Titel: | Zur Herstellung und Prüfung von Cement. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 257 |
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Zur Herstellung und Prüfung von
Cement.
Zur Herstellung und Prüfung von Cement.
Zur Herstellung von Cement mittels Bauxit will L.
Roth in Wetzlar (D. R. P. Kl. 80 Nr. 19800 vom 2. Februar 1882) Hochofenschlacke, mit der
erforderlichen Menge Kalk und Bauxit innig gemischt, zu Ziegeln formen, diese
brennen und mahlen.
Bei der Untersuchung von Portlandcement auf
Schlackenmehl ist nach C. Heintzel (Thonindustriezeitung, 1883 S. 9) zu berücksichtigen,
daſs die Zusammensetzung des Cementes und der als Zusatz namentlich verwendeten
Hochofenschlacken (vgl. 1882 246 391) sich innerhalb der
Grenzen bewegt:
Portlandcement
Schlacken
Kieselsäure
21 bis 25 Proc.
30 bis 35 Proc.
Thonerde
3 „ 8
10 „ 16
Eisenoxyd
3 „ 4
–
Eisenoxydul
–
2 bis 4
Manganoxyd
Spur
–
Manganoxydul
–
Spur 4
Kalk
58 bis 64
40 bis 50
Magnesia
1 „ 4
2 „ 6
Schwefelsäure
1 „ 2
Spur 1
Schwefel
Spur 0,5
1 bis 2
Alkalien
1 bis 3
2 –
Vermischt man nun einen Cement mittlerer Zusammensetzung mit
25 Proc. Schlackenmehl, ebenfalls mittlerer Zusammensetzung, so erhält man ein
Gemisch, dessen Analyse ergeben würde:
Kieselsäure
25,4 Proc.
Thonerde
7,4
Eisenoxyde
3,6
Manganoxyde
0,8
Kalk
58,0
Magnesia
3,0
Schwefelsäure
1,4
Schwefel
0,6
Alkalien
2,0
Auffallend ist zwar der geringe Gehalt an Kalk und die gröſsere Kieselsäuremenge. Der
Cement könnte jedoch eine gröſsere Menge des durch freiwilliges Zerfallen der
Cementschlacken sich bildenden blauen Mulms enthalten von der Zusammensetzung:
SiO2
27,5 Proc.
Al2O3
7,5
Fe2O3
3,0
CaO
58,5
MgO
2,0
Schwefel
0,5
SO3
Spur
KO, NaO
1,0
Der hohe Mangan- und Schwefelgehalt macht den Cement zwar der Verfälschung
verdächtig; alle diese Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung reichen aber
nicht hin, um mit völliger Gewiſsheit auf die Anwesenheit von Schlackenmehl zu
schlieſsen.
Portlandcement ist specifisch leichter als Schlackenmehl; 1l Cement wiegt, lose in das Gemäſs geschüttet,
durchschnittlich 1288g, eingerüttelt 1840g, Schlackenmehl 1100 bezieh. 1500g. Bekanntlich hat nun das beim Schlämmen des
Cementes zurückbleibende grobe Korn dieselbe chemische Zusammensetzung wie der
Cement. Zeigt sich nun dieses Korn nach dem Abschlämmen eines Cementes chemisch
auffallend anders zusammengesetzt als die Originalprobe, so ist dies ein sicherer
Beweis, daſs man es mit einem Gemisch zu thun hatte. Portlandcement und
Schlackenmehl werden wegen verschiedener Feinheit des Mehles und der verschiedenen
specifischen Gewichte halber sich stets in Verhältnissen abschlämmen, welche nicht
proportional den Mischungsverhältnissen des Schlackenmehlcementes sind. Eine
quantitative Bestimmung der Beimischung ist aber auch hier nicht möglich.
Unter dem Mikroskop erscheint der Cement als poröse, der Lava ähnliche, graue Körner,
Schlackenmehl als glasige, scharfkantige, weiſse oder grünliche Körner.
Reiner Portlandcement soll sich ferner mit 33,3 Proc. seines Gewichtes Wasser gut
anrühren lassen; Schlackenmehl braucht 40 bis 45 Proc. Wasser, um einen
ausgieſsbaren Brei zu geben. Da Schlackenmehl in der ersten Zeit wie ein
indifferenter Körper wirkt, der die Molecüle des Cementes nur aus einander hält, so
werden hiermit stark versetzte Cemente stets langsam abbinden und nach dem Abbinden
nicht den „Kern“ haben, der den langsam abbindenden Portland auszeichnet. Als
sicher kann gelten, daſs rasch abbindende, gleichmäſsig durch die ganze Masse
erstarrende Cemente frei von Schlacke sind. Die Anfangsfestigkeit eines mit
Schlackenmehl versetzten Cementes ist viel geringer als die des reinen Cementes.
Zugstücke, welche aus stark Schwefel haltigem Schlackenmehlcement hergestellt sind,
zeigen beim Zerreiſsen nach Monatsfrist einen auffallend dunkelgrünen Kern. Aus
solcher Verfärbung aber unbedingt die Anwesenheit von Schlackenmehl zu behaupten,
wäre wiederum gewagt, da auch in seltenen Fällen Portlandcemente, die aus
Wiesenmergel mit Schwefel haltigen Beimischungen verfertigt sind, dieselbe
Erscheinung aufweisen.
Somit ermöglicht nur die Berücksichtigung aller dieser Anhaltspunkte ein sicheres
Erkennen der Vermischung.