieser Druck allein abhängt von der Belastung
des Ventiles und der Differenz beider Kolben ist leicht zu beweisen. Bei einer
plötzlichen Steigerung des Druckes in d würde wohl
einen Augenblick auch die Spannung in e wachsen;
dadurch wird aber sofort das Ventil c so weit gehoben,
daſs in Folge vermehrter Drosselung wieder jener Druck entsteht, welcher der
Belastung der Kolben das Gleichgewicht hält. Da der zu erzielende Druck um so
kleiner wird, je gröſser die Differenz beider Flächen ist, so wird man, wenn sehr
starke Druckverminderung erzielt werden soll, den Querschnitt des kleinen Kolbens
auf Null reduciren, wodurch die in Fig. 17
Taf. 18 wiedergegebene Abänderung entsteht. Es ist klar, daſs auf die
Empfindlichkeit des Apparates die Reibung der Kolben namentlich bei nicht ganz
sorgfältiger Ausführung und vollkommen lothrechter Aufstellung, ferner die Gröſse
der zu bewegenden Masse und nicht zum wenigsten die Form des Ventilkörpers an der
Durchgangsstelle einen bedeutenden Einfluſs ausüben werden.